Männer, Mädchen, Machenschaften – Anka in Agnatien – Tag 3

Am nächsten Tag wurden sowohl Henna, als auch Herr Heinrich auf Patroullie geschickt. Mir war das nur Recht, auch, wenn unsere beiden Lager dann jeweils einen Kämpfer weniger haben sollten. Henna piesackte mich ohnehin nur ständig und Herr Heinrich war mir auch nicht wohl. So machte ich lieber eine neue Bowle für die verbliebenen Trumländer, Knochenwalder und Dureonen. Mittlerweile waren wir drei wunderbar freundschaftliche Lager geworden und immer saß einer von dem einen bei den anderen.

Morgens beim Frühstück sprach ich jedoch noch einmal den gestrigen Abend an. Dieses Gesummse und Gespiele mit den beiden Mädchen ging mir gegen den Strich und das sagte ich. Die Männer protestierten, doch ich berief mich darauf, dass ich die Lagerführung hätte und in diesem Lager es keine sexuellen Machenschaften oder ähnliches geben würde! Wo kämen wir denn dahin? Wir leben doch nicht in einem Sündenpfuhl! Bruder Decius stimmte mir zu, meinte aber, dass man dennoch verlorenen Seelen helfen müsste. Also versprach er mir, sollten die Mädchen noch einmal unser Lager betreten, dass er sich intensiv um ihre Rettung bemühen würde und so war ich zufrieden.

Im Laufe des Tages kam es zu jeder Menge Angriffen von den Blutsbarbaren. Warum die das allerdings ständig taten und nicht mit uns redeten, weiß ich auch nicht. Ich musste mich ständig um die Verletzungen der Männer und von Fremden kümmern. Das Lazarett war übervoll und ich floh mich meist direkt an den Rand des Schlachtfelds, wo ich Erste Hilfe leisten und meine Freunde im Auge behalten konnte. Bernard von den Knochenwaldern wurde wieder und wieder an der gleichen Stelle am Bein getroffen und der junge Reinhard brauchte auch einmal meine Hilfe.

Aus einem Kampf brachten Alistair und Ekarius den Kopf eines Blutsbarbaren mit, von dem sie meinten, dass er Fidolin ähnelte. Ich sah gar nicht richtig hin, denn ich schickte die beiden sofort damit aus dem Lager. Bei uns werden keine Köpfe gelagert oder aufgespießt!

Auf einmal während eines anderen Krampfes griff ein riesiges, schwarzes Spinnenmonster die Kämpfer an. Es wurde von Ekarius und Alistair niedergemacht und ich atmete auf. Und dann sah ich mit Erschrecken, wie ein zweites, noch größeres auftauchte und Herrn Ekarius niedermachte. Alistair schleppte ihn zu mir und direkt ins Lager. Die Wunde sah grausam aus! Ich hatte Angst, dass ich ihm nicht helfen konnte. Schnell bekam er den blutstillenden Trank und ein Schmerzmittel. Bruder Decius brannte die Wunde aus, doch sie stank weiterhin bestialisch und so richtig wohl war uns allen nicht damit. Herr Ekarius musste jetzt erst einmal Pause machen. In den nächsten Stunden zog ich Herrn Alistair zwei Pfeile aus seinem Körper und war dabei nicht zimperlich. Er jammerte und flehte herum, doch war ich wegen der Mädchenaktion und seinem rebellischen kindischen Verhalten noch weiter böse auf ihn. Ich meinte es doch nur gut und passte eben auf meine Freunde auf. Dass er das nicht verstehen wollte!

Nachmittags trat Herr Siegbrecht auf mich zu und sprach mich persönlich an. Er hatte gesehen, dass ich mit Elders Heilerkoffer zugegen war und dachte, dass ich die Heilerin des Lagers war. Er wollte mich einladen zu einer Operation, die er am Abend an einem jungen Mann durchführen sollte. Der hatte sich vor einiger Zeit an seiner Hüfte verletzt und die müsse er nun wieder richten. Ich sagte ihm dass ich keine Heilerin sein, doch er meinte, ich könne etwas lernen. Ich war stolz, dass ich diesem hohen Herren aufgefallen war und sagte schließlich zu.

Was mir aufgefallen ist, dass die Männer, wenn ich ihre Wunden versorgt habe stets etwas merkwürdig wurden. Einmal zog ich Alistair einen Pfeil und er bekam den blutstillenden Trank und einen Verband. Er wankte hinter mir her und wurde immer blasser. Ich sorgte mich und setzte ihn auf die Bank und gab ihm zu Trinken. Doch er konnte nicht schlucken und besudelte seine ganze Kleidung, während er mich mit großen Augen anstarrte. Ich starrte zurück. Ohje! Hatte ich etwas falsch gemacht? Aber der Pfeil war nicht am Hals, sondern am Bein gewesen… War es der Trank? Als er mir zum Schlachtfeld folgte, wo ich Ekarius mit Blicken verfolgte um schnell eingreifen zu können, hielt ich ihn fest und er übergab sich komplett über meine Schulter. Das konnte nicht richtig sein! Ich schüttete mir die große Flasche Wasser über, um mich halbwegs zu säubern und nahm ihn an der Hand, um ihn zurück ins Lager zu bringen, wo ich Bruder Decius auftrug, auf ihn aufzupassen und ihn notfalls anzubinden.

Kurze Zeit später kam ich mit einem schwerverletzten Ekarius zurück ins Lager. Er hatte einen schlimmen Stoß eines Speers nahe am Hals abbekommen und hörte nicht auf zu bluten! Zwar war seine Kehle unverletzt, doch diese Wunde war wirklich schwer. Ich flößte ihm verunsichert einiges an dem blutstillenden trank ein und die Blutung stoppte zum Glück schnell. Ich nähte die Wunde mit kleinen Stichen zu und verbot Ekarius, heute noch einmal aufs Schlachtfeld zu gehen. Er nickte und schloss die Augen. Doch kurze Zeit später, ich hatte mich gerade umgedreht, griff er nach dem großen Dreschflegel, der im Lager stand und jagte hinunter, dorthin, wo der Kampfeslärm am größten war. Ich schnappte mir den Knüppel und rannte hinter ihm her. Wie konnte er bloß so unvernünftig sein! Und wie konnte er so schnell sein mit seiner Wunde? Er erreichte die Kämpfenden, bevor ich ihn mit dem Prügel erwischen konnte und wir schlugen uns durch die kämpfenden Reihen. Da bekam er einmal einen klaren Blick und lief schnell zurück ins Lager. Mein Herz klopfte bis zum Hals und ich schimpfte ihn direkt aus, dass er sich jetzt nicht mehr zu bewegen hatte! Das Seil zum Anbinden legte ich demonstrativ neben ihn und so saßen die beiden großen Krieger bedröppelt im Lager und ruhten sich aus. Das mit dem Heiltrank müsste ich aber dennoch mit Elder nochmal besprechen… Ich fürchte, da ist etwas falsch gelaufen.

Als es später wurde und augenscheinlich keine Angriffe der Barbaren mehr kommen würden, schickte mir Herr Alistair den jungen Marius herüber, um mich zur Operation zu rufen. Bruder Decius begleitete mich neugierig. Wir betraten das Zelt und sahen, wie Herr Siegbrecht eine große Fläche vorbereitet hatte. Brennende Kerzen und diffuse Lichter. Ein junger Mann trat schließlich ein, begleitet von einem Mann und einer Schamanin. Die Operation wurde durchgeführt, indem Herr Ivan mit einem Knüppel die Hüfte des Mannes brach und Herr Siegbrecht sie magisch heilen würde. Doch das aktive Brechen der Knochen, das Geräusch und die Schreie des Mannes … das war zu viel für mich. Ein flaues Gefühl machte sich in meinem Magen breit und mir wurde schwarz vor Augen. Wunden zu versorgen war eine Sache. Ich konnte Blut sehen, das war nicht schlimm. Die Gerüche machten mir manchmal zu schaffen, aber dagegen konnte man etwas tun. Aber eine Verletzung herbeiführen war etwas ganz anderes. Mir wurde heiß und kalt und ich brach in Schweiß aus, als ich mir die Knochen vorstellte, die in diesem jungen Mann zersplitterten. Ich würgte. Herr Siegbrecht setzte sich jedoch seelenruhig hin, legte seine Hände auf und sprach einen Zauber. Er keuchte und presste all seine Kraft in diesen fremden Körper. Die Knochen schoben sich wohl dorthin, wohin sie gehörten und die Schamanin unterstützte die Heilung mit einem ihrer Tränke. Bruder Decius brachte mich hinaus. Ich würde niemals eine Heilerin werden.

Als wir zurück in unser Lager kamen, waren Ekarius und Alistair wieder mit den Mädchen zugange. Sie hatten wohl gesehen, dass wir nicht da waren und direkt zugegriffen. Ich schickte alle Mann hinaus aus dem Lager. Sollten sie doch machen, was sie wollten, aber nicht hier! Irgendwann später kamen die beiden Blumenritter wieder, Herr Ekarius mit einer Blümchenkette um den Hals und strahlten selig. Noch immer redeten sie etwas komisch und entrückt und ich schiebe es auf meinen Trank. Oder war das Mädchen doch eine Hexe? Herr Alistair verschwand sogar mit ihr mehrfach alleine im Zelt und wir hörten merkwürdige Geräusche. Ich kochte vor Wut und Hilflosigkeit.

Später waren wir noch einmal mit den Knochenwaldern zum Ritualplatz unterwegs. Es wurde gesagt, dass dort Unterstützung benötigt würde, doch als wir ankamen waren nicht mehr viele Menschen dort. Eine Gruppe merkwürdig aussehender Gestalten reihte sich um einen bestimmten Ort und auf Nachfrage, was dort geschehe und dass das nicht rechtens sei im Namen von dem Einen oder auch Ignis, dass hier Dämonen beschworen würden und so weiter, begannen jene uns wüst zu beschimpfen. Es handelte sich wohl nicht um Menschen. Waren es selbst Dämonen? Dunkelwesen, Vampire oder  Werwölfe? Helle Augen starrten uns stechend nach, als wir den Platz verließen, ohne etwas tun zu können. Im Nachhinein erfuhren wir, dass es sich hier um einen König der Klinkenwölfe handelte und sie ein Ritual durchführen wollten, es aber wohl nicht gelang. Dem Himmeln sei Dank. Wer weiß, welch schreckliche Wesen sie sonst doch beschworen hätten…

Von unruhigen Gedanken geplagt, suchte ich bald mein Zelt auf.

In der Nacht weckte mich ein seltsames Geräusch… Jemand stand vor meinem Zelt und versuchte, hineinzugelangen. Im Halbschlaf registrierte ich nur, dass sich einer der Männer wohl im Zelt geirrt haben mochte und schlief bald wieder ein.

by Anka

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