Ein Tag im Handelshaus

Handelsherr Böttcher trommelte nachdenklich mit den vom Zählen seiner Münzen wunden Finger auf die schwere Tischplatte. Erwartungsvoll streifte sein Blick über die Anwesenden Berater.

„Etwas muss sich ändern!“, sprach er schließlich mahnend.

„Etwas muss sich ändern!“, wiederholten seine Handelsdiener im Chor. Der Neue unter ihnen, ein Rechenmeister aus Battina, meldete sich zurückhaltend zu Wort: „Wir brauchen eine schwarze Null, die roten sind Schulden!“

Skepsis legte sich über Böttchers Züge: „Eine Null ist eine Null. Johann, dafür habe ich dich doch eingestellt!“

Johann sprach der Hierarchie verpflichtet mit leicht geneigtem Kopf. „Für manche wilden Kulturen ist eine Null ein O, Herr Böttcher, das gab geschäftliche Komplikationen.“

„Dann machen wir durch die Null einen Querstrich.“ rief der Kaufmann siegessicher.

„Oh Herr, Euer scharfer Verstand findet überall eine profitable Lösung. Leider haben akademische Schurken dieses Zeichen bereits mit dem lächerlichen Durchschnitt versehen. Aber ich weiß natürlich, Durchschnitt ist nicht euer Ziel…“

„Immer diese Gelehrten. Dann schreiben wir halt immer mit schwarzer Tinte. Immer einen schwarze Null. Perfekt!“

Der Rechenmeister zählte mit seinen dürren Fingern nach. „Wenn wir unsere Bestände roter Tinte durch schwarze austauschen, kostet das so viel, dass wir rote Zahlen schreiben und die Tinte wieder zurückkaufen müssen.“

Böttcher lehnte sich zurück und verschränkte nickend die Hände vor dem Bauch. „Gut das ich dich habe. Dann ist es ganz klar. Wir müssen immer Gewinn machen!“

Wenn es die letzten Jahre im Handelshaus nicht klar war, wusste Johann nun, warum bislang so viel rote Tinte notwendig gewesen ist.

Böttcher erhob sich und verfügte etwas wie „Wir müssen immer und ständig Profit machen“ und alle nicken und reden laut des Lobes. Und dann fragt er nach dem „Wie“ und alle schwiegen.

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