An das Kirchenstift St. Knausler,
zusammen mit Bruder Alistair, dem ebenso fanatischen wie hochrangigen Ordenskrieger des Tempels des Ignis von Surabat, zog ich erneut auf Wallfahrt in die verfluchten Landen des Kaiserreichs Welder, wo uns großes Werk gelang. Nicht berichten möchte ich über die ganzen Widrigkeiten und dem Tode, dem ich wie stets nur gerade so entkam und meiner sündigen Schuld, nur durch die magische Heilung eines verdeimelten Zauberers von einem Schnitt durch meine Kehle gesundet und überhaupt berichtsfähig zu sein. Oder dass ich wie so oft wegen Missverständnissen fehlerhaft angeklagt vor Gericht landete. Auch nicht reden möchte ich meiner Teilnahme an einem professionellen Mediationsgespräch mit einer Hexe, die ich gerne verbrennen, die dies aber nicht zulassen wollte. Sondern ich will erzählen vom Vollbrachten.
Pilgerprobst Bruder Alistair Kirschenhain gelang es, mit großem Lager allerseits trefflich Eindruck zu schinden und mit dem allerhöchsten Zelt, unser Sonnensymbol über alle anderen anwesenden Konfessionsgemeinschaften zu stellen. So kam allerley Menschlein zu uns und wir konnten Beichten und Ablassbriefe verkaufen. Selbst Räuber griffen mich an, um einen Ablassbrief zu rauben, der sie von diesem Raub freispricht.
Nach harten Verhandlungen mit den ansässigen Nonnen eines Klosters, welches unter anderem dem Gott des Lichts verehrt, gelang es, für die Sonnenkirche einen weiteren Wallfahrtsort zu sichern. Somit stehen nun derer an Zahl zwei in den verfluchten Landen und wir können unliebsame Pilger mit ungewisser Rückkehr dort hin zur Zwangsbuße verschicken. Zusätzlich weihten mir die Priesterinnen meinen Solarisschlüssel, auf dass ich hoffe, dass dessen verbrauchte Wunderkräfte wieder zurückkehren.
Mit besonderer Hochlöblichkeit kann ich zudem berichten, dass unsere Heiligen im Ausland auf allerhöchstes Interesse stießen. So wurde ich vom Baron von Drakenhein einer großen und bedeutsamen Reisegruppe nicht nur angeworben, zu einem großen Feste mit viel Publikum in einer großen Andacht von allerlei unserer Heiligen zu berichten, sondern er stehe ich nun als zweites Pfründeamt als sein persönlicher Kaplan ihm zu Diensten auf seinen Reisen. Zu sehr ergriffen ihn unsere Heiligengeschichten und er konnte gar nicht genug bekommen von ihren Weisheiten.
Besonders angetan haben es ihm und seinem Gefolge der Heilige Knausler, unseren Arbeitsschutzheiligen vom namensgebenden Missionsstift. Sogleich beschlossen sie, diesen in ihrer eigenen Konfession einzugliedern und auch einen Arbeitsschutzheiligenvertreter zu benennen, der Abweichlern von den Arbeitsschutzvorschriften einen gehörigen, aber erzieherisch wertvollen Stein gegen den Kopf wirft, so wie es einst der Knausler tat. Und sogar hatten wir alle eine Erscheinung, als wir in einem Gefolgsmann des Barons einen Manne erkannten, der dem Knausler Glich wie ein Knausler dem anderen und der verpflichtet wurde, dessen Pose einzunehmen.
Anbei möchte ich eine Kleinigkeit anderer Art bemerken, dass nämlich unsere Landeswährung wiederholt Frohlocken bereitete, sogar selbst als Ware gekauft wurde, um daraus Schmuckmedaillons zu bauen.
Und eine persönliche Rührung dachte mir das Schicksal zu, als es mich an meine Zeiten beim Sonnenorden zu Champa erinnerte. Kann es denn die Möglichkeit sein, dass ich einem getreuen Nachbau meiner Heldenstatue in Champa auch im Ausland begegnete? Ist dies ein Zeichen, ich hätte doch alles richtig gemacht bei dem Brand von Siebenhöfen? Doch ist meine Zeit als Ordenskrieger vorbei. Der Sonnenorden liegt hinter mir und mit ihm mein Weg des Schwertes. Meine Zukunft gehört der wohltätigen Mission mit dem Wort und der wahrheitstreuen Deutung der Berichte über unsere Heiligen.
So endet nun mein Bericht. In einigen Monden werden Alistair und ich erneut in die verfluchten Landen reisen, denn mehrere Schäfchen wollten mit der Pilgergenossenschaft Gelbe Sonne eine Wallfahrt unternehmen und der Baron von Drakenhain erwartet neben Beratung noch fundierte Forschungsergebnisse, die ihn als das kirchliche Oberhaupt seiner Baronie bestätigen. Ich gab zu, es wäre ein großer Zufall, wenn ich da etwas in den alten Archiven fände, aber es seien schon weit unwahrscheinlichere Tatsachen von mir religiös bestätigt worden.
Mit sonnigen Grüßen
Bruder Lammfromm
Vikar am Missionsstift St. Knausler aus Gergonsmund