Akademie Thortmanne

Ein erstaunlicher Grund

Viele getreue Leser des Wiedener Herolds werden schon von den Gerüchten gehört haben, was sich tat unlängst im vergangenen November auf Werant. Es ist wahr! Der Rat entsandte Ratsfriede nach Champa und es waren sogar sieben an der Zahl. Nicht zufällig will man meinen.

Was genau sie dort taten ist noch nicht gänzlich geklärt, doch spricht man schon um ein Opfer und eine Festsetzung des Barons Alfried im dortigen Kloster des Sonnenordens durch seine eigenen Vertrauten. Auch verließen die Ratsfriede Champa weder allein noch mit leeren Händen. Sie brachten etwas mit aus Champa, was im vergangenen Jahr laut vorliegenden Informationen eine, wenn nicht gar die gewichtigste Rolle in Fehde der Baronien Champa und Siebenhöfen spielte.

Erinnert Ihr Euch an einen in Soodemunt gefallenen Stern? Eben diesen haben die Ratsfriede an sich gebracht und aus Champa entfernt. Wohin?
Werte Leser, die Sieben reisten von Champa direkt nach Hardemunt in die Nähe von Thortmanne am Vielfurtenweg. Dort sollte sich auch auf Einladung des Rates der bescheidene Schreiber dieser Zeilen einfinden, um am Sechzehnten des Decemberes einem Ereignis beizuwohnen und mit diesem Texte hier zu berichten.

Anstelle einer für Hardemunt üblichen verlassenen Wildnis jenseits der Städte, fand der bescheidene Schreiber eine große Baustelle vor. Es scheint, als würden dort große, alte und halb verfallene Gemäuer wieder aufgebaut und mit neuen Anbauten ergänzt. In alten Archiven finden sich sicher noch Hinweise, was dort einst stand. Was aber dort neu entsteht, wurde am besagten Tage enthüllt. Eine Akademie für – und das ist ein Sensation – Thaumaturgie! Um allen Lesern den Sinn dieses schwierigen Wortes zu erläutern sei es hier vereinfacht übersetzt mit “Wunderwirkung und Zauberei”. Wer hierbei jedoch an Scharlatanerey und Humbug denkt, der fehlt gewaltig!

In einer großen Rede wurden diese Überraschungen von keinen Geringeren als den Durchlauchtigstkeiten Frau Tete Hengst von Wilgau und Herr Hatto Knob von Greb den Eingeladenen eröffnet. Unter diesen fanden sich allerlei ehrenwerte Bürger und Adel aus jedweden Provinzen Trums.
Mit diesem Tage hat Trum wieder eine Akadamie für Zauberei und Wunderwirkung seit Neonis verlassen wurde. Doch diese hier bei Thortmanne im Hardemuntschen ist gar gegründet im Auftrag des Rates. Spektakulär!

Die Aufgaben und das Wirken wurden von den Exzellenzen des Rates in der Rede nur grob eröffnet, sind jedoch in Schriften verfasst, die als Duplum den städtischen Bibliotheken zukommen werden. Als Leiter der Akademie wurde Ludwig Barthelmus Schrage, seines Zeichens Meisteralchimist, bestimmt und umgehend mit seiner ersten Aufgabe betraut. Die Vernichtung des gefallenen Sterns aus Champa.

Ohne langes Federlesen machten sich einige schon der eben vorgestellten Akademie verpflichteten Magister an die für mundane Menschen äußerst seltsame Arbeit. Sie umringten, im Einklang unverständliche Worte sprechend ein mit allerlei Symbolen verziertes Podest, auf das die oben erwähnten Ratsfriede eine grünlich schimmernde Kugel legten. Wachbüttel sorgten für ausreichend Abstand zur Sicherheit der Anwesenden. Vielen konnte man das Unbehagen direkt vom Antlitz lesen.

Wellen von, aus Ermangelung anderer Worte für das Geschehene, flimmernder und erstarrter Luft wogten in immer kürzeren Abständen vom Kreis der Magister zum gefallenen Stern und umhüllten diesen in schwachem Glanze. Nach eingiger Zeit wurde aus dem Glanze ein Strahlen und dieses schrumpfte zu einem kleinen, gleißend hellen Punkt dort, wo vor Kurzem noch die grüne Kugel des gefallenen Sterns lag. Zuletzt stürzte eine großen Woge
der Magister auf den Punkt ein und hernach ward Stille. Den staunenden Eingeladenen wurde bedeutet, dass nun das erste gefährliche Artefakt durch die Akademie vernichtet wurde und damit die Gründung vollzogen ward.

Nicht aus allen Gesichtern sprach Wohlwollen und einige Zeugen des Erlebten ließen sich ob dringender Unpässlichkeiten vom anschließenden prächtigen Gelage entschuldigen. Darunter auch kirchliche Würdenträger und der Baron aus dem Siegesund.

Der Wiedener Herold wird die treuen Leser weiter über die Geschehnisse und Hintergründe zum Beschriebenen informieren.

Ruprecht Langgrund
Schreiber des Wiedener Herolds zu Wilgau

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