Ein Gedanke zu „Ein Abend im November“

  1. Tagebuch Elder

    Es war kalt an diesem Abend, als Henna und ich in Amuria eintrafen. Der junge Soldat aus Siebenhöfen ließ sich nicht darüber aus, warum er nach Amuria gereist war. Doch ich war froh, ihn dort zu treffen. So konnte ich mich auf seinen Schutz verlassen, wenn ich den nächsten Test machen würde. Zum Glück war er dort, denn es wurde fast zu einem katastrophalen Fehlschlag.
    Da Meister Vino nicht anwesend war, bat ich die Magierin Aldara zu helfen und sie sagte unter gewissen Bedingungen zu. So überraschend und seltsam das klingt, bis jetzt stand jeder Magier mit einer Ausnahme meinen Ausführungen und Bemühungen positiv gegenüber. Aldara ist eine Feuermagierin und birgt deshalb sehr zerstörerische Fähigkeiten in ihrem Wesen. Eigentlich ideal für meine Zwecke.
    Da die Taverne in Amuria auch gerne von Dämonen und ähnlichem heimgesucht wird, suchte Aldara einen Platz wo die Anrufung ihrer Kräfte nicht sofort Unheil heraufbeschwören würde. Absolut nachvollziehbar und auch in meinem Interesse.
    Schließlich hatte ich nicht vor, irgendjemanden außer mich selbst zu gefährden.
    Nach einigem Suchen fand sie einen Platz außerhalb der Taverne in der Nähe der Drachenspuren, wo sich außer Henna und mir auch Halfdan eingefunden hatte. Aldara beschwor das Feuer und ließ es auf meinen Arm springen. Die Schmerzen waren echt nicht schön und das, obwohl ich schon vorher Schmerzmittel genommen hatte. Noch schlimmer wurde es, als Henna unter meiner Anweisung die Salbe auftrug. Mir wurde schlecht, ich musste mich mehrfach übergeben und konnte nicht mehr stehen.
    Als ich zu Boden ging, sah ich den verfluchten Vampir, wie er grinsend und sich die Lippen leckend hinter Halfdan stand. Entsetzt schrie ich auf, mein größter Albtraum schien wahr zu sein. Er kam immer näher, streckte eine Hand aus, als wollte er mir galant aufhelfen. Doch ich sah nur die Zähne und meinte schon zu spüren wie er sie in meinen Arm schlug. Erneut schrie ich auf, versuchte aufzustehen, doch meine Beine versagten mir den Dienst, wimmernd brachte ich noch hervor, dass er wüsste wie mein Blut roch und dass er mich gefunden habe. Dann wurde es dunkel, doch nicht lange.
    Als ich die Augen vorsichtig wieder öffnete, hörte ich Aldara murmeln, Halfdans und Hennas Stimmen, die beruhigend murmelten und mir versicherten, dass dort kein Vampir war. Henna kennt den Vampir, doch er fürchtet ihn nicht so, wie ich ihn fürchte, er sah ihn nicht. Gerne wüsste ich, warum Henna ihn nicht fürchtet, aber vielleicht fürchtet der Soldat etwas, das ich nicht fürchte. Wir alle haben Ängste, wahrscheinlich fürchtet sogar der Baron von Siebenhöfen etwas.
    Aldara hatte die Magie aus der Wunde gezogen, nun war es nur noch eine Brandwunde, die sie netterweise zunähte und verband, nachdem sie alle Reste der Salbe entfernt hatte. Ein Geräusch ließ mich herumfahren, noch immer glaubte ich die Präsenz des Blutsaugers zu spüren. Tatsächlich war es wohl nur eine Halluzination von mir, denn niemand sonst hatte Dragonetti gesehen.
    Niedergeschlagen kehrte ich nach einer Weile zurück in die Taverne, wo ich mich mit einem beruhigenden Getränk in eine Ecke setzte. Dort fand mich Hanna, die Botin des Theotmallischen Botendienstes.
    Ach ja, der Brief der mysteriösen Frau.
    Sie überreichte mir eine erneute Botschaft, in der die Frau mir mitteilte, dass sie nach Theotmalli reisen würde, dass sie die beschwerliche Schiffsreise auf sich nehmen wollte. Ich war zugegebenermaßen verwirrt. Sicher ist die See um diese Jahreszeit rau und gefährlich, doch zwischen den Inseln von Trum ist das Reisen immer relativ sicher.
    War sie nicht auf Trum? Doch wie auch immer, sie bat mich, von einer Antwort abzusehen, denn ihr scheint der Botenweg nicht mehr sicher genug. Ich suchte Hanna auf, nachdem ich den Brief gelesen hatte und nickte ihr zu, ich würde auch nach Theotmalli reisen.
    Nun hatte ich noch mehr Gründe die Taverne zum verfluchten Krug aufzusuchen…

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