Der Erdformenstreit

Werter Bruder Dezius, dem Eynen sei Dank, ist dieser unsägliche Disput nun, da ich diese Zeilen schreibe, beendet. Was war das für eine unruhige Zeit.

Wie Dir bekannt, beorderte man mich wegen meiner fernländischen Reiseerfahrungen zu einem inquisitorischen Treffen aus Vertretern unserer heiligen Mutter Kirche und der Expeditionssozietät. Es ging um die Frage der Form unserer Erde.

Die geographische Vereinigung, angeführt von dem Weibe und in meinen Augen verderbten Lasterluder Isabella la Petuchi, ihres Zeichens Expediteurin, wollte doch garlich einen dieser abergläubischen Globuse zertifizieren. Ihr wisst schon, jenes bozephalische Werk, welches die Form der Erde gänzlich verzerrt.

Zunächst sorgte der Vorschlag der Expediteurin Isabella, der Erde eine Kugelform zu geben für Belustigung under den Kirchenältesten, die noch nicht ahnten, dass sie es mit einer Verführten des Bozephalus zu tun hatten.

Unsere Kirchenoberen verwiesen auf die heilige Schrift, lasen sogar daraus vor, doch der akademische Pöbel verweigerte einfach der Erde die kirchlich festgesetzte Flachform.

Daraufhin schenkte den Unsrigen wie so oft der Eyne eyne eynmalige Eyngebung. „Unsere Pilger pilgern entlang der von Euch geschaffenen Pilgerkarten“, begann Pater Moser und Ihr kennt seyn beherztes Wesen. „Doch wenn unsere Pilger nun Gefahr laufen, wegen der Kugelform im Kreise zu gehen, kann die Kirche die Pilgerkarten nicht länger der kartographischen Vereinigung überlassen. Wir werden uns aus dem Vertracke zurückziehen.“

Solgeich erwuchs Tumult unter den Geographen und nach eyner Weyle lautete der Beschluss, dass, wenn man es recht bedenkt, die Idee der Kugelform doch einige Ecken und Kanten habe. Denn die alten ceridischen Schriften existierten immerhin schon lange vor der Erfindung er Kartographie und die Erdform fiele somit unter das Bestandsrecht. Man habe sich wohl von jener Isabella einwickeln lassen. Und ja, Bruder Decius, ich höre Deine nimmermüdmahnenden Worte vom bozephalischen Wesen des Weybes!

Die Herren kamen überein, die ketzerische Isabella nun sinnvoller zu verwenden, nämlich für eine Eine-Frau-Expedition, alle dämonsichen Orte und Untotenbewegungen der gesamten Mittellande zu kartographieren. Seither haben wir nichts mehr von ihr gehört, ich habe dennoch ein Gebet an sie verschwendet. So bin ich halt, selbstlos, aber Du kennst mich.

Anstatt ihrer Kugelideen der Erdform nachzujagen, wurde Isabella la Petuchi fortann beauftragt, alle Dämonenhorte und Untotenbewegungen der gesamten Mittellande zu kartographieren. So wurde aus der Jägerin eine Gejagte.

Weiterhin kam das Konzil überein, kirchliche Kartenaufträge stärker als zuvor zu unterstützen, allerdings bräuchte man dafür aus planerischen Grünen natürlich einen Sitz in der Geographenvereinigung und das sei schwierig, da es derer mehrere gibt. Also gründete das Konzil eine neue Vereinigung. Sie ersetzt die bisherige Expeditionssozietät in Rosto Nevila, führt fortan aber Namen Kartographische Sozietät und es besteht viel Hoffnung. Denn weißt Du, die Sozietätsvorstände beteten für ein Zeichen und eines Wunders gleich, heilte der Eyne mehrere Vorstandsälteste durch eine anonyme Spende von der Krankheit der Geldnotsorge, welche sie so plagte. Wahrlich Bruder, die Wege des Eynen und der Finanzen sind undurchschaubar.

Der Enye wandle unter uns zu allen Zeyten
Und dies hoffentlich wyterhin auf der Scheibe
Bruder Fürchtegott Hofer

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