Rabenballade / Sodenwolfslied

In Soodemundt (oder: Bei Eschenbruch) im tiefsten Wald,
es war neblig, klamm und kalt
: an einem Baum, im Unterholz
Steht ein Wolf ganz still und stolz.:  

Ich lief im Wald umher allein
Da hörte ich die Wölfe heul´n
:„Im nahen Grunde, unbewacht
Ein Ritter liegt seit letzter Nacht :

Zerfetzt ganz tief im Waldesgrund
Zu seinen Füßen liegt kein Hund  
:Kein Falke hoch am Himmel wacht
Keine Liebste küsst´ ihn sacht :

Ein Wolf auf seine Fährte geht,
ein andrer auf die Beute späht
:und so läuft er nimmer fort,
wir könn´ in Ruhe fressen dort. :

Such nur das Beste Fleisch dir aus
Ich reiße ihm die Arme aus
: Und zerfetz ihm seinen Bauch
Und sein Herz das fress ich auch :

Manch einer wird wohl um ihn wein´n
Wie er dort liegt ganz ohne Stein
: um seine Knochen blank und bar
Balgen wir, bis nichts mehr da:

Ich ging einst durch finst’ren Wald
es war nebelig, klamm und kalt
: auf einem Baum zwei Raben stolz
die war’n so schwarz wie Ebenholz:

Ich schritt im Wald umher allein
da hörte ich die Raben schrei’n:
:“Im nahem Grunde, unbewacht
ein Ritter liegt seit letzter Nacht“:

Erschlagen tief im Waldesgrund
zu seinen Stiefeln liegt sein Hund
:sein Falke hoch am Himmel wacht
seine liebste Küsst ihm sacht:

Sein Hund auf neue Fährte geht
sein Falk’auf frische Beute späht
:sein Weib mit seinen Feinde fort
wir könn’n in Ruhe speisen dort:

Such nur das Beste Fleisch dir aus
ich picke ihm die Augen raus
:und sein lockig gülden‘ Haar wärmt unser Nest im ńächsten Jahr:

Manch einer wird wohl um ihm wein’n
doch liegt versteckt er ohne Stein
: um seine Knochen, blank und bar
weh’n nur die Winde, Jahr für Jahr :

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