Die Dohle zu Gast in Siebenhöfen 

Mit einem kräftigen Satz macht Lorenz einen Schritt nach vorne und greift mit seiner rechten Hand nach seinem Hut. Mit einer schwungvollen, kreisenden Bewegung nimmt er den Hut von seinem Kopf und führt ihn zu seiner linken Brust. Der ausgestreckte linke Arm in Kombination mit einer Verbeugung vollendet diese vornehme, unter Händlern geläufige Form der Begrüßung. „Erlaubt mir mich vorzustellen, mein Name ist Lorenz Altmühl. Ich bedanke mich bei ihnen für den außerordentlich warmen Empfang in eurer fabelhaften Stadt und für eure kostbare Zeit, die ihr mir mit dieser Audienz gewährt. Im Namen von Herrn Fridolin Rothenberg vertrete ich vor ihnen die Interessen der freien und Handelsstadt Dole.“ Der Baron mustert seinen Gast aufmerksam, insbesondere den reichlich verzierten Seidenbund. Mit einer ehrfurchterregenden Stimme beginnt er dann: „Ich heiße euch in Siebenhöfen willkommen Herr Altmühl. Ich bin Ortwin von Uhlenbruch zu Siebenhöfen, der Baron dieser Stadt. Euer Name eilt euch voraus Herr Altmühl, ich hatte gehofft, dass wir uns eines Tages begegnen würden. Lasst mich meinen Dank und den der Bürger Trums aussprechen, dass ihr maßgeblich dazu beigetragen habt das Kreuz Theodoras zu erlangen.

Lorenz lächelt. „Euren Dank nehme ich gerne an. Wie es in meiner Heimat Brauch ist, komme ich auch nicht mit leeren Händen.“ Vor sich haltend präsentiert Lorenz eine alt wirkende Weinflasche, die ihm von einem der heran gewunkenen Bütteln abgenommen und dem Baron vorgeführt wird. „Dies ist eine 169 nach Gründung abgefüllte Rebe aus dem Privatbesitz von Herrn Rothenberg der seine Abwesenheit höflichst entschuldigt. Wenn ihr mir die Meinung gestattet, ist dies einer der vorzüglichsten Jahrgänge, die je in Dole verkorkt wurden.“ Der Baron liest aufmerksam das ihm vorgezeigte, auffällig verzierte und bereits leicht vergilbte Etikett. „Ich danke euch für dieses großzügige Geschenk. Entsendet auch bitte meinen Dank an Herrn Rothenberg. Ich werde dem Kellermeister anordnen die Flasche für einen besonderen Moment aufzubewahren.“ Der Baron umrundet seinen Arbeitstisch, macht zwei Schritte auf Lorenz zu und gestikuliert mit der offenen Hand in Richtung der Sitzecke. „Nun denn…“ Rums! Mit einem deutlich hörbaren gepolter, plumpst Lok auf seine Knie und vergräbt seinen Kopf zwischen seinen, Richtung dem Boden ausgestreckten Armen. Leicht irritiert schaut Lorenz über seine Schulter zu Waldemar, der tief einatmend seine Augen an die Decke richtet. Unbeeindruckt von dieser plötzlichen Unterbrechung beginnt der Baron erneut: „Wie ich soeben sagen wollte, seid ihr bestimmt erschöpft von der langen Überfahrt. Darf ich euch zur Stärkung einen Rotwein hier aus Siebenhöfen anbieten?“ Während die beiden Platz nehmen antwortet Lorenz: „Nur allzu gerne, ich bin immer gespannt über die Geschmäcker dieser Welt.“ 

Nachdem die Büttel die Kelche der Herrschaften gefüllt haben, beginnt Lorenz damit das Glas vorsichtig zu schwenken. Aufmerksam inspiziert er die Farbe und Konsistenz. Abschließend nimmt er die Note des Weins mit seiner Nase auf, bevor er einen kleinen kostenden Schluck des Weines zu sich nimmt und im Mund wirken lässt. „Es ist erfrischend jemanden zu beobachten, der einen kredenzten Wein zu genießen weiß und nicht nur hinunterschlingt.“ Der Blick des Barons wandert zu Tauron, der immer noch regungslos im Raum verharrt. „Wohlan, erzählt mir von den Zwielanden. Ich bin neugierig die Geschichte aus einer weiteren, mir neuen Perspektive zu erfahren.“ So weit so gut bisher, dachte sich Lorenz der einen weiteren Schluck aus seinem Glas nimmt.

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