Tagebuch Eden Amar 6

Der Wald, die Zwergenmine. Fast hätte ich mein Leben dort gelassen. Eigentlich sollte ich auf Geheiß von Uriel hinten bleiben und die Verletzten versorgen. Das tat ich auch, doch dann kam ein weiterer Feind, seltsame schwarze Gestalten, von hinten, und auf einmal war ich ganz vorne. Sowie sich die Krieger umdrehten, traf mich ein Pfeil fast in den Allerwertesten und als ich zusammenbrach schnitt mir eine Kröte vom Chaos beinahe den rechten Arm ab. Als der Angriff der Kreaturen erfolgreich zurückgedrängt war, begleitete mich doch tatsächlich einer der Burschen, die ich bei meinem letzten Besuch in Amaris verdroschen hatte, bis zur Alchemisten Hütte, wo sowohl Julius als auch Cornelius zum Glück wieder aufgetaucht waren.

Ich flehte Julius an, zu verhindern, dass ich mich in so ein Rattending verwandeln würde. Anfangs zögerlich stimmte er jedoch zu und behandelte meine Hand. Auch wenn ich vorher gewusst hätte, dass es bedeutete, meine ganze Hand mit Säure zu übergießen, ich hätte zugestimmt. Alles war besser, als der Gedanke, sich in einen Skaven zu verwandeln. Auf seine Anweisung hin nahm ich Schmerzmittel und Julius goss die Säure über meine Hand. Das Fleisch verwandelte sich in eine widerliche Masse und tropfte zu Boden bis nur noch die Knochen übrigblieben. Meine Schmerzensschreie riefen eine Chaos Patrouille auf den Plan, die nachschauen wollte, was in der Alchemisten Hütte vor sich ging. So wurde es noch hektisch, während mir vor Schmerzen fast die Sinne schwanden, obwohl ich die dreifache Menge an Schmerzmitteln zu mir genommen hatte.

Irgendwann bekam ich von Hans und Julius zwei Tränke verabreicht und meine Hand wuchs nach, während sich die Pfeilwunde und der fast abgehackte Arm wie von selbst heilten. Gute 20 der Augenblicke dauerte diese Prozedur, während der ich zitternd und nass bei den Alchemisten saß und, und nicht nur um meine Hand und meine Zukunft als Heiler bangte. Ich dachte auch an Florek. Sein Kontakt mit diesem Warpstein war direkt über seinen Herzen gewesen, nie im Leben konnte er eine derartige Behandlung überleben. Ich weiß nicht, was die Alchemisten mit ihm gemacht haben, doch später erschien auch Florek und sagte, er sei geheilt worden. Das gute an der Geschichte ist für mich jedoch nicht nur, dass ich meine Hand wieder habe und sie voll funktionsfähig ist. Auch der verdammte Waldausweis der Orks ist aus meiner Hand verschwunden, denn die Narbe verschwand mit dem Fleisch und wuchs nicht wieder nach.

All das war so anstrengend, das ich von der Hexenverbrennung, die stattfand, nur wenig mitbekommen habe. Das war für mich wohl auch ein Glück, denn ich kenne mich. Wahrscheinlich hätte ich meiner „Schwäche Mitgefühl“ nachgegeben und mich mit dem Mob angelegt. Unter dem weithin zu hörendem Gejohle wurde eine arme Frau verbrannt und viele Männer interpretierten das darauf folgende Gewitter als Bestätigung für das Hexendasein der Frau. Doch vielleicht war es eigentlich anders herum? Der Himmel zürnte, weil eine Unschuldige qualvoll gestorben war? Das waren und sind meine Gedanken, die jedoch niemand hören wollte. Natürlich, Heiler sind oft unsichtbar, wenn sie nicht gerade jemanden zusammenflicken sollen.

Was danach geschah, weiß ich nicht so genau, doch es schien mir, als seien auf einmal Stunden vergangen. In einem Moment war es noch hell, Ekarius schlug sich mit einem Ork, dann kam das Gewitter mit Hagel, Blitz und Donner und plötzlich war es spät am Abend. Wer weiß schon, was da vor sich ging, Amaris ist bekannt für seltsame Vorgänge in Zeit und Raum oder so.

Unterbrochen wurde all dieses Suchen, Kämpfen, die Mühen und Qualen von dem Auftreten der unglaublichen und unvergesslichen Sieglinde, einer bärtigen Dame. Es gelang ihr ohne große Mühen, Kupfer für angebotene oder auch angedrohte Dienste zu bekommen. Sie hatte sogar versucht, Essen von dem Chaos Kommandanten zu ergattern, doch die Androhung von Gewalt ließ auch Sieglinde zurückweichen. Vielleicht fühlte der recht jung aussehende Kommandant sich aber auch einfach überfordert von Sieglinde? Unter anderem setzte Taurons Haufen gegen den Weibel Ekarius, das der junge Henna keine Umdrehung des Stundenglases durchhalten würde, in einem Zelt mit der wilden Sieglinde. Der Einsatz betrug beachtliche 25 Kupfer. Ekarius stemmte diese Summe alleine, Taurons Haufen musste zusammenlegen.

Die beiden zogen sich in ein Zelt zurück, doch ein beleuchtetes Zelt lässt den Gedanken keine Fantasie, es zeigt alles. So wurden wir alle Zeuge von der äußerst wilden Episode zwischen Henna und Sieglinde, die sogar zweimal aus dem Zelt herausrollte und von Henna wieder zurück geschliffen wurde. Schnell entbrannte ein Streit darüber, wer nun die Wette gewonnen hatte. Hilfe kam in der Person des Ritters Riam von Eikelfels. Er sprach ein Urteil, das zumindest von allen akzeptiert wurde.

So seltsam und verwirrend, so beängstigend, waren die Ereignisse selten auf meinen Reisen. Und ich habe schon einige Reisen hinter mir… Ich bin froh wieder auf Trum zu sein, und mich ausruhen zu können, denn es wird bestimmt nicht lange dauern bis die nächste Reise ansteht, vielleicht einmal in erfreulichere Gefilde.

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