Über eine erschütternde Pilgerfahrt und die Entdeckung der Uraltceridischen Kriche.
Liebe ceridischen Brüder und Schwestern der wahren Kirche,
nach der schlimmen Fehde mit der Sonnenkirche truget Ihr mich uff, die Pilgergenossenschaft Gelbe Sonne uff eyne Eygnung zum Pilgern och für Ceriden zu prüffen.
Leider kann ich für Reisende des wahren Glaubens keine Empfehlung ussprechen. Gewalt, Raub und Lüge erwarten den Ceriden. Dies soll uns nicht wundern, ist doch der Sonnenorden ein Gründungsmitglied, jener Brandstifter unsres Siebenhöfens.
Zugute halten möchte ich ihnen, dass sich die Pilger und allen voran Pilgerprobst Alistair Kirschhain mutig gegen dunkle Zauber stritten, welcher das ganze Land durchtränkt. Sie erfochten auch einige bedeutsame Siege mit ihrer Tapferkeit. Jedoch fielen mir schon zu Beginn einige Merkwürdigkeiten auf. So reiste unter ihnen ein Priester der Skaven mit, jener gefürchteten Rattenmenschen und auch eine Voodoo betreibendes Lusterlasterluderpriesterin, vollbehangen mit Totenschädeln. Auch besaß der Pilgerpropst eine magische Hand aus Eis, von der die Priesterin sagte, sie würde ihn allmählich korrumpieren.
Vorzüglich waren allerdings die kulturellen Beiträge innerhalb der Pilgergruppe. Barden, Dichter und Minneritter boten eine Kunst, die jede noch so fromme Lucretianerin vor Erregung jauchzen hätte gelassen.
Doch all dieser kultivierte Schein soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass es nur um eines geht: die strategischen und wirtschaftlichen Interessen des Ignisordens vor Ort zu sichern. Ich werde noch berichten, wie dafür mein ceridischer Glaube schmerzlich geopfert wurde.
Innerhalb des Landes ist die Pilgergenossenschaft als unruhestiftend bekannt. Zum einen zu unrecht, da sie ehrlichen Herzens gegen alle Hexen skandaliert. Man muss wissen, dass Hexen in Pizraki eine politische Macht genießen. Zum anderen jedoch zu recht, da sie auch gegen die Uraltceridenkirche des Eynen vor Ort oppuniert. Dies trieb sie so weit, dass die Inquisition heranrückte und über die Pilger einen Kirchenbann aussprach. Sogleich brannten alle unsere Wappen zu Asche und es begann drei Tage ununterbrochenen zu regnen.
Nun zu meinem grausamen Schicksal. Ich selbst wurde von meinen Mitpilgern niedergeschlagen und mir wurde gewaltsam mein Blut geraubt, das sie für einen geheimen Trank benötigten. Der Pilgerpropst ermahnte mich, dass die persönliche Religion keine Rolle spielen, wenn sie gegen die strategischen und wirtschaftlichen Interessen der Pilgergenossenschaft stünden. Ich kann sagen, dass mich der Pilgerrpobst selbst über das schändliche Treiben mit meinem Blut ins Gesicht log, was laut seiner Ordensstatute als Todsünde gilt.
Man muss auch sagen, dass die Pilgergenossenschaft im Kern ausschließlich nur für Ignisglauben steht. Der Ignisorden hat die Genossenschaft durch Landkauf inzwischen auch zu eienr Enklave gewandelt, so dass dort allein deren Landesgesetze gelten. Es gibt inzwischen auch keinen Pilgerrat oder Abstimmungen, wie es Sonnenpilger berichteten, sondern nur den Befehl des Pilgerpropstes. Wie ein Pilger kam ich mir nicht vor, sondern eher wie ein Ignis-Soldat.
Nach solchem Schrecken konnte ich nur noch fliehen, fand jedoch Unterschlupf in der Kirche des Eynen, genannt die Kirche des St.Kerian. Später stieß Bruder Decius hinzu, der einen anderen Wanderweg eingeschlagen hatte und wir stellten anhand der Kirchenschriften und Gottesdienstbesuche fest, dass es sich um die uraltceridische Kirche handeln musste. Aus einer Zeit, als man Engel noch für Titanen hielt. Doch sämtliches glich unserer heiligen wahren Kirche daheim, vom Sakralbau bis zu den Gottesdiensten. Überhaupt war Decius mit ein schwerer Anker der durch seine Weisheit meine erschütterte Pilgerfahrt wieder ins Lot zu bringen wusste.
Dies ist eine gute Nachricht, Brüder und Schwestern. Rechtschaffene Gläubige wollen zurück zur Mutterkirche und wir sollten ihnen helfen, den Schritt vom Uraltceridentum hin zum Ceridentum zu tun und dabei den Zwischenschritt der Altceriden zu überspringen. Deshalb halte ich es für unabdinglich, Reisen nach Pizraki fortzusetzen. Allerdings nicht im unceridischen Schoß der Pilgergenossenschaft.
Vielmehr organisierte ich mit einem ansässigen Geschäftsmann ein ceridisches Armenhaus, für das nun fünf jungfräuliche Nonnen angefordert wurde, die wir alsbald auch liefern sollten. Dafür dürfen wir die Armen über den wahren Glauben belehren. Auch verliefen erste Kontakte zur Eynenkirche vor Ort erfreulich und sowohl ein Priester wie auch der Inquisitor luden uns ein, studien zu betreiben und die Kirche zu unterstützen.
Alles in allem entsprenkelten dem Auge des Eynen ob meiner Reise also sowohl Tränen des Grams wie auch der Freude.
Der Eyne weilet unter uns, zu allen Zeyten.
Bruder Fürchtegott Hofer