Serafinas Erlebnisse in Adrak

Serafinas Erlebnisse

Das ist so typisch! Die Herrschaften wollen reisen und wir müssen mit, ob wir wollen oder nicht. Nun ja, es hat auch was Gutes für die Alazars zu arbeiten, wir haben schöne Kleidung, gutes Essen, brauchen nicht mehr im Sand schlafen und lernen sogar was. Aber die fremden Lande mag ich nicht so, das ist es meistens kalt und so nass!
Wie auch immer, bevor die Herrschaften anreisten, mussten wir das Lager aufbauen, danach würden wir frei haben, bis die beiden Geschwister auftauchten und auch dann haben wir nicht zuviel zu tun, weil sich ja immer diese Zicke Charlotte einmischt. Sie hält sich für was Besseres, weil sie einen fremden Namen hat, ich bin stolz auf meinen und werde ihn nicht ändern. Niemals.
Das Lager aufbauen geht schnell, wir sind ein gut eingespieltes Team. Piet der Schmied, Arabella, Yussuf und ich sind dann abends ein wenig um die Häuser gezogen. Wir haben uns angeschaut, wie die anderen eingerichtet waren, und haben ein Zelt gesehen, in dem nur ein Bett stand. Warum die Leute ihre Schlafstätten freigeben zum anstarren und dann auch noch giftig werden, wenn man das ausgiebig betrachtet, verstehe ich nicht.
Wir wollten gerade mal die schicken Bretonen anschauen gehen, als Söldner in das Feldlager einfielen. Sie forderten Sold von irgendjemandem. Von wem, war mir egal, ich hab mich in der Nähe von ein paar großen Bäumen herumgedrückt, als das Gemetzel losging. Denn derjenige, der bezahlen sollte, wollte nicht. Irgendwann war der Kampf aber vorbei, wohl auch weil sich die Söldner eine Geisel schnappten.
Die arme Frau, ich konnte mir vorstellen was ihr blühte, Söldner sind selten zart besaitet.
Noch während ich den Kopf schüttelte, kam Piet mit einem Grinsen auf mich zu, er hatte sich kräftig mit den edlen Herren und ihrem Gefolge geschlagen im Getümmel der Nacht. Das wollte er unbedingt feiern, also sind wie alle in die Taverne gewandert, die recht leer war. Ein paar Söldner saßen dort und einige Adelige scharwenzelten um die Schankmaid, die prächtiges langes rotes Haar hatte.
Unser Geldproblem wollten die Männer mit Armdrücken lösen, denn obwohl Yussuf sehr schmächtig aussieht, ist er unglaublich stark. Er forderte einen der Söldner zum Armdrücken heraus und hätte auch gewonnen, hätte der nicht geschummelt. Trotzdem kam es nicht zum Streit.
Als es kurze Zeit später trotzdem einen Streit gab, den die Schankmaid schnell und erfolgreich löste, wollten die Adeligen sich noch einen großen Namen machen. Einer tönte herum „beendet es, oder wir beenden es“ und wollte uns einschüchtern. Mein Vorlautes Mundwerk wies sie darauf hin, das die Schankmaid Hausrecht hat und kein Problem mit uns hatte, die Schläger schon draußen waren und wenn es ihnen nicht passt, wie Pöbel sich benimmt, sollen sie nicht in eine Pöbel Taverne gehen. Der Adelige wollte wohl aufbegehren, sah sich aber recht schnell in der Minderheit. Vielleicht hat er gedacht, wir waren alleine, doch die Söldner stellten sich hinter uns.
Der Adelige verzog sich wieder, und die Söldner luden uns ein, zu trinken. Wir würfelten und lachten laut und viel, was den Adeligen nicht passte. Die Söldner stellten sich vor, behalten habe ich aber nur drei Namen, Ottermann, Horn und Connor.
Irgendwann kam es zum Streit zwischen Piet und einer Zigeunerin, die ihm zwei Silber anknöpfen wollte, für das Kartenlegen. Sie hatte seine pralle Geldkatze gesehen und dachte wohl, Piet wäre blöd oder besoffen.
Gut, besoffen war er, aber nicht blöd.
Als sie ihn bis zur Weißglut gereizt hatte, stand Piet auf, und schlug sie nieder. Schnell entstand ein Tumult, in deren Verlauf auch die Schankmaid aus Versehen getroffen wurde. Eine Axt flog, geworfen von dem Ottermann, von dem ich lieber nicht erzähle, wie er zu dem Namen kam. Die Axt traf Piet in den Rücken und er fiel zu Boden. Schwerter wurden gezückt, die Adeligen sahen ihre große Stunde gekommen, aber meine große Klappe mischte sich wieder ein. Verdammt, wir hatten doch gehen wollen. Nun war Piet am Boden, die Adeligen wollten Streit und ich war wieder mittendrin.
Vor allem, als einer behauptete, er hätte alles gesehen, obwohl er mit dem Rücken zu uns saß. Wir stritten uns eine Weile, in der ich seinen Namen forderte, ihn auch bekam, aber ich nannte ihm nur meinen Vornamen, der Rest geht Fremde nichts an, was ich ihm auch sagte. Deutlich sah ich ihm an, dass er schwer irritiert war, weil ich keinerlei Abzeichen an mir trug. Na klar, man trägt das Abzeichen seines Hauses, wenn man in die Taverne geht? Nicht wirklich. Nicht in fremden Landen.
Irgendwann meinte er, er sei von Stand. Also stand ich auf und sagte „na und? Stehen kann ich auch“ die Söldner grinsten mehr oder weniger offen über meine Antwort.
Mittlerweile war die Schankmaid wieder auf den Beinen und verteidigte den Ottermann, der sie beschützt hatte, weil ihre Herrin, der die Taverne gehörte, dies so arrangiert habe. Trotzdem wollten die Adeligen einen Prozess anstrengen gegen den Ottermann, von wegen, wer in der Taverne eine Axt wirft und so. Doch immer noch waren sie in der Minderheit, und konnten auch nicht wirklich argumentieren, aber ich hatte das gelernt, als ich die fremde Sprache erlernt hatte.
Erneut hatten die Adeligen den Kürzeren gezogen gegen den einfachen Pöbel, ach wie schön!
Aber wir hatten keine Lust mehr in der Nähe der stocksteifen Adels-Pfosten zu trinken, und als die Söldner uns einluden, bei ihnen weiter zu trinken, nahmen Piet und ich an, Yussuf und Arabella waren da schon lange in den Federn.
Noch eine Weile spielten wir mit den Söldnern ein Trinkspiel bei dem es um Wahrheit und Lüge ging. Neben mir saß der Söldner Connor, der mich mit einem schelmischen Grinsen immer wieder hereinlegte. Irgendwann schafften Piet und ich es dennoch, mehr oder weniger gerade wieder aus dem Zelt heraus- und in unser Lager zurückzukommen.

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