Ein Gedanke zu „7.4.18 Theo Taverne“

  1. Wir kamen auf der Insel an, von der unser Kapitän gesprochen hatte. Fast eine Woche waren wir unterwegs gewesen. Noch nie war mir so übel wie auf dieser Reise, das lag aber bestimmt am Kapitän, der soff wie ein Loch. So waren Henna, Anka und ich heilfroh als wir endlich Fuß an Land setzen konnten, auch wenn es nur eine kleine Insel war. Oben auf einem Hügel bemerkte ich eine hübsch anzusehende Ruine, die ich noch genauer erkunden wollte.
    Als wir uns weiter umsahen, stellten wir fest, dass uns viele Gesichter bekannt vorkamen, und kurz darauf wussten wir auch, warum. Wir sahen das Tavernenschild des verfluchten Krug vor uns, war dies Theotmalli? Unser Fragen wurden mit einem ja und einem nein beantwortet, denn viele der Bewohner Theotmallis waren nach der unseligen Geschichte mit dem Böhme fortgezogen und hatten sich hier niedergelassen, die Insel kurzerhand Theotmund genannt und waren dabei, sich einzurichten.
    Alles schien recht friedlich, das Essen war gut und reichhaltig, die Getränke kalt und flossen in Strömen. Bezahlt wurde mit seltsamen Münzen, die ein viereckiges Loch in der Mitte haben. Solche Münzen hatte ich auf jeden Fall noch nicht gesehen.
    Ich kam auch nicht dazu, die Burgruine zu besichtigen, der Haumann der Fuchsbrigade, die auch dorthin gezogen war, erzählte mir, dass die Füchse sich dort oben ein neues Heim einrichten wollten. Das war sogar für mich verständlich, weil man von dort oben aus alles sehen konnte.
    Das restliche Dorf war im Aufbau begriffen, überall hämmerte und sägte es, bis die wärmende Frühlingssonne versank und die Kühle der See uns alle ergriff. Schnell hüllten Anka und ich mich in unsere Umhänge, schwatzten fröhlich mit Belegon und jemand unbekannten Namens, mit Wilma und einigen anderen von der Tyra Lorena, denen es nach der Abreise von der Winterinsel wieder gut ging.
    Als es ganz dunkel war, gab es einen Tumult, sofort nahm ich meine Tasche und lief hinaus, doch es war schon zu spät. Der Haumann John Wiesel lag niedergestreckt am Boden. Wilma und eine unbekannte Frau beugten sich über ihn, versuchten noch Leben in ihm zu entdecken, doch das war nichts mehr.
    drei weiß gewandete und vermummte Gestalten hatten den fähigen Krieger scheinbar so spielerisch übermannt, das viele von dunkler Magie ausgingen.
    Die Fuchsbrigade war erschüttert, zählte der Haumann doch zu den besten Kriegern der Söldner. Sie bahrten den Haumann auf und wollten eine Zeremonie abhalten. Doch zuvor wollten Wilma, Ava und ich noch etwas ausprobieren.
    Wir hatten erfahren, dass der Wirt namens Grug die Quelle von Theotmalli hatte retten können. Tatsächlich hatte er ihr Wasser in einen großen Krug gefüllt und sie so mitgenommen. Unterwegs war aus dem Krug eine prächtige grüne Pflanze herausgewachsen. Wir überredeten ihn uns den Krug mitsamt Pflanze zu überlassen, denn wir wollten versuchen, den Haumann mit Hilfe des heilenden Quellwassers wieder zu beleben.
    Zögernd stimmte Grug zu, und ging misstrauisch hinter mir her, dieweil ich überaus vorsichtig den Krug mit der Pflanze zu dem Wiesel trug. Doch das Wasser half nicht und Grug fing an sich zu finden, als sich Zorn und Bestürzung breitmachte und die Menschen begriffen, dass der Haumann diesmal wirklich für immer gegangen war. Die Pflanze schien dies zu spüren und direkt auf den Wirt zu übertragen. Hoffentlich hat niemand sonst diese Verbindung bemerkt, sonst könnte Grug in größter Gefahr schweben. Schnell trugen wir die Pflanze zurück und die Fuchsbrigade bereitete alles für einen würdigen Scheiterhaufen vor.
    Als stiller Zeuge dieser Zeremonie wurde ich gewahr, wie die sonst so harten und rücksichtslosen Krieger ihren Gefühlen freien Lauf ließen, auch wenn die Worte teilweise sehr grob gewählt wurden, so waren sie doch erfüllt von Trauer und Herzlichkeit gegenüber John Wiesel.
    Nachdem sein Leichnam den Flammen übergegeben worden war, war es einige Zeit ruhig in der Taverne, doch nicht lange und es wurde wieder gewürfelt, getrunken und gelacht. Das hätte dem Haumann gefallen, da bin ich sicher.
    Nachdem wir unsere Passage umgebucht hatten, zogen wir uns in unsere Räume zurück, und fuhren am nächsten Morgen mit der Tyra Lorena weiter, um zu ihrer Insel zu gelangen wohin wir eingeladen worden waren.

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