Tagebuch Eden Amar 6

So wie die vorherigen Tage und Nächte und auch die folgenden war dieser Tag bestimmt von Regen, Wind und nassen Füssen. Auch das Chaos trieb immer noch sein Unwesen. Den Kommandanten sah ich aber nicht mehr, was wohl Glück zu nennen ist. Aber auch viele Rätsel, die gelöst werden wollten, warteten auf unseren Einsatz. Mal schneller, mal langsamer gelang es uns, die Säuen zu aktivieren. Bei einer dieser Aktivierungen traf ich meinen Erzfeind, den Vampir. Noch nie in meinem Leben habe ich etwas so gehasst, wie diese Kreatur. Doch ich sollte helfen, die Säule zu aktiveren und dazu wurde Blut von einer fanatischen und rechtschaffenen Person gebraucht. Tyrael, der wohl auserkoren war, war nicht aufzufinden, so fiel die Wahl auf mich. Begleitet von Ekarius, Erebros, Freya und einigen Knochenwaldern machte ich nach langem Überlegen dazu auf, zu helfen.

Zu Helfen war eigentlich keine Frage, denn ich helfe immer, wenn ich kann. Es war der Gedanke, dass die Säule mit Blut aktiviert werden musste und das auch noch im Beisein des verfluchten Vampirs, der mich zögern ließ. Blutmagie…wenn ich eines auf meinen Reisen gelernt hatte, dann das Blutmagie nie gut war. Nur das Versprechen aller Beteiligten, das die Schattenkreatur sich von mir und meinem Blut fernhalten würde, ließ mich schlussendlich zustimmen. Ich hasse ihn so sehr, wie ich ihn fürchte und ich hoffe, dass ich ihm niemals alleine begegne. Denn wenn ich auch Gift und Galle spuckte bei der direkten Begegnung mit dem gelbäugigen Dämon in Menschengestalt, so war es doch nur, um meine Angst zu verstecken.

Eigentlich bin ich rückblickend stolz auf mich. Denn ich sagte diesem Ding, was ich von ihm hielt und schaffte es sogar, meine Hände, die sich zu Fäusten ballten, wieder zu strecken. Außerdem hatte Henna mir einen Dolch gegeben und ich war unglaublich stark versucht, diesen Dolch in des Vampirs Herz zu rammen, auch wenn ich wusste, dass das nichts bringt. Doch ich tat es nicht, weil mein Hass und meine Angst nur dazu geführt hätten, die Stadt zu gefährden. Doch irgendwann …

Dragonetti hingegen durchschaute mich, ich sah es an dem leichten Grinsen und ich wusste, wären dort nicht so viele Bewaffnete gewesen, wäre es mein Ende gewesen. Er sagte mir, das meine Schwäche mein Mitgefühl sei, und beinahe übermannt von meinen Hass konnte ich nur erwidern „ertappt“. Doch eigentlich ist dies keine Schwäche, vielmehr ist es eine Stärke, denn es ist ein Gefühl der Menschlichkeit, etwas das der Blutsauger nicht kennt. Alles, was er kennt, ist die Gier nach Blut.

Alle zusammen machten wir uns auf dem Weg zur Säule, die hinter der Bibliothek aufgetaucht war. Dabei achtete ich immer darauf, das Ekarius an meiner Seite war und der Herr Eberhard von den Knochenwaldern zwischen mir und dem Vampir blieb. An der Säule angekommen, war ich erstaunt den Hexer zu sehen. Er untersuchte die Klinge, mit der ich mir selbst meinen Arm aufschneiden würde. Wenigstens wusste ich so, dass die Klinge scharf und sauber war. Bevor ich es mir anderes überlegen konnte, schnitt ich tief in meinen Arm und ließ das Blut in die Schale der Säule fließen. Irgendwie schien jedes Geräusch, jede Bewegung, alles viel deutlicher zu werden. Ich hörte das beschleunigte Atmen des Vampirs, hörte die Stimmen um mich herum überlaut, hörte das nächtliche rascheln im Wald und meinte sogar meinen eigenen Herzschlag zu hören während ich merkte, wie mir langsam schwarz vor Augen wurde.

Endlich war die Schale mit Blut gefüllt und ich konnte zurücktreten. Entsetzt sah ich, wie der Hexer seinen Finger in das Blut steckte und ihn ableckte, noch ein Blutsauger? Doch mir war zu leicht im Kopf, als das ich viel mehr tun konnte, als mich hinter Erebos und Ekarius zu verstecken und mich dabei an dem schwarzen Krieger festzuhalten. Plötzlich tauchte eine schauderhafte Kreatur auf, sie witterte wie ein Hund, so etwas hatte ich noch nie gesehen. Es war ein Ghul, eine Kreatur des Vampirs, die nun den Geruch meines Blutes kannte. Ich wollte nur noch weg von dort.

Schnell verließen wir den Ort, doch erst nachdem ich mich vergewissert hatte, dass die Säule mein Blut nicht nur akzeptiert, sondern auch vollständig verschlungen hatte. Zurückgekehrt im Lager versuchte Freya meinen Arm zu nähen, doch sie überließ das schnell dem Medikus der neben uns lagernden Bretonen. Erschöpft ging ich zu Bett, fand jedoch nur wenig Schlaf.

Als der nächste Morgen anbrach, schien die Sonne für einige wenige Stunden, doch unsere gute Laune blieb nicht lange, denn auf einmal griffen Skaven uns mit unglaublich großen Feuerstöcken an. Der arme Florek brach direkt neben mir von so einem Geschoss in die Brust getroffen zusammen. Das Loch, das diese Kugel hinterließ, war faustgroß. Doch unbeirrt versuchten eine Heilerin der Orientalen und ich alles, um Floreks Leben zu retten, was uns auch gelang. Dabei fasste ich dieses Geschoss an, denn leider kam ein warnender Schrei zu spät. Die Munition, die die Skaven, mannshohe Ratten, verschossen, war ansteckend! Es verändert die Menschen bei dem bloßen Kontakt mit der grün schimmernden Oberfläche. Florek hatte es in der Brust, mein Arm war frisch genäht. Hilfe kam in der Gestalt des Freundes von Ben’al Habib, der die Auswirkungen und die Kur kannte. Er suchte die Alchemisten auf, doch bevor ich dorthin kam, war Julius entführt worden. Ich nahm Bens Freund, dessen Namen mir in all diese Hektik entfallen war, das Versprechen ab, die Verseuchung von Florek und mir geheim zu halten. Nur Ekarius wusste Bescheid, Tauron und Bernhelm traue ich in dieser Hinsicht nicht.

Doch wie auch immer, Julius und Cornelius waren verschwunden, entführt, wie es aussah. Dann ertönte der Ruf nach einem Heiler für eine Expedition zu den Zwergenminen und anscheinend war nur ich verfügbar. Bens Freund meinte, ich hätte ungefähr 2-3 Stunden bevor die Verwandlungen sichtbar würden. Doch schon im Wald begannen an meiner Hand die Nägel zu Krallen zu wachsen.

Schreibe einen Kommentar