Tagebuch Eden Amar 6

Ich verstehe immer noch nicht, warum Leute mich so bezeichneten, ich tat was ich konnte, nähte, flickte, richtete Knochen… einfach alles, um zu helfen. Weder gab ich vor, auf Seiten des Chaos zu sein, noch unterstützte ich die Truppen in irgendeiner Weise. Ich spielte nur das Spiel in dem wir alle steckten, aber nach meinen Regeln und die lauten nun mal, dass ich immer versuchen werde, zu helfen und Menschen zu heilen. Ja, ich verarztete auch den Feind, auch wenn ich zugegebenermaßen bei einem befohlenen Gang in die Festung am nächsten Tag nicht sonderlich achtsam bei der Wundreinigung war. Immer wieder forderte ich von dem Kommandanten meine Sichel zurück, damit ich neue Kräuter holen konnte und irgendwann hatte er wohl genug, ich bekam meine Sichel, damit ich Kräuter sammeln konnte. Und obwohl ich anscheinend als harmlos eingestuft wurde, sollten zwei Wachen mich begleiten. Sie taten mir leid, denn ich wusste was folgen würde und versuchte, sie mit Gesprächen auf die Seite der Gefangenen zu ziehen, schließlich waren es noch junge Burschen. Doch es half nicht.

Denn natürlich war zu dem Zeitpunkt schon längst der Plan gefasst worden, alle Waffenträger zu überfallen. Auch mich, sollte ich die Sichel bekommen, schließlich bin ich ein leichtes Opfer und die Sichel kann leicht zu einer bösen Waffe werden. Langer Rede kurzer Sinn, so geschah es auch. Einige Mitglieder aus Taurons Haufen folgten uns und übermannten die Wachen. Sie zogen die Leichen ins Gebüsch und schon waren die Gefangenen um 2 Schwerter und Schilde reicher. Ich forderte Bernhelm auf, mich niederzuschlagen, der Kommandant war schließlich kein Dummkopf. Käme ich unversehrt zurück, wüsste er, wo er suchen müsste. Nach kurzem Zögern schlug Bernhelm mich nieder, doch die Kopfverletzung, mit der ich den Kommandanten von meiner Unschuld überzeugen konnte, fügte ich mir selbst zu. Kopfwunden bluten stark, auch wenn sie nicht tief sind. Allerdings hatte ich unterschätzt, wie schwummerig einem sein kann, denn meine Tasche war im Lager.

Uriel und Freya waren ebenso wie Taurons Leute schon wieder verschwunden, als ich leicht schwankend den Weg hinunter torkelte und dabei direkt dem Kommandant und einigen Wachen in die Arme lief. Zu Beginn glaubte er mir nicht, doch die Kopfwunde überzeugte ihn, vor allem, als ich etwas von Orks und fauligem Gestank faselte. Bernhelm mag es mir verzeihen, auch wenn sein Blick mehr als irritiert war, als ich endlich zum Lager zurückkehrte.

Nur kurz darauf wurde Jokel mit meiner Sichel erwischt und sollte hingerichtet werden. Natürlich wollte ich sofort Fürsprache für ihn halten, doch dazu kam es nicht mehr, denn er wurde mit drei Nägeln durch die Hand an einen Baumstamm genagelt. Er musste sich die Nägel selbst aus der Hand ziehen, welch grausames Spiel.

Doch ich durfte ihn verarzten, und es kehrte scheinbar für kurze Zeit Ruhe ein. Chaos Wachen durchstreiften die Stadt, immer wieder wurden Menschen in so genannte Ehrenduelle getrieben und hier und da auch unvorsichtige Chaos Mitglieder von ihren Waffen und ihrem Leben getrennt. Die Stadtteile verständigten sich langsam und vorsichtig auf einen Übergriff in der Nacht, um sich von den Besatzern zu trennen. Die Trommel der Knochenwalder sollte das Signal geben und tatsächlich funktionierte es reibungslos. Ein Schleichtrupp brach in die Festung ein, holte die beschlagnahmten Waffen und mehr zurück, während in der Stadt die Chaos Wachen dem Untergang entgegensahen.
Es gab keine Toten, nur Verletzte auf unserer Seite. Zum Glück.

Viele feierten bis tief in die Nacht hinein, mir jedoch ging ein Bild nicht mehr aus dem Kopf. Der verfluchte Vampir Emillio Dragonetti war dort, ich sah, wie er sich von einem Opfer losmachte und einen weiteren, am Boden liegenden, Mann in den Hals biss. Ich erzählte es jedem, der es hören und nicht hören wollte. Doch anscheinend war der Vampir auf einmal kein Feind der Stadt mehr. Nur Cai glaubte mir, er traute diesem Blutsauger genauso wenig wie ich. Wie konnten die Menschen nur so dumm sein? Sie hatten dieser Kreatur genau das gegeben, was sie wollte. Nämlich einen Sitz im Rat und einen Anteil am Blut der Bewohner. Kam denn niemanden in den Sinn, das Dragonetti das Chaos selbst hier hin geführt haben könnte, um endlich sein Ziel zu erreichen? Dann trat er als Held auf, der anscheinend half, die Stadt zu befreien und die Leute küssten ihm fast die Füße. Unfassbar!

Irgendwann schlief ich am Feuer in Laigin ein, eingelullt von der Wärme. Doch in meinem Kopf spukten wilde Bilder von Vampiren, Säulen, Chaos Priesterinnen, Orakeln und Waldmenschen umher. Als ich hochschreckte und verstört den Traum erzählen wollte, bekam ich ein recht rüdes „das interessiert doch jetzt keinen“. Nun Gut, dann nicht.

Am nächsten Tag machten wir einige Ausflüge in die nähere Umgebung, untersuchten Zwergenmine, Weiher und den Friedhof. Jedoch, wir entdeckten nichts Auffälliges im Gegensatz, alles blieb verdächtig ruhig, zu ruhig. Vielleicht lag das auch an den Umwegen, über die Ben al’Habib uns führte. Kaum waren wir in die Stadt zurückgekehrt, erklärte Edenil, dass er eine Säule auf dem Leichenberg entdeckt hatte. Wir wollten uns aufmachen, diese zu untersuchen, doch die Orks hatten sich dort häuslich eingerichtet. Ihnen voran schritt ein Ungetüm, das offensichtlich eine magische Rüstung trug, denn die Angriffe der Knochenwalder wurden auf diese selbst zurückgeworfen. In dem allgemeinen Chaos übersahen die Orks mich mehrfach, weshalb es mit gelang, recht nahe an die Säule heran zu kommen, doch greifen konnte ich die darauf liegende Metallplatte nicht. Denn leider waren noch mehr Orks in der Nähe.

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