3 Gedanken zu „Die Taverne zur Fröhlichen Henne im November 2015“

  1. Tagebuch Kièlo von Akede zu Trum

    Leider war der Besuch in der Taverne zur fröhlichen Henne erfolglos in dem Bemühen, des Ratsinspektors ansichtig zu werden. Wäre er vor Ort gewesen, wäre der Schreiber Aaron vom Wiedener Herold wahrscheinlich auch längst nicht so forsch gewesen und hätte sich wohl auch nicht so dreist gezeigt. Doch ich sollte beim Anfang beginnen und meine Gedanken ordnen, bevor ich dem Rat und natürlich dem Ratsinspektor Ulfried schreibe.
    Trotz stürmischen und teils bedrohlichem Wetter erreichten wir die Taverne wohlbehalten, ich hatte mich einem Seefahrer namens Cindoo, einem reisenden Händler, der wohl hofft, auf sich auf Trum niederlassen zu können und der Tänzerin Mara für die Reise angeschlossen. Das gab mir die Möglichkeit, die Stimmung im Volk in recht natürlicher Umgebung zu erfragen und wie es scheint, ist das Trumer Volk recht zufrieden, wenn man von den Gerüchten um die weiße Schlange absieht. Dazu später mehr.
    Nun denn.
    Allerlei bekanntes Volk trieb sich in der Taverne herum, einige Trumer waren genauso anwesend, wie Magier aus Solania, die Spießmagd Michelle La Boum, die sich an diesem Abend weitaus besser benahm als bei unserem letzten zusammentreffen, doch leider vermisste ich den Richter Horatio. Es gab auch einige Barbaren, manches raues und teils auch dümmliches Volk, nun ja, dafür sollen sie gut in der Schlacht zu gebrauchen sein, wie ich gehört habe. Beeindruckt war ich von der schnellen Reaktion einer Siebenhöfener Mauerwache namens Ekarius, der ohne große Erklärungen mein Wort akzeptierte und für dessen Disziplin ich dem Baron ein Lob aussprechen muss. Die Wache war weitaus organisierter, tatkräftiger und tatfreudiger und wesentlich weniger trinkfreudig als die Wachend es Barons von Champa. Vielleicht zahlt es sich ja doch aus, leutseliger zu sein. Ich weiß für meinen Teil, das es mit meinen Leuten so auch besser funktioniert.
    Nun denn.
    Die Baroness von Weißenstein war auch anwesend, ebenso wie einige Ihres Gefolges. Wir ließen uns an einem Tisch nieder, wobei ich nicht umhin konnte, zu überhören, dass die Tänzerin und der Seefahrer wohl in Eden Amar einige Problem mit Orks hatten. Dreckiges Gezücht. Ich hoffe, dass der Baron Von Siebenhöfen ordentlich unter ihnen aufgeräumt hat.
    Nachdem man sich einander vorgestellt hatte und vorgestellt wurde, ließ sich der Abend zunächst recht ruhig an, doch dann erschien eine Gestalt mit einem weißen, entstellten Gesicht und wollte uns von unserem Tisch, nun nicht direkt vertreiben, doch es wollte konstant unsere Becher nachfüllen und aufräumen. Es bedurfte nur eines Wortes von mir an Ekarius, der sich sofort mit seinem Schwert zwischen das Wesen, die Baroness und mich stellte. Zum Glück waren Handgreiflichkeiten nicht notwendig, da einige geschickte Worte eines Gastes das Wesen dazu verleiteten, wieder zu gehen.
    Nun denn.
    Bei einem Rundgang durch die Räumlichkeiten traf ich auf den Schreiber Aaron vom Wiedener Herold und ließ mich für einen Moment dort nieder, da gerade die Barden zum Tanz aufspielen wollten. Der Schreiber hatte eine junge Gehilfin dabei und hieß sie alles aufschreiben, was gesagt wurde. Er versuchte recht ungeschickt, mich über einige Ratsinterna auszufragen und besaß dann die Dreistheit, zu versuchen, mich zu bestechen. Als das nicht fruchtete, drohte er mir sogar! Ich sagte ihm in aller Deutlichkeit, wohin das führen würde, sollte er derlei Dreistigkeiten noch einmal versuchen und das ich diese Worte dem Alkohol zuschreiben würde. Dennoch werde ich sie nicht vergessen und auch den Ratsinspektor darüber informieren, schließlich wacht dieser über meine Tätigkeiten. Ein Fehlverhalten meinerseits würde auf ihn zurückfallen, etwas das ich nicht akzeptieren kann.
    Dennoch war es ein Glücksfall, das ich dem Tisch dieses Tintenklecksers aufgehalten wurde, denn so ergaben sich wichtige Informationen über die weiße Schlange von einer tatsächlichen Augenzeugin einiger Geschehnisse.
    Nun denn.
    Sie berichtete, dass die Mutter von Arnd Mutbrecht, die dieser angeblich ermordet haben soll, in ihren Armen an Erschöpfung und hohem Alter gestorben sei, nachdem der ältere der Mutbrecht Brüder seine eigene Mutter aus dem Dorf vertrieben hatte. Allerdings gestand sie auch freimütig, die Gefährtin des genannten Arnd Mutbrecht zu sein, da bleibt die Frage, ist sie glaubwürdig oder nicht? Ich jedoch glaube ihr. Weshalb ich auch nach Sogneford reisen will, um mir selbst ein Bild zu machen.
    Kurze Zeit später sprach ich mit der schon erwähnten Spießmagd, die mir das Gerücht andingen wollte, das der Baron von Siebenhöfen wohl eine Braut suche. Ich erwiderte, dass ich dergleichen auch schon gehört hatte und die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. Sie war ganz hingerissen davon, den Baron Ortwin von Siebenhöfen mit Lady Antonia von Agrenz, Freifrau aus Solania zu verheiraten. Das ist natürlich etwas, über das zuerst der Rat, der Baron und die Freifrau selbst entscheiden, aber ich muss zugegeben, der Gedanke ist nicht uninteressant.
    Nun denn.
    Ich werde meinen Bericht für den Rat und einen Brief an den Ratsinspektor verfassen und dann weiter nach Sogneford reisen, wenn es denn die Witterung zulässt.

  2. Tagebuch von Aaron dem Schreiber
    zur Taverne zur fröhlichen Henne

    Der Windpeitscht den Regen gen das Schiff und draußen kämpfen die Matrosen gegen den Sturm. Meine neue Schreiberin Bianca liegt in der Hängematte und schläft, es war Ihre erste große Reise. Ich aber bin hellwach und sichte im Lichte der schwankenden Kerzen Biancas Aufzeichnungen aus der Taverne. Was war so passiert?

    Zuerst war dort eine Ratsinspektorinanwärterin die erzählte, dass Sie dem Rat von Trum empfohlen hat einem gewissen Hagen der grünen Feste das Lehen in Hardemunt zu entziehen. Dann lobte Sie noch die Mauerwachen aus Siebenhöfen ob Ihrer guten Dienste zum Schutze des Barons Ortwin im Ausland und zuletzt berichtete Sie von einem Hexer der in Sognefjord leben soll. Nun, eigentlich schweigen die Ratsinspektoren ja immer zu den Themen mit denen Sie sich gerade beschäftigen aber umso besser für die Schreiber des Herolds das diese Anwärterin scheinbar gern und viel von Ihren Geschäften berichtet.

    Als nächstes kam eine Dame mit Namen Gabrielle an unseren Tisch. Sie stellte sich als Künstlerin vor und wir besprachen das Herstellen eines Gemäldes für die derzeit noch im Bau befindlich Niederlassung des Herolds in Sareven. Sie erzählte, miterlebt zu haben, wir die Anhänger der Neuen Eiche, einer Naturreligion, aus dem Dorf Sognefjord mit Gewalt vertrieben wurden. Schon wieder Sognefjord. Ich frage mich auf welcher Seite die Dame Gabrielle während der Vertreibung stand da Sie offensichtlich unverletzt ist.

    Kurz danach nahmen zwei finstere Gesellen Platz. Anhänger einer weißen Schlange aus dem Dorf Sognefjord. Ich grübelte doch langsam über meinen Reiseführer nach der mich vielleicht doch ganz woanders hingeführt hatte? Die beiden suchten einen Burkhard Haggendorn mit einem Steckbrief. Ich fragte die beiden nach Sognefjord und den Geschehnissen dort. Sie berichteten das zur Zeit Chaos in Sognefjord herrscht und die weiße Schlange, besonders der Mann mit der Maske, wieder für Ordnung Sorgen will. Auf die Fragen nach den Anhängern der Neuen Eiche und die Vertreibung aus Sognefjord schwiegen die beiden. Dann berichtete der Maskenmann, das er vor kurzem eine Jagdgesellschaft aus Großenbrück unterstützte, in der er beizeiten allein gegen einen riesigen Wolf kämpfte, wobei er eine schwere Wunde davon trug und nur durch den Schuss aus seiner Armbrust das Tier schließlich erlegt werden konnte. Schließlich wollte der Maskenmann noch den Aufenthaltsort von meiner hochgeschätzten Kollegin Dagmar Hinkezorn, der Schreiberin des Herolds aus Hardemunt, wissen. Aber die Wut mit der er die Frage stellt, ließ mich diese Information zurückhalten. Ich war sehr froh als die beiden endlich Aufstanden und gingen.

    Und passierte etwas vom dem ich hoffe das es nie wieder passieren würde. Michelle la Boum kam mit breitem Grinsen im Gesicht auf meinen Tisch zu und setzte sich fast ohne gebeten zu werden. Nur allzu gut erinnere ich mich an die Taverne zum verfluchten Krug in Theotmalli in der wir uns zum ersten Mal trafen. Nach einer kurzen Begrüßung, ohne das wir und anfassen mussten, hatte Sie dann auch einiges zu berichten. In der Kirche Beleas würde ein radikaler Zweig erstarken der das Licht Beleas nach Solania zurückbringen soll.
    In Solania sei vor einiger Zeit eine Freifrau verschwunden die wohl mit dem Baron Siebenhöfens aus Trum verheiratet werden soll. Sie soll reich sein und angeblich ein gute Partie für den Baron. So sagt es wohl ein gewisser Herr Thoron der diese Hochzeitspläne im Hintergrund angeschoben haben soll. Wahrscheinlich um von seiner eigenen Hochzeit mit einer Frau Thamea aus Solania abzulenken, mit der er sich einen Adelstitel erschleichen will. Nun soll im frühen Sommer dieses Jahres besagte Freifrau aus Solania schon einmal in der Nähe zu Siebenhöfen gesehen worden sein. Das Sie später im Jahr ein Kind zur Welt brachte, lässt natürlich viele Spekulationen zu das der Baron Siebenhöfens und diese Freifrau, Lady Antonia von Agrenz, sich vielleicht schon länger kennen.

    Da schwirrt einem ja der Kopf. Ich ließ Bianca einen einfachen Gesprächspartner holen. So setzte sich ein alchemistischer Händler mit Begleitung an unseren Tisch und erzählt von einem anstehenden Hutkauf, einem lebenden Frettchen und präsentierte seine zweifelhaften Wahren auf dem Tisch. Indes wurde sein Begleiter Sven draußen vor der Tavernentür von einem Haufen Barbaren zusammengeschlagen. Wir nahmen nicht an diesen Sven wiederzusehen und verfassten sogleich einen Nachruf. Als dieser Sven dann doch an unserem Tisch erschien warfen wir den Nachruf auch gleich wieder weg.

    Dieser Anlass ließ mich eine Mauerwache aus Siebenhöfen, einen Herrn Ekarius der sich auf Urlaubsreise befand, mit zwei Kupferstücken als einen Beschützer anwerben. Dies war nötig da sich Bianca ermutigt fühlte, ein Gespräch mit einem der Barbaren zu führen. Sein Name war Dari Du Micheke, Lanzenführer und Berseker eines Roten Drachen. Er kommt aus dem Norden von einer Eislandinsel mit Vulkanen und führt ab und an Krieg gegen die Siedler des Großkönigs Afuun. Irgendwas war noch mit einem Vertrag ab ich hab schon nicht mehr so genau zugehört.

    Nachdem ich so fast den ganzen Abend gesessen hatte musste ich mich mal erheben und selber durch die Taverne schreiten. Es gab noch viele Gerüchte die ich so hörte. Die Baroness von Weißenstein soll mit einem Ordensritter getanzt haben und er hat Ihr den Daumen auf den Handrücken gelegt. Das soll in diesen Kreisen einer Verlobung und Vorbereitung zur Hochzeit gleich kommen. Der Baron Ortwin zu Siebenhöfen soll sich in Amaris an illegalen Wettstreitspielen von Orcs beteiligt haben. Kein Wunder das sich die Gerüchte von Siebenhöfener Wetthäusern immer mehr herumsprechen.

    Nun soweit war der Abend also erfolgreich. Ich werde zu einem späteren Zeitpunkt überlegen, was sich für einen Artikel im Herold eignet.

  3. Tagebuch von Gabrielle Fennez

    Es ist nun schon einige Mondläufe her, da ich Arnd und die Anhänger der neuen Eiche in ihr „Exil“ begleitet habe. In meiner Heimat sollten sie vor der Schlange und ihren Übeltaten sicher sein, auch wenn das keine Lösung auf lange Zeit ist.
    Als Reisende habe ich selbst die Erfahrung gemacht, dass es dich doch immer wieder zurück zieht, ganz gleich wie wichtig oder unwichtig dir deine Heimat war. Und die Menschen, die mit Arnd ziehen, sind zum Großteil bloß Bauern und Handwerker, die ihr Leben lang nichts anderes gesehen haben, als die Ufer und Weiden von Sognefjord. Die gar nichts anderes sehen wollen, als ihre Heimat. In vielen Augen sah ich die Furcht – nicht nur der Schlange gegenüber, sondern auch allem Neuen und Unbekannten, das ihren Horizont übersteigt. Alles was sie suchen, ist ein friedliches und ruhiges Leben, fernab von Kampf und Machtgeplänkel. Ich empfinde tatsächlich Mitleid für diese Wesen.

    Doch in dieser ach So fortgeschrittenen Welt musst du den Mächtigen schon selbst den Kopf des Mörders auf einem Silbertablett präsentieren, ehe dir geglaubt wird, dass es einen Mörder gab. Und selbst dann noch philosophieren sie darüber, was die Hintergründe sein könnten und ob es sich nicht vielleicht doch um einen Betrug handelt. Anders kann ich die Zurückhaltung des Inspektors und seines Lehrlings Kièlo nicht beschreiben.

    Neben einigen unspektakulären Gesprächen in der Taverne zur fröhlichen Henne habe ich ihr von handfesten Beweisen und Erlebnissen berichtet, die Vertreibung aus Sognefjord und die Willkür der weißen Schlange dargestellt und um Hilfe für die nun Heimatlosen berichtet. Doch die Antwort war lediglich, dass man sich in den internen Zwist zweier Brüder ja nicht einmischen könne. Oder auch wahlweise: Dass die Vertreibung eines Volkes noch nicht unbedingt als Gräueltat angesehen wird, so sie denn vom Machtinhaber bestimmt wurde. Solch ein Blödsinn!

    Und auch Aron der Schreiber und seine Gehilfin waren zwar äußerst freundlich und entgegenkommend, doch auch sie wollten mir weder Glauben noch Unterstützung anbieten. Also ist nicht viel dran am Wahrheitsgehalt des Wiedner Herolds. Muss ich als Frau am Ende selbst das Schwert schwingen und der Schlange den Kopf abschlagen?

    Zumindest mit dem Kupfer ist es diesmal erfolgreicher gelaufen: Neben einem Portrait der zarten Bianca und einer skizzierten Landkarte der Region, konnte ich eine Zeichnung der bezaubernden Tänzerin Mara anfertigen. Dumm nur, dass der betrügerische Seemann, der daran Interesse bekundet hat, mich scheinbar im Suff vergessen hat. Männer! Erst bestiehlt er mich und dann das! Sein Gesicht werde ich so schnell nicht vergessen.

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