Brief der Schankmaid Anka an den Galgenpeter

Mein lieber Freund Peter,
Wo bist du?

Ich bin vor kurzem wieder mit einem Schiff auf Westfora gelandet  und im “Verfluchten Krug” in Theotmund eingekehrt. Erinnerst du dich? Dort haben wir einmal einen ganzen Abend lang gewürfelt und ich habe stets gewonnen. Das war ein feiner Abend! Ich hatte gehofft dich dort wieder zu sehen, doch ich traf nur einen anderen Bekannten, der mir von dir berichtete. Der Gänsegustl, oder auch Wurschtl genannt, hat gehört, dass es dir nicht gut geht? Ich mache mir Sorgen! Was ist denn geschehen? Bist du krank geworden? Oder wieder zu viel mit einem Schiff umher gefahren? oder hast du dich sogar mit jemandem angelegt? Das passt doch gar nicht zu dir…

Der Abend war seltsam ruhig so ohne dich. Zwar gab es ausgesuchte Getränke – Heilerin Elder hat überaus schmackhaften Holunderblüten-Rum mitgebracht und es gab eine plötzliche Keilerei zwischen der Zahlen-Räuber-Wandermannschaft, bei der niemand weiß, wer das ist und der Crew von Kapitana Ava. Ich habe nicht begriffen, worum es dabei ging, aber es gab ein paar Verletzte.
Mich betrübt, dass ich nicht der Botengilde beigetreten bin. Sonst hätte der eine Bote – ich vergaß seinen Namen – dir sicherlich diesen Brief schneller übersenden können. Es gab auch noch andere Gilden dort. Aber die helfen mir jetzt auch nicht weiter…

In einigen Tagen bin ich wieder auf der kleinen Insel. Ich bin schon gespannt, was dort geschehen wird. Das ist doch sicher wieder eine Exkursion, die dir liegen mag. Ob ich dich dort treffen werde? Wenn nicht, dann werde ich dir schreiben und davon berichten, ja?

Bitte schreibe mir zurück! Wir hatten doch große Pläne für Trum und ich hatte gehofft, schon bald mal wieder gegen dich spielen und gewinnen zu können.
Mit den besten Gedanken und Grüßen sende ich diesen Brief ab.

Anka

 

 

Ein Gedanke zu „Brief der Schankmaid Anka an den Galgenpeter“

  1. Meyne liebe Freundin Anka!

    Ach, das Leben ist so kummervoll, ob Mann, ob Maus, werden wir alsbald vom Geschicke verwirbelt wie eyn Blatt im Wind. Und dennoch sind deyne Worte eyn Lichtblick der Freundschaft, die mir das Leben nur sparsam angedacht.

    Die Krankheyt, die mich ereylte, ist spiritueller Natur. Du kennst mich als frommen Manne, der seyn Leben dem Hillariusitenorden gewidmet und den ceridischen Glauben im Kloster bis zum Rande des menschenmöglichen gelebt hat. Doch oh weh, was brachte mir dieser Pfad eyn? 14 Strafpilgerschaften, 21 vergebliche Novizenanwärterprüfungen, gedemütigt von Magiern, geschlagen von Reysenden, in die Pfützen getreten von Ungläubigen. Anka, was nützet mir die Segnung mit allerley Gaben, wenn der Bozephalus meynen Weg vergiftet? Nimm nur meyne heylerischen Talente. Die Überlegebsquote meyner Operationen übersteygt die Hälfte und dennoch gehen mir die Patienten aus. Auf den Schlachtfeldern werde ich angebettelt, im Ernstfall niemanden zu heylen. Dabey musz doch eyn jeder wiszen, dasz, wenn man am oberen Ende der neuen medizinischen Forschung handwerk, es auch Risiken gibt – sonst könnte das ja jeder. Ach, das Leben ist eyn eynzig Jammertal und ich bin eyn miszverstanden Wesen auf allen Wegen.

    Denn sieh oherje unsere Miszion in Sodemunt. Angeführt von Bruder Decius, sind wir unter dem wachendem Auge des Eynen gescheytert, während die Sonnengläubigen der Champa triumphierten.

    So liebe Anke, habe ich mich entschloszen, dem Ceridentum zu entsagen, wieder die Waffe in die Hand zu nehmen und mich Stretbar den Siegern anzuschlieszen. Ja, ich werde zum Sonnenglauben konvertieren. Denn wer soll meyne Nacht vertreyben, wenn nicht das Licht der Sonne?
    Ich hoffe, dir wird es auch weyterhin gut ergehen und wir laufen uns eynmal wieder über den Weg. Falls du mir schreyben möchtest, lasze die Briefe an meyner Hütte am Galgenberg in Bad Petersdorf hinterlegen. Hin und wieder kehre ich dahin von meynen Reysen zurück.

    Und möge das Licht über dir und in deynem Herzen scheynen aller Tage!

    Galgenpeter

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