4 Gedanken zu „Theo Con-Tag der Rache 29.6-01.07.18“

  1. Was für eine Reise Teil 1/3

    Eigentlich war unser Auftrag die politischen Gegebenheiten und die Stimmung in Westfora zu erkunden, daraus sollte nicht also viel werden, zumindest anders als Gedacht.
    Wir reisten mit einer, dem Auftrag entsprechender, Deleagtion an. Sowohl ein militärische Teil zur Absicherung, wie auch einem gezielt zivil ausgesuchtem Tross zur Informationserlangung. Nach unserer Ankunft wurden wir herzlich empfangen und während Krug uns Willkommen hieß und etwas über die Gilden erzählte, ich hoffe irgendeiner aus dem Tross hat zugehört, begutachtete ich die hübschen Damen und erhielt auch eine Rose von diesen. Kurzzeitig dadurch abgelenkt vernahm ich noch einen lauten Schrei und sah eine Abteilung Kultisten, schwer Gerüstet und Bewaffnet, aufmarschieren. Während ich meine Männer zusammenrief und den Tross nach hinten schicken wollte, vernahm ich noch einen lauten Aratosh ruf und was dann passierte weis ich nicht mehr. Irgendwann wachte ich auf dem Bodenliegend und leicht verwundet auf. Ziemlich schnell erhielt ich eine Standpauke von Elder, was mir den Einfallen würde von fremden Damen Rosen anzunehmen? Ist es denn echt so schwer vorstellbar, das eine Dame einer Mauerwache ein Geschenk macht??? Ich war irritiert, umso mehr als ich erfuhr, dass ich durch Rose animiert wohl die eigene Schlachtreihe, natürlich mit Erfolg, angegriffen habe und unter anderem Henner, die Heilerin des Helwartordens und eine Sturmkrähe erheblich verletzt haben soll. Den Göttern sei Dank, nahmen mir die Geschädigten das nicht übel. Auch wenn die Rose daran Schuld trug, werde ich solche, auch gegen Elders mahnendes Wort, weiter entgegen nehmen.
    Während des Kampfes wurde wohl durch einen Magiebegabten Aratoshanhänger zwei Barrieren an strategischen Punkten hochgezogen, welche uns wohl noch eine Weile an gezielten Truppenbewegungen einschränken wird.
    Dann verblieb erst einmal etwas Zeit zu schauen, wer ebenfalls angereist war. Unsere Freunde vom Helwartorden, die Crew der Tyra Lorena und Capitana Schlodde, die Strumkrähen, und noch ein paar vereinzelte Reisenden. Es freute mich sehr, dass der Helwartorden angereist ist, da ich mit Amateras noch persöhnliche Dinge zu besprechen habe, wir so die Beziehungen zwischen Escadon und Trum festigen können und weil ich sie einfach gerne um mich habe.
    Während ich gerade vor hatte unsere Delegation zu sammeln und die Aufträge zu verteilen, begannen immer wieder kleinere Scharmützel zwischen den Kultisten und den versammelten Truppen. Nichts wirklich ernsthaftes. Nach einer Weile setzten die Scharmützel aus und wir
    bekamen Informationen darüber, dass vor einer Festung wohl ein Ritual durch die Kultisten abgehalten werde, parallel erhielten wir die Information das ein Crewitglied der Tyra Lorena fehlte.
    Unsere Befürchtung bestätigte sich. Die Kultisten haben die arme Seele geopfert, um weiteren Schaden durch das Ritual zu verhindern begannen wir einen Angriff auszuführen, leider war der Zugang sehr schmal und gut gesichert, aber nach einigen Verletzten und Bemühungen gelang es uns den Ritualplatz zu erstürmen und die Kultisten zu töten. Einen folgenden Gegangriff aus der Festung konnten wir abwehren. Es kehrte etwas ruhe ein und nun wollte ich mich endlich um meine Leute kümmern. Kaum in der Taverne angekommen, tauchte jedoch ein sehr von sich selbst überzeugter Mann auf, welchen wir vorher schon auf dem Schlachtfeld als Feldherrn der Kultisten ausmachen konnten. Es handelte sich um Krieg, scheinbar einer der Götterkinder. Was er mit den Kultisten von Aratosh zu schaffen hatte, sollten wir nur allzu schnell herausfinden. Er verlass drei Namen, zwei davon kamen mir nur alzu bekannt vor. Sowohl unser Alchemist, wie auch Freyja waren dem feind in die Hände gefallen, der dritte war eine Sturmkrähe. Er bot uns Verhandlungen über die Freilassung der Gefangenen an, im Austausch für Versorgungsgüter. Für den gefangenen der Krähen ging Tam mit, für die Trumer ich, weiter begleitete uns Amateras und ein Nordmann den Anka wohl kannte. Vor Zeugen bestätigte Krieg nochmals, dass alle unversehrt wieder gehen können. Kaum in der Festung angekommen, wurden wir entwaffnet und in den Kerker geworfen. Die Gefangenen waren wohlauf ebenfalls in diesem. Auch fanden wir eine Dame, ich habe den Namen vergessen, sie schein aber eine wichtige Persöhnlickeit zu sein, die auch irgendetwas mit den Göttern zu tuen hat, zu sein. Mein Gott, ist Religion ein verworrenes Zeug….. Wir hatten aber nicht wirklich Zeit darüber nachzudenken, denn wir wurden nacheinander aus dem Kerker geholt und vor einem Ritualkreis aufgestellt. Für die gebrochene Nase der Kultistin, die mich an der Schulter fassend zu meinem Platz führte, habe ich kein Mitleid… Ich weis nicht was sie mit uns machten, ich hörte die ganze Zeit, wie aus weiter ferne, ihre Stimmen und ihren Gesang, aber ich habe keine klaren Bilder mehr von dem was geschah. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich plötzlich Bilder eines brennenden Phönix sah, der in eine Sanduhr schaute und vor seiner tödlichen Attacke sagte das seine Geschenkte Zeit verschwndet gewesen sei, da ich sie nicht verdient habe. Das auftreffen seines Schnabels auf meiner Brust fühlte sich sehr real an und ich brach im Ritualkreis zusammen. Ich spürte noch einen Kuss an meinem Hals, wie ich gepackt wurde und aus dem Tor hinausgeworfen wurde. Ich taumelte in Richtung unseres Lagers, traf vor der Festung auf unsere Verbündeten und meine verbliebenen Truppen und bekam aus dem Augenwinkel mit, wie der Hauptmann der Krähen auf seine eigenen Leute zuging und angriff. Ich hatte das Bedürfnis es ihm nachzutun, wurde aber hinterrücks wieder niedergeschlagen. Im Sturz sah ich noch, wie Anka Blutüberströmt zu Boden ging, wie Gustel mit dem Speer herumfuchtelte, wieder befiel mich Angst, Angst um meine Leute, meine Freunde. Als ich wieder erwachte waren viele wieder abgezogen und ich wurde ins Lager geleitet. Sämtliche Leute fummelten an mir rum und faselten irgendetwas davon, dass etwas an meinem Hals sei. Hätte ich noch Kraft gehabt, hätte ich sie nur zu gerne erschlagen, alle. Letztendlich schaffte Elder es zu enfernen,was immer es auch war. Gott sei Dank, Elder ging es gut. Ich war zu erschöpft es ihr zu sagen, wollte nur noch wissen, wies den anderen ging und schlafen. Ich erfuhr, dass sich keiner mehr in den Händen der Kultisten befand und es allen Trummern soweit gut ging, den Göttern sei Dank. Ich verabredete mich noch mit Amateras im Lager des Helwart Ordens und gab dem Rest frei, nur Henner und Elder begleiteten mich. Wir sassen noch eine Weile zusammen, redeten und lauschten der Andacht. Als ich mich auf dem Weg in Richtung meines Schlaflagers befand, in Begleitung von Artemis fiel uns ein scheinbar Blinder auf, der an den Barrieren herum schlich. Es war wohl ein Seher, selbst nannte er sich den Koch. Ich war müde und überließ Artemis das reden. Wir erfuhren, dass er wohl in der Lage war die Welt anders wahrzunhemen als wir und dadurch Gedanken und Gefühle verändern zu können. Ich selbst willigte ein, ein Gefühl des Glaubens zu zu lassen und so verband uns der Seher. Ich spürte durch Artemis die Kraft von Solaris. Es war als würde ich ein inneres Feuer beherbegren. So schnell die rfahrung da war, war sie auch wieder weg. So soll sich also Glaube anfühlen? Ich weis ja nicht…. Ich werde darüber wohl nocheinmal Artemis reden müssen. Aber erst morgen, ich kann nicht mehr.

    Ewas für eine Reise 2/3

    Es wart eine unruhige Nacht, aber zumindest bekam ich etwas schlaf. Ich beeilte mich etwas zu essen zu bekommen, denn ich fürchtete einen anstrengenden Tag. Wie war…..
    Den ganzen Tag über sahen wir uns immer wieder kleineren Angriffen ausgesetzt. Diese waren aufgrund der strategisch gesetzten feindlichen Barrieren nur schwer zu verteidigen und entzzerten unsere Truppen sehr stark. Zeitweise konnte der Feind das Feldlager vom Trosslager abschneiden, dies führte dazu, dass eine vernünftige Versorgen an der Front nicht mehr gewährleistet werden konnte. Auch versuchte der Feind immer wieder Leute zu entführen, was ihm auch regelmäßig gelang, da Krieg immer höchstpersöhnlich in die Kämpfe eingriff. Die Gefangenen wurden, wie wir am Vorabend, für Rituale gebraucht. Durch dies Ritual sollte wohl Angst aus den Opfern gezogen werden um irgendetwas oder irgendwen zu beschwören oder aus einem Gefängnis zu befreien. Ich habe es nicht genau verstanden. Im Allgemeinen verbrachten wir den Tag mit Kämpfen und der Suche nach Steinen, Schwertteilen und Blumen. Irgendwann verlor ich die übersicht darüber was wofür und wann gebraucht wurde. Ich beschränkte mich darauf, die Verteidigung zu organisieren, den Wachdienst sicherzustellen und Truppenbewegungungen zu koordinieren. Hier liegt meine Erfahrung und nicht im Merken von irgendwelchen Artefakt Wissen. Während eines Aufmarsches des Feides wurde Henner plötzlich aus der Schlachreihe gezogen und zu einem Duell gefordert. Leider unterlag er seinem Gegner und ging in Gefangenschaft. Leider konnte ich ersteinmal nichts zu seiner befreiung tuen. Der erste Gedanke, die Truppen vorrücken zu lassen, musste ich aufgrund des schmalen Zuganges und einer übermacht an Feinden ersteinmal verwerfen. Ich durfte meine eigenen Interessen nicht über das Gesamtziel stellen…. Leider… Ich hoffte so sehr, dass er es überstehen wird. Aber Henner ist stark im Willen und wird es überstehen, bis wir ihn rausholen können, da war ich mir sicher. Nach einer einer kurzen verschnaufpause, ich trank gerade ein Bier und wir waren mal wieder vom Feldlager abgeschnitten, wurde mir zugetragen, dass sich Elder im Austausch gegen eine andere Geisel selber in Gefangenschaft begeben hat. Hat sie sie eigentlich alle? Wie kann sie sowas ohne Rücksprache machen? Sie muss endlich lernen, dass sie nicht jeden retten kann und sie viel zu wichtig ist…. Sollte sie heile da raus kommen, wird die Gefangenschaft nichts sein zu dem, was ich mit ihr mache…… Verdammt ……. Anka berichtete mir, dass wir nicheinmal mehr zugriff auf ihre Heilertasche haben, da diese im abgeschnittenen Feldlager liegt. Na immerhin hat Elder die Tasche nicht mitgenommen. So erteile ich Anka und Freya den Auftrag den Feind zu umgehen und die Tasche zu bergen. Mit der Auflage zu überleben und kein Risiko einzugehen. Die beiden haben den Auftrag schnell und sehr effektiv ausgeführt! Ich bin sehr stolz auf die beiden, eine echte bereicherung für den Tross. Auch ihren unermüdlichen Einsatz hinter den Feindlichenlinien nach den dringend benötigten Pflanzen zu suchen. Unerschütterlich……
    Sowohl Elder, wie auch Henner waren inzwischen aus der Gefangenschaft entlassen worden. Henner musste sich ersteinmal etwas sammeln und brauchte ein wenig Zeit. Elder hatte es etwas besser verkraftet und war fast direkt wieder voller Tatendrang. Leider hatte ich keine Zeit ihr eine Standpauke zu halten, aber diese wird noch folgen!
    Gegen Mittag kam man dann auf die Idee, dass es doch ratsam wäre einen Feldherren zu ernennen. Sowohl Tam, von den Sturmkrähen, und mir wurden diese Ehre zu teil. Inzwischen waren auch alle Teile des Schwertes gefunden worden und ein Amboss musste geborgen werden, damit der Schmied das Schwert von Krieg neu Schmieden konnte. Wir sammelten die Truppen und maschierten los. Leider wurde wohl irgendwas nicht richtig bedacht und die Bergung musste abgebrochen werden. Leider erlitten wir schwere Verluste dabei, was umso mehr ärgerte…… Auch zeigte sich hier, dass Piraten in einer geordneten Schlachtreihe eher Probleme machen als hilfreich sind, da sie ihren eigenen Kopf haben und vermutlich geordnetes Kämpfen nicht gewohnt sind…. Aber es ist ja gut gegangen. Beim zweiten Versuch gelang die Bergung des Ambosses und der Zwerg begann mit dem Schmieden. Erstaunlicherweise versuchte der Feind erst gar nicht zu stören und ließ uns gewähren. Einige Laggeristen unterstützen den Zwerg, in Form von Kraftgaben. Auch Elder, welche irgendwann begann in einen Wahn zu fallen und es zwei Männer brauchte um sie im Kreis zu halten….. Aber alles ging gut und wir verfügten endlich über eine Waffe gegen Krieg.

    Was für eine Reise 3/3
    folgt….

  2. Gildentreffen. Ich meine, wirklich, ein Gildentreffen? Was sollte ich bei einem Gildetreffen. Gäbe es nicht die Möglichkeit, eventuell neue Handelsbeziehungen für das Hospiz zu starten, hätte ich überhaupt nicht gewusst, was ich da sollte. Umso erfreuter war ich, mit der Mauerwache zu reisen. So würde es wenigstens die Gelegenheit zum Würfeln geben. Auch der Helwart Orden sollte eintreffen. Gut, ich hatte mit Amateras noch ein Huhn oder etwas ähnliches zu rupfen, wegen dem, was er mit Ekarius gemacht hatte. Auch wenn mir der Gedanke daran nicht gefiel. Denn wenn es auch nicht so erscheint, so respektiere und achte ich Amateras ganz besonders.
    Dennoch, Ekarius in ein Dämonen Leuchtfeuer zu verwandeln und irgendwelche Lichter in seinen Kopf zu pflanzen? Nein. Das bedurfte der Aufklärung. Als wir ankamen, richteten wir uns ein und begrüßten andere bekannte Gesichter wie die Piraten, err Seefahrer, die sich immer in Theotmund herumtreiben. Na ja, es ist ja auch eine Insel, wie soll man sonst hinkommen? Rami hatte sich extrem verwandelt, von dem Pistolen schwingenden Seefahrer und furchterregenden Piraten, den ich kennen gelernt hatte hin zu einem noch furchterregenderem Schamanen, der dauernd von Mama Iuta oder so ähnlich sprach. Selbst seine Augen waren anders. Eines schneeweiß, das andere feuerrot. Innerlich war er aber immer noch der alte Rami, ein Schlitzohr, das nun anscheinend mit den Geistern und Göttern verhandelt.
    Als das Gildentreffen anfing, reihte ich mich, innerlich die Augen rollend ein, um die Oberhäupter der Gilden, beziehungsweise die zukünftigen Oberhäupter zu begrüßen. Schlecht wurde mir, als ich den Handel und Viktoria erkannte. Zwei Frauen in weiß verteilten Rosen, und als ich sah wie Ekarius und Amateras eine bekamen, sowie einige andere wichtig aussehende Menschen, hatte ich sofort ein schlechtes Gefühl. Die Vorstellung der Gilden Oberhäupter ging nicht reibungslos vonstatten. Einer tauchte gar nicht auf, einer erst, nachdem kräftiger Applaus erklungen war. Plötzlich schrie Viktoria und stürzte zu Boden, ich wollte nach ihr schauen, auch wenn ich sie nicht mag, doch Krieg erschien. Meine Gedanken wanderten dankend zu Mutter Moll, die mich gedrängt hatte, den großen Heilkoffer mitzunehmen. Ich zog Linea, die junge Heilerin des Helwart Ordens weiter nach hinten aus der Gefahren Zone, um den Kriegern nicht im Weg zu stehen.
    Krieg schleuderte einen Kopf vor die Füße der Versammelten und nannte auch den Namen des Besitzers, den ich aber nicht verstand. Noch während ich Linea zuflüsterte, vorsichtig zu sein, brach hinter uns die Wand ein und mit dem Schrei „ARATOSCH“ brach eine ganze Horde Kultisten über uns herein. Wir konnten nur noch die Flucht ergreifen. Linea, mir und einigen anderen gelang es, ein wenig Deckung zu finden, was wir hauptsächlich Ekarius und Henna zu verdanken hatten. Doch als Linea Ekarius verarzten wollte, griff er sie an. Auf der andere Seite des Platzes, so nah und doch unerreichbar, kämpfte der Helwart Orden ums überleben. Amateras schaute etwas irritiert auf die Rose, wurde angegriffen und ein, für uns glücklicher, Treffer am Kopf schickte den großen Mann zu Boden, wobei die Rose zerbrach. Verdammte Rosen, ich wusste es doch!
    Die Kultisten zwischen den verletzten Helwartern, Linea und mir ließen mich verzweifeln, Henna war versorgt, doch die anderen bluteten aus und wir kamen nicht vom Fleck. Auf einmal erschien Krieg, sah mich direkt an und ein kaltes Schaudern lief über meinen Rücken. Er würde uns töten, niemand kann gegen Krieg bestehen. Doch mit einer Kopfbewegung bedeutete er uns, zu den Helwartern zu gehen und ihnen zu helfen. Ich neigte dankend den Kopf, auch wenn ich ihn am liebsten angespuckt hätte. Doch ganz so blöd bin ich nicht.
    Als wir den Helwartern halfen, kamen erneut Kultisten und wollten uns angreifen, mein Hinweis auf Krieg lies sie jedoch innehalten. Die Verletzten wurden versorgt und die Kultisten zogen sich irgendwann zurück.
    Aratosch, immer wieder dieser dämliche Schäfer, dem die Frau weggelaufen oder geraubt worden war, und mit dem Handel, Tod, Viktoria und Krieg ihr böses Spiel gespielt hatten.
    Immer wieder griffen die Kultisten an, fügten den Kämpfern böse Wunden zu und zogen sich wieder zurück. Rami, der wild aussehende Schamane zog einen wirksamen Bannkreis um das Lager der Helwarter, so hatten wir auch direkt an der Front einen Platz, wo die Schwerverletzten versorgt werden konnten, ohne angegriffen zu werden.
    Die Aratosch Anhänger waren in der Überzahl und dezimierte uns sehr effektiv. Wenn dies so weiterging, würden wir die Nacht nicht überstehen, denn schon vor Einbruch der Dunkelheit war die Hälfte der Krieger schwer verletzt. Manche lebten nur noch aufgrund von magischen Einflüssen, die hauptsächlich Wilma zu verdanken waren und auch Ava tat, was sie konnte. Ich glaube, abgesehen von denen, die sie heilte, bin ich einer der ganz wenigen, die wissen, das Ava tatsächlich Magie besitzt.
    Grug half uns, er rief uns zu, Feuer zu entzünden vor den Zugängen zum Lagerplatz, damit die Kultisten, die während des ersten Angriffs Barrieren erschaffen hatten, keinen Zugang mehr hatten. Dazu gab Grug uns drei Beeren, eine für jeden Zugang, doch irgendjemand ganz besonders schlaues schmiss alle Beeren in ein Feuer, weit weg von den Zugängen. Dennoch würden wir dieses Feuer am brennen halten und wenn wir unsere Zelte und Kleidung verbrennen müssten.
    In der Nacht wurde etwas ruhiger, und wir fingen an, Gedanken auszutauschen, doch leider funktionierte das nicht so gut, vielleicht auch weil der Helwart Orden weit weg sein Lager aufgeschlagen hatte, vielleicht weil andere ihr Wissen aus Eigennutz zurück hielten. Ich glaube, es lag an letzterem, denn Wilma, die freundliche Neiade, half wo sie konnte, teilte ihr Wissen mit jedem. Selbst die Seefahrer waren kompromissbereit und vergaßen immer mal wieder ihren ewigen „ ich tue was ich will und befolge keine Befehle“ Sermon, der in solchen Situationen echt fehl am Platz ist. Das lag wohl auch daran, dass Ava ein Machtwort gesprochen hatte.
    Es gelang, einen der Kultisten gefangen zu nehmen, er konnte nur wenig berichten, aber Aratosch sprach in seinen Gedanken zu ihm und ließ ihn Dinge tun, die er gar nicht tun wollte. Das zu diesem Zeitpunkt eine Frau namens Rosa, die Tochter Ramis, getötet worden war, half auch nicht wirklich weiter. Denn die Piraten wollten seinen Tod, am einsichtigsten war tatsächlich Rami. Plötzlich erschien Krieg, und nach einigen Gesprächen mit Amateras, Ekarius, und einigen anderen gingen alle zu Kriegs Festung. Ich konnte nicht fassen, dass unsere Anführer sich gerade in Kriegs Hand begeben hatten. Andererseits, welche Wahl hatten sie gehabt? Doch wie ich nun mal bin, schimpfte ich wie ein Rohrspatz, um zu verhindern, dass die anderen merken, wie viel Angst ich hatte.
    Natürlich wurden die „Eingeladenen“ eingesperrt, man wollte sie zwingen, zu Aratosch zu beten. Das gelang aber nicht, denn der Helwart Orden hielt mit seinen eigenen Gebeten des Lichts gegen die Dunkelheit von Aratosch. Einige der „Gäste“ Kriegs kamen übel zugerichtet zurück, und so konnte ich Anka nicht helfen, als jemand ihr die Kehle aufschnitt, denn ich verarztete gerade einen zerschnitten Rücken. Wilma brauchte ich jedoch nur zurufen und sie kümmerte sich um Anka. Bald fanden wir heraus, dass diejenigen, die zurückkamen, ein rotes Mal trugen. Zum Glück hatte ich die Fluch brechende Salbe dabei, doch eigentlich brauchen wir sie nicht, um die Male abzuwischen. Es erinnerte mich an die Waldkönigin, deren Kuss sogar die Zwerge unterworfen hatte.
    Irgendwie überlebten wir alle die Nacht, doch sie war recht kurz.

    2

    Früh morgens hörten wir die Kultisten beten, laut halten Ihre Stimmen über den Platz, durch das ganze Dorf. Es herrschte Uneinigkeit, was geschehen sollte. Dann begannen die systematischen Entführungen. Die Kultisten griffen uns nach wie vor an, jedes Mal schnappten sie sich jemand und brachten denjenigen zu ihrer Festung. Kamen die Entführten nach einiger Zeit wieder heraus, priesen sie Aratosch und benahmen sich seltsam. An allen fanden wir irgendwelche Male. So wurde es zu einem Ritual, alle die hinauskamen, erst niederzuschlagen, die Male zu suchen und dann bei Bedarf die Wunden zu versorgen. Selbst Amateras, der, fast zu Tode gefoltert und schrecklich zugerichtet, wie Dreck aus der Festung geworfen wurde, wurde von seinem Waffenbruder Artemis niedergeschlagen. Als ich zu Hilfe eilte, betete Artemis schon für Amateras, dessen Lippen zugenäht worden waren.
    Bis dahin dachte ich, ich hätte schon alles auf dem Schlachtfeld gesehen, doch das schockierte sogar mich.
    Hatte ich am Tag zuvor noch gedacht, Krieg besäße Ehre, weil er uns erlaubte, die Verletzten zu versorgen, so war ich mir jetzt sicher, das er ehrloser ….nein, das schreibe ich lieber nicht. Wer weiß, ob er das liest, schließlich handelt es sich ja um einen Gott oder so etwas Ähnliches.
    Immer mehr Menschen wurden entführt und gefoltert, mir blieb nicht viel zu tun, als draußen auf sie zu warten, sie zu verarzten und bei einem Angriff in das zum Glück immer noch gesicherte Helwart Lager zu fliehen. Als eine Gruppe Kultisten mit der kleinen Freya erschien, wurde ich unglaublich wütend, dort standen ich weiß nicht, zehn Kultisten und verhöhnten uns. Der völlig entkräfte Artemis wollte sich zum Austausch anbieten, ebenso wie Amateras.
    Als die Kultisten beinahe Freyas Fuß abschnitten, riss etwas in mir. Ich verließ die Deckung und beschimpfte die Kultisten als Feiglinge, zehn gegen einen. Zehn, mit Schwertern bewaffnete, gegen ein Mädchen. Doch mein einziges Ziel war es, Freya aus den Händen der Kultisten herauszulösen. In einen schon fast wahnhaften Zorn und gleichzeitigem Wunsch zu helfen, übersah ich völlig die Gefahr und bot ich mich sogar zum Tausch an. Tatsächlich habe ich nicht geglaubt, dass sie darauf eingehen würden, schließlich wollten sie die ganze Zeit über die Anführer und Kleriker haben.
    Doch sie ergriffen mich und schleppten mich in die Festung. Wenigstens ließen sie Freya gehen. In der Festung wurde ich in ein Verließ gestoßen, wo sich schon jemand befand, wir stellten uns kurz vor, und der Versuch ein normales Gespräch zu führen, kühlte meine Angst etwas ab. Doch als vor der Zelle gebetet wurde und dunkler Gesang erklang, kam die Angst mit aller Macht zurück und ich biss mit Worten um mich wie wahnsinnig. Wieder und wieder öffnete sich die Zellentür und weitere Gefangen kamen hinzu, Karl und Ernst, Julio von der Tyra Lorena und letztendlich sogar Ava und Wilma.
    Nun hatte das Lager keinen Heiler mehr und mir traten die Tränen in die Augen, die ich gerade noch verbergen konnte. Immer mehr spürte ich, wie mein trotziger, aus Angst geborener, Widerstand gegen die Kultisten bröckelte, als plötzlich Aucuparia in die Zelle geworfen wurde. Sie berichtete von Blumen und Steinen und Schwertstücken, die gefunden werden müssten. Der Trost, den sie uns spendete, half, wir wollten auch ihr helfen, sie ist nicht nur die Schwester von Grug, sie ist auch eine sanfte Seele, die nicht in Kriegs Händen sein sollte. Sie übergab mir das Stück der Pflanze, dass sie war, um mit ihr Kontakt aufzunehmen. Nur kurz nachdem sie in die Zelle geworfen wurde, ging die Tür wieder auf und einer nach dem anderen wurden wir aus dem Verließ gezogen. Ich konnte nicht mehr aufbegehren, ich fühlte mich wie betäubt, beinahe willenlos und ließ mich, genau wie die anderen, in den Ritualkreis führen.
    Dort ging eine wunderschöne Frau, die Priesterin des dunklen Kults, von einem zum anderen und alle brachen zusammen.
    Was die anderen sahen, weiß, ich nicht, doch meine größte Angst ist mir sehr wohl bewusst und ich sah sie in aller Deutlichkeit. Zitternd und bebend nahm ich nur am Rand wahr, das Krieg sich zu mir herunterbeugte, mir einen Dolch in die Hand drückte und mir zuflüsterte, das ich im Namen Aratoschs denjenigen töten solle, der meinen Heilerkoffer trug. Ich konnte nur nicken, so stark war die Vision noch in meinem Geist.
    Als das Ritual beendet war, wurden wir auf die Füße gezogen und aus der Festung gestoßen. Dort sah ich Anka mit meinem Koffer. Taumelnd, den Dolch in meiner Hand verborgen, ging ich auf sie zu. Ich hörte wie sie mich ansprach, doch ich konnte immer nur sagen, dass ich meinen Koffer haben wollte, sie solle stehen bleiben und mir meinen Koffer geben.
    Dann schlug mich jemand nieder. Blendendes Licht stach in meine Augen hindert mich daran, Aratosch zu gehorchen. Worte wurden gesprochen, sie schmerzten wie Säure in meinen Ohren. Aratosch bot Heilung und Hilfe, ich wollte zu Aratosch und hätte für ihn getötet, wenn nur dieses schmerzende Licht und der Missklang in meinen Ohren aufhörte. Aber starke Hände drückten meine Arme auf den Boden und machten einen Griff zu einer Waffe unmöglich. Plötzlich verließen mich alle Kräfte, mit denen ich mich gewehrt hatte und hätte ich nicht sowieso schon auf dem Boden gelegen, wäre ich nun zusammengebrochen.
    Meine Augen öffneten sich langsam wieder, ich war völlig benommen, fühlte mich, als hätte ich stundenlang um jemandes Leben gekämpft. In diesem Moment kehrte auch die Vision zurück, die ich während des Rituals gehabt hatte. Ich kämpfte mich auf die Füße und taumelte in das Lager des Ordens. Mit zitternden Händen sah ich meinen Heilerkoffer an. Niemand weiß, was mich antreibt, niemand interessiert es, solange ich nur gut darin bin, Leute zu verarzten und zusammen zu flicken. In dem Ritualkreis jedoch, dort traf mich meine Angst, dort erwischte sie mich so kalt und schnell und erdrückend wie eine Lawine die Berge hinabstürzt
    Oder ein großer Steinbrocken einen Körper trifft….
    Eine sanfte Stimme erreichte mich, ich sah hoch, Amateras stand vor mir, und obwohl ich mir geschworen hatte, niemals mehr zu weinen, konnte ich die Tränen, die über mein Gesicht liefen, nicht zurückhalten. „Ich habe Angst, dass ich schuld bin, dass jemand stirbt, dass sich nicht mehr heilen kann, dass ich einen Fehler mache, nicht schnell genug bin und dann …“ brachte ich nur noch hervor. Am Rande meines Blickfelds nahm ich betroffene Gesichter wahr, mit ein Grund, warum ich nie jemand etwas sagen wollte.
    Bei Ekarius wäre mir das vielleicht auch gelungen, aber nicht bei Artemis, Gerrin oder eben Amateras. Und so ein mächtiger Krieger Amateras auch ist, so einfühlsam kann er sein und seine Worte beruhigten mich. Wir hatten keine Zeit für so etwas, die Trommeln dröhnten die ganze Zeit und einen Heiler, der an sich selbst zweifelt, so etwas braucht niemand in einem Krieg.
    Einige Minuten lang redete Amateras auf mich ein, und ich versuchte, mich nur auf seine Stimme zu konzentrieren und allmählich verschwand die Düsternis aus meinem Kopf, doch meine schlimmste Schuld, mein schlimmstes Vergehen, das wird tief in meinem Herzen verborgen bleiben.
    Gemeinsam gingen wir alle in das Lager, das rund um die Taverne entstanden war. Ekarius war dort, er sah mich nur schweigend an, ich wusste, was er dachte und bat ihn meinerseits um Verständnis, nicht um Vergebung. Als er schließlich nickte, wussten wir beide, dass es nicht das letzte Mal sein würde, das ich etwas tat, was zu Schwierigkeiten führen würde. Im Tavernen Lager erfuhren wir, das Ankas und Freyas Suche nach Blumen erfolglos blieb, wohl auch, weil die Sturmkrähen schon Blumen gefunden hatten und es niemandem erzählten. Steine waren gefunden worden, ebenso wie Schwertstücke. Doch den Amboss konnten wir noch nicht zu dem Zwerg bringen, der sich bereit erklärt hatte, das Schwert neu zu schmieden, um damit Krieg und seinen verfluchten Kaplan zu töten.
    Irgendwann wurde der Amboss herangetragen, der Zwerg begann seine Arbeit und viele von uns wurden Zeuge von Zwergenmagie. Der Magie des Schwert Schmiedens. Welche Mächte er auch immer einband, sie führten dazu, das wir, die wir ihn umringten, von Angst, maßlosem Zorn und Zweifeln heimgesucht wurden. Die Erde bebte, immer und immer wieder, doch wir hielten einander an den Händen und weigerten uns, loszulassen. Endlich hielt der zwergische Schmied das fertige Schwert in die Höhe und erleichtert ließen wir uns alle zu Boden fallen.
    Endlich hatten wir eine Waffen gegen Krieg, doch wer sollte es führen? Schnell entbrannte Streit darüber, man einigte sich wieder und jemand trug das Schwert. Es zeigte sich, dass das Schwert gar nicht von einem getragen werden konnte, es musste immer wieder in andere Hände gegeben werden. Daran scheiterte der vorschnelle Vorstoß. Als wir zurück zum Tavernen Lager kamen, war das Feuer fast aus und Freya wurde zur Feuerwächterin erklärt. Rami war verschwunden und Böses ahnend lief ich zur Festung, wo ich Ramis Schreie hörte. Uns war klar, dass wir ihn niederschlagen mussten, doch irgendwie wollte keiner das übernehmen.
    Und niemand machte es, so entführte Rami Grug und brachte ihn in die Festung. Mit verheerenden Folgen, Grug kann nicht nur heilen, ich habe gesehen, wie er mit einer Handberührung töten kann. Grug zog wie wahnsinnig durch das Lager und alle schrieen „ tötet ihn“ denn wir wussten, der Krug war Grugs Essenz und er würde in einem vollen Krug auftauchen und wieder der freundliche, leicht desorientiert und verwirrt wirkende Grug sein. Es gelang, Grug von mehreren Seiten niederzustechen, so dass er sich auflöste.
    Nur erschien er nicht wieder.
    Nicht alles, das geschah, erfuhr ich oder konnte ich verfolgen, ich war zu sehr damit beschäftigt, gegen meine immerwährende Angst anzukämpfen, die noch nie zuvor so weit oben war. Beinahe war ich froh zu hören, dass es endlich in die entscheidende Schlacht ging. Viel länger hielt keiner von uns mehr durch, alle waren verletzt, erschöpft, ihrer Kräfte beraubt. Und so brach die Schlacht an, in der Krieg und sein Kaplan getötet werden sollten.
    Der Kaplan wurde überraschend niedergemacht und die Schlacht war zu Ende.
    Beinahe wurde das Grauen für mich Wirklichkeit, denn während ich mich um harmlose Wunden kümmerte, lag, nur wenige Meter entfernt, Ekarius in seinem eigenen Blut und klopfte nicht mehr nur an Tods Tür. Er war mit einem Bein schon in Tods Reich. Mein entsetzter Schrei ließ Amateras sofort an Ekarius Seite stürzen, während Anka und ich uns alle Mühe gaben, das Puzzle namens Ekarius zusammenzunähen, die Knochen zu richten und ihm und Amateras mit positiven Gedanken zu helfen. Es zog sich endlos hin, wie ich dachte, doch plötzlich zuckte Ekarius Hand.
    Wir schrieen vor Freude, während Amateras weiterhin Ekarius Geist darin bestärkte, von der Schwelle des Todes zu uns Lebenden zurückzukehren.
    Ich hörte nur mit einem Ohr, zu was Amateras alles zu Ekarius sagte. Nicht alles verstehend, begriff ich jedoch, das es etwas Ähnliches war, wie das, was er zuvor getan hatte und nur deshalb Ekarius Geist retten konnte. Als Ekarius endlich wieder seine Augen aufschlug, brach Amateras erschöpft zusammen und glücklich die Schlacht überlebt zu haben lagen oder saßen wir lange Zeit einfach nur herum, bis wir uns aufraffen konnten, zur Taverne zu taumeln und dort nach Stärkung zu suchen.

  3. Anka auf dem Gildentreffen – Tag 1 – Überleben

    Nachdem ich heute Morgen so panisch aus dem Traum aufgeschreckt bin, hätte ich niemals gedacht, dass die Reise mit dem Tross und das Aufschlagen des Lagers so reibungslos verläuft. Mittags hatte ich mich schon wieder etwas beruhigt und sah nicht mehr hinter jedem Baum eine Leiche oder eine messerschwingende Sturmkrähe sitzen. Und auch der Galgenpeter ließ sich nirgends blicken. Unser Tross bestand aus mehreren Karren mit Zelten und Verpflegung, sowie dem Labor von Herrn Albert, dem Heilkram von Elder und den Waffen von Freya, Herrn Ekarius, Henna und Wurschtl. Wir bildeten die Trum-Delegation für das Gildentreffen in Theotmund. Ein nordischer Baumfäller namens Thorrik schloss sich uns an und auch Fidolin und Malaskus sollten später zu uns stoßen. Meine Freunde waren also alle da. Ich genoss das Wetter auf dem Weg und sprach ausgelassen mit Freya und Thorrik über ein gutes Picknick und duftende Blumen.

    Nachdem wir das Lager direkt an der Taverne aufgeschlagen hatten, als Nachbarn lagerten dort unter anderem auch die Sturmkrähen und ein Zwergenpaar mit Kind, legte ich meine beste Kleidung an. Schließlich war dies ein Gildentreffen mit hohen Fürsten und den ersten Eindruck kann man nie besser machen, hat meine Mutter immer gesagt. Ich schaute stolz an mir herunter, hatte ich doch kürzlich erst meine Kleidung mit einer bunten, neuen Borte bestickt, die mir ein Kahjiit geschenkt hatte. Sogar Pipa fiel das auf und machte mir ein Kompliment. Aufgeregt stand ich mit Wurschtl also in der zweiten Reihe und harrte der Dinge, die da kamen.

    Vorne begann Jemand die verschiedenen Fürsten der Gilden vorzustellen und aufzurufen. Ich hatte Mühe zwischen den beiden Sturmkrähen vor mir hindurch zu blicken. So bemerkte ich erst spät, dass Wurschtl plötzlich eine Rose in der Hand hielt. Als ich ihn fragte, ob ich sie mal halten dürfte reagierte er unwirsch und ich schaute wieder nach vorn, bemerkte aber leichte Bewegung in den Zuschauerkreisen. Thorrik stellte sich zwischen mich und Wurschtl und Elder rief von hinten meinen Namen. Plötzlich fing vorn eine Frau an zu schreien und es kam Aufruhr in die Menschenmenge. Als plötzlich ein rotgekleideter Mann auftrat und irgendwas rief, stürmten viele fremde Kämpfer aus allen Richtungen auf uns zu. Chaos brach aus. Ich machte erschrocken einen Satz nach hinten als ich bemerkte, dass die ersten verletzt zu Boden gingen und drehte um, um ins Lager zu laufen. Dabei bemerkte ich gar nicht, wie die unsrigen, die eine Rose erhalten hatten auch auf die eigenen Leute losgingen. Ich habe wieder einmal Glück gehabt!

    Unten im Lager fand ich Freya, die leicht verletzt am Wegesrand saß. Hinter uns kamen nur wenige andere hinuntergelaufen. Die plötzliche Schlacht schien sich verlagert zu haben. Herr Albert war auch mit hier, wie ein paar Fremde, die ich nicht kannte, Raena von der Tyra Lorena und Thorrik. Wir versorgten Freyas Wunde und gingen hinauf um nach unseren Freunden zu schauen. Eine Barriere war heraufbeschworen worden auf dem Platz, auf dem wir zuvor noch gestanden haben und wir haben eine gefühlte Ewigkeit gebraucht um uns einen anderen Weg zu den anderen zu suchen.

    Als wir auf der Wiese in den Lagern der Tyra Lorena und des Helwarter Ordens eintrafen, sahen wir ein Meer aus Verletzten. Elder war schon fleißig am Werk und die anderen versuchten sich zu sammeln. Rami, der neue Kräfte aus einem alten Stab zog, vollführte mithilfe von Willmar ein schamanisches Ritual, indem er einen Bannkreis um das Helwarter Lager zog. Elder hatte dieses kurzerhand zum Feldlazarett ernannt, wo alle Verletzten hingebracht wurden. Unter ihrer erfahrenen Hand lernte Raena schnell ein paar nützliche Heilungen, die wir sicher bald gebrauchen würden. Denn kurz danach erfasste uns eine zweite Angriffswelle der fremden Krieger. In ihrer Mitte war stets dieser große rote Mann, der sich selbst Krieg nannte und immer wieder „Ara Tosh!“ rief. Ich fand ihn sehr furchteinflößend, wie er mit seiner gewaltigen Waffe die Schlachtreihen durchstieß und smanchmal sogar unsere Krieger mit einem Furchtbann belegte. Rami lief aufgeregt mit einem blutigen Herz in der Hand herum und ich merkte schnell, dass ich nur helfen konnte, indem ich mich um die Versorgung von Kriegern und Verletzten kümmerte. So lief ich fortan immer zwischen Trosslager und Feldlager hin und her, um für Wasser und Stärkung oder Informationen zu sorgen. Beherzt nützlich sein, sagte meine Mutter immer.

    Nach und nach hatten sich unsere unterschiedlichen Gruppen beruhigt und abgesprochen, wo Wache zu halten sei und wie man sich für den restlichen Abend schützen könne. Im Trosslager beschwor Grug uns, ein Gebet zum Sonnengott zu sprechen, da Licht und Feuer die Feinde vom Lager fernhalten sollte.

    Danach vermisste ich Freya. Wo war meine Freundin geblieben? Ich ging zu anderen, doch auch sie hatten sie nicht gesehen und auch Herr Albert fehlte. Ich machte mir große Sorgen und lief hin und her und suchte die beiden. Bis plötzlich der rote Krieg in unserem Lager stand und sagte, er wolle um die Gefangen verhandeln. Ich stöhnte auf, wusste ich doch nun, dass Freya wirklich in Gefahr ist. Nach und nach nannte er ihre Namen und suchte Leute, die sich für die Verhandlung meldeten. Doch er nannte nicht Freyas Namen. Die letzte, die er aufrief war „Sieglinde“. Doch niemand kannte eine Sieglinde, außer unsere Männer aus der Mauerwache, die sofort fragten, ob sie denn einen Bart hätte. Krieg schüttelte unwirsch den Kopf und meinte, diese Sieglinde sei klein und hätte einen runden Schild. Freya!!!! Ich schrie auf und fragte ihn direkt, wo sie sei, ob es ihr gut ginge. Er starrte mich mit einem Lächeln an und sagte, ich solle mitkommen und für sie verhandeln. Mein Herz wurde kalt und ich schaute hilfesuchend zu Herrn Ekarius. Ich hatte plötzlich solche Angst! Die Umstehenden bemerkten meine Unsicherheit und Panik, so dass Thorrik sich bereit erklärte mitzugehen, während Herr Ekarius für die anderen Trumer mitgehen sollte und die Gruppe verschwand.

    Furchtsam suchte ich mir einen Platz am Feuer, doch ich fand keine Ruhe. Ich drückte mich an Wurschtl und redete immer wieder auf ihn ein. Mein Gewissen plagte mich ebenso wie die Sorge um meine Freunde. Schließlich fasste ich mir ein Herz und eine Latüchte und wollte losgehen die anderen zu suchen. Wurschtl hielt mich zurück und sagte, dass es gefährlich sei. Ich traute mich auch nicht allein. Doch als Tool sich zu uns gesellte, die immer wieder für Abenteuer zu haben ist, überredeten wir ihn mit uns zu kommen. Tool ist eine Kreatur, die ich schon mehrfach in der Schänke getroffen habe. Sie ist weder Fisch noch Fleisch, grün mit scharfen Zähnen und Hörnern im Gesicht. Sie hat eine spitze Zunge und hat wohl vor nichts und niemandem Angst. Wurschtl dafür umso mehr. Den ganzen Weg begehrte er auf, dass es gefährlich sei und verboten und dass er nur für unseren Schutz mitkommen würde. Mir dagegen war, als würde das Licht der Laterne mir Mut zu sprechen.

    Vor der feindlichen Festung angelangt zeigte Tool uns einen Ritualaltar, der blutverschmiert war. Hier hatten die Anhänger des Ara Tosh vor kurzem eine Seefahrerin geopfert. Daher hatte Rami wohl das Herz. Mir wurde Angst und Bange um Freya, Herrn Ekarius und Herrn Albert. Ruhelos lief ich hin und her, während Wurschtl immer wieder sagte, dass wir zurückkehren sollten. Wir hörten düsteres Singsang aus der Festung und ich rannte kurzerhand hin und rief nach Freya. Wieder und wieder. Sie musste mich doch hören! Der Singsang wurde lauter. Von uns schickte einer nach den Seefahrern um einen Gegengesang zu beginnen, doch es kam nur ein vereinzelter Mann, der sich alleine auf die Mitte der Wiese stellte und begann, wunderschöne Balladen zu singen. Der feindliche Gesang hörte auf und die Tore öffneten sich. Freya kam auf mich zu gelaufen, sie wirkte seltsam betäubt, wie auch die anderen. Irgendjemand bekam Furcht und schlug sie alle der Reihe nach nieder. Ich starrte ihn an und fragte warum und er meinte, sie könnten besessen und gefährlich sein. Ich hockte mich zu meiner Freundin.

    Plötzlich tauchte hinter mir eine Gestalt auf, setzte mir Schwert und Axt an den Hals und ich hörte ein weiches Schnarren von Klinge durch Fleisch. Warmes Blut lief über meine Brust und ich konnte nicht mehr amten. Röchelnd ging ich zu Boden, hielt panisch meine Hände an meinen Hals, aus dem es heiß hervorsprudelte. Ich hörte noch Wurschtl aufschreien, ein weiterer Körper ging neben mir zu Boden und ich schloß die Augen. So schwer zu atmen. Ich bekam keine Luft! Mit jedem Atemzug tröpfelte Blut in meinen Hals und meine Lunge. Ich hustete. Meine Sinne schwanden bereits, als warme Hände meinen Kopf hielten und merkwürdige Worte gesprochen wurden. Zur Hitze des Blutes kam nun eine eisige Kälte und ich dachte, dass nun der Moment sei, wo das Leben mich verlässt. Panisch öffnete ich nochmal die Augen und sah Wurschtl neben mir sitzen und einen strahlenden Stein in der Hand, von dem die Kälte ausging. Ich spürte, dass es mir etwas leichter fiel zu atmen und er schaute mich besorgt an, als er vorsichtig begann, mir den aufgerissenen Hals zu verbinden. Ich schloss wieder die Augen und wurde so schläfrig. Ich fühlte mich schwer, als zöge die Erde mich in sich hinein. Mir war kalt und ich hörte nur dumpf meinen eigenen Puls in meinen Ohren. Flaches Atmen war möglich, aber es tat so weh! Die Stimme von Willmar holte mich wieder daraus hervor. Es kam mir vor wie Tage später. Ich war so müde. Mir schmerzte alles und ich hatte den eisernen Geschmack meines eigenen Blutes auf der Zunge. Willmar hielt meinen Kopf und bewegte sich in einem Singsang, der wie das Rauschen des Meeres klang. Ich spürte, wie meine Atmung fester wurde, mein Herz schlug ruhiger und ich bekam wieder etwas Kraft. Der Geschmack des Blutes wich dem von Meerwasser und die Schmerzen wurden wie weggeschwemmt. Ein paar Momente später half Wurschtl mir auf und erzählte mir, was passiert war:

    Unsere Freunde hatten in einem Ritual ein Mal an den Körper bekommen, das sie besessen machte. Sie sollten alle ihre Freunde und Verbündeten meucheln. Zum Glück wurden alle Trumer niedergeschlagen und die Male wieder entfernt, bevor sie das tun konnten, doch der Anführer der Sturmkrähen war entkommen und hatte mir auf diese Weise hinterrücks den Kehlenschnitt verpasst. Sturmkrähen. Meuchelei. Mein Traum. War er also doch noch wahr geworden… Ich kann das alles noch nicht verstehen. Natürlich habe ich Wuschtl um Vezeihung gebeten und gesagt, dass er Recht hatte – Es war gefährlich.

    Freya und Wurschtl brachten mich ins Lager, wo ich ausruhen und wieder zu Kräften kommen konnte. Ich verbrachte den Abend recht stumm, denn Stimme und Atmung hatten sich noch nicht so recht wieder hergestellt. Doch ich spüre, dass die Kraft des Meeres mir hilft, die Willmar mir übertragen hat. Und mit jedem Herzschlag pumpt das Blut neue Kraft durch meinen Körper. Morgen geht es mir sicher wieder besser. Doch bin ich so erschöpft und begreife noch gar nicht so recht, was passiert ist. Deshalb lege ich mich jetzt nieder, während die anderen noch das nicht stattgefundene Gildentreffen betrauern, aber das Überleben der Schlacht feiern. Die Crew der Tyra Lorena betrauert sicher noch lang den Tod der anderen Seefahrerin, die wohl Ramis Tochter war. Schwere Herzen legen sich heute Nacht zur Ruhe. Wir werden sehen, was uns der nächste Tag bringen wird.

  4. Anka auf dem Gildentreffen – Tag 2 – Glückskind

    Ich wachte auf vom Kratzen in meinem Hals, das die Erinnerungen an den letzten Abend heraufbeschwor. Ich griff mir an den Hals, der schon recht gut verheilt schien und dennoch erschauerte ich und kroch noch einmal unter die warme Decke. Doch die Sonne strahlte durch die Zeltplane und rief mich zur Arbeit. Seufzend schob ich mich aus meinem Lager hervor und suchte meine Sachen zum Waschen zusammen. Als ich mich zum Frühstück zu meinen Freunden gesellte, fühlte ich mich schon etwas wohler. Fidolin wurde von den anderen gefoppt, da er mich wohl zum See hatte gehen sehen und die anderen über meinen Verbleib informierte. Sie dachten wohl, er hätte mich zum See begleitet. Gängiges Thema zwischen Männern und Frauen. Als gäbe es auf der Welt nichts anderes. Zum Beispiel Blumen und Sonne und gutes Essen und Freundschaft.

    Nach dem Frühstück fühlte ich mich gestärkt und bereitete mich für diesen Tag vor. Noch immer griffen die fremden Krieger, die wir mittlerweile als Kultisten Aratoschs erkannt hatten, abwechselnd unsere beiden Lager an. In den kleinen und größeren Scharmützeln wurde immer wieder Jemand verletzt oder entführt und mit einem Besessenheits-Mal auf uns gejagt. Elder blieb deshalb die meiste Zeit bei den Paladinen vom Helwart Orden im Feldlager, während Herr Ekarius mit dem Anführer der Sturmkrähen versuchte, jeden Kampftüchtigen zur Verteidigung einzuteilen. Ich schnallte mir meinen Gürtel um, füllte meinen Gurtkorb mit Nüssen, Gebäck und Getränken und machte mich wieder auf den Weg von Lager zu Lager, um Recken und Verletzte gleichermaßen zu versorgen. Die Sonne brannte hinunter auf uns und eigentlich war es ein recht schöner Sommertag.

    Mittlerweile hatten einige von uns es verstanden, das Mal an den Körpern der freigelassenen Besessenen zu finden und zu entfernen. Einmal war ich gerade auf dem Weg zum Feldlager, als ich auf einen Streiter und Henna traf, die beide eine Kämpferin des Ordens zu Boden schlugen, um sie von ihrem Mal zu befreien. Ich hockte mich zu den Männern und übernahm die Suche danach. Frau an Frau ist da sicherlich vernünftiger, dachte ich. Doch ich konnte es nicht finden und sie wachte wieder auf und schaute mich weggetreten an. Sie murmelte etwas Unverständliches, griff jedoch plötzlich an Hennas Gürtel, sprang auf und rannte davon. Ich schaute erschrocken hinterher, wie sie immer mehr Entfernung zwischen uns brachte. Henna, der für seine Körpergröße bekannt und durch das Kettenhemd noch mehr Masse aufwies, nahm die Verfolgung auf. Wie ein wilder Stier stürmte er hinter ihr her und holte sie schnell ein, packte sie und warf sich mit ihr auf den Rücken. Ich brauchte einen Moment, um die Situation zu begreifen und lief ihm dann nach um ihm zu helfen. Als ich bei ihnen anlangte, sah ich aus den Augenwinkeln einen Pfeil auf uns zufliegen. Wir waren in Reichweite des Festungstors der Feinde, auf dessen Mauern ein Schütze saß und die Szenerie beobachtete. In aller Seelenruhe spannte er den nächsten Pfeil auf, nachdem der erste uns nicht getroffen hatte. Ich rief noch eine Warnung und noch lauter zu dem Helwarter Lager hinunter, dass wir ein Schild benötigten, als sich schon der zweite Pfeil näherte. Ich sprang noch einmal rechtzeitig fort und betete, dass der Schütze nicht den am Boden liegenden Henna traf, der sich mit der zappelnden Kriegerin abmühte. Ein Kämpfer aus dem Frontlager erreichte uns schnell und schützte uns mit einem großen Schild vor weiterem Beschuss, während ich endlich das Mal an der Helwarterin fand und entfernte.

    Wir brachten sie durch den Pfeilhagel hinunter ins Lazarett zu Elder, die sie weiter versorgte, während ich über diese unfassbare Unverschämtheit wetterte: Wie konnte der Mann auf der Mauer es wagen unbewaffnete Helfer zu beschießen! Eine unverzeihliche Unverfrorenheit! Ich konnte mich überhaupt nicht beruhigen, so dass ich Elder kaum zur Hand gehen konnte. Also wollte sie mich zurück zum Trosslager schicken, um Unterstützung anzufordern, als der rote Krieg mit mehreren Mannen aus der Festung und in Richtung Trosslager zog. Ich erstarrte und dachte an meine Freunde, die bald angegriffen werden würden. Schnell warf ich meinen Verpflegungsgürtel ab und bot mich an über einen Umweg zum zweiten Lager zu laufen, um die anderen dort zu warnen. Ich weiß, dass ich schnell bin. Und es hätte mich sicher auch niemand abgefangen, solange mir niemand entgegen kommen würde. ich bin ein Glückskind.

    Doch stets schaute ein wachhabender Kultist zu unserer Gruppe herüber und ich konnte mich nicht aus dem Lazarett schleichen. Aufgeregt wartete ich den passenden Moment ab, als die Angreifer zurückkamen, mit Gefangenen in ihren Reihen. Sie umstellten das Lazarett, so dass mir jede Möglichkeit der Flucht genommen wurde. Sie wollten uns angreifen, doch brandete ihre Welle an Ramis Bannkreis. Zitternd versuchte ich mich zu beruhigen. Wir waren hier in Sicherheit. Die Angreifer standen also dort, Auge in Auge mit den Paladinen, Elder und mir und forderten unsere Heilerin zum Austausch für die Gefangenen. Herr Amateras, der größte der Paladine, verletzt und ausgelaugt wollte sich ihnen dennoch stellen, doch Elder hielt ihn zurück. Sie warf beherzt Beschimpfungen in den Ring, doch die Kultisten ließen sich davon nicht einschüchtern. Sie fingen an einen der Gefangenen zu quälen. Auch dieser gehörte zum Helwart Orden und wir schrien entrüstet auf. „Komm raus, Heilerin. Und wir lassen den anderen gehen! Hier verblutet einer!“ riefen die Gegner. Hilflos sahen wir dem grausamen Treiben zu. Als sie sahen, dass wir uns nicht unbewaffnet gegen sie stellen würden, gewährten sie uns den Weg zum Verletzten, um ihn in den Kreis zurückzubringen. Ich stürzte mit einer anderen Helferin hin. Einer der Kultisten griff mich an. Ich schaute ihn fassungslos an, so dass er stutzte und sagte „Du siehst aus wie eine Heilerin!“ Ich verneinte und brachte nur heraus, dass ich eine Schankmaid sei, griff nach dem Verletzten und zog ihn zum Kreis. Unverschämtheit, mal wieder! Ich begriff nicht, was da gerade gesagt worden ist. Denn schon im nächsten Moment kam der rote Krieg mit ein paar weiteren Kriegern und erneuten Gefangenen, darunter mal wieder meine Freundin Freya. Ich rief ihr entsetzt etwas entgegen, als sie schon begannen auch sie vor unseren Augen zu foltern. Grinsend starrte Krieg mir entgegen, ich wütete und weinte und beschwor Elder irgendetwas zu tun. Sie machte einen Schritt hinaus aus dem Kreis auf Freya und ihre Peiniger zu und bot sich tatsächlich zum Austausch an. Der Zugriff ging schnell und sie ließen Freya liegen, als sie mit Elder verschwanden. Wir zogen meine verletzte Freundin zu uns und ich griff in Elders Koffer um sie notdürftig zu versorgen. Ein paar Heilpraktiken hatte Elder mir bereits gezeigt und durch die Beobachtung vom Nutzen des Inhalts half mir dabei.

    Der Schock über den Verlust von Elder machte uns kurzfristig handlungsunfähig. Wir saßen wie betäubt in dem winzigen Kreis der Sicherheit und sparten erschöpft jede Bewegung und jeden Gedanken. Schließlich setzte ich mich auf und fragte Herrn Amateras nach der Erlaubnis, Herrn Ekarius im Trosslager Bescheid über Elder zu geben. Er warnte vor dem Weg, da ständig Gegner aus den Büschen gekrochen kamen. Doch ich bin ein Glückskind. Und ich bin schnell. Er gab mir ein Schild und ein Schwert und Freya zur Begleitung. Ich kann mit einem Schwert nicht umgehen. Der Arm war schwer und es war viel zu lang. Ich fragte nach einem Dolch und muss wirklich lächerlich ausgesehen haben. Aber ich fühlte mich sicherer. Und so machten wir uns auf den Weg.

    Wir schlichen uns am Wegesrand entlang zum Trosslager, wo wir auf Herrn Ekarius trafen, der verletzt in einer Ecke saß. Ich berichtete ihm von dem Geschehen. Er reagierte kaum, nein, er wirkte mit einem Mal völlig erschöpft und weggetreten. Besorgt schaute ich ihn an. Er berichtete mir von den unentwegten Angriffen auf das Trosslager und dass die meisten der kampftauglichen Lageristen verletzt seien. Zu allem Unglück hatten sich wohl auch Willmar und ihre Kapitana ausgeliefert, um einen Befreiungsversuch zu starten. Wir hatten keinen fähigen Heiler mehr im Lager. Und Elder neigt zu allem Unglück dazu, wenn sie besorgt oder gar ängstlich ist um sich zu beißen und andere mit übelsten Beschimpfungen zu überschütten. Was nicht immer hilfreich ist. Hoffentlich bekamen wir sie bald zurück.

    Ich konnte nicht einfach so da sitzen. Ich musste etwas tun. Überall sah ich nur erschöpfte Gesichter oder blutende Körper. Mein Herz zog sich zusammen. Also erbat ich mir bei Herrn Ekarius, der stumm da saß und vor sich hinstarrte die Erlaubnis, erst einmal Elders Koffer zu holen, damit ich ein bisschen helfen könne. Wieder schlich ich mich in das andere Lager, doch zu meinem Glück begegnete ich unterwegs niemandem. Ich schnallte mir den Rucksack mit Elders Utensilien auf den Rücken und machte mich mit beherzten Gedanken wieder auf den Rückweg. Dann begann das Warten.

    Nach einiger Zeit ging ich zurück zum Feldlager und starrte in Richtung der Festung. Wann ließen sie bloß Elder wieder frei? Ich versuchte die Helwarter Kämpfer zu überzeugen etwas zu tun, doch sie schauten mich nur hilflos an. Was sollte man schon tun können? Das war mir nicht genug. Ich lieh mir ein weiteres Mal eins ihrer Schilder und ging mit Freya zur Festung. Der Schütze auf dem Tor jagte uns dort schnell wieder fort, doch der Zwerg aus dem Lager stellte sich mit seiner Armbrust zu uns. Ich bat ihn, den unverschämten Schützen von der Mauer zu holen und nach ein paar wenigen Versuchen forderte er ihn kurzerhand zu einem Duell. Das habe ich auch noch nie gesehen. Der Schütze stieg herab und stellte sich dem mutigen Zwerg entgegen. Mit drei Schüssen streckte dieser den Kultisten nieder, während er nur leicht am Bein verletzt wurde. Jubel brandete auf, ob des Sieges des Zwerges.

    Und dann erschien der rote Krieg auf den Zinnen der Festung und starrte auf uns herab. Ich nahm allen Mut zusammen und fragte ihn nach Elder. Er lächelte auf mich herab und gab mir keine zufriedenstellende Antwort. Doch schließlich öffneten sich die Tore und Elder kam heraus. Ich schrie auf vor Freude und lief ihr entgegen. Sie wankte langsam auf mich zu und verbarg etwas in ihren Händen. Sie starrte mich an und sprach ständig von ihrem Koffer. Ich blieb im vollen Lauf stehen und machte ein paar Schritte rückwärts. Das kam mir sehr komisch vor, wie sie auf mich reagierte. Ich bat sie, stehen zu bleiben, doch sie hörte nicht. Panik löste das ungute Gefühl ab, aber ich wagte nicht mich umzudrehen und wegzulaufen. Ich rief nach Wurschtl, der in der Nähe stand und er oder Jemand anderes schlug sie auf mein Bitten hin nieder. Sie musste eines der Male haben. Es wurde entfernt, während ich dem Zwerg einen Pfeil aus dem Bein schnitt und ihn versorgte. Das war ganz neu für mich und es kostete mich Überwindung ihm in sein Fleisch zu schneiden. Doch er gab kaum einen Ton von sich und ertränkte den Schmerz mit einem Schluck aus meiner Schnaps-Feldflasche mit dem Hochprozentigen von meinem Opa.

    Ich fand Elder kurze Zeit später im Feldlazarett im Gespräch mit Herrn Amateras, der auf sie einredete um sie zu beruhigen. Ich habe sie noch niemals so aufgelöst gesehen. Sie weinte gar und ich setzte mich an ihre Seite und lehnte mich an ihren Arm. Sie wirkte so ängstlich und traurig, dass mir mein Herz brechen wollte.

    Doch Herr Amateras hatte eine stark beruhigende Wirkung auf sie, so dass sie sich bald wieder fasste. Stockend berichtete sie uns, was ihr widerfahren war und dass eine andere Gefangene ihr etwas von Blumen berichtet hatte, mit denen man einen hilfreichen Trank brauen könne. Ich meldete mich mit Freya freiwillig diese Blumen zu suchen und wir machten uns auf den Weg.

    Jetzt, wo alle meine Freunde wieder sicher im Lager angelangt waren, wurde mir mein Herz wieder leichter und wir Mädchen gingen singend durch den Wald, pflückten Blumen, aßen von unseren Vorräten und genossen die Sonne und die Natur. Wir stiegen durch das Unterholz des Waldes und flochten uns gar wunderbare Blütenkronen, doch wir fanden keine der blauen Blumen. Wie zwei Erntegöttinnen erreichten wir unverrichteter Dinge das Lager, um eine Stärkung zu uns zu nehmen. Dort erfuhr ich, dass die Sturmkrähen bereits einige dieser begehrten Blüten gefunden hatten und ich sorgte dafür, dass sie in die Hände eines fähigen Alchemisten gelangten, der den Trank brauen konnte. Herr Albert setzte sich dafür mit Shiba von der Tyra Lorena zusammen und bald schon blubberte und qualmte es zwischen ihren Köpfen hervor.

    Nach einer Stärkung und einer kurzen Pause machten wir uns erneut auf, weitere der blauen Blumen zu finden. Als wir den Weg zum Wald erreichten, bemerkten wir die Kultisten, die im Gleichmarsch in unsere Richtung marschierten. Unbehagen befiel uns, aber wir glaubten, dass sie bei ihrem eigenen Lager Halt machen würden. Wir beschleunigten ein wenig unsere Schritte und schauten uns immer wieder um. Die Gegner machten nicht Halt – sie folgten uns. Wir schlugen uns aufgeregt in die Büsche und warteten hinter zwei Bäumen, ob sie uns jemandem hinterher schicken würden. Das taten sie. Als wir sahen, dass zwei Männer den Weg in den Wald verließen, rannten wir kopflos über Zweige und Äste und durch ein riesiges Brennnesselfeld. Gut, dass wir schnell sind! Wir haben Glück gehabt, die Verfolger gaben schnell auf.

    Auch bei diesem Ausflug fanden wir keine Blumen. Freya war später anderweitig beschäftigt, so dass ich mich alleine auf weitere Suchen begab. Doch die erwarteten Scharmützel oder Verfolgungen blieben aus. Ich Glückskind.

    Den restlichen Tag blieb ich völlig unbehelligt, bis ich erschöpft vom Wandern und Suchen wieder im Lager ankam. Doch das war annähernd leer. Alle Seefahrer und Kämpfer, Trussen und Heiler hatten sich zur Festung aufgemacht sie zu stürmen. Ich habe nicht begriffen, wieso sie jetzt dachten, es schaffen zu können. Ein Schwert wurde in meiner Abwesenheit geschmiedet und merkwürdige Steine gefunden. Der Trank wurde gebraut und getrunken, doch ob es geholfen hat, weiß ich auch nicht. Willmar führte ein Ritual bei dem Festungstor durch, als plötzlich wir anderen durch die Feinde angegriffen wurden. Ich schnappte mir ein Schild und versuchte mit aller Kraft Heiler und Verletzte zu schützen, denn die Angriffswelle erwischte uns mit voller Kraft. Ich sah nur die gegnerischen Krieger mit wahnsinnigem Blick und Aratosch-Rufen sich auf uns stürzen. Einer schwang ein riesiges Orc-Schwert, ein anderer kämpfte mit bloßen Händen und warf sich einfach in die erste Schlachtreihe. Ich weiß nicht, vor wem ich mehr Angst hatte. Ich verbarg mich unter dem Schild und betete, dass bald alles vorbei sei. Elder wurde von mir getrennt und versorgte Verletzte an der anderen Angriffslinie.

    Als die Kämpfe abflachten und wir etwas Luft holen konnten, bemerkten wir, dass Herr Ekarius leblos auf dem Boden lag. Elder stürzte zu ihm hin und ich folgte ihr. Sie prüfte, ob noch Leben in ihm war, doch er war sehr, sehr schwach. Sie schrie nach Herrn Amateras. Herr Ekarius brauchte nun jede Unterstützung, die es gab. Ich hockte mich neben sie und reichte ihr ihr Heilerbesteck. Geschockt sah ich auf den, aus unzähligen Wunden blutenden Mann vor mir, kaum noch zu erkennen, dass es unser Hauptmann war. Ich schluckte schwer und wechselte die Seite um Elder zu helfen. Bebend fasste ich nach seiner Hand. Elder reichte mir eine Nadel und bat mich, alle Wunden zu nähen, die ich fand. Ich starrte auf den Körper vor mir und wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte. Herr Amateras hielt Ekarius´ Kopf und betete, forschte nach seinem Geist. Elder nähte zügig alle Wunden auf ihrer Seite. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und begann meinerseits den leblosen Körper zu versorgen. Mit jeder Wunde wurden meine Handgriffe ruhiger. Ich weiß nicht mehr, wieviele Nähte ich gesetzt, wieviele Fäden ich durchbissen habe. Elder flößte ihm mehrere Mittel ein und dann konnten wir nur noch den Worten von Herrn Amateras lauschen und auf seine Führung vertrauen. Wir nahmen beide Ekarius´ Hände in die Hand und flehten ihn an, uns nicht zu verlassen. Manchmal spürte ich einen leichten Druck und ich schaute hoffnungsvoll in sein zerschundenes Gesicht. Herr Amateras wurde schwächer, doch Ekarius´ Wangen bekamen neue Farbe und seine Augenlider flatterten. Als er schließlich seine Augen öffnete, die wir schon für immer geschlossen glaubten, fiel mir ein Gebirge vom Herzen und ich schnappte erleichtert nach Luft. Er war gerettet – Wir waren gerettet! Wir sind nicht getrennt worden und er würde wieder gesund werden. Herr Amateras fiel um wie ein Stein, war die Rückholung von Ekarius´ Geist der größte Kraftakt dieses Tages. Ich hielt weiter seine Hand, während Elder beide Männer weiter versorgte.

    Schließlich ging es allen wieder gut genug, dass wir ins Lager zurückkehren konnten. Dort erfuhren wir, dass der rote Krieg mit einer Schwester geflohen war, aber ein wichtiger Kardinal der Kultisten getötet worden war. Ich begreife die Zusammenhänge nicht, aber anscheinend war die Gefahr vorerst gebannt, so dass wir den Abend fröhlich begehen konnten. Wir feierten das Überleben von Schlacht und Tod. Für Ausgelassenheit bis in die Morgenstunden fehlte uns jedoch die Kraft nach solch einem Tag. So freue ich mich schon, wenn wir bald den Heimweg nach Trum antreten und ich wieder die Tage und Abende in einer Schänke verleben kann, wo die größte Gefahr ein betrunkener Söldner ist, dem man einen Krug über den Schädel zimmern kann. Abenteuer sind großartig. Neues zu sehen und zu lernen ist großartig. Doch nichts davon hat mich darauf vorbereitet, dass ich einen Freund verlieren könnte. So bete ich an alle Götter, die ich kenne, dass ihnen auf ihren Reisen nichts geschehen mag, bis wir uns wiedersehen.

    Zusatz:
    An diesem ausgelassenen Abend ließ ich mir das erste Mal von Wurschtl die Gänsekarten legen. Er kitzelte mich mit der Feder am Ohr und sagte mir die Liebe voraus. Ich kenne ihn schon? Ich werde Briefe schreiben? Auch ein Gefängnis kam darin vor. Jetzt mache ich mir noch mehr Sorgen um Peter. Für meine Arbeit sah er viele Möglichkeiten. Aus dem Haus heraus in schwindelnde Höhen, viel Arbeit und Erfolg. Ich weiß nicht, ob ich das glauben kann, doch ist auch mein Traum irgendwie in Erfüllung gegangen. Vielleicht habe ich ja das dritte Auge? Ich muss mit Wurschtl da noch einmal drüber reden, ob ich mir auch solche Karten besorgen sollte.

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