Sieben Sonnen zum Winterfest

Die Sonne Champas lag gestern noch etwas verlassen im ruhigen Hafenwasser Flardigas wo letzte Vorräte an Bord gebracht und verstaut wurden. Heute hatten die Soldaten der Sense Champas Mühe Platz zwischen den vielen kleinen Boote die auf dem Hauptdeck standen zu finden. Seeleute liefen umher. Es war ein großes Gewusel auf dem Flaggschiff des Barons von Champa. 


Ein Weibel der Sense stand an der Reling und suchte die Küste Furtenaus knapp nördlich Rigerunds ab. Nach einiger Zeit fand er was er suchte. Eine Abordnung des Sonnenordens unter Führung ein ranghohen Lichtritters kam in Sicht, setzte über und ging mit einem leichten nicken an dem Weibel vorbei auf das Schiff. Sie kamen von Theotmalli. Es war Schweigen für diese Nacht befohlen. Jeder kannte die Aufgabe und seinen Platz.

Die Sonne sank und verwand alsbald hinter der Küste des Sewenlandes, die von hier aus noch leicht zu sehen war. Der Lichtritter nickte in Richtung des Weibels und dieser weiter an den Steuermann. Eine Fahne wurde geschwenkt und das große rote Hauptsegel mit der stilisierten Sonne wurde ausgerollt und blähte sich im Wind. Fast geräuschlos nahm das große Schlachtschiff Fahrt auf und verließ den verborgenen Ankerplatz. Für kurze Zeit war es ruhig auf dem Deck. Dann begannen die Vorbereitungen für die Nacht. Seile wurden an den Booten befestigt, Ruder ausgelegt, viele Seeleute kleideten sich in dunklen Sachen die ihnen eher schlecht als recht passten.

Auf der großen Handelsroute fuhr das Schiff in die Enge zwischen Rigerund und der Baronie Furtenau ein und bald schon war das eigentliche Ziel ausgemacht. Die Insel Siebenhöfen. Die Seeleute im Schiffsbauch führten zwei Stunden lang einen strammen Rudereinsatz durch, bis der siebenhöfener Nordhafen zu sehen war. Sie stellen das Schiff mit dem Heck in Richtung Siebenhöfener Küste und rafften das Segel wieder und ein leichter Anker an einem Seil ausgeworfen. Es war nun tiefschwarze Nacht in der weit entfernt die Laternen auf der Siebenhöfener Mauer zu erahnen waren. Alle warteten nun gespannt auf das Zeichen das Bruder Lammfromm Ihnen vorausgesagt hatte.
Die Wolken hingen tief und über einer großen Stadt wie Siebenhöfen war so in den Abendstunden noch viel Licht zu sehen. Nun aber in der ersten Stunde nach Mitternacht, war der Himmel wieder fast dunkel. Es war die längste Nacht des Jahres und in ceridischen Gegenden feierte man das Winterfest. Doch da! Gerade eben zuckte ein kleiner Lichtschimmer in den Wolken. Langsam wurde er größer und größer. Von fern klang die erste kleine, helle Glocke. Es wurde schnell mehr Glockengebimmel bis selbst die große Glocke aus der nächsten Ceridenkirche anfing zu läuten. Feuer in der Stadt.

Der Ton der großen Glocke schwang über das ruhige Wasser und wurde an Bord der Sonne von Champa wohl gehört. Auf einen Wink des Lichtritters ließen die Seeleute die kleinen Boote zu Wasser. Die dunkel gekleideten Seeleute besetzten die Boote und ruderten zum siebenhöfener Strand hinüber. Niemand sprach. Eine Zeit lang war wieder alles ruhig auf dem großen Schiff. Bis auf das läuten der Glocke. Plötzlich jedoch stieg ein großer Feuerball in den Himmel über der Stadt und einige Augenblicke später zerriss ein Knall die Stille. Kurz darauf ein zweiter Feuerball und ein Knall. Die ersten Boote kamen vom Strand zurück. Zerlumpt aussehende Gestalten kletterten Leitern hinauf bis auf das Schiffsdeck. Dort blieben sie stehen und schauten sich um. Einige fielen beim Anblick des Lichtritters auf Ihre Knie und stimmten ein Gebet an. Soldaten der Sense unterbanden dies, teilweise auch durch schwere Schläge. Die Gestalten wurden unter Deck gebracht. Zu den Ruderbänken.

Es dauerte wieder eine ganze Weile. Immer mehr Leute kamen aus den kleinen Booten und verschwanden dann unter Deck. Der Sensenweibel und der Lichtritter aber beobachteten den Himmel über der Stadt. Nachdem es zum Siebten Mal eine Explosion und einen Feuerball gegeben hatte nickte der Lichtritter zum Steuermann und gab so den Aufbruchsbefehl. Das letzte Boot hatte gerade am Schiff festgemacht und aus der Heckverteidigung floss schon eine ganze Zeit Öl ins Meer. Das große Segel rollte aus und die Sonnen von Champa nahm Fahrt auf. Der Himmel über Siebenhöfen war hell erleuchtet und eine schwarzgraue Wolke stieg in dieser Helligkeit auf. Sie waren schon gute 500 Schritt von Ihrem Ankerplatz entfernt als ein Soldat einen brennenden Pfeil in eben diesen hellen Himmel abschoss. Der Pfeil landete in der großen runden Öl Pfütze die im Meer schwamm und entzündete diese. Kreisrund wie eine Sonne brannte das Öl vor der Küste Siebenhöfens und in deren Widerschein verschwand die Sonne Champas in der Dunkelheit mit Kurs auf Soodemunt.

Auf dem Deck war wieder großes Treiben. Die kleinen Boote wurden festgemacht, Seemänner warfen die dunklen Lumpen auf einen Haufen, die Ruder schlugen im Takt einer leisen Trommel. Der Lichtritter verließ den Hochstand und ging zu einer Gruppe von Verletzten, die auf dem Deck versorgt wurden. Bei der Gruppe stand auch ein Angehöriger des Sonnenordens in leicht angesengtem Gewand. “Bruder Lammfromm. Zorn der Sonne. Du hast es geschafft. Dieser Berngold und seine Soldknechte aus den Kaufmannslanden haben ein ganz hübsches Feuerwerk gemacht. Wie sieht es dort aus?“ Der Bruder schwieg und schien immer noch einige Ereignisse zu verdauen. Ein in der Nähe liegender Verwundeter schilderte das Erlebte für ihn in Worten voller Zorn und Rachsucht. “Es war groß Herr. Wir haben in unseren Verstecken gewartet bis die Söldner Ihre Fässer platziert hatten. Dann beteten wir und zündeten die Fackeln an. Das Feuer legten wir an die Häuser, das Lager und die Pfosten der Ceridenkathedrale die schon im Bau ist. Wir wurden von Arbeitspilgern und Solanen aus der tuchenen Stadt entdeckt, die auf dem Bau schliefen aber die Söldner schnitten Ihnen die Kehlen durch. Feuer war überall. Dann kam die erste Explosion und wir waren die letzten die aus der Stadt zum Strand liefen. Die Baustelle mit der Kathedrale und alle umliegenden Häuser brennen. Mit den Booten kamen wir zu Euch Herr. Ich denke, dass es einige von uns nicht geschafft haben.“ Der Mann sank zurück. Der Lichtritter erhob sich und ging an Bruder Lammfromm vorbei. Er hatte genug gehört. Der Auftrag war erfüllt. Nun galt es diese Menschen nach Theotmalli zu bringen wo sie einen, nein, ihren Sonnentempel neu aufbauen sollten.

Das Schiff fuhr mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Nord-Osten, wo über der Soodemunter Landmasse die Sonne langsam aufging und Licht, Wärme und Hoffnung allen schenkte die den rechten Glauben hatten. In Richtung Süd-Westen aber starben und verbrannten Ceriden in Ihren Häusern und das Feuer schleuderte Ihre Asche hoch hinaus in den geschwärzten Himmel wo sie jedoch nicht verblieb, sondern langsam auf die brennende Stadt und Meer niederfiel.

2 Gedanken zu „Sieben Sonnen zum Winterfest“

  1. „Stimmt es, dass du selbst mal Ceride warst? Sogar Mönch?“

    Lammfromm blieb die Antwort schuldig. Wandte sich ab von der brennenden und seinem Begleiter und holte eine der versengten Hetzschriften hervor, die maßgeblich zu dem Inferno geführt hatten. Sein Blick blieb nach innen gekehrt, als wolle er die Ereignisse ordnen, die ihn selbst überrollt zu haben schienen. Schwankend erhob sich der Lichtservant und wischte sich den Ruß vom Gesicht. Seine Augen ruhten ohne jeden Stolz auf den in der ferne vergehenden Flammen.

    „Das waren mal eure Brüder und Schwestern. Verständlich, wenn es euch gerade nicht gut geht.“

    „Unsinn! Ich vertrage die See nicht.“ Wie jene Träne, welche unmerklich über die Reling fallend von niemandem wahrgenommen in der Gischt unterging, verschwand Lammfromm im Getriebe der Matrosen und Seesoldaten.

  2. Ein Brief von Elder erreicht Mutter Moll. Die Novizin, die ihn vorliest, erzählt der Äbtissin, dass er nach Rauch riecht und leicht fleckig ist. Die Stirn runzelnd, fordert Mutter Moll die junge Frau auf, endlich vorzulesen.

    “Werte Mutter Moll,
    hoffentlich erreicht euch dieser Brief bei guter Gesundheit. Leider muss ich euch fürchterliches aus Siebenhöfen berichten. Bis dieser Brief euch erreicht, habt ihr wahrscheinlich schon von den Vorkommnissen in Siebenhöfen gehört, doch die Wahrheit ist noch viel schlimmer.
    Es gibt zahllose Opfer mit Brandwunden, Schwerverletzte und Tote.
    Bitte schickt einige der Novizen und Schwestern so schnell wie möglich mit so viel Medizin wie es geht nach Siebenhöfen, wir brauchen hier alle Hilfe, die es gibt. Und schickt auch den leichten Weg mit, er wird gebraucht.“

    Elder“

    Würde jemand Elders Kammer irgendwo in Siebenhöfen gehen, würde er den ersten Brief finden, den Elder schrieb, aber von dem sie beschlossen hatte, ihn nicht an die alte Dame Mutter Moll zu schicken.

    http://trumlarp.de/erster-brief-an-mutter-moll/

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