Tagebuch Lady Antonias auf ihrer Reise nach Trum

Durskalde, am dreiundzwanzigsten Tage des zwölften Monates im Jahre 1513 nach den Runark-Kriegen

Heute ist der Beginn der Reise nach Trum, ich bin deutlich aufgeregt und auch Sina springt und hüpft vor Vorfreude in meinem Arbeitszimmer herum. Überall liegen schon seit Tagen meine Kleider, Hüte und sonstige Dinge die ich benötige herum.

Ich habe Sir Derius und meine Cousine Estelle, schon vorbereitet und gebeten beim nächsten Zusammentreffen, mit dem Abgesandten aus Trum, ich glaube Ulbrich oder so war sein Name, meine Wünsche und vor allem meine Abreise dorthin anzukündigen. Ich bin gespannt wie er sich schlägt, er machte bei unserer letzten Begegnung auf dem Bankett einen netten und beherrschten Eindruck. Ich hoffe das bleibt so, ich habe deutliche Bedenken, wenn ich an die Trumer bei der letzten Taverne zur Armunia denke, ob es wirklich eine gute Reise wird. Ich denke ich muss meine Ansprüche etwas kürzen und einfach dieses Land und seine Bewohner auf mich zukommen lassen. Ob die Grüne Feste wohl dort auch vor Ort sein wird? Ich hatte bei der letzten Begegnung mit diesem Söldner Bernhelm ein komisches Gefühl, er hat so über meine Heimat geschimpft und wirkte hoffnungslos. Was soll nur aus uns werden, wenn wir alle unsere Hoffnung so schnell fahren lassen? Dann wird Solania an das Böse fallen und nichts wird bleiben. Ich mag diese Gedanken gar nicht zu Ende denken. Aber vielleicht sind die Trumer robuster, als die grüne Feste. Die Heilerin Elder machte jedenfalls nicht so einen geschundenen Eindruck, obwohl sie schlimme Dinge erlebt hat und sehr betroffen war vom Tod der Herzogin.

Trotz allen Diskussionen mit dem Baron über die Reise unter dem solanischen Banner und der Verfahrensweise mit den Flüchtlingen auf Trum, bin ich mir sicher, dass ich auch diese Aufgabe meistern werde.

Mein Herz ist allerdings immer noch schwer, da unsere allseits geliebte Herzogin Tod ist und der Baron nun Ihr Erbe angetreten hat. Und zu allem Überfluss in dieser ungewissen Zeit muss ich Solania verlassen und eine noch schwerere angehen.

Oh, bei Bélea, mir wird schon jetzt mulmig wenn ich daran denke, das ich irgendwie und vor allem zum Besten meines Landes, eine Ehefrau und Mutter für Solania finden muss. In Trum wird meine Suche beginnen und ich hoffe und flehe Bélea an, das ich die Richtige finde. Die genauso wie unser Baron sein Land und sein Volk lieben wird. Es wird schwer eine Frau in ein vom Bruderkrieg zerfressenes Land zu bringen, welches nur Krieg und Unruhe zu bieten hat. Könnte ich ihr zeigen wie Solania einst war, was für wundervolle Bälle die Herzogin gegeben hat, wie aufregend es war auf die Jagdgesellschaften zu gehen, wie glücklich ich in dieser Zeit war. So wäre es ein Leichtes. Mir wird das Herz schwer, wenn ich an mein früheres Leben denke, welches bestimmt war von Freude und Liebe. Nichts ist von dem geblieben, meine Familie ist vernichtet worden, keiner hat den Gottkaiser überlebt und meine einstige Unbefangenheit und der Wunsch Kinder zu haben, einen eigenen Haushalt und ein eigenes Gestüt mit einer Pferdezucht ist zerstört. Nichts ist geblieben und doch bin ich reich beschenkt worden vom Schicksal. Ich darf nie vergessen, dass ich ein gutes Leben führe.

Aber wollen wir nicht in alten und vergangen schwimmen, sondern in die Zukunft blicken.

Ich werde mich auf meine Reise eingehend vorbereiten und hoffe darauf in Trum mehr über diese unbekannte Insel zu erfahren und Beziehungen zu knüpfen, die für uns hilfreich sind.

Ich habe Sir Derius eine Depesche hinterlassen, in der er erfahren wird, dass ich abgereist bin. Meine Spione berichteten mir, dass es in Trum eine bekannte Taverne gibt, irgendetwas mit Kupferkrug oder so. Ich habe ihn zu einem bestimmten Tage dorthin bestellt, damit ich mich schon einmal mit ihm austauschen kann. Vielleicht hat er dann auch schon Neuigkeiten über die Front und mehr Informationen bzgl. des Todes der Herzogin.

Manchmal bin ich unendlich müde und möchte mich verkriechen, obgleich ich weiß das meine Arbeitssucht, meine Liebe zu Solania und die Liebe zu meinem Baron mich treiben werden. Ich schließe nun diese ersten Zeilen meines Tagebuches und werde sobald wir auf See sind weiter schreiben.

 

Trum, am fünfzehnten Tage des ersten Monates im Jahre 1514 nach den Runark-Kriegen

 

Wie ich schon befürchtete, hat es sich nicht ergeben, weitere Einträge zu verfassen, aber jetzt wo ich kurz vor der Anlandung in Trum stehe, will ich noch einmal alles wiedergeben, um meinen Kopf zu leeren und gestärkt an diese meine Aufgabe heranzutreten.

Die Seereise war erträglich, wobei der Kapitän zur Sicherheit die solanische Flagge erst hisste, als wir weit weg vom Festland waren. Ich persönlich hätte sie eher gehisst, aber er meinte ich wäre zu unvernünftig, nur eine Frau und sollte mich aus den Angelegenheiten der Seeleute bitte raushalten. Ein alter Haudegen dieser Kapitän, aber ich fügte mich, um keinen Streit zu provozieren und sicherlich hat er ja auch Recht.

Die meiste Zeit hab ich an Deck verbracht, allerdings selten in Gesellschaft meiner Zofe, die die Seereise nicht gut vertrug. Unter diesen rauen Seemännern musste ich einige Male in mich hinein kichern, den immer wenn sie mich nicht wirklich wahr nahmen, machten sie derbe Sprüche über die beiden anwesenden Frauen an Bord und kaum entdeckten sie, das ich in Hörweite stand, flüchteten sie vor mir. Ich werde es überleben, im Feldzug ist es ja auch nicht anders.

Als Trum in Sicht kam, war ich überrascht. Eine wunderschöne Landschaft zeigte sich und innerlich blutete mir das Herz, weil ich weiß, dass hier alles friedlich ist und das Volk nicht unter der Knute eines Gottkaiser´s zu leiden hat.

Als der Kapitän mich informierte, dass wir bald anlanden werden, schaute ich an mir herunter und dachte, dass ich wie immer verschlafen habe zu überlegen wie ich mich kleiden sollte. Probleme einer Diplomatin, aber es wurde höchste Zeit sich zu richten, die schäbige Reisegewandung abzulegen und eines meiner wunderschönen Kleider anzulegen. Also lief ich in meine Kabine und Sina half mir halb noch grün im Gesicht in mein Wappenkleid. Die Haare steckte sie schnell hoch und zog mein Haarnetz darüber. Ich war mir nicht sicher, ob mein Diadem nicht übertrieben wäre aber ich legte es trotzdem an, um nicht allzu nackt auf dem Kopfe zu wirken. Dann packte ich schnell meinen Beutel legte meinen neuen Schmuck an und ging wieder an Deck, um die Einfahrt nach Uhlenbruch zu erleben. Die Schönheit dieser Gegend überwältigte mich und als der Kapitän mich bat, dass die Mannschaft einen etwas längeren Landgang erhalten sollte, willigte ich ein. Allerdings hielt ich vorher noch eine ordentlich Standpauke, das ich ein anständiges Benehmen der Männer erwartete, schließlich waren wir auf einer Mission unterwegs, die nicht durch das unflätige Benehmen der Matrosen gestört werden sollte. Ich bin mir immer noch unsicher, ob das die richtige Entscheidung war. Aber nun ist es geschehen. Ich weiß, dass ich jedem, der sich nicht an diese Anweisungen hält persönlich und mit aller Härte bestrafen muss und dieses auch tun werde.

Und wieder wie so oft in letzter Zeit verfalle ich meinen eigenen Gedanken und fange an mit meinem Schicksal zu hadern, der Hass in mir auf den verdammten Gottkaiser und seine Schergen, auf unwiederbringlich verlorene geliebte Menschen und die Stimme die nach Frieden und Liebe schreit, ist unerträglich. Ich vermisse Estelle, meine geliebte Cousine, die ich so sehr schätze. Ich hoffe sie wird in Solania nicht so gequält werden, wie ich. Aber ich hörte Gerüchte das sich eine neue Liebe, am Hofe des Barones anbahnt. Sir Derius scheint ein Auge auf Estelle geworfen zu haben, wie schön das ist. Vielleicht können wir dann bald einmal ein schönes Ereignis feiern. Eine Hochzeit in Durskalde die groß gefeiert werden kann. Das wäre doch allerliebst und würde auch den Baron erfreuen. Dann können wir die Gläser auf das Paar erheben, feiern und tanzen wie in alten Zeiten.

Aber das alles liegt noch in ferner Zukunft und ist eigentlich in dieser Mission auch nicht wichtig. Jetzt werde ich mein Streben und Tun nach Trum richten und hoffe dass die Reise für mich und den Baron ein Erfolg wird.

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