Willkommen im Lehen von Kaps in der Baronie Champa des Fürstentums Werant in den Landen Trum.
Kaps, was so viel wie Kohl bedeutet, ist ein kleines Lehen mit schrulligen Einwohnern. Die Einwohner sind so schrullig, dass sie von allen „die Kapsköppe“ genannt werden. Und weil sie so schrullig sind, nennen sie sich auch selber so.
Die Bewohner von Kaps sind stolz auf ihr ausgebautes öffentliches Nahverkehrssystem. Dies besteht aus einer Kutsche, dem Zugpferd Emma, dem Kutscher Lukas, seinem Lehrling Jim, dem Postkutschenbetriebsdirektor Herrn Ärmel, der Sekretärin Frau Waas und den Postkutschenstationen.
Stolz sind die Kapsköppe auch auf ihren Leuchtturm. Nur der Leuchtturmwärter Herr Tur Tur ist traurig. Er arbeitet sehr fleißig auf seinem Leuchtturm, doch findet er keinen Lehrling. Um ihn etwas aufzumuntern und weil sie wissen, dass er eine wichtige Arbeit leistet, schicken ihn die Einwohner jeden Morgen mit der Flaschenpost fast immer das aktuelle Kapsblatt, die Dorfzeitung. Und das ist bemerkenswert, denn Kaps verfügt nicht über eine eigene Druckerei. Der Druck der Zeitung wird vier Mal jährlich außerhalb in Auftrag gegeben. Durch Kaps fließt nämlich der kleine Bübbelsbach direkt zum Leuchtturm, als hätte er sich das so ausgesucht.
Zwar ist Herr Tur Tur traurig, dafür freut sich jedoch Herr Prof. Habakuk Tibatong. Er ist nämlich Direktor des einzigen Insektenmuseums in Trum. Das Museum ist Teil der ebenfalls in Kaps ansässigen Kartografisch explorative Expeditions-Vereinigung vereinter kartografisch explorativer Expediteure. Immer wieder verirren sich Reisende nach Kaps und sind froh, wenn sie die Wartezeit im Museum verbringen können, bis sie von der Postkutsche wieder zurückgebracht werden. Dennoch, Herr Tibatong besteht auf strikte Öffnungszeiten und so ist es manchmal notwendig, das Gasthaus aufzusuchen.
Im Wirtshaus „Zum grünen Kohl“ fühlt sich ein Reisender schnell heimisch. Besonders, wenn er öfters einkehrt. Denn hier trifft er immer dieselben drei Gäste und die Wirtin, die ihm immer dieselbe Kohlsuppe zubereitet. Und dies Tag und Nacht. Eigentlich wollten Mo, Barni und Lerri früher mal nach Hause gehen, doch hätten sie dann wieder zum Gasthaus hingehen müssen. Und so sind sie eines Tages einfach geblieben.
Wichtig zu wissen ist auch, dass Kaps ein Rathaus mit einem Bürgermeister hat. Denn wo soll man sich sonst hinwenden, bei Probleme mit dem Lärm oder die Zaunfarbe des Nachbarn nicht zur eigenen passt?
Zum Bürgermeister haben die Kapsköppe den ehemaligen Schweinehirten Georg Christian Tröltsch gewählt. Irgendwie war ein Bürgermeister ja auch ein Hirte, nur mit Sprechstunde. Der Bürgermeister ist aber nicht der einzige Hirte. Kaps hat nämlich eine Sonnenkirche mit einem Pfarrer darin. Glauben hält man in Kaps allgemein für sehr wichtig, da der Baron den Sonnenglauben verordnet hat. Nur haben die eher praktisch veranlagten Kapsköppe ihre Schwierigkeiten mit der Vorstellung einer nicht personalen höheren Macht, so dass sich ein ausgeprägter Heiligenkult entwickelte. Denn Heilige sind griffig, ansprechbar und man kann sie mit Achtung loben und durch Missachtung strafen.
Ebenfalls wichtig ist die Mühle im Westen des Lehens. Sie steht eigentlich hinter dem Grnezstein, nimmt aber von allen umliegenden Bauern das Korn entgegen. In der Mühle wohnt auch die schöne Müllerin. Alle jungen Burschen im Lehen möchten sie gerne heiraten, doch sie will nicht.
Im westlichen Kaps liegt das Kloster St. Nimmersünd.
Als Verwalter des Lehens hat der Baron von Champa den Johann Kuhfuß eingesetzt. Der verwaltet tüchtig. Noch tüchtiger ist sein Attaché Karl Würmchen.
Karl Würmchen verwaltet sehr engagiert. Er ordnet und kategorisiert Verordnungen und systematisiert Verordnungsordner. Aus ganz Trum kommen jährlich Verwaltungsbeamte, um sich in ihrem Metier weiterbilden zu lassen. Als Karl Würmchen kürzlich von der Leiter nicht ordnungsgemäss bestiegenen Leiter fiel, rief er noch „Ai selbst‘ Tschuld!“. Nach einer langen Pause der Verwaltungsverwahrlosung, ist nun Karl Würmchen gesundet und dabei, das Liegengebliebene neu zu sortieren. Alles in Kaps geht seinen Gang und keiner kann etwas dagegen tun.
In Kaps findet sich auch das einzige Sonnenamt in ganz Trum.
Zu erwähnen wäre noch die Mühle am Zitterbach, einem kleinen Seitenlauf des Reegenflusses. Die Leute munkeln, darin gehen gar merkwürdige Dinge vor sich. Der eigenbrötlerische Müller würde dort Seelen zermalen und man höre sie des Nachts unter dem Mahlstein schreien.
Inzwischen geht die Wirtschaft nach wie vor seinen Gang und die basiert vornehmlich auf den Anbau von Kohl, dem Wahrzeichen von Kaps. Nicht nur schmeckt er gar köstlich, auch interessieren sich einige Waffenmanufakturen, den Geruch im Gefecht einzusetzen, den Kapskohl überdeutlich produziert.