Das Ende der Rosen

Es war eine angespannte Stimmung im großen Saal. Der Fürst Tilmann Göttel sah über die Reihen der besorgt dreinschauenden Würdenträger. Wie sie dort saßen und es nicht wussten. Da waren drei Priore der Sonnenkirche für die eine Welt zusammenzubrechen schien, da waren Abgesandte der Baronie Rosengarten, einige Gebildete aus den Büchereien, Mönche aus Klöstern und gar zwei geladene Gäste der Ceridenkirche.

gefrorene Rosen


Alle redeten seit Stunden über das bestimmende Thema ohne eine Lösung zu finden. Auf der Insel Ilentesis, in der Baronie Rosengarten, sank die Temperatur seit Wochen langsam immer tiefer. Es kamen die gewagtesten Thesen auf den Tisch und keine davon war glaubwürdig oder hilfreich. Alle Gespräche verliefen im Unsinn. Der Fürst atmete tief ein und ließ die Luft zischen entweichen. Niemand hörte es jedoch sah der Fürst seinen Atem im eigentlich gut geheizten Raum.

Die Gespräche verstummten als die Anwesenden eine Kälte verspürten die sofort in die Knochen zog. In einer Ecke des Saales, zwischen zwei Pfeilern, entstand eine körnige Dunkelheit. Zwei rote Augen schlugen darin auf und sofort begann sich Eis auf den Pfeilern zu bilden. Die am nächsten Sitzenden sprangen von den Stühlen und liefen in die entfernten Ecken. Alles war still. Die Augen suchten und fanden Tillmann Göttel. Eine tiefe flüsternde Stimme ertönte im Saal:

Die Zeit vergeht, die Welt liegt still
und lang war alles, wie ich es will.
Doch nun ist getan, wir gehen fort
gefunden ist der nächste Ort.
Die Insel steht, ganz hoch auf Nord
alle Menschen sollen dort fort.
Es wird geschehen, in kurzer Zeit
so macht alle schnell bereit.
Wer verbleibt wird Kälte harren
und zuletzt im Tod erstarren.

Die Augen schlossen sich, die Dunkelheit zerfaserte und verschwand. Die Wärme der Kerzen und des Feuers kehrte zurück in alle Anwesenden und noch bevor die Gespräche beginnen konnten erhob sich Tillmann Göttel von seinem Stuhl und sagte: “Wir wurden gewarnt. Geben wir die Baronie Rosengarten auf. Lasst alle Menschen die einsame Insel Ilentesis räumen. So etwas wie in Champa darf nicht noch einmal geschehen.“ Einige Gegenstimmen wurden kurz laut, verstummten aber unter dem Blick des Fürsten sofort wieder. Der blick des Fürsten wanderte zu den Abgesandten der Baronie Rosengarten. “Geht und veranlasst alles nötige.“ Die Gesandtschaft stand wortlos auf und verließ den Saal. Schiffe wurden klargemacht und schon am nächsten Morgen fuhr eine der größten Flotte los die jemals den Hafen Riederbrack verlassen hatte. Das Ziel war die Einsame Insel Ilentesis.