Die Entstehung
Jonathan Hafenwehr, Bibliothekar zu Gergonsmund sagt hierzu: „Man kann von den Alten im Land eine Geschichte hören, das vor langer, langer Zeit die Inseln von Trum aus den Wolken gefallen sein sollen. Ursprünglich waren es noch drei große Inseln mehr. Doch diese sollen beim Aufprall auf die Welt zerbrochen sein. Übrig sind nur kleine Stücke, die heute die Inseln um die beiden großen sind. Nun das erzählen die Alten… Ach, glaubt doch was Ihr wollt…“
Das letzte Königreich
Friedhelm Wehrbrecht, Ehemaliger Oberkommandierender der Stadtwache von Gergonsmund erinnert sich: „Als ich noch ein Junge war, waren die Zeiten viel besser. Ich wohnte mit der Familie in der Stadt und wir besuchten täglich den Markt. An den letzten Tagen der Woche gab der alte König immer ein ritterliches Gastspiel, zu dem wir in unseren besten Kleidern gingen. Dann kam die Zeit in der ein kalter Ostwind jahrelang durch unsere Stadt blies und schlussendlich das Leben unseres alten Königs mit sich fort trug. Damals war ich bereits der Hauptmann der Stadtwache. Doch die, die nach unserem König kamen, hatte nie wirklich eine Chance auf eine lange Herrschaft. Zu klein, zu schwach und zu sehr in Knaben verliebt war der, der nun den Thron Trums bestieg. Wessen Dolch dann die Zeit der Kriege einleitete, wurde nie bekannt und ist nun auch schon lange her.“
Der alte Friedhelm blickt aus seinem Bett durch das Fenster vor dem ein Vogel in Richtung der untergehenden Sonne fliegt und tut einen letzten tiefen Seufzer.
Die kleinen Kriege
Es war eine kleine Kammer irgendwo in der Stadt Siebenhöfen. Baal Odersieg saß am Fenster des Raumes uns sah hinaus. Sollte nun alles Enden und der Friede wieder einkehren? Diese Frage stellten sich so viele in diesen Tagen. Denn es waren die Tage des Konvents der Mächtigen.
Der großgewachsene Recke aus dem Fürstentum Werant sank mit dem Kopf auf die Fensterbank. Die Erinnerung an die Kriege überkamen ihn wider. Er war damals schon als Leibwache von Fürst Tilmann Göttel von Riederbrack an dessen Seite. Damals als die Nachricht vom Tod des Alten Königs kam. Als die West Sewenländer einen König auf den Thron setzten und er im Auftrag seines Fürsten aufbrach, nur mit einem Messer bewaffnet …aber heute sollte all dies hoffentlich enden.
Der feige Überfall der Sewenländer im Fürstentum Harden. Die Wölfe Sooden in seiner Heimat Werant. Die Towener Flotte brennend vor Gergonsmund. Die Schlacht an den Quellen von Tegomunds Fluss, die den Fluss tagelang rot färbte. Alle Fürsten wollten nach dem Tod des West Sewenländer Königs ihre Einflußgebiete möglichst ausweiten, um selbst den Thron Trums zu besteigen. Doch viele nahmen sich zu viel vor. Enderes Mahn war der nachfolgende Fürst im West Sewenland. Er hatte zu wenig Zeit, um seinen Einfluß zu festigen und er wurde vom Geldadel seines eigenen Landes erledigt. In Harden beging Rainer Trost den Fehler, West Sewenland, Sewenland und Towen gleichzeitig anzugreifen. Er fiel inmitten seiner Ritter auf den Schlachtfed Bergensgrund im Sewenland. Auf seinen Tod folgte ein sehr strenger Winter in Harden und kein Fürst wollte dort regieren. Von Heimo Reich, dem Fürst von Sooden, erzählt man sich, dass er aus einer siegreichen Schlacht gegen das fünfte Wiedener Reiterregiment zurückkehrte, bei der wohl über tausend seiner eigenen Leute verloren hat. Die Bauer sagen, er wäre zur Schlucht der tausend Tränen geritten und hätte sich mit einem Pferd in den Wasserfall gestürzt. Das war auch die Zeit, in der alle gegen die Piraten losschlugen und so manchen von ihnen versenkten. Die Piraten schlossen sich vor kurzem erst unter einem Anführer zu einer großen Allianz der Freibeuter zusammen. Sie waren maßgeblich an der Aufnahme der Friedensverhandlungen beteiligt. In vier Fürstentümern stellte der Adel große Söldnertruppen auf und befestigte seinen Einflussbereich. Diese vier gibt es noch heute. Hier und da entstanden Türme in der Landschaft, die daraufhin in Angst von den Menschen gemieden wurde. Nur wenige Dörfer widerstanden durch Zusammenschluss dem Einfluss der mächtigen Parteien in der Nähe und wurden selbstständig. Alles in allem wurde viel und überall gekämpft. Baal Odersieg hatte noch vor kurzem einen reisenden Gaukler sagen hören: „An den Stellen, an denen damals die höchsten Leichenberge nach einer Schlacht aufgestapelt wurden, kann man noch heute die Schreie der Sterbenden hören.“
Ein Glocke tönte hell aus dem benachbarten Saal. Baal stand auf und seine Hand zitterte leicht als er die Türklinke berührte. Was würde er im Sitzungssaal Siebenhöfen zu sehen bekommen?
Die Aufsplitterung
Auf die Rückseite des ersten Blattes schrieb er vorsichtig seinen Namen: Gerwin Waldmann. Es war das letzte was in dem kleinen Buch noch fehlte an dem er die letzten vier Jahre seines Lebens gearbeitet hatte. Es trug den Titel: Auf dem Konvent der Mächtigen – Die Neuordnung Trums
Seine Hände zitterten Leicht als er es zuschlug. Das Tintenfass schraubte er zu und räumte den Platz auf, an dem er so lange gesessen hatte. Noch einmal erinnerte er sich an die Zeilen, Artikel und Verse die er aufgeschrieben hatte.
Nach den Jahren des Krieges waren es einige Freie Stadtobmänner, der Fürst vom Sewenland und nicht zuletzt die inzwischen hungernden Piraten, die alle anderen dazu brachten die Kampfhandlungen einzustellen und jeweils einen Abgesandten nach Siebenhöfen zu senden.
Es war ein strenger Winter in dem die Abgesandten die Tore der Stadt erreichten und von den Piraten misstrauisch beäugt wurden. Es waren lange Tage und Nächte die die Vertreter der Gebiete im Großen Saale Trums verbrachten und das Konzil dauerte nahezu 40 Tage. Im Grunde genommen blieben bis heute alle Provinzen aus dem letzten Königreich erhalten, auch wenn West Sewenland, Sooden und Harden ihre Fürsten auf den Schlachtfeldern der letzten Jahren verloren hatten. West Sewenland wurde von den reichsten, ansässigen Kaufleuten und deren Söldnern übernommen während sich in Harden und Sooden Dorfgemeinschaften zusammenschlossen und das Land beanspruchten. Auch erklärten die größeren Städte, die während der Kriege ihre Verteidigung ohne Fürsten durchstehen mussten, nun ihre Unabhängigkeit und Selbstständigkeit. So zerfiel das einstige Königreich Trum zu einem Land aus vielen Parteien. die sich nun regelmäßig in der Stadt Siebenhöfen treffen um wichtige Entscheidungen gemeinsam zu treffen.
Stolz erfüllte Gerwin als er sein Buch hielt. All die Jahre hatten sich gelohnt. Er würde sofort zur großen Bibliothek in Gergonsmund aufbrechen und sein Buch mit der Bitte um Vervielfältigung einreichen. Wenn die Bibliothekare sein Buch annähmen, würde er seine Familie auf die nächsten 10 Jahre versorgt wissen.
Dreizehn Tage später erreichte Gerwin die ehemalige Reichshauptstadt Gergonsmund in den Kaufmannslanden. Sechs weitere Tage später hatte er sein Buch erfolgreich den Bibliothekaren vorgestellt und diese boten an, ihn in den Rang eines Magisters der Bibliothek Gergonsmund zu erheben und sein Buch durch die Schreiber vervielfältigen zu lassen. Gerwin willigte sofort ein und sandte per Taube eine Nachricht an seine Familie ihm in die Hauptstadt zu folgen.