Anka unterwegs unter Tage

Es ist so vieles geschehen, seit ich im letzten Jahr die Eröffnung meiner eigenen Taverne in Gergonsmund feierte. Zu selten hat mich die Reiselust hinausgetrieben. Zu viel nahm mich der Tavernenbetrieb in Anspruch. Nun, da sich die Eröffnung bald jährt und ich vor dem Ende der Anbauarbeiten stehe, wollte ich noch einmal auf Reisen gehen, meine Freunde besuchen, von denen ich lange nichts gehört habe und vielleicht neue Freunde kennenlernen.

Ich ließ also meine Taverne und deren Schicksal in den treuen Händen von Trutchen und bestieg das nächste Schiff, das mich nach Siebenhöfen bringen sollte.

Nun, was soll ich sagen. Stürme, Abenteuer und andere Widrigkeiten führten dazu, dass ich natürlich nicht auf direktem Wege in Siebenhöfen ankam. Stattdessen landete ich schließlich auf einem Schiff der Towenschen Marine unter einem Mann namens Tauron. Ein wilder Geselle, der aber augenscheinlich die Mannschaft im Griff hatte. Neben ihm lernte ich dort noch weitere neue Freunde kennen: Mona, die Rosenzüchterin aus Trum, die eine liebe und ruhige Art hat und mit der man wunderbar klönen kann. Runa und Waldemar, die beiden ceridischen Pilger aus Mühlen, die viel von ihrem Glauben sprechen und auch auf dem Weg nach Siebenhöfen sind, um von dort auf weitere Glaubensreisen geschickt zu werden. Und einen Bekannten fand ich auf dem Schiff. Herrn Heinrich aus dem Knochenwald. Der hatte mir grade noch gefehlt… Aber wer weiß, ich will nicht vorschnell urteilen. Das war mir bei ihm ja bereits schon einmal passiert.

Eines Abends kamen wir zu einer Taverne in einem großen Berg, die mir merkwürdig bekannt vorkam. Mir wollte zwar nicht einfallen, in welchen Landen wir hier derzeit waren, doch war ich mir sicher, dass ich hier schon einmal mit Freya gewesen war. Tatsächlich erkannte ich einige bekannte Gesichter. Der Klunkerjarl Raudrulf war da, merkwürdig verändert sah er aus, seit ich ihn in Agnatien das letzte Mal sah. Gar nicht mehr fröhlich verspielt, eher düster und gefährlich. Herr Vino, den ich schon hier und dort gesehen hatte und der mit seiner frohen Art in dem Stollen herumsprang. Der Khajiit, der mir genau hier einst den Hund wiedergebracht hatte.

Ich merkte, dass ich doch schon viel herumgekommen und auch die eigene Taverne mir viele Bekanntschaften gebracht hatte. Und sogar recht hohen Herren war ich bisher begegnet. Dem Baron von Siebenhöfen, damals, als wir nach der Expedition um den Stern heimkehrten, den Baron von Champa, auf meiner ersten Fahrt und seine Frau, die sehr herrisch gewesen war ob meiner Kleidung, Jarl Raudrulf, der seines Zeichens auch ein Anführer einer ganzen Sippe war, Herr Siegbrecht von der Insel der Erschaffer, der mich als eine Heilerin ansah und fördern wollte, die Baroness von Rosengarten, mit der ich in einer Taverne einen Raum geteilt hatte, Ritter Kuno aus Wieden, auf dessen Taverne in Dahle damals dieses schrecklich Unglück passiert war. Jetzt hieß es, dass heute auch eine hohe Dame zugegen sein sollte. Eine Adelsdame von Weißenstein. Ob ich die Möglichkeit bekommen würde, auch ihre Bekanntschaft zu machen? Doch bemerkten wir, dass sie mit ihrem Gefolge lieber für sich war. Schade. Aber noch war ja nicht aller Tage Abend.

Wir setzten uns an einen Tisch, tranken und beäugten die anderen Gäste. Ich begrüßte die mir bekannten und entspannte mich gerade, als Runa verstört zu unserem Tisch kam. Sie hätte Wesen gesehen… und die hätten sie nicht durch den Gang gehen lassen. Welche Wesen denn? Fragte ich. Schwarze Gesichter hätten sie! Und schlohweißes Haar. Gefährlich sähen sie aus. Neugierig ging ich mit ihr noch einmal in die Richtung. Wir sahen sie, aber sie sprachen uns nicht an. Wir hielten aber vorsorglich auch jede Menge Abstand.

Auch andere merkwürdige Wesen waren hier unterwegs. Viele hatten Hörner, Zeichen und Malereien im Gesicht, leuchtende Kugeln oder Stäbe mit Schlangen. Den anderen waren sie nicht sehr geheuer, ich weiß, Ceriden mögen magische Andersartigkeit nicht sonderlich – Waldemar lehnte sogar meinen Feenstaub ab! – Also blieben wir schließlich für uns, was auch in Ordnung war.

Runa und Waldemar hielten stets Ausschau nach Nordleuten, denn Tauron hatte ihnen aus dem Wiedener Herold vorgelesen, dass Mühlen, das ihr Heimatdorf war, im letzten Jahr grausam von Mannen mit Drachenbooten überfallen und niedergebrannt worden war. Wieso musste es nur immer und überall so viel Gewalt herrschen?

Wir Frauen waren eine lustige Runde, Mona probierte schließlich auch meinen Feenstaub, während Runa bei ihrem Wasser blieb. Und wie das so ist, in einer fröhlichen Frauenrunde, kamen diese und jene Themen auf den Tisch. Uns fiel auf, dass wir alle noch gänzlich unverheiratet und frei seien, doch Frauen in unserem Alter suchten doch einen männlichen Schutz. Ich verneinte dies. Ich hatte jetzt meine Taverne und bräuchte nicht so dringend einen Mann für meinen Unterhalt. Doch wir unterhielten uns über den ein oder anderen, den wir kennenlernen durften und der auch noch frei sei. Paul, der Schweinehirte, Henna und Ekarius von der Mauerwache, Waldemar, Herr Heinrich, Tauron, der Galgenpeter, Herr Alistair oder gar der Baron von Siebenhöfen?

Wir lachten viel und die Männer erzählten uns von Abenteuern in fremden Landen, wo manche dieser anderen Männer auch zugegen waren. Wir stürzten uns auf die Neuigkeiten und tratschten wild umher. So kam es schließlich sogar zu der Idee, dass der Baron von Siebenhöfen gar nicht unbedingt heiraten wolle? Er sei ja nun schon in einem mehr als heiratsfähigen Alter, man sagte sogar, dass seine Mutter ihn bereits darauf habe hinweisen müssen. Doch er machte keine Anstalten, diesen Status zu ändern. Nein. Man hatte ihn sogar bisher nur mit Männern zubern sehen! Herr Vino meinte dazu allerdings, das sei nicht ungewöhnlich. Warum sollte man der einen liebe und Freude entsagen, wenn man beides haben könne? Runa war entsetzt! Ich werde meinethalben aber in Zukunft darauf achten, was ich von jener Seite noch höre. Ich bin gespannt!

Herrn Vino habe ich darauf kurzerhand in meine Taverne eingeladen, da er doch in der Kunst der Liebe recht belesen ist. Vielleicht würde er einst einen künstlerischen Vortrag zum Kamasutra in meiner Taverne halten. Da die Kunstakademie in Gergonsmund doch jegliche Form von Kunst unterstützt, könnte ich mir das als eine schöne Veranstaltung vorstellen

Auch den restlichen Abend waren wir sehr gelöst und fröhlich, so, wie ich es mag. Der Feenstaub tat sein eigenes und so lachten und würfelten und zechten wir noch recht lange. Herr Heinrich brachte uns ein neues Würfelspiel bei, das wir einige Zeit heiter und lautstark spielten. Die verfluchte Eins! Tauron und ich hatten dabei sehr viel Glück und verließen den Würfeltisch später mit jeder Menge Kupfer mehr. Das Spiel werde ich in meiner Taverne auch den Gästen zeigen.

Alles in allem war es trotz der Nässe und der Dunkelheit und den vielen fremdartigen Gestalten ein sehr ungezwungener und schöner Abend. Ich würde bald mit Runa und Waldemar nach Siebenhöfen weiterreisen. Herr Heinrich und Mona würden vielleicht auch mitkommen? Zumindest habe ich alle auch nach Gergonsmund in meine neue große Taverne eingeladen.

by Anka

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