„Hey Junge, heb’ deine Hufe!“, knurrte es. Kjellen funkelte den Bootsmann an, hob dann aber doch widerwillig seine Füße. Der schmierig, schwarzgefärbte Wischmob saugte etwas Feuchtigkeit. Dennoch bezweifelte Kjellen, dass die Bootsplanken mit dieser Weise sauberer wurden.

Als der Kerl einige Schritte getan hatte und zum nächsten Gefangenen gelangte, zog und zerrte Kjellen an seinen Fesseln. Er spürte, wie sich das Seil an Fußknöcheln und Händen einschnitt, doch zu lösen vermochte er die Knoten nicht.

Eigentlich durfte er dankbar sein, dass die Männer aus Sognefjord ihn auf einen Strohsack gesetzt hatten. Andere Gefangene mussten wohl die Fahrt über im Stehen verbringen.

Kjellen sah sich um. Eine Öllampe mit Eisenkette hing an einem Holzbalken. Sie wog sich sachte hin und her. Der Wellengang schien nicht sonderlich rau, dennoch genügte es, um aufzuzeigen, dass sich die Gefangenen auf einem Boot befanden.

Der Wischmann entfernte sich weiter von Kjellen. Der Junge ließ den Blick umherschweifen. Die Treppe zum Hauptdeck hinauf, schien nicht weit entfernt. Kjellen schätzte vier, oder fünf Schritte. Doch mit den Fesseln käme er sicher keine zwei Schritt, bis ihn der Waschmann einholte.

Eine Ratte huschte hinter zwei Fässern hervor. Schnupperte und sah sich nach etwas Fressbaren um. Sie huschte näher und Kjellen hob instinktiv seine Füße.

Wie wird Kjellen nun handeln?
A.  Kjellen tritt mit den Füßen nach der Ratte. (18% – Zuspruch)
B.  Kjellen hält die Füße still und beobachtet die Ratte. (82% – Zuspruch)
Abstimmung lief am 12.12.2015 um 20:00 Uhr aus!

Als die Ratte in Reichweite war und neugierig umherschnupperte ließ Kjellen die Füße vorsichtig sinken. Das Tier huschte erschrocken hinter den Strohsack und Kjellen wartete einige Atemzüge, bis sie wieder hervorkroch. Sie schnupperte an seinen Lederstiefeln und auch die Fußfessel aus Hanfseil schien die Neugier des Nagers zu wecken.

Einige Schritt entfernt brummte der Wischmann: „Schritt zur Seite alter Mann, die Planken müssen glänzen hat der Primgal gesacht!“. Die Ratte zuckte zusammen und verschwand erneut hinter Kjellens Strohsack. Der Junge rief dem Finsterling zu: „Herr! Darf ich berichten, dass hier vor mir auf den Planken noch immer ein Fleck ist?!“ Der Lakai mit dem Wischmob fuhr herum, verengte die Augen zu Schlitzen und schlurfte zu dem Jungen heran. „Wo!“ Kjellen nickte vor sich.

Der Wischmob wurde vor Kjellens Füßen einige Male hin und hergewischt und dann schlich der Wischmann dorthin zurück, wo er zuletzt aufgehört hatte.

Kjellen roch die Fisch- und Essigreste, die durch den Mob nun auch an seine Lederstiefel und die Hanffesseln gelangt waren. Die Ratte kehrte zurück und hatte die Fußfesseln plötzlich zum Fressen gern. Sie knabberte und knabberte während Kjellen feststellte, wie die Fasern der Fesseln mehr und mehr durchtrennt wurden.

Plötzlich gellte ein Ruf vom Deck herab. „Männer macht Euch bereit! Diese Nacht wird erneut geplündert!“ Die Männer droben brüllten: „Für unseren Primgal!“

Kjellen hätte die armen Seelen gern gewarnt, deren Leid nun dem seinen ähnlich sein würde. Draußen am Ufer des Flusses.

Doch, wenn er sich nun zu flink bewegte, wäre die Ratte sicher fort. Also übte sich der Junge in Geduld. „Ney, diesmal geh’ ich mit an Land!“, nörgelte der Mann mit dem Wischmob. Er stellte den Mob an den nächsten Holzpfosten und nahm die Beine in die Hand, um nach droben zu gelangen. Bei seinem Weg hinauf, kam er dicht an Kjellen vorüber.

Wie wird Kjellen nun handeln?
A.  Kjellen streckt die Beine aus, um den Wischmann zu Fall zu bringen (50% – Zuspruch)
B. Kjellen ruft: „Nehmt mich mit, ich kann ebenfalls ein Schwert führen!“ (16,7% – Zuspruch)
C. Kjellen lässt den Wischmann hinaufeilen. (33,3% – Zuspruch) Abstimmung lief am 24.12.2015 um 20:00 Uhr aus!

Ruckartig brachte er seine Beine in den Laufweg des Eilenden. Der Wischmann trat zwischen Kjellens Beine und riss den Knaben vom Strohsack. Es polterte, während Kjellen hart auf dem Rücken aufschlug. Der Finsterling landete auf allen Vieren. „Drecksbalg!“, brüllte er und richtete sich wieder auf. Er ballte die Hände zu Fäusten und stapfte auf Kjellen zu. „Ich prügele dich gleich zu Ziegendreck!!!“

Das Drachenboot erbebte, ruckte und das Rauschen von Sand unter dem Bootsrumpf erklang. Der Wischmann hielt sich am nächsten Fass, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Dann wandte er sich hastig ab, um hinaufzueilen. „Wartet ‚uf mich!“, rief er und verschwand. Männer brüllten, Wasser plätscherte, während man vernahm wie die Krieger aus dem Boot sprangen, um den für sie so typischen Überraschungsangriff zu vollziehen.

Kjellen blinzelte und spürte noch einige Atemzüge den Schmerz im Rückrad. Er winkelte die Beine an. Betrachtete die Holzdielen an der Decke, beobachtete das Kerzenlicht der Metalllaterne.

„Junge, deine Fußfessel! Sie ist entzwei. Lauf, nimm deine Beine in die Hand und laufe davon!“ Kjellen verstand nicht. Ein altes Gesicht gelangte in sein Blickfeld. Ein weiterer Gefangener schaute auf Kjellen herab. „Verstehst du meine Worte?! Die Fessel ist entzwei! Bei allem, was dir lieb ist! Lauf und bringe dich in Sicherheit!“

Kjellen zuckte zusammen, spürte dass er seine Beine frei bewegen konnte und richtete sich auf. „Danke…oh…danke!“, seine Beine zitterten. Doch der Wunsch nach Freiheit gab ihm Kraft. Er hastete zur Treppe, die auf das Oberdeck führen würde. Der Weg war frei.

Wie wird Kjellen nun handeln?
A. Kjellen eilt die Stufen hinauf. (10% – Zuspruch)
B. Kjellen hält inne und schaut sich auf dem Unterdeck nach einer Waffe um. (80% – Zuspruch)
C. Kjellen hält inne und hockt sich auf den Strohsack zurück. (10% – Zuspruch)
Abstimmung lief am 09.01.2016 um 20:00 Uhr aus!

 

Doch die Vernunft in seinem Inneren rief ihn zurück. Er sog einmal tief die Luft der Freiheit in sich auf und wandte sich dann wieder dem Raum zu. Sein Blick schweifte umher. Dort war der Wischmob am Holzbalken. Einige Schritt weiter machte Kjellen den dazugehörigen Holzeimer aus, der das schmierige Wasser des Mobs verwahrte.

Als Kjellen den Blick zur Linken wandte, entdeckte er die Vorräte. Zwei Fässer mit Sauerkraut, ein Fass mit Gurken, ein Sack Brotlaibe. Daneben lagen auf den Bodendielen ein paar alte Bolzen, ein Wetzstein und Zunder. Abseits auf einem leeren Fassdeckel lag etwas Seife.

Kjellen versuchte die Hände auf dem Rücken zu befreien. Das selbe Seil was seine Fußgelenke umschnürt hatte, tat nun auch an seinen Handgelenken gute Dienste. Zum Ärgernis der Gefangenen. Es gelang Kjellen nicht einmal die Hände in der Fessel zu drehen.

Seufzend schritt er zu den alten Bolzen hin und kniete sich dort nieder. Die Spitzen machten einen grausamen Eindruck. Mit ihnen würde er das Seil wohl kaum durchtrennen. Die Rufe und Kampfschreie von Außerhalb hingegen schienen scharf und unbarmherzig, wie eine Wurfaxt.

Kjellen schien enttäuscht. Sachter Rosenduft schwebte ihm entgegen. Er schnüffelte. Die Blumenwiese schien in Gedanken beinahe erkennbar, so süßlich ließ sich der Duft schmecken. „Die Seife…,“ murmelte der Knabe vor sich hin. Er erhob sich und angelte hinterrücks nach dem Seifenstück.

Dann huschte er zum Wassereimer hin und tunkte die Seife tief in das schmierige Nass hinein. Der Alte Mann trieb Kjellen zur Eile an. „Beeil Dich Knabe!“

Die Seife wurde schlüpfrig. Kjellen versuchte seine Hände so seifig zu machen, wie es ihm, mit hinter dem Rücken gefesselten Armen, nur gelingen mochte. Mit einem Platschen fiel die Seife in den Eimer und Kjellen hoffte.

Er drehte und wendete die Hände in den Fesseln. Schmerz und Enge…er riss und zog. Plötzlich hatte er sich befreit. „Dank, oh Dank sei’s Euch!“, sprach er dem alten Mann noch zu. Dann griff er noch behände nach einem der alten Bolzen und eilte die Stufen in Richtung Freiheit hinauf.

Wind und Düsternis, Feuer und Rauch wehten durch die Luft heran. Zwei, drei Schritt und Kjellen hatte die Bootsreling erreicht.

„HALT, wohin Knabe!!!“, brüllte es in seinem Rücken und eine kräftige Hand griff nach seinem Arm.

Wie wird Kjellen nun handeln?
A. Kjellen fällt vor Schreck der alte Bolzen aus der Hand. (50% – Zuspruch)
B. Kjellen hält inne und dreht sich langsam und vorsichtig um. (7,1% – Zuspruch)
C. Kjellen dreht sich ruckartig um, und setzt sich zur Wehr. (42,9% – Zuspruch)

Kjellen ließ vor Schreck den Bolzen fallen. Es klopfte Holz auf Holz. Dann riss der Nordmann Kjellen herum und spuckte ihm beim Brüllen ins Gesicht!

„Wie konntest du deine Fesseln lösen Knabe?! Wenn Dargen nicht unser Primgal wäre, so hätten viele Männer auf unserem Boot dir schon längst das Innere nach Außen gekehrt!“

Der Bärtige packte Kjellen unter den Achseln und hob ihn hoch. Die Reling kam gefährlich nahe.

„Aber der Primgal ist gerade geschäftig. Er würde sicher kaum bemerken, dass ein Balg, wie du plötzlich über Bord gegangen ist. So hätte ich nicht einmal einen Befehl missachtet!“ Der Nordmann entblößte seine vergilbten Zähne.

Kjellen bemerkte, wie kräftig der Krieger war. Nur noch ein letzter Schubs und Kjellen wäre über Bord.

Wie wird Kjellen nun handeln?
A. Kjellen lässt sich über Bord werfen. (71,4% – Zuspruch)
B. Kjellen tritt dem Nordmann mit aller Macht zwischen die Beine. (28,6% – Zuspruch)
Abstimmung lief am 20.02.2016 um 20:00 Uhr aus!

„Hey, Ulfgard pack ma bei der Beute mit an!“, brüllte es vom Strand her. Der Nordmann zuckte zusammen und ließ Kjellen wahrlich über Bord gehen. „Bin gleich da!“, rief der Bärtige zurück. Dann tauchte
Kjellen in das eisige Wasser ein.

Als er wieder an die Oberfläche gelangte war dort bloß noch ein Gedanke in seinem Kopf. Fort von hier. Weit, weit, fort von hier!…

(Vielen, vielen Dank an alle die so fleißig mitgemacht haben!!! :-))