„Herr Baron, ich bin mir sicher, dass eure Männer euch bereits zu genüge von den Vorfällen in den neu entdeckten Landen berichtet haben. Auch die Wiederbeschaffung des Ceridenkreuzes ist zwar eine äußerst glückliche Fügung, jedoch keiner Fanfaren bedürftig.“ Vor allem die äußerst zwielichtige Wiederbeschaffung, die durch Oberst Beck angeordnet wurde, sollte den Mantel des Schweigens nicht verlieren. „Aber bitte lasst mich euch eine Geschichte über die Tapferkeit und die Treue erzählen. Es geschah während der Belagerung der Zauberin Marifa. Als der Angriff aufgrund einer magischen Barriere zum Erliegen kam, erteilte der Seekönig der Nordmänner den Befehl zum Rückzug. Dole war für die Nachhut eingeteilt und sicherte den Rückzug. Durch den zu raschen Abzug der Hauptstreitmacht kam es dann, wie es kommen musste…der Feind blies zum Ausfall. Auf Befehl von Herrn Rothenberg brachten eure Männer das schwere Kriegsgerät in Sicherheit, sodass es nicht die Hände des Feindes fallen sollte. Während wir unsere Stellung versuchten nach besten Kräften zu halten, wurden wir jedoch von der schieren Überzahl des Feindes überwältigt und drohten umzingelt zu werden. Ich erinnere mich noch genau an diesen Moment, als die Hoffnung begann zu schwinden, da erblickte ich über meine Schulter den Aufgang der Sonne. Nachdem sie ihren Auftrag erfüllt hatten, kehrten eure Männer zurück auf das Schlachtfeld, um ihren Verbündeten in größter Not beizustehen. Auch wenn die Schlacht in einer Niederlage endete, so kann ich euch versichern Herr Baron, dass es die Tapferkeit eurer Streiter war, die verhinderte, dass an diesem Tag noch mehr dolisches Blut vergossen wurde.“
Der Baron blickt mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck zu seinen Untergebenen. Während Waldemar, erfasst von der Rührung, erbittert kämpft sich eine Träne zu verkneifen, hört man von Lok’s Richtung Boden gesenkten Kopf ein leises Schluchzen. Lorenz geistiges Auge frohlockt. Ihm ist es gelungen den perfekten Moment zu schaffen, sein Anliegen vorzutragen. Wie zum Höhepunkt eines Theaterstückes erhebt er sich von seinem Stuhl, den einen Arm auf seiner Brust den anderen weit von sich gestreckt und holt tief Luft. „Und das ist der Grund meines Besuches…die Freundschaft.“ Bevor Lorenz seine Ausführung fortsetzen kann, unterbricht der Baron ihn mit einer unerwarteten Frage: „Seid ihr gläubig Herr Altmühl?“ Lorenz stockt. „Ähm…bitte wie meinen?“ Der Baron schaut Lorenz direkt an, ohne eine einzige Miene zu verziehen. „Ich würde gerne wissen, ob ihr einem Glauben folgt.“ Diese Frage hat Lorenz nicht kommen sehen.
Völlig aus seinem Konzept geworfen, beginnen sich Schweißperlen auf seiner Stirn zu bilden. Er hält inne und setzt sich. Die folgenden Worte können den gesamten weiteren Verlauf der Verhandlung entscheiden und sollten daher Weise gewählt werden. Nach einem schier unendlichen Moment der Stille, kommt Lorenz aber eine erlösende Idee. „Nun, ich stehe sicher nicht so stark im Glauben wie euer Hochwohlgeboren, aber was ich sagen kann ist, dass ich bereits einmal durch ihn errettet wurde. Während einer Expedition durch die Bagadorinseln stießen wir auf einen Totenbeschwörer, welcher uns unbezwingbar erschien. Um den dunklen Mächten nicht zu erliegen, stimmte ich zu, mich taufen zu lassen und konnte so, mit göttlicher Unterstützung, den Dämonen erschlagen.“ Auch wenn die Freiwilligkeit der Taufe durch eine kleine monetäre Unterstützung zustande kam, so entspricht das Gesagte doch der Wahrheit. Lorenz schlägt sich gedanklich mit der Hand gegen die Stirn. Nie hätte er gedacht, dass ausgerechnet diese Geschichte ihn eines Tages aus der Klemme retten würde. „So ist das also.“
Der Gesichtsausdruck des Barons ist schwierig für Lorenz zu deuten, aber er scheint mit der ihm gegebenen Antwort zufrieden zu sein. Bevor das Thema jedoch weiter vertieft wird, ergreift Lorenz die Initiative und wechselt wieder auf sein eigentliches Thema. Ein zweites Mal wird dieser Kelch nicht an ihm vorbei gehen. „Wie ich zuvor begann, ist unsere Vergangenheit bereits durch diverse Akte der Gemeinschaftlichkeit verknüpft. Heute haben wir die Gelegenheit, uns eine Zukunft zu errichten, von denen unsere beiden Städte profitieren können. Die freie und Handelsstadt Dole ist immer auf der Suche nach starken Handelspartnern, insbesondere für den Import von Rohstoffen. Aber über ein einfaches Handelsabkommen hinaus, möchten wir euch, Baron Ortwin von Uhlenbruch, ein Verteidigungsabkommen für die neu entdeckten Zwielande anbieten. Was sagt ihr?“