Fertigstellung einer Sternenwarte

Prüfende sichtete der Cellerars des Sonnenordens auf die Papiere, die ihm der Baumeister überreicht hatte, während dieser aus dem Fenster der Ordensburg zum Himmel blickte.

„Die Sternenwarte im Turm ist nun fertig. Endlich, nach zwei Jahren.“

„War auch teuer genug.“, knurrte der Herr der Ordenskasse.

„Die Brüder von St. Nimmersünd freuen sich. Einige haben sich schon zu Besuch angemeldet.“

Der Cellerar legte das Kinn auf die verschränkten Hände. „Das ist doch eines von unseren Neuzugängen, oder? Ich weiß nicht, ob ich das gutheißen kann, dass der Orden sich jetzt zunehmend diese Klöster einverleibt. Wir waren immer ein Kriegsorden. Ziviles Volk zersetzt den Kampfgeist.“

„Politik, lieber Bruder. Die Klosterbrüder studieren die Schriften, der Baron kann sich darauf berufen und sein Wort erhält mehr Gewicht in Werants Sonnensynoden.“

Der Cellerar nickt widerwillig. „Ja natürlich, ich weiß. Und wer sind wir, die Einsichten seiner Hochwohlgeboren anzuzweifeln. Wir wollen nur hoffen, dass er seine Zuwendungen nicht bald anders verteilt. Die von den Siebenhöfenern vernichtete Ernte hat die Baronie nach bitterem Winter nur langsam wieder eingefahren, das Volk ist ausgehungert, kaum einer konnte uns den Zehnten zahlen. Unsere Kornspeicher ist aufgebraucht und die Ernte auf unserem Gut war auch nicht sonnig dieses Jahr. Das heißt dann sparen und ich muss wieder sehen, wie ich alles finanziert bekomme. Ich hab’s doch schon mitbekommen Bruder, den Kauf neuer Bücher. Das ist sicher nicht für uns gedacht, das sage ich dir. Dieses St. Nimmersünd, was wissen wir darüber?“

„Es liegt im Lehen Kaps. Die Mönche dort sind, wie soll ich sagen … etwas eigen. Sie scheinen am Heiligen Fliegenpeter einen Narren gefressen zu haben. Und sie versuchen selber zu fliegen und auch andere Wunder zu tun. Und die Sternenwarte nutzen sie, um Peters verbleib zu ergründen und den Aufstieg von Heiligen in fernen Landen zu datieren.“

„Leben die wenigstens zölibatär, damit sie sich nicht vermehren?“

„Ja, es heißt, es gelten sehr strenge Regeln, denn sonst klappt das Fliegen und Wunderwirken nicht.“

„Ohje, dennoch … wenigstens eine gute Nachricht, irgendwie. Doch sag, Bruder, was hat es mit diesem Posten hier auf sich?“ und der Herr der Zahlen stach mit dem Finger auf einen Betrag in den Büchern.

„Ach das, das ist zur Ausstattung einer Ermittlungsreise. Hat am Rande oder hauptsächlich mit der Sternenwarte zu tun, man weiß es nicht. Letzter Zeit wird berichtet, es breitet sich eine Sekte aus. ‚Stellara‘ soll sie heißen. Sehr mysteriös. Einiges deutet auf einen Zusammenhang mit dem Sodemundstern und überhaupt mit der Sternenkunde hin. So haben mich die Priore angewiesen, Ermittlung zu betreiben. Sie gehen wohl davon aus, ein Sternengucker findet immer einen anderen.“, grinste der Baumeister, als der Cellerar seine Unterschrift setzte. Ich soll herausfinden, ob sie in Zukunft unsere Feinde oder Freunde werden könnten. Ich hoffe, ich finde wen anderen, der das übernimmt.“

Der Baumeister nahm die Quittung an sich und verließ den Raum. Als die Tür zuschlug, vernahm er hinter sich noch die Worte: „Und wofür bezahle ich die Sternenwarte, wenn du sowas nicht aus den Sternen lesen kannst?“

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