3 Gedanken zu „Schreibereien von Anka, Schankmaid mit Herz“

  1. Ankas Tagebuch zum Stern

    Die Tasche ist gepackt! Der Mantel wärmt die Schultern, es geht los! Was für ein Tatendrang! Das hätte ich nicht gedacht, als ich vor kurzem in Siebenhöfen in der Taverne die Soldaten der Mauerwache traf und sie mir von dem Stern erzählten,der in Soodemundt vom Himmel gefallen sein soll. Soldat Henna versuchte gerade dem einfältigem Pförre zu erklären,dass der Baron sie entsenden würde, als ich ihnen ihr Bier brachte. Ein Stern!! Leuchtend und strahlend, funkelnd,wie sieht der wohl von Nahem aus? Ich habe noch nie einen Stern angefasst. Wie sich der wohl anfühlt? Kühl oder heiß glühend? Ich habe die Jungs kurzerhand gefragt ob sie mich mitnehmen und jetzt bin ich fast da! Das Abenteuer geht los!

  2. Am Morgen des Gildentreffens – Notiz:

    Du meine Güte, was für ein Traum…

    Normalerweise schlafe ich auf den Seereisen zwischen Trum und Westfora recht gut, aber diese Nacht hat mich wohl der Klabautermann besucht.

    Ganz panisch schreckte ich von meinem Lager auf und sah mich um. Was war da geschehen in meinem Kopf? Ich sehe immernoch die geschlachteten Leichen meiner Freunde in dem Burgsaal liegen. Elder, Herr Ekarius, Henna und sogar Fidolin. Es gab eine Verschwörung und niemand hat es gemerkt.

    Ich saß gerade in einer Unterhaltung mit einer Frau zusammen, die guter Hoffnung schien. Der Bauch war so rund, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis neues Leben diese Welt erblicken sollte. Wir waren alle wegen des Gildentreffens hier und harrten der Dinge, die da kamen, als plötzlich aus beiden Türen viele Männer hineinstürmten und begannen einen Jeden niederzumetzeln, der für sie erreichbar war. Ich saß starr vor Schock. Es zupfte Jemand an meinem Ärmel. Ich sah wie betäubt nach oben und schaute in das blasse Gesicht des Galgenpeters. Er bedeutete mir mit ihm zu kommen und schnell verschwanden wir durch eine versteckte Hintertür ins Freie. Neben der Mauer standen einige tapfere Recken der Sturmkrähen und schauten uns düster an. Ich konnte nicht glauben, was darin gerade geschehen war. Der Galgenpeter schaute mich noch an und wandte sich dann den Sturmkrähen zu, die ihn fragten, ob alles gut gelaufen sei. Ich starrte sie an … und lief fort.

    Ich habe gar kein gutes Gefühl, was diese Reise betrifft… ob Peter und die Sturmkrähen auch dort sein werden?

  3. Was war das für ein wildes Sommerfest?

    Auf dem Weg von Theotmund zurück nach Siebenhöfen war unsere Gruppe um den Siebenhöfener Tross sehr still. Wir waren alle sehr angeschlagen von den Geschehnissen auf Westfora und ich begreife immernoch nicht so recht, was dort geschehen ist, wie knapp wir alle dem Tod entronnen sind. So viele von uns wurden entführt, gefangen genommen und gar gefoltert. Elder scheint mir sehr nachdenklich, sie schreckt oft des Nachts auf und ich höre sie wimmern. Herr Ekarius konnte nur mit vereinten Kräften von der Tür des Todes zurückgeholt werden und wirkt derzeit oft sehr in sich gekehrt und auch ich habe einen Kehlenschnitt zu verzeichnen, die mir die Sturmkrähe im Wahn zugefügt hat. Wer weiß, vielleicht ist das reisende Abenteuerleben im Tross doch nicht das Richtige für mich. Doch es gab doch auch so viele gute Momente. Mit meinen Freunden, ihnen helfen können, mit ihnen zu lachen und zu weinen. Was gibt es Wertvolleres auf der Welt als das?

    In Dale machten wir für einen Tag halt. Zu langsam ging der Tross voran und ich meinte zu sehen, wie Ekarius und die anderen das Zusammentreffen des Barons fürchteten. Wieder keine gute Kunde, die wir mit nach Hause brachten. Dale liegt nur wenig von Siebenhöfen entfernt und Ritter Kuno lud nah und fern zu einem Sommerfest und der Eröffnung der dortigen Taverne ein.

    Auf dem Weg gesellte sich die junge Jägerstochter Kira zeitweise zu uns. Sie erzählte mir, dass sie von daheim fortgelaufen sei, weil ihr Vater sie mit dem Metzgersohn verheiraten wollte. Jetzt wollte sie sich erstmal von Männern fern halten und die Welt erkunden. Ich finde das gut! So ähnlich begann schließlich auch mein Weg ins Abenteuerleben. Auch wenn die Ceriden, die in Siebenhöfen zumeist der Religion fröhnen meines Wissens die Frau dem Manne untertan sehen. Doch schaut Freya oder gar Elder an, die auch wunderbar ohne Mann zurechtkommen.
    Da fällt mir ein, dass Thorrik sich an diesem Tag sehr um Elder bemüht hat. Er erkämpfte ihr sogar ein wunderschönes Schneckenhaus gegen eine Armee von Feuerameisen.

    Fynn der Barde war da und sang uns das Lied von Ekarius´ Hellebarde und ich hatte gut zutun in der Taverne die durstigen Mannen und Weiber zu versorgen. Denn James hatte mich und ein anderes Mädchen namens Altmut für den Tag eingestellt. Vier Kupfer! Ha! Und ich bekam sogar noch mehr! Dieser Tag hat sich wahrlich gelohnt. Ich legte mich abends mit vierzehn Kupfer, einem edlen Stein und einem Diamanten zu Bett, die fröhlich in meiner Geldkatze klimperten. Mit viel Arbeit zum Erfolg hatten Wurschtls Karten gesagt.

    Und Freya hatte einen Disput mit Wurschtl, den ich nur am Rande mitbekommen habe. Unser lieber Gänsegustl war an dem Tag auch nicht so recht er selbst, wie mir schien. Wahrscheinlich ist er ihr mit irgendetwas auf die Füße getreten, das sie nicht auf sich sitzen lassen wollte. Herr Ekarius bekam Wind davon und nahm sich des Streits an. Auch ich sollte gegen Wurschtl aussagen. Das war eine rechte Zwickmühle für mich. Denn sind es doch beide meine Freunde! Und ich will weder, dass Freya traurig ist, noch dass Wurschtl bestraft wird und Schmerzen erfahren muss. Herr Ekarius drohte gar mit dem Tode! Ich war fassungslos. Jetzt konnte ich erst Recht nichts mehr dazu sagen. Ich will niemals für Folter oder Tod eines Menschen oder gar Freundes verantwortlich sein. Mir war, als würde Freya mich vorwurfsvoll anschauen, doch ich konnte nicht mehr für sie einstehen, als mich aus der Sache weitest möglich herauszuhalten. Als Wurschtl nun bestraft wurde, versteckte ich mich in der Küche bis alles vorbei war und mein schlechtes Gewissen, dass ich nichts getan habe plagt mich immer noch. Danach wirkte er sehr betrübt. Freya hielt sich den Rest des Tages von ihm fern und unterhielt sich mehr mit der Fuchsbrigarde und Kira.

    Außerdem gab es auf dem Fest tatsächlich mehrere Scharmützel, als Krieger des Bundes der weißen Schlange auftauchten und eine Perle forderten. Einige von uns hatten im Wald eine seltsame hölzerne Blume gefunden, die sich nicht öffnen ließ. Ich weiß nicht, wer es dann doch geschafft hat, doch als ich mit Freya, Kira, Thorrik und meinem Theo im Wald daran vorbei kam (Wir waren auf der Suche nach ein paar magischen Blumen für Elder. Und Freya und ich sind ja mittlerweile Experten im Blumen suchen, finden und sammeln), war sie erblüht und in ihrer Mitte lag eine glänzende grüne Perle. Wir hatten zuvor erfahren, dass es einen Wettstreit geben würde zwischen dem Bund der weißen Schlange und Arndt, dem Ritter des grünen Baums. Ich kenne Arndt aus Soodemund. Ein verschlossener, naturverbundener Ritter. Ich freute mich, dass die Perle für ihn stand, denn die gegnerischen Perlen sollten schwarz sein. Also griff ich danach. Die anderen warnten mich, es könne magische Auswirkungen haben. Doch ich bin ein Glückskind. Mir passiert nichts. Und so war es. Wir fanden die restlichen Blumen für Elder und brachten Herrn Ekarius die Perle, der uns dafür und für unser Schweigen reich entlohnte. Ich wunderte mich, dass es niemand wissen durfte, doch es erwies sich als klug. Denn schon bald griff die weiße Schlange erneut an und bedrohte die edle Frau des Ritters. Ich verschwand auf Geheiß von Ekarius im Wald, um die Perle deren Zugriff zu entziehen. Schnell verschwand ich mit Kira im Wald und wir versteckten uns mit Theo hinter dem dichten Gesträuch. Als uns Ekarius später suchte, waren wir ganz verschreckt vor Furcht, denn wir hatten gehört, dass die weiße Schlange ihre Opfer nach dem Tode auffrisst und wir wollten nicht gefressen werden. Doch dann erkannten wir meinen Freund und wir kamen wieder zurück. Es hatte leider nicht geklappt, die Perle war eine Fälschung. Wo war denn dann die echte? Doch die Krieger der weißen Schlange wurden schließlich von der Fuchsbrigarde, Freya und den anderen tapferen Recken überwältigt und kurzerhand am Baum aufgeknüpft. Sie baumelten in der Abendsonne wie faule Früchte am Obstbaum. Ich weiß nicht so recht, wie ich das finden soll… Aber Ritter Kuno wirkte so, als wäre so etwas für ein Sommerfest auf seinem Land ganz normal.

    Doch als sich der Tag dem Ende zuneigte wurde die Stimmung ausgelassener. Ritter Kuno hatte dem Trumschen Gold gut zugesprochen und auch die anderen Gäste hatten sich mittlerweile von den Anstrengungen erholt. Die Wunden von den Scharmützeln waren versorgt, die Bettler waren gesättigt (Einen von ihnen konnten wir sogar glücklich machen, als wir ihm seinen vergessenen Namen gaben: Martin), Fynn sang am Feuer fröhliche Lieder und in der Taverne wurde ein lustiges Spiel gespielt. Ich unterhielt mich viel mit den Gästen und fütterte Theo, der als Tavernenschutzhund diese Nacht auf uns aufpassen sollte. Immer wieder wurde mein Name gerufen und ich brachte diesen oder jenen Botengang hinter mich oder füllte Gläser.

    Auch Herr Ekarius hatte später noch eine Aufgabe für mich… Er kam zu mir und sagte, dass sich bald ein Mann bei mir vorstellen würde, dem er gesagt hätte, dass ich einen edlen Tropfen hinterm Haus habe. Ich schaute ihn verwirrt an, wusste ich doch nichts von solch einem Tropfen. Doch wenn Herr Ekarius das sagte, würde es wohl stimmen. Ich nickte also und machte mich wieder an meine Arbeit. Kurz darauf stand ein fremder Mann vor mir und fragte mich nach dem genannten Tropfen. Ich strahlte ihn an, griff nach einer Laterne und sagte, wir müssen ihn holen, er sei hinterm Haus. Fröhlich plappernd gingen wir also in die Dunkelheit, als Ekarius und Henna plötzlich an mir vorbeischritten und sich den Fremden holten. Ich blieb verwirrt stehen. Der Fremde lag regungslos auf dem Boden. Ich schaute Ekarius entsetzt an und sagte, dass wir schnell nach einem Heiler rufen müssten, der Mann bewegte sich ja nicht mehr. Doch Ekarius schaute nur gleichgültig und sagte: „Der braucht keinen Heiler mehr. Der ist tot.“ Mir blieb die Luft weg. Meine Arme wurden schwer, meine Hände kalt, als ich begriff, was hier geschehen war. Ich atmete tief ein und spürte das Entsetzen und Wut in mir aufsteigen. Was ist das denn bitte für ein Handeln? Einem Fremden einfach das Leben zu nehmen. Im Dunkeln hinterm Haus. Und dann auch noch mich dafür auszunutzen! Mich! Ich schimpfte drauflos, dass meine Freunde begreifen sollten, dass ich das keineswegs gut finde! Was erlauben sie sich! Henna schaute Ekarius an, der im Dunkeln stand und unterbrach meine Rede mit der Feststellung, dass ich eine Zeugin bin und Zeugen in der Regel überflüssig sind. Ich starrte ihn an, doch Herr Ekarius sagte sofort „Schluß, Henna. Das ist Anka. Die bringen wir nicht um.“ Ich stand da. Unfähig irgendetwas zu denken. Die beiden griffen sich den Leichnam des Mannes und schleppten ihn in ein Gebüsch am Rande des Steinbruchs. Was war da gerade geschehen? Mir wurde ganz schlecht. Wie konnte Henna so etwas sagen? Ich hatte ihm nie etwas getan. Im Gegenteil! Waren wir nicht Freunde? Haben unsere gemeinsamen Abenteuer etwa nichts zu bedeuten? Und Herr Ekarius. Diese Meuchelei passte so gar nicht zu dem Helden, den ich stets in ihm sah. Den großen Mann, mutig und unerschütterlich einstehend für seine Leute. Immer weiß er, was zu tun ist und niemals hätte ich ihn infrage gestellt. Doch jetzt bestraft er Wurschtl hart, bringt fremde Leute in dunklen Ecken ums Leben …. Immerhin stellte sich für ihn nicht die Frage, was mit mir geschehen sollte. Mein Herz wäre zerbrochen, noch bevor er mich vom Leben befreit hätte. Habe ich doch mit Elder um sein Leben gekämpft, immer widerspruchslos seine Weisungen befolgt und mir stets Sorgen um ihn gemacht, wenn er wieder und wieder und wieder verletzt aus einer Schlacht heim kam. Haben wir nicht gemeinsam gelacht und gesungen das Lied für seine Hellebarde? Nein. Das kann er nicht vergessen. Ich werde weiterhin seine Freundin sein. Und er mein Freund und Weibel.

    So stellte sich für mich auch nicht die Frage, ob ich die beiden Wachsoldaten bei ihrem Tun mit einer Lüge und Ablenkung schützen würde. Ritter Kuno kam nämlich plötzlich um die Ecke auf dem Weg zum Abort und sah uns dort stehen. Der Leichnam war gerade unter den Zweigen verschwunden. Ich lenkte des Ritters Aufmerksamkeit auf mich und sprach von der Suche nach Pilzen für die Suppe des Barons und dass die beiden Männer zu meinem Schutz mitgekommen sein. Ekarius sprang mit einem Licht für den Ritter zur Seite. Doch es half nichts, er sah dennoch die Stiefel des Mannes im schwarzen Grün des Waldes und schickte Ekarius und Henna nachzusehen. Ich begleitete ihn zurück zur Taverne. Doch Herr Ekarius konnte den Vorfall leicht mit Worten vertuschen und der Abend neigte sich bald dem Ende, so dass wir alle schlafen gehen konnten. Zuvor berichtete Herr Ekarius mir noch kurz, weshalb der Mann so eine Gefahr gewesen war und warum ich bitte Stillschweigen halten sollte. Ich habe es nicht ganz verstanden, aber ich glaube, es ging dort um den Zwist zwischen Champa und Siebenhöfen und dass der Mann ein Schmuggler war. Ich hoffe einfach, dass Ekarius recht gehandelt hat und versuche den Vorfall zu vergessen. Ob es mir gelingt weiß ich noch nicht… dafür war es zu erschreckend.

    Noch immer plagen mich die Gedanken um all meine Freunde. Es wirkt, als würden sich unsere Wege alsbald trennen. Freya und Wurschtl mit ihrem Zwist waren beide recht beklommen für den Rest des Abends. Elder hat schlimme Träume, Henna wollte mich stumpf beiseite schaffen und Herr Ekarius wirkt so düster. Ich mache mir Sorgen. Hoffentlich beruhigt sich das alles wieder, wenn wir einige Zeit in Siebenhöfen sind und die Schrecken der Reise vergessen können.

    by Anka

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