Es war spät in der Nacht als Jurgan aus dem Stroh hochschreckte. Lautes Geschrei, dann das klirren von Waffen gefolgt von einem unterdrückten Schrei der in ein Röcheln überging. Jurgan der Helfer am Höfe des Bauern Stroth war sicher das gerade vor der Taverne Zum verfluchten Krug jemand sein Leben gelassen hatte.
Der Morgen brach an und Jurgan verließ die Scheune in der er immer schlief. Doch sobald er das Tor der Scheune geöffnet hatte, wusste er, das dieser morgen anders war. Viel mehr Leute als sonst waren schon auf der Straße. Unten im Hafen herrschte hecktisches Treiben. Es lag gar ein wenig Panik in der Luft. Vor dem Hafen war ein riesiges Schiff vor Anker gegangen. In kleinen Booten wurden Soldaten in Grün Braunen Wappenröcken an Land gebracht. Sie formierten sich und marschierten den Weg hinauf zum Dorf. Viele Dorfbewohner indess kamen mit Säcken und Kisten an Jurgan vorbei und liefen auf die im Hafen ankernden Schiffe der freien Seefahrer zu.
So gingen vielen Augenblicke vorbei und Jurgan bemerkte das der Bauer Ihn noch nicht gerufen hatte. Jurgan sah im Haus nach doch sein Herr blieb verwunden. Drei Soldaten standen kurz danach vor Ihm und sagten das er mitkommen müsse. Ein provisorischer Schlag gegen seine Schulter machte seine Rückfragen zunichte. Auf dem großen Platz im Dorf waren unterdessen vielen der Einwohner Theotmallis zusammengetrieben worden.
Ein Soldat mit breiter blauer Scherpe bestieg einen Stapel Kisten. Die Sonne spiegelte sich auf seinem glattpolierten Haupt und mit der Armbrust im Anschlag begann er zu sprechen. “Höret die Worte des Barons!
—Das Dorf Theotmalli wird ab heute als Protektorat der Baronie Champa zu Werant angesehen.
—Es steht jedem Bewohner frei zu gehen.
—Die Verbleibenden werden den Soldaten Champas Unterkunft und Verpflegung gewähren.
—Der Hafen Theotmallis wird sofort für anlaufende, fremde Schiffe geschlossen.
—Nur noch die Schiffe Champa’s dürfen den Hafen anlaufen.
—Die Häuser derer, die den Verräter Böhme unterstützt haben, werden abgebrannt.
—Die Taverne ist geschlossen.
—Ab Einbruch der Dämmerung ist ab sofort ein Ausgangsverbot angeordnet.
—Ein jeder Bewohner hat ab sofort den doppelten Zehnt an den Baron von Champa abzugeben.
—Alle Bewohner Theotmallis werden ab sofort die Sonne als Ihre Gottheit akzeptieren und einmal täglich im alten Söldnerhauptquartier mit einem Gottesdienst ihre Zuneigung bekunden.
So sei es ab sofort. Und nun zurück in eure Häuser oder auf eure Felder.“
Aus der versammelten Menge kam ein Zwischenruf. “Das könnt Ihr nicht machen. Wir werden niemals die Schließung der Taverne …“ Der Bolzen aus der Armbrust des Soldaten durchdrang den Schädel des Zwischenrufers knapp über dem linken Auge. Der Mann brach tot zusammen. Jurgan sah wie der Mann auf dem Pflaster des Platzes aufschlug. Rotes Blut sickerte zwischen die Steine. Der Soldat der gesprochen hatte ließ sich von seinem Adjutanten eine neue geladene Armbrust geben. Jurgan lief zum Hof seines Herren und setzte sich auf die Bank vor das leere Haus.
Jurgan saß den ganzen Tag dort auf der Bank. Niemand sagte Ihm was er tun sollte. Einige Rauchwolken stiegen im Dorf in den blauen Himmel. Kurz vor der Dämmerung kamen zwei Soldaten mit Pech und Fackeln vorbei und fragten wer der Herr in diesem Hause sei. Jurgan antwortete, dass sein Herr nicht mehr da sei. Die Soldaten lachten und sagten, das nun er, Jurgan, wohl der neue Herr im Haus sei. Daraufhin stand Jurgan auf, ging in das Haus und schloß die Tür hinter sich. Vielleicht, dachte er bei sich, ist das mit dem neuen Baron in Theotmalli gar keine so schlechte Sache.