Spitzbübin – Heinrich Heine

Sie hatten sich Beide so herzlich lieb,
Spitzbübin war sie, er war ein Dieb.
Wenn [er Schelmenstreiche]1 machte,
[Sie warf sich aufs Bett]2 und lachte.

Der Tag verging in Freud‘ und Lust,
Des Nachts lag sie an seiner Brust.
Als man ins Gefängnis ihn brachte,
Sie stand am Fenster und lachte.

Er ließ ihr sagen: «O komm zu mir,
Ich sehne mich so sehr nach dir,
Ich rufe nach dir, ich schmachte» —
Sie schüttelt‘ das Haupt und lachte.

Um Sechse des Morgens ward er gehenkt,
Um Sieben ward er ins Grab gesenkt;
Sie aber schon um Achte
Trank rothen Wein und lachte.

Herbstlied – Volkslied

Die Astern in den Gärten, sie blühen, sie blühen,
die Astern in den Gärten, der Sommer geht vorbei.

Die Herbstblätter fallen, es treibt sie der Wind,
sie wirbeln und sie drehn sich, der Sommer geht geschwind.
Kastanien in den Wäldern, sie reifen, sie reifen,
Kastanien in den Wäldern, sie fallen auf den Weg.

Die Herbstblätter segeln,… Die Herbstblätter kreiseln,…

Grauer Regen aus den Wolken, er prasselt, er prasselt,
grauer Regen aus den Wolken, ein Sturm geht übers Land.

Die Herbstblätter fallen,…

Das Lied in meinem Herzen ruft Freude, ruft Freude,
das Lied in meinem Herzen, der Herbst zieht ein ins Land.

Die Herbstblätter fallen,… Die Herbstblätter fliegen,…