Die Dohle zu Gast in Siebenhöfen 

Auf dem Weg durch die schöne Altstadt lässt Lorenz seine Blicke umherschweifen. Er ist immer wieder fasziniert von den verschiedenen Baustilen, die in dieser Welt existieren. Besonders hervor stechen in Siebenhöfen die massiven und prunkvollen Kapellen und Kirchen welche gefühlt an jeder Ecke vertreten sind und die im Bau befindliche Kathedrale . „Wahrlich ein frommes Völkchen…“ murmelt Lorenz vor sich her. „Seid ihr zum ersten Mal hier Lorenz?“ Durch die Frage von Lok aus den Gedanken gerissen, benötigt Lorenz einen kurzen Augenblick zum Antworten. „Ich war bereits in Trum, aber bin das erste Mal hier in Siebenhöfen.“ „Oh wirklich? Wo wart ihr denn, wenn ich fragen darf?“ Einer der beiden Mundwinkel von Lorenz zieht sich nach oben, dann beginnt er: „Mein Bruder nahm mich als kleiner Bub einst mit nach Gergonsmund. Ich erinnere mich nicht mehr jedes Detail, aber das Gefühl dieser Stadt werde ich nie vergessen. Die Marktplätze, das Treiben und feilschen, ob Tag oder Nacht. Man hat das Gefühl die Stadt würde pulsieren, mit jedem Wimpernschlag tut sich ein großes Geschäft vor einem auf. Es ist wie eine Schlacht der Händler, die einem die Haare auf den Armen aufstellt und das Blut in Wallung bringt.“ Lorenz Augen funkeln bei seinen flammenden Worten wie Sterne, während Lok und Waldemar sich ratlos anschauen.

Als der Tross ihren Weg zum Sitz des Barons verfolgt, kommen sie an einem Gasthaus vorbei in dem mehrere Personen lautstark streiten. Direkt in dem Moment als die drei an dem Haus vorbei gehen wollen, schleudert ein junger Mann durch die verschlossenen Holzladen vor ihnen auf die Straße. Einen kurzen Augenblick später fliegt ein zweiter durch die Fronttür gefolgt von einem massivem Holzstuhl, der ihn am Kopf trifft. „Nicht schon wieder…“ Überraschend unbeeindruckt nähert sich Waldemar dem Gasthaus. „Komm raus Benedikt, wir müssen reden.“ Während Lok sich nach den beiden verletzten erkundigt, vernimmt Lorenz ein schweres Knatschen der Holzdielen aus dem Gasthaus. Aus dem Schatten von innen beugt sich eine Gestalt unter dem Türrahmen durch nach draußen und richtet sich auf. Lorenz staunt nicht schlecht als sich vor ihm ein wahrer Hüne aufbaut. Mit Oberarmen so groß wie Baumstämmen und Händen breit genug, um einen erwachsenen Bären zu erdrosseln. „Wir hatten doch darüber gesprochen Benedikt!“ Der Riese senkt betroffen seinen Kopf und antwortet in einer dümmlichen Ausdrucksweise: „Aber Männer schlecht reden über Eynen.“ Waldemar stemmt beide Arme in die Hüften. „Das heißt aber noch lange nicht das wir sie gleich bewusstlos schlagen Benedikt.“ Was dem Riesen an Muskeln gegeben wurde, hat man ihm scheinbar am Verstand gespart. Es ist nicht schwer an seinem Gesichtsausdruck abzulesen, dass er angestrengt versucht diese einfachen Tatsachen nachzuvollziehen.

Tschuldigung.“ Mit langsamen, schweren Schritten nähert sich Benedikt dem herausgeworfenen Stuhl und stellt ihn auf. Danach greift er mit einer Hand den immer noch bewusstlosen zweiten Mann und setzt ihn wie eine Puppe auf den Stuhl. Waldemar seufzt. Scheinbar sind die Verletzungen der beiden zum Glück nicht so schlimm. „Hör zu Benedikt, wir haben jetzt keine Zeit für dich. Das war aber das letzte Mal, keine Schlägereien mehr. Hast du mich verstanden?“ Benedikt überlegt angestrengt über die vielen Worte von Waldemar und nickt abschließend. Daraufhin hängt er die Holzladen wieder ein, setzt den Mann, der das Gasthaus durch das Fenster verließ auf eine Bank und verschwindet wieder nach drinnen. „Was ist hier gerade passiert?“ Lorenz der die Situation aufmerksam beobachtet hat, ist auf der einen Seite beeindruckt und auf der anderen leicht verwirrt. „Das war nur der Benedikt, der tut nichts.“ Lorenz hebt skeptisch eine seine Augenbrauen. „Nach nichts sahen die beiden Männer aber nicht aus.“ Nachdem die Gruppe sich wieder in Bewegung gesetzt hat, antwortet Waldemar: „Die zwei Auswärtigen haben sich anscheinend im Ton vergriffen. Benedikt ist nicht der Hellste und macht ständig solchen Ärger, sobald jemand schlecht über den Eynen spricht.“ „Aber dafür ist er äußerst gottesfürchtig und fromm, ein wahrer Gläubiger!“ Waldemar seufzt. „Schon, aber es wäre schön, wenn er nicht gleich jeden zu Brei hauen würde, wenn jemand etwas Lästerndes von sich gibt. Schlussendlich bleibt die Arbeit immer bei uns hängen.“ Während sie sich vom Gasthaus entfernen, wirft Lorenz noch einen kurzen Blick über die Schulter zu dem Gasthaus und macht sich eine geistige Notiz, dass er hierher sicher nochmal zurückkommen wird. 

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