Das Fest der Tausend Augen

Ein Abend in der Torfnase zu Plundersweiler

Dunkel! Und das am heiligen Tage des Auges, an dem alles hell erleuchtet sein müsste! Skandal! Wenn das einer von den Kaiserlichen sehen würde! Direkt alle einbuchten, sag ich dir. Erstmal direkt dem Wirt auf die Füße treten. So geht das nicht! Kerzen müssen sie kaufen! Kerzen bei der ollen Rita. Die hat alles.

Nach einem langen Weg vom Dorf ins Dorf, kam ich also zur DUNKLEN Taverne, wo ich meine müden Füße eine Weile ausruhen wollte. Als ich durch die Tür schritt, kam der Wirt bereits auf mich losgestürmt… War der immer schon hier Wirt? Kenne ich nicht. Ich kann mir auch wirklich nicht alles merken. Egal. Er muss trotzdem meine Kartoffeln kaufen, soviel ist klar. Klar ist das. Aber gemütlich war es hier. Sogar mit Sofa in der Ecke. Soll aber wohl nur für Elfen sein, sagt man sich. Aber zu Trinken gibt es toll. Toll, wirklich toll! – Wenn man es kriegt. Hat der Wirt sich doch glatt um alle gekümmert, aber nicht um die olle Rita. Na hoffentlich kauft er wenigstens die Kartoffeln.

Mit einem Blick schätzte ich die Gäste ein, die bereits da waren. Ein Tisch voller bunt gekleideter, fröhlicher Gesellen, die augenscheinlich munter ein Tischspiel spielten. Darunter auch ein Barde, der so schön und lustig spielte, dass man direkt das Tanzbein schwingen wollte. – Also die olle Rita tanzt nicht… aber wenn sie nicht so olle wäre, ja dann hätte die Rita getanzt. Getanzt hätte die, das sag ich dir! – Und ein anderer besetzter Tisch mit etwas ruhigerer Gesellschaft, bei denen ich meine Kiepe parkte und auslud. Die müsste man mal aufmuntern – dachte ich so. Vielleicht eine Sonnenfrucht aus der Hauptstadt? Lecker lecker. So pries ich direkt meine Waren an. Haben trotzdem nichts gekauft. Kniepige Banausen. Aber die Bunten waren sehr interessiert an meinen Waren. Die hat halt alles, die olle Rita. Auch für die.

Jaja, habe an dem Abend doch einiges verkauft. Die olle Rita hat halt alles! Alles sag ich dir hat die olle Rita. Sage ich immer. Sogar die Kartoffeln für den Wirt. Und Kerzen, einige Kerzen, viele Kerzen! So sollte das auch sein zum Fest der Tausend Augen! Zu späterer Stunde haben dann doch die ganzen Dorfbewohner ihre Lichter nach draußen gebracht. Schöner Anblick, sage ich. Schön, schön. Vor der Taverne standen hunderte Kerzen zu Ehren des Auges, um die Nacht zu vertreiben. Da wird einem ganz warm ums Herz, sag ich dir. Könnte man öfters machen. So schön hell. Und so viele Kerzen verkauft.

Der Abend war lustig, laut und gesellig. Später kamen auch noch einige Dorfbewohner dazu, von denen ich mich zumindest an einen erinnern konnte. Das war doch der, der Angst vor seinen Kühen hatte? Für den hatte ich doch extra eine Kuhglocke für den Hals mitgebracht. Wollte er nicht. Er hätte jetzt Schafe. Na gut, für ein Schaf hatte ich auch eine Glocke – die nicht zuletzt für ihn war. Hrhrschnrch!

Ein paar Kupper habe ich wohl an dem Abend verdient. Schöner Abend. Schön, schön. Wenngleich ich doch enttäuscht war, dass zu dieser Jahreszeit keiner meine Eier von den Mondkälbern gewollt hat. Aber vielleicht das nächste Mal, wenn ich wieder in dieses Kaff komme. Keine Ahnung wie das heißt. Plundersdorf oder so. Ich komme einfach zu viel rum. Kann mir auch nicht alles merken. Aber dann bring ich wieder alles mit. Alles hat die olle Rita, die hat alles, sag ich dir.

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