Mein lieber Peter!
Ich habe deine Zeilen erhalten. Dein Ordensbruder hat mich halb über den Haufen gelaufen, bevor er mir deinen Brief übergeben konnte. Doch es war schon zu spät. Just an jenem Tage habe ich einen Pachtvertrag mit dem ehrenwerten Senator Böttcher unterschrieben! Ich bin immer noch ganz fassungslos und aufgeregt. Meine eigene Taverne! In Gergonsmund! Kannst du es glauben? Das war mein Traum. Jetzt geht es los!
Ich weiß, Champa wäre dir lieber gewesen und wir könnten uns auch häufiger sehen, aber Gergonsmund ist meine zweite Heimat, sogar noch vor Siebenhöfen! Sie ist so laut und wild und wunderbar. Du warst doch auch schon einmal hier. Findest du es nicht auch furchtbar bunt und fantastisch hier?
Weiterhin scheinen mir Champa und Siebenhöfen derzeit nicht die richtigen Orte für eine neue Taverne zu sein. Du hast doch sicher von dem Angriff auf Siebenhöfen gehört. Die halbe Stadt ist abgebrannt! Über vierhundert Tote!! Peter! Bitte sag mir, dass du da nichts mit zutun hast! Ich habe Gerüchte gehört… aus Champa… und konnte sie aber nicht glauben. Hast du etwas angestellt?
Mir deucht, dass die Spannungen zwischen Champa und Siebenhöfen, den Ceriden und Sonnengläubigen immer schärfer werden. Ein Weibel der Sense berichtete mir (der übrigens auf der Suche nach dir war), dass er angeblich grundlos angegriffen worden war und zog das Ceridentum in den Dreck. Auf der anderen Seite sehe ich nur Wut und Aufrüstung. Unsere Siebenhöfener Freunde sind völlig verstört, fassungslos und wütend. Es muss ein furchtbarer Anblick gewesen sein. Die brennende Stadt, verletzte Kinder, tote Menschen. Geschrei und brennende Luft. Sogar Elder und Henna sind verletzt worden!
Bitte sag mir, wenn du etwas weißt: Was ist da los? Ich befürchte das Schlimmste für unsere schöne Insel, meine Freunde und alle Bewohner Trums.
An dem Tage war übrigens auch Herr Alistair in Gergonsmund und just in meiner neuen Taverne. Welch ein Zufall! Auch er schien dich zu suchen. Was ist denn passiert, dass du nicht da warst, geht es dir gut? Nicht, dass du auch noch in Konflikte geraten bist (Du hast ja ein Talent dafür). Bitte sei vorsichtig und denk an dich und deine Freunde!
Deine besorgte Freundin
Anka (Die neuerdings Wirtin ist!)
Post scriptum: Du hattest mir einmal angeboten, meine neue Taverne mit eurem Ordens-Kellerbier zu beliefern. Steht das Angebot noch?
So viele Verträge und Verhandlungen und Auflagen sind zu beachten. Ich weiß nicht, ob ich das alles schaffe…
post post scriptum: Herr Alistair hat mir etwas erzählt. Stell dir vor, er hat eine Idee, wie man ganz leicht an Feenstaub kommen kann! Mehr dazu erzähle ich dir, wenn wir uns das nächste Mal sehen.
Post post post scriptum: Ich werde in ungefähr einem Mond die Taverne offiziell eröffnen. Ein genaues Datum mit Einladung sende ich dir mit einer anderen Taube. Ich freue mich, dich bald wiederzusehen – Bitte heil und ganz!
Liebe Anka,
manche Dinge nehmen ihren Lauf, ohne dass jemand sagen könnte, an welcher Stelle einer Ereigniskette wir die Schuld suchen sollen. Meine Ver- und Entwicklungen in die von dir benanntne Vorgänge, möchte ich dir gern persönlich darlegen. So ein Brief könnte in falsche Hände geraten in den schwierigen Zeiten. Höre bitte nicht auf Gerüchte. Böses kann aus bösem und aus gutem Willen hervorgehen. Drum ist stets der Wille zu prüfen, denn der Wille zum Guten ist gut. Sei dir sicher, meine Absichten und Taten sind immerzu geleitet von den rechtschaffenen Prinzipien meines Ordens stets gut und edel.
Das Angebot meines Ordens gilt auch weiterhin, das können wir dann besprechen. Mich freut es, dass du fündig wurdest und vielleicht ist der Standort wirklich die beste Lösung. So werde ich mich alsbald aufmachen, deiner Taverneneröffnung beizuwohnen.
Dein Peter