2 Gedanken zu „Ein Abend in der Taverne Zum verfluchten Krug“

  1. Der verfluchte Krug von Theotmalli. Alljährlich zieht es so einiges an Volk, nicht nur aus Trum, auch aus Solania in dieses doch, nun, ich will es einmal so formulieren, leicht anrüchige Etablissement. Selbst einiges Adelsvolk treibt sich dort herum, wie zum Beispiel die Baroness von Weißenstein und Lady Jaqueline de Fleur aus Solania. Nun denn.
    Der vermaledeite Schreiber Aaron war leider nicht anwesend, zu schade, ich hätte dem Ratsinspektor gerne gezeigt, wie ich die Situation mit dem Kritzelfritzen gelöst hätte. Dafür war aber Bruder Decius so gütig, meiner Einladung in den verfluchten Krug auf Theotmalli zu folgen und auch der feierlustige Inspektor hatte sich angekündigt.
    Nun denn.
    Endlich war ich wieder einmal in der Lage, direkt mit meinem Meister, Ulfried Wieden aus Furtenau zu sprechen. Er schien nicht unzufrieden mit meiner Fähigkeit, meinen Stand zu vergessen und mit dem einfachen Volk zu fraternisieren. Doch wies er mich auch darauf hin, dass ich mein Lehen und meinen Stand aufgeben müsse, damit ich nicht angreifbar bin und mich auch vollständig auf die Aufgabe des Ratsinspektors konzentrieren kann.
    Nun denn.
    Des Weiteren sprach er mich darauf an, dass ich in der Lage sein muss, ein hochnotpeinliches Verhör selbst durchzuführen, nicht nur einem solchen beizuwohnen. Sondern es auch selbst zu führen. Ich sah ihm in die Augen und gab ihm die ehrlichste Antwort, die ich geben konnte. Doch der Inspektor ist ein gewiefter Mann, er lässt sich nicht so leicht in die Karten schauen darüber, was er denkt.
    Nun denn.
    Ich sprach mit Bruder Decius und dem Ratsinspektor im Vertrauen und unter sechs Augen über die Gerüchte, die mir über den Baron von Siebenhöfen zu Ohren gekommen waren. Leider hatte ich noch nicht die Ehre diesen, bei seinem Mannen recht beliebten und unternehmungslustigen, Herrn kennen zu lernen. Doch die Gerüchte um ihn mussten seinem Beichtvater vorgetragen werden, auf dass er vielleicht den Herrn Ortwin darauf anzusprechen vermag.
    Nun denn.
    Sowohl der Inspektor als auch Bruder Decius waren überaus überrascht von der Tatsache, dass die Mauerwache sich genötigt sieht, eine Frau für den Baron zu suchen. Schockiert waren sie aber darüber, dass Michelle Laboum, die beiden nicht unbekannt ist, wohl allen Ernstes vorschlug, der Baron solle doch die Lady Antonia von Agrenz ehelichen. Ich möchte nicht wiedergeben, wie die beiden sich ausdrückten, auch wenn dies nur mein Tagebuch ist, doch beiden verneinten diese Möglichkeit kategorisch. Unter anderem schon deshalb, weil die Solanischen Flüchtlinge dem Baron schwer auf der Tasche liegen, und die Gerüchte über das Privatleben der Lady Antonia auch nicht die besten sind.
    Nun denn.
    Des Weiteren konnte Bruder Decius mir bestätigen, dass die Ansichten des Hauptmannes und des Leutnants der grünen Feste, was das Ceridentum und ihren Platz darin äußerst bedenklich zu werten ist. Denn das Letzte was wir auf Trum gebrauchen können, ist ein Glaubenskrieg zwischen fanatischen Ceriden und gemäßigten Anhängern des auf Trum vorherrschenden Glaubens. Bruder Decius fand es ebenso unbedenklich, dass ich die Solanen, die auf meinem Land leben, ihren Glauben beibehalten lasse. Wer wäre ich, sie zu zwingen, einen anderen Glauben anzunehmen? Das erinnert mich daran, ich muss mich um einen vertrauenswürdigen Verwalter und Statthalter für mein Lehen suchen.
    Nun denn.
    Nachdem klärende Worte gefallen waren, wandten wir uns launigeren Dingen zu, bis auf einmal Geschrei erklang, die Spendenkasse von Bruder Decius war gestohlen worden, eine Schankmaid wurde der Panscherei bezichtigt und der Inspektor hieß den Weibl der Mauerwache das Mädchen züchtigen. Leider konnte ich dies nicht verhindern, dabei war das arme Mädchen nicht verstockt oder gar bösartig, nur völlig verschreckt. Einige freundliche, doch eindringliche Worte von mir halfen, die Situation aufzuklären, doch die Zwerge aus Theotmalli waren äußerst erzürnt über den Inspektor.
    Nun denn.
    Ich muss gestehen, dass ich mich über die Weisung des Inspektors hinwegsetzte und das Gespräch mit Richter Brom suchte. Ich erklärte ihm die Situation, und er stimmte zu, dass damit die Sache vergessen sein sollte. Allerdings bestand er auch darauf, dies auch dem Weibel, dem Inspektor und der Schankmaid zu sagen. So fiel mein zuwiderhandeln auf, doch tatsächlich war ich unschuldig an meinem Vergehen. Ich hatte auch von dem verfluchten Krug getrunken, allerdings ohne dass es mir bewusst war. Dieser Fluch gab mir die Idee ein, dass ich alle schaffen könnte und noch dazu immer ein besonders enervierendes „kann ich“ von mir gab.
    Nun denn.
    Der Inspektor verzieh mir meinen Ungehorsam, verlangte aber eine Beichte bei Bruder Decius und gab mir keine weitere Strafe auf. Schlechter erging es da der Mauerwache Ekarius, der sich für eine Frau hielt, auf der Suche nach Unterwäsche und Kleidern sowie einer gut betuchten Männerbekanntschaft war. Alle Schläge des Weibels und selbst der Versuch von Bruder Decius, den Fluch zu brechen, schien nicht zu helfen. Doch irgendwann waren wir alle wieder normal.
    Nun denn
    Bevor dies jedoch geschah, fuchtelte ein anderer Gast mit einer langen Waffe herum, hieb sie mir in den Arm und schnitt durch, bis auf dass man den bloßen Knochen sehen konnte. Ein zierliches gehörntes Wesen heilte meinen Arm zwar wieder, doch die Schmerzen waren kaum zu ertragen. Nun weiß ich, wie sich eine derartige Verletzung anfühlt! Als ich den Mann später erbost darauf ansprach, zückte dieser einen Dolch und hielt ihn mir an die Kehle. Seltsamerweise wurde ich in diesem Moment ganz ruhig, sah ihm in die Augen und sagte ihm, dass er gerade den größten Fehler seines Lebens begangen hatte. Ich weiß immer noch nicht was mich getrieben hat, so etwas zu sagen, ein Zucken und mein Leben wäre beendet gewesen. Noch seltsamer war jedoch, dass dies auch den Fremden zu beeindrucken schien, wo doch die einzigen Waffen eines Ratsinspektors die Feder und das Papier sind.
    Nun denn.
    Die Spendentruhe tauchte wieder auf, und Tristan Castellani, einer der einflussreichen Kaufmänner Theotmallis, der auch Sigvard Brendboe angeheuert hatte, wurde auf irgendeine mir unbekannte Weise vom Leben in den Tod befördert. Doch sein Glaube an den Eynen zusammen mit dem Gebeten von Bruder Decius ließen das Wunder geschehen und er stand von den Toten wieder auf. Vielleicht waren aber auch die anwesenden Heiler nur Pfuscher und hatten nicht erkannt, dass der Lord Castellani noch Leben in sich hatte. Ich weiß es nicht, aus der Heilkunst halte ich mich heraus.
    Nun denn.
    Nach vielerlei Aufregungen und einem lustigen, abwechslungsreichen, teils gefährlichen und spannenden Abend bei dem der Inspektor gut dem Trunke zusprach und viel gewürfelt wurde, machten wir uns schließlich auf den Weg in unsere Unterkünfte. Mitten in der Nacht wollte niemand die Überfahrt von Theotmalli nach dem Sewenland wagen, weshalb wir die Nacht in den relativ sauberen Betten der Taverne verbrachten.

  2. „Eine Prüfung…, es muss eine Prüfung des Glaubens sein“, sagte sich Bruder Decius immer wieder, seitdem von seiner Reise aus Theotmalli zurückkehrte. Nun sitzt er in einem kleinen Zimmer in der Kirche und versucht seine Gedanken zu dem Abend in der Taverne zu sortieren.

    Aber was war geschehen?

    Nach einer etwas beschwerlichen Reise durch das sodenmuntsche Land, kamen wir (der Ratsinspektor Ulfried von Wieden , die beiden zugeteilten Mauerwachen und ,zu unserer Überraschung, die Cousine des Barons Ortwin, welche von ihrer Mutter geschickt wurde) an der Taverne an. Dort war schon allerhand los, so das wir uns in dem größten der Räume einen Tisch suchten mußten und nicht wie gehofft für uns alleine waren. Wie dem auch sei, hier trafen der Inspektor und ich auf seine Schülerin Kiélo. Die berichtet von beängstigten , aber auch interessanten Neuigkeiten ( welche ich noch mit dem Baron persönlich besprechen muss). Nach diesem Gespräch begann dann auch der Teil, welcher sich zu einem wahrhaften Monstrum gegen den wahren Glauben entwickelte.

    Fortsetzung folgt….

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