Wildgänse – die Irrlichter

Dem König treu ergeben, der sehr weise und schon alt,
Kämpft´ ich an seiner Seite, gewann Ehre dort schon bald.
D´rum rief er mich zu Hofe, dass ich ihm dort dienen sollt,
Behüten seine Braut, die er bald ehelichen wollt´,
Ihr Liebreiz, ihre Schönheit waren weithin wohlbekannt,
Als Ritter der Provinz war ich weit unter ihrem Stand,
Doch liebte sie Geschichten aus den Dörfern um die Burg,
Fühlt sich nicht mehr gefangen, sondern treu umsorgt.

Siehst du, wie die Wildgänse ziehen?
Eisiger Wind trägt mein Lied übers Feld.
Banner auf dem Turme hoch wehen,
Hier geschieht nur, was dem König gefällt.
Ach wär´ ich frei wie die Gänse zu sehen die Welt.

Jede Stunde ihres Lebens hab´ ich über sie gewacht,
Wie ihr Bruder, ihr Vertrauter bis zu jener Nacht:
Ihr Haar im Bade offen, Rosenblüten, Kerzenschein, Immer war ich bei ihr, doch nie mit ihr allein.
Mein Leben ihr zu opfern war schon immer meine Pflicht,
Doch meine Liebe, mein Verlangen, bezwang ich letztlich nicht.
Ihre schwarzen Augen berauschten meinen Sinn,
Willig und verzaubert gaben wir einander hin.

Siehst du,…

Ein Kammerherr, der neidisch war, sah diesen Hochverrat,
Erzählt´ dem König wortgewandt die Schande meiner Tat.
Gekränkt und wild von Zorn erfasst, richtet mich seine Wut:
Verwundet von des Königs Schwert lag ich in meinem Blut.
Mein bester Freund entwindet mir ihr teures Liebespfand,
Ein Tuch, bestickt mit Wildgänsen von ihrer zarten Hand,
Er reitet fern ins Klostertal noch in dieser Stund´
Und lebt sie noch, so bringt er ihr meines Todes Kund´.

Siehst du, wie die Wildgänse ziehen?
Eisiger Wind trägt mein Lied übers Land.
Liebster, sag mir, konntest Du fliehen?
Dem König allein schuldet´ ich meine Hand,
Weinend ins Kloster auf Lebtag verbannt.

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