Ein Wollnashorn für Anka – mit Fidolin in Illaniah

Ach du lieber Fidolin – Da haben wir ihn ganz weit entfernt in den furchtbar verregneten Zwischenlanden aufgegabelt – der arme Junge, dünner denn je und ganz verdreckt und durchnässt – und kurzerhand mitgenommen. Noch immer reise ich unter Herrn Kunos Hand gen Siebenhöfen, um mit dem Ratsinspektor Herrn Ulfried über die Vorfälle in der sprechenden Truhe zu sprechen. Mittlerweile ist das ja kaum noch wahr. Ich bin auch längst nicht mehr dort gewesen. Aber was solls, meine Taverne in Gergonsmund ist nicht mehr und gegen die bunte Gesellschaft von Herrn Kuno und Herrn Tauron und deren Gefolge habe ich ja gar nichts einzuwenden. Mittlerweile bin ich für die Herren mitunter ja auch gar nicht mehr wegzudenken, was mich schon ein wenig stolz macht.

Jedenfalls wollten Fidolin und ich uns in einem Hafen die Beine vertreten und ein paar Einkäufe erledigen, da hat er uns just verlaufen! Erst viel zu spät haben wir wieder zum Hafen gefunden und unser Schiff nebst Ritter hatte abgelegt und war davon gesegelt. Was für ein Dilemma. Aber wir wären ja nicht Anka und Fidolin, wenn wir uns nicht zu helfen wüssten. Also machten wir uns auf den Weg quer durchs Land. Illaniah – Ein Land voller verschiedener Kulturen – und Krieg.

An einem Abend fragten wir in einem Kloster nach einer Stätte für die Nacht. Die Leute dort sahen alle furchtbar müde aus und wir erfuhren, dass wir direkt an der Front des Krieges sind. Es gab in Illaniah einen Herrscher, der die ganze Magie ausrotten wollte und deshalb angefangen habe, alle Völker zu unterjochen – oder so. Ich habe den Sinn von Krieg und Schmerz ja noch nie sonderlich verstanden und wäre froh gewesen, wenn wir schnell weiterreisen könnten. Tatsächlich ist aber der König in den nächsten Tagen gestürzt worden und es herrscht wieder Frieden in diesem unbekannten Land. Dem Himmel sei Dank.

In der Klostertaverne stärkten Fidolin und ich uns mit einigen besonders leckeren Getränken. Es gab dort trinkbaren Apfelstrudel und Kirschküchlein. Das muss ich mir unbedingt für meine nächste Taverne merken! Außerdem haben wir dort viele freundliche Leute kennengelernt. Den Bauern Hubert und die Sterndeuterin XXX. Wir haben uns lange unterhalten.

Ich habe XXX versprochen, dass ich auf Trum nach Thortmanne zur Zauberakademie reisen und ihr dann schreiben werde, was es mit dem Stern von damals auf sich hat. Der riesige grüne Stern aus Soodemundt, der die Wälder hat erwachen lassen. – Das werde ich niemals vergessen… wie dieser Baum hinter mir hergerannt ist!

Und Hubert wurde irgendwann verhaftet und aus der Taverne gezerrt. Er wäre ein Verräter und würde Leute vergiften. Wir haben laut protestiert, aber anscheinend gibt man in diesem fremden Land, das im Krieg ist, nicht viel auf Gerechtigkeit und Anteilnahme. Sie nahmen ihn mit fort, wir konnten nichts für ihn tun. Tatsächlich ist er aber zu später Stunde wieder in die Taverne gekommen. Er war völlig verändert, sprach die ganze Zeit davon, dass er tot sei und dankbar, dass diese letzten Momente, die nur in seinem Kopf seien, so friedlich sind. Ich habe ihm Feenstaub gegeben und hoffe ehrlich, dass er schnell wieder auf die Füße kommt.

Und dann wurde Fidolin vergiftet. Mein Fidolin! Also auch ein paar der anderen Gäste. Ach, hätten sie doch mal lieber meinen angebotenen Feenstaub in die Getränke getan. Dann wäre nichts passiert!! Aber nein! Stattdessen wurden wir alle auf Gift untersucht und Fidolin hat natürlich etwas davon abbekommen. Ich habe mir tagelang Sorgen machen müssen! Er hatte ganz viele grüne Flecken am ganzen Körper und kippte immer wieder um. Ein Glück, dass fähige Heiler vor Ort waren. Ich habe den ganzen nächsten Tag bei Fidolin am Lager gesessen. Jetzt ist der Junge noch dünner als vorher.

Aber mein absolut schönster Augenblick in dieser ganzen Zeit war der Abend, an dem mir eine Schamanin ein kleines Wollnashornbaby auf den Schoß setzte, Ich war sofort verliebt. Du meine Güte! So niedlich! Riesige Augen, ganz flauschiges Fell, ganz lieb am tröten.  Ich konnte nicht aufhören, es zu streicheln, zu füttern. Mir kamen die Tränen vor lauter Glück. Es war so wunderschön! Ich fragte die Frau Solandis, die die oberste Schamanin von dem Volk im Norden Illaniahs ist, ob ich so ein Wollnashornbaby mit nach Trum nehmen kann. Das wäre mein größtes Glück. Sie hat Fidolin und mich darauf zu sich nach Hause eingeladen zu ihrem Stamm, wo die Frauen das Sagen haben und sie große Wollnashornherden hüten. Ich habe Fidolin so lange bekniet, bis er mir versprochen hat, dass wir ein Walnusshorn mitnehmen. Deshalb bin ich jetzt auch ganz aufgeregt, wenn ich an die kommende Reise denke. Frau Solandis muss nur noch ein paar Sachen mit den Kriegern besprechen und dann geht es los. Dem Herrn Kuno habe ich auch direkt geschrieben, wo wir sind. Hoffentlich kann er uns und den neuen Trumbewohner dort abholen.

Und jetzt: Auf in den Norden! Da, wo die Eisseen sind. Und die Wollnusshörner.

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