Die Gefolgschaft des Heiligen Fliegenpeter

Seit einigen Wochen, zieht eine Handvoll Wanderprediger vom Lehen Kaps aus bis in die verschlungensten Winkel der Landen von Trum, um vom Heiligen Fliegenpeter zu künden. Jener Heilige, so predigen sie, besaß die göttliche Gabe der Levitation. Seine Fähigkeit wurde von mehreren rechtschaffenen Bürgern bezeugt. Vor allem flog der Fliegenpeter jeden Morgen aus Tavernen hinaus dem Sonnenaufgang entgegen. Zumindest ein Stückchen.

Zumeist gilt er als Schutzheiliger von Spielern und Zechprellern. Gegen diese volkstümliche Auslegung möchten sich die Prediger nun verwehren. Im Gegenteil, die Menschen seien an seinem, Vorbild aufgerufen, sich solange zu vervollkommnen bis aus der Perfektion auch ihnen ein Wunder geschieht.

„… und wahrlich, so will ich Euch berichten, wie es weiter geschah. Als sich herumsprach, dass Franz Peter allein durch die Kraft seiner Überzeugung, seines Glaubens und seines puren Willens, jedoch auch durch die Unterstützung wütender Wirte, ein täglich aus der Taverne gen Sonnenaufgang flog, so versammelte sich die Menschen früh, um dem Schauspiel beizuwohnen. Tag für Tag, doch eines Tages und sie nannten ihn fortan den Fliegenpeter. Doch eines Tages, da richtete er seinen Finger auf einen unter ihnen und sprach: “Was redet Ihr, hicks, dauernd von Magie, hicks? Wenn du denkst, das ist ein Wunder, zech die Prelle und du wirst sehen, was ich kann, das kannst du auch!” Daraufhin blickten alle Anwesenden zu jenem Mann mit Namen Otto und als sie wieder zum Fliegenpeter schauten, war dieser verschwunden. Davon ausgehend, dass der nun gänzlich gen Himmel gestiegen, ernannten sie Otto zu ihrem neuen Apostel. Sie überzeugten ihn von seiner Flugfähigkeit, er stieg auf das Dach, sprang und starb. So erkannten sie, dass reiner Glaube für ein Wunder nicht ausreicht, sondern auch Übung und Praxis bedarf.

Darum wisse, ein Wunder zu tun reicht Glauben nicht allein, sondern übe dich auch. Damit dir das gelinge, rufe den Heiligen Fliegenpeter an und folge seinem Vorbild. Dies gelingt dir durch die vier Gebote:

  1. Strebe nach Vollkommenheit und Wundertat,
    wie es der Fliegenpeter tat!
    Denn Freude fliegt auf allen Wegen,
    Ärger kommt laufend uns entgegen.
  2. Verfalle niemals nie,
    Dämonen, Untod und schwarzer Magie!
  3. Halte den Peter stets in Ehren,
    tu’ uns niemals nie beschweren!
  4. Rufen andere Religionen,
    darfst du dort auch gerne wohnen.
    Doch dann halte dich auch dran,
    dass man nichts böses sagen kann!

Und ich füge dir hinzu die sieben Sekundärtugenden, die dir helfen, die Gebote zu erfüllen:

  1. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!
  2. Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen!
  3. Wahrheit ist wichtig und manchmal auch richtig!
    Lügen haben kurze Beine und damit läufst du bald alleine.
  4. Doch bedenke stets genau: Sei nicht dumm, sondern sei schlau!
  5. Bist du neidisch auf die andern, gehe pilgern oder wandern!
  6. Also lautet ein Beschluß: Daß der Mensch was lernen muß!
  7. Gastfreundschaft ist heilig, Nichtbeachtung unverzeihlich!

Befolge alles dies und du erlangst Vollkommenheit und Schutz vor allen Dämonen.

Und wisse auch, der Heilige will nicht rütteln will am Fundament der Sonnenkirche oder der Ceriden oder der Nordvölker. Denn flog er nicht der Sonne entgegen, zuwenigst ein Stückchen? So ist er auch ein Heiliger der Sonnenkirche. Und wirkte er nicht aus der Kraft seines Glaubens? So ist er auch ein Heiliger der Ceriden. Wenn du dem Sonnenglauben folgst, wird er dir ein Vorbild sein, die Fackel des Himmels zu tragen. Wenn du dem Ceridentum verpflichtet bist, wird sein Vorbild dir helfen, dem Eynen treu zu dienen. Denn alles Gute ist gut und alles Schlechte ist schlecht, so spricht er.

Und wenn du ihn anrufen willst, so tue dies mit Symbolen für Luft und Feuer, denn durch die Luft schwebte er hin zum großen Feuerball. Doch nicht tue dies mit den Elementen Wasser und Erde, denn dass der Heilige in Pfützen und auf hartem Stein gelandet sei, ist eine Lüge.“

Der Heilige Fliegenpeter hat uns nicht nur weise Worte übergeben, er hat hat auch sich selbst übergeben. Jedesmal nach der Taverne.

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