Macht oder Güte der Sonne?

Händler, welche vom Handel mit der Sonnenburg aus Champa zurückkehren, berichten dort über einige Umbrüche innerhalb des Sonnenordens. Die Umbrüche scheinen zunächst nur geistiger Natur und der Ausgang unklar, aber sie sind auf die Nachwirkungen des großen Brandes in Siebenhöfen zurückzuführen.

Innerhalb des Ordens habe es schon immer unterschiedliche Vorstellungen davon gegeben, welches irdische Prinzip der Sonne am stärksten entspricht und welchem Prinzip bei der Verkörperung durch einen Lichtkrieger die höchste Priorität zukäme. Für die einen ist es das Gute und das Mitgefühl, für die anderen Macht und Stärke. Bis zum großen Brand von Siebenhöfen war dieser Punkt allenfalls ein theologischer Disput.

Doch seit nun im letzten Jahr die Siebenhöfener den Sonnentempel niederrissen und die Sonnengläubigen verjagten und der Sonnenorden nicht aktiv auftrat und die Vergeltung anderen überlassen hatte, erfüllt jene der Macht und Stärke eine große Scham. Güte mit Schwäche verwechselnd und diplomatische Konsequenzen fürchtend, hielt sich der Orden ruhig. Sogar bemüht, sich von der Tat zu distanzieren. Und fragte man jene dort, welche den Gegenschlag missbilligten, was sie täten, wenn ihre eigenen Tempel geschändet würden, waren doch stets weit drastischere Maßnahmen verlautet.

Mehr noch, weist die Machtfraktion die Ursache für die vielen Siebenhöfener Opfer der falsch verstandenen Güte zu, den der Orden so lange vertrat. Sie hatte dazu geführt, dass sich Siebenhöfen zur Tempelschändung ermächtigte. Hätte man dort die Sonne vertrieben, wenn jedermann wüsste, dass der Orden niemals solcherlei zu dulden bereit? Aber so dachte man sich, der Sonnenorden sei mehr oder weniger ein Hilariusitenhaufen, der zufällig Schwerter trüge, diese aber stumpf. Was täten denn ceridische Bannkreuzer in so einem Fall? Nicht auszudenken. Aber genau deshalb schändet keiner Ceridentempel, wo die Bannkreuzer unfern. Doch nichts dergleichen gegenüber dem Sonnenorden.

Und so wäre es die Pflicht des Ordens, offen zu verkünden, dass ein jeder Angriff auf den Sonnenglauben diese Ritterschaft auf den Plan rufe. Dass dies eine feste Größe sei in jeder Strategie, dass es sich nicht lohne, denn dass man nur verlustig gehen kann an Gut und Leben. Doch wenn er sich weiter distanziere, sage er indirekt, die Tat sei unrühmlich und damit, die Sonnengläubigen dürfen nicht auf Schutz und Vergeltung hoffen.

Noch haben die Priore keine offizielle Position verfasst, doch man sagt, die Zahl der Anhänger des gütlichen Weges schwinde von Tag zu Tag.

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