9 Gedanken zu „Tagebuch von Aaron dem Schreiber“

  1. Aarons 1. Eintrag im Frühjahr 2015:
    Hier stinkts. Aaron saß beim Abendessen in der schäbigen kleinen Taverne in einen fast namelosen Dorf im nördlichen Sewenland und warf einen mismutigen Blick in die Runde. Bauern, Schweinezüchter und einige in die Jahre gekommenen Söldner. Vor sich auf dem Tisch: Ein angebrochener Holzteller mit Brot, Käse und einer Kelle Bohnen. Die Suppe der Bohnen begann gerade durch den Riss im Teller auf den Tisch zu laufen. Wie sollte er hier an eine brauchbare Geschichte kommen? Schnell begann Aaron zu essen. Er rief mehrmals nach dem Wirt um ein Getränk zu bestellen doch dieser konnte oder wollte ihn nicht hören. So stand Aaron auf um selbst zur Theke zu gehen. Dabei kam er am Aushangbrett vorbei und ein Papier fiel ihm sofort ins Auge: Wiedener Herold sucht in Sareven nach einem neuen Schreiber. Wer Interesse an dieser gutbezahlten Arbeit hat und des Schreibens der Umgangssprache … bla bla bla … schreibe einen Brief an den Setzmeister Ruprecht Langgrund und der Adresse … bla bla bla … freut sich auf Euer werben. Sofort nachdem Aaron diesen Fraß gegen seinen Hunger geschluckt haben würde, sollte ein Brief an diesen Setzmeister geschrieben werden.

  2. Regen! Seit zwei Wochen. Langsam wurde die Warterei unerträglich und der Geldbeutel immer leerer. Aaron wartete nun schon seit zwei Wochen in diesem Dorf im Norden des Sewenlandes auf eine Antwort des Setzmeisters Ruprecht Langgrund. Zwar hatte er hier und da Briefe für die Bauern geschrieben und sich so einige Kupferstücke verdient, jedoch waren diese für Essen und Unterkunft wieder draufgegangen. Am Rand des Dorfplatzes gab es ein Dach das nur auf Pfählen stand und so nach allen Seiten offen war und für Versammlungen genutzt wurde. Hier saß Aaron eines Nachmittags und grübelte als ein Botenreiter durch den Regen kam und unter dem Dach anhielt um Schutz vor dem Wetter zu finden. Der Bote stieg ab und schüttelte Wasser aus seiner Kleidung zu Boden. „Hey du! Bin ich hier in Gertenholz?“ rief der Botenreiter in Aarons Richtung. „Richtig guter Mann. Bringt Ihr Nachrichten?“ fragte Aaron zurück. „Sehr wohl. Ich bringen den Wiedener Herold und Briefe aus der Botenstation Sarevens“ sagte der Reiter in recht freundlichen Ton. Er fing an an der großen ledernen Tasche seines Gauls zu hantieren. Aaron stand langsam auf und ging zu Ihm hinüber. Der Reiter blätterte in einigen Ausgaben des Wiedener Herolds herum und zog eine Rote Lederhüller hervor. „Kennt Ihr vielleicht einen Schreiber mit dem Namen Aaron? Hier ist ein Brief für Ihn“ Der Bote deutete auf den Schriftzug der roten Lederhülle. Aarons Herz übersprang einen oder vielleicht auch zwei Schläge. „Das bin ich! Das muss der Brief sein auf den schon zwei Wochen warte.“ Aaron nahm die Rote Lederhülle und ging zu seinem Sitzplatz zurück.

  3. In einer schäbigen kleine Taverne ganz hinten in der Ecke saß Aaron im Schein einer einzigen kleinen Kerze. In den letzten zwei Wochen hatte er sich hier einquartiert. Es war günstig und der Wirt stellte keine Fragen.
    Die ersten Stunden allein auf seinem Zimmer hatte Aaron immer wieder die Silbernen und Goldenen Münzen angeschaut die er von Ruprecht Langrund bekommen hatte. Er war noch nie so reich gewesen wie jetzt. Kurz und schnell kam der Gedanke einfach zu verschwinden mit dem vielen Geld und sich abzusetzten. Vielleicht ins schönes Werant wo immer nur die Sonne schien. Doch genau schnell verwarf er diesen Gedanken auch wieder. Er war schließlich hierher gekommen um für den Herold zu arbeiten und nicht um ein Dieb zu werden. Aussdem spürten die Ratsinspektoren jeden Dieb irgendwann irgendwo auf.
    Hier saß er nun und war verabredet mit einem Baumeister Namens Egelbert Rotbart. Der Wirt der Taverne hatte die Treffen ermöglicht als Aaron Ihn nach einem Baumeister fragte. Doch Aaron saß hier allein. Herr Rotbart ließ auf sich warten. Aaron wartete den ganzen Abend in der Taverne. Er aß zu Abend , trank ein Bier und gewann einige Kupfermünzen von fahrenden Händlern die in der Taverne abgespiegen waren. Den ganzen Abend kein Baumeister Rotbart in Sicht.

  4. Nun waren zwei Monate vergangen und Aaron hatte des nach viel Sucherei geschafft diesen Baumeister Egelbert Rotbart zu finden und für sein Vorhaben zu dingen.
    Seither waren sie gemeinsam in der Stadt unterwegs um Arbeiter zu finden und und ebenfalls unter Vertrag zu nehmen. Schon jetzt waren 3 arbeitslose Seeleute und 2 schlechte Holzhandwerker in der Ruine damit beschäftigt, alles verkohlte Holz wegzuräumen und ständig brannte in der Mitte des Geländes ein Feuer, was alles in Asche verwandelte, das nicht mehr für den späteren Neuaufbau gebraucht
    wurde.
    Unter der Anleitung von Herrn Rotbart kamen die Männer ihrer Arbeit immer besser nach und es würde nur noch wenige Wochen dauern bis mit dem Neubau begonnen werden konnte.
    Daher ließ Aaron den Baumeister und seine Helfer allein auf dem Baugelände und begann mit der Suche nach Lieferanten für Baumaterial. Schnell kamen die Händler ins Gasthaus, in dem Aaron noch immer wohnte, als sie davon erfuhren das Holz, Steine und Ziegel in großer Menge für einen Neubau benötigt wurden.

  5. Das war die großartigste Idee der letzten Wochen! Strafgefangene! Sie waren die Lösung für das Problem der fehlenden Arbeitskräfte. Aaron hatte beim Richter
    Sarevens vorgesprochen und nachdem ein kleiner Beutel den Besitzer gewechselt hatte, versprach der Richter die „Arbeiter“ und deren Wachpersonal zu entsenden.
    Natürlich würde im Eröffnungsartikel des Sarevener Herolds ein lobendes Wort an die Stadtobrigkeit erwähung finden. Das verstand sich ganz von selbst.
    So stand Aaron nun heute, an einem schönen Sommertag, vor dem Gelände und sah den großen Berg an geschliffenen Mauerziegeln und Bauholz der sich in der Mitte stapelte. Drumherum waren schon die Grundmauern und die erste Fachwerklage aufgebaut worden. Unter den „Arbeitern“ waren wohl einige gute Handwerker die sich vielleicht bei einer Kneipenschlägerei hatten erwischen lassen. Manches Mal machte das Wachpersonal von einer langen Peitsche gebrauch. Aaron verließ dann besser sofort die Baustelle. Egal, der gering Preis für die Arbeiter wischte jeden Zweifel hinfort. Setzmeister Ruprecht Langrund würde vollauf
    zufrieden sein. Dieser hatte seinen Besuch für Ende des Monats angekündigt und Aaron war gewiß, das er die Baustelle in Augenschein nehmen würde.

  6. Des Besuch des Setzmeisters war nun schon eine lange Zeit her. Jedenfalls kam es Aaron so vor. Die Baustelle machte beeindruckende Fortschritte so das es nur noch ein Frage von Tagen war bis man beginnen konnte das Dacheinzudecken. In der letzten Woche kam der Zufall zu hilfe als ein Schiffkapitän in der Unterkunft Aarons abgestiegen war der einen ganzen Schiffsbauch voller Dachziegel verkaufen wollte. Da Aarons Arbeiter und deren Wachen den Transport und das Ausladen übernahmen war der Preis doch eher moderat. So hatt der Setzmeister bei seinem letzten Besuch wieder einen Beutel voller Silberstücke dagelassen und das half ungemein. Aaron plante seinen Umzug und den seiner Handwerker für den letzten Monat des Jahres in das Haus, die Halle und den Turm die bis dahin soweit geschlossen und beheizbar sein sollten das der Winter draussen bleiben konnte.

  7. Ein Sonnenstrahl stach durch die halboffenen Vorhänge und weckte den schlafenden Schreiber Aaron. Müde gähnte er uns strecke sich noch im liegen.
    Das Dach und die Fenster der neuen Niederlassung des Wiedener Herolds waren schon seit gut zwei Wochen fertig. Aaron ging zur Waschschüssel hinüber und steckte den Kopf hinein.
    Nachdem er in die Kleidung geschlüpft war verließ er sein Zimmer. Überall roch es nach Holzstaub und Mörtel. Das Haus war immer noch eine Baustelle. In seinem Büro warf er einen Blick auf seinen Planungszettel. Heute kamen die zwei Setzmaschinen aus Wieden, fünf Schreiber würden sich am Nachmittag vorstellen und die Beerdigung des Arbeiters der letzte Woche in die Kalkgrube gefallen war standen heute auf dem Programm. Alles in allem ein ruhiger Tag.
    Vor der Tür waren drei Strafgefangene damit beschäftigt den Vorplatz zu pflastern. Ein Aufseher mit Knüppel und Peitsche stand in der Nähe.
    Aaron suchte den Baumeister Egelbert Rotbart auf und ließ sich über die Ereignisse des gestrigen Tages aufklären. Der Tag konnte kommen.

  8. Im Kamin brannte ein kleines Feuer und schickte seinen Rauch zum ersten Mal durch den neuen Kamin in Richtung Himmel. Aaron saß ganz allein im Zimmer und starrte auf die leeren Regale. Das Glas in seiner Linken war schon hab leer und er war sehr müde denn heute war der große Tag gewesen.
    Der Wiener Herold hatte in Sareven eine neue Niederlassung eröffnet. Eine Niederlassung die er, Aaron, gebaut hatte. Monate lang hatte er gemeinsam mit dem Baumeister Egelbert Rotbart alle Problem gemeistert. Doch heute waren alle da die wichtig und reich waren und etwas zu sagen hatten. Der Richter, der Stadtrat, einige Kaufleute, Händler, Glaubensvereter und natürlich Ruprecht Langrund der Setzmeister des Herolds. Viele Reden wurden gegeben und alle taten so, als hätten Sie einen Teil zum Hausbau beigetragen was schlichtweg eine Lüge war. Doch die Arbeit der letzten Monate hatte sich ausgezahlt. Ruprecht Langrund hatte bei seiner Anspache Aaron nach vorn gebeten und Ihn
    unter dem Beifall der Anwesenden zum Setzmeister Sarevens ernannt. Dies hatte wohl dazu geführt, das einige der Anwesenden bei der Verabschiedung einen Beutel in
    Aarons Hand hinterließen was Aaron schlagartig zu einem reichen Mann machte. Er hatte sich die Gesicherter genau gemerkt und fortan würde er entscheiden was im
    Herold Sarevens gedruckt wurde und was nicht.
    Bis zuletzt blieb sein Baumeister Egelbert Rotbart im Haus sitzen und verabschiedete mit geröteter Nase, leicht
    schwankend in Richtung Gasthaus. So saß Aaron noch lange allein in Gedanken versunken vor den leeren Regalen während es draußen dunkel wurde.
    Ab morgen würden diese Regale gefüllt werden. Er freute sich auf die kommende Arbeit und schlief im Stuhl ein.

  9. Nun war schon ein Jahr vergangen und die eingestellten Schreiber, Laufburschen und die Pressen arbeiten unermüdlich während die Regal im Turm immer voller wurden.
    Ab und zu besuchte der Baumeister Egelbert Rotbart das Haus mit dem Turm und sah nach den Holzbalkonen und Mauern. Aaron las Nachrichten aus ganz Trum und den benachbarten Regionen. Viele Verträge wurden geschlossen, Gerichtsurteile gesprochen, Würdenträger ernannt. Manchmal ging sogar ein der in Trum ansässigen Barone auf reisen. Die Welt war voller spannender Nachrichten und das Wetter war manchmal gut und machmal nicht so gut.

Schreibe einen Kommentar