Der Weg vom Hafen zum Sitz des Barons ist nicht besonders weit und so lässt sich letzterer auch bereits in der Ferne erahnen. „Habt ihr vor länger in Siebenhöfen zu bleiben? Wenn ihr wollt, können wir euch sicher noch weiter die Stadt zeigen.“ „Leider muss ich passen. Sofern der Baron keine anderen Pläne für mich bereithält, so bin ich in den kommenden Tagen mit einer Fräulein Welzel in Gergonsmund verabredet.“ Waldemar und Lok bleiben ruckartig stehen und schauen Lorenz verblüfft mit großen Augen an. „Ihr kennt Frau Gertrud Welzel aus Rosto Nevilia?“ Lorenz mustert die Gesichtsausdrücke der beiden Wachen und kramt in seinem Erinnerungsschatz. „Vielleicht hätte ich mich etwas klarer ausdrücken sollen, ich treffe mich mit Fräulein Frida Welzel. Ich hörte aber, dass sie eine entfernte Cousine haben soll, die ein hohes politisches Amt in Gergonsmund innehat. Euren Reaktionen entnehme ich, dass es sich hierbei scheinbar um besagte Frau Gertrud Welzel handelt. Mein Bruder baute vor einigen Jahrzehnten positive Handelsbeziehungen mit der Familie Welzel auf, welche ich vorhabe in seinem Namen weiter zu pflegen.“ Die beiden Kriegsknechte schauen sich weiter fassungslos an. „Ihr steckt wahrlich voller Überraschungen.“ Lorenz lächelt verlegen. Er hätte nicht erwartet, dass der Name seiner Handelspartner ein solches Gewicht in Trum trägt. Während Lorenz gedanklich beschließt, seinem Wissensstand über Gergonsmund aufzufrischen bevor er Siebenhöfen verlässt, erreicht der Trupp die Tore des Stadtkastells des Barons.
Die Gruppe wird von einem Büttel durch das Kastell in einen Vorraum gebracht und angehalten zu warten, bis der Baron sie empfängt. Während Lorenz seinen schweren Mantel ablegt und die kleine Holzkiste öffnet, die er seit seiner Ankunft mit sich trägt, beobachtet er die beiden Wachen die in ihrer eigenen Gedankenwelt versunken scheinen. Während Lok’s Beine offensichtlich wie ein Laubwerk im Wind am Zittern sind, steht Waldemar stoisch, wie eine Statue am Boden festgewachsen und blickt in die Ferne. Seine hervortretenden Kiefermuskeln durch das zusammenbeißen der Zähne verraten jedoch, dass der Druck auch an seinen Schultern nicht spurlos vorbeigeht. Lorenz atmet tief durch. Es ist nicht das erste Mal, dass er mit wichtigen politischen Personen spricht, jedoch bahnt sich auch in seiner Brust ein Gefühl der Nervosität an. Dann öffnen sich die schweren Türen und ein Büttel tritt heraus. „Der Baron empfängt euch jetzt mein Herr.“ Waldemar und Lok gehen an Lorenz vorbei und als erste in den Raum. „Mit Mut voran.“ murmelt Lorenz leise und folgt den Beiden.
Anstelle des von Lorenz erwarteten Empfangssaals, fand er sich in einem Raum wieder der eher einer Arbeitsstube glich. Neben dem zentralen Schreibtisch bot der Raum jedoch die Möglichkeit Gäste zu empfangen. Auch an Prunk und Zierde stand der Raum einer großen Halle in nichts nach. Der Gedanke, dass hier hart gearbeitet und Entscheidungen getroffen werden, machte den Raum für Lorenz gleich sympathisch. Neben dem Baron steht ein Büttel, der seinem Herren scheinbar ein Dokument gereicht hat, in das dieser vertieft blickt. Waldemar und Lok nehmen vor Lorenz mit gesenktem Kopf eine kniende Position ein. Einzig ein leises Knistern des Kamins ist zu vernehmen. Eine zermürbende Stille. Lorenz kennt dieses Vorgehen bereits von großen Verhandlungen und ist daher bemüht, seinen Fokus nicht zu verlieren. Während er sich vorsichtig in dem Raum umsieht, erblickt er im Schatten eine ihm bekannte Gestalt. An eine Wand gelehnt steht mit verschränkten Armen der Herr Tauron. Als Zeichen der Begrüßung nickt Lorenz Tauron zu, der diese Geste nach einem kurzen Augenblick erwidert. „Danke.“ Der Herr Baron übergibt dem Büttel das fertig gelesene Dokument welcher sich daraufhin zurückzieht. Die Aufmerksamkeit und auch die Körperhaltung des Barons wendet sich zu seinem Gast. Erwartungsvoll blickt er in die Gruppe. Die beiden Kriegsknechte erheben sich daraufhin von ihren Knien und nehmen eine stramme Position ein. „Euer Hochwohlgeboren, wie ihr befehlt habt bringen wir euch den Gesandten aus Dole.“ Der Baron signalisiert mit einem erhobenen Mundwinkel und einem kurzen Nicken, seine Zufriedenheit über den erfüllten Auftrag, woraufhin Waldemar und Lok eine Position schräg hinter Lorenz einnehmen.