Ankas Tagebuch: Zukunftspläne – Alle Zeichen auf Glück

Als ich dieses Mal auf Westfora ankam, hatte ich noch keinerlei Ahnung, was für ein besonderer Abend das für mich werden würde. Ich betrat die bekannte Taverne „Zum verfluchten Krug“ und mir fiel sofort auf, wie bunt die Schänkengesellschaft war. Ein paar wenige Gesichter erkannte ich: Die lustige Zahlenräuberbande war da, sowie Brunhilde, die Wirtin, die bekannte Fuchsbrigade und die Crew der Schleckmuschel, mit der ich auf der Insel der Tyra Lorena wild gezecht hatte. Ich setzte mich zu ihnen und beobachtete den Rest der Gäste. Ein Orc, ein Kahjiit, eine blaue, mit Korallen und Meeresgetier geschmückte Frau, ein Mann mit einem Krähenhut, ein Wesen mit riesigen Hörnern, eine Gruppe farbenfroher Landsknechte und ein paar Händler mit Kisten und Schreibzeug – ein halber Zoo.
 
 
 
Ich stellte mich bereits auf einen lustigen Abend am Würfeltisch mit Winnie, Krähe und Piet ein, als plötzlich Henna und Freya mit einer weiteren, fremdländisch anmutenden Frau die Taverne betraten. Was freute ich mich, meine Freunde zu sehen! Freya hatte ich seit Dahle nicht mehr gesehen und wollte ihr schon längst geschrieben haben, wie es ihr ergangen war. Umso mehr freute ich mich, dass sie nun neben mir saß und wir gemeinsam lachen und sprechen konnten. Auch Henna strahlte ich an; so lange war ich schon nicht mehr in Siebenhöfen gewesen, das doch mittlerweile recht heimisch für mich geworden war. Die beiden erzählten mir von der Jarlswahl in Westflachgrund, die vor Kurzem stattgefunden hatte und ich ihnen meinerseits von Feenstaub aus Lyosan und dem Brief des Unbekannten, der mich weiterhin beschäftigte.
 
Ihre Begleitung stellten sie mir als Pata vor, die vor einigen Monden mit Aurelia unterwegs gewesen sein muss, denn sie fragte nach ihr, ob ich sie gesehen hätte. Ich kenne eine Aurelia, das ist meine überaus schrullige Cousine. Die Beschreibung traf zu und ich war verwundert, dass Aurelia ihre neue Freundin allein gelassen hatte und nicht wieder gekommen war. Ich versprach Pata, ihr zu schreiben und herauszufinden, was geschehen war.
 
Henna und Freya stiegen in das Würfelspiel mit ein und als Henna einen kleinen wertvollen Stein setzte, machte Krähe Sprüche darüber, dass noch ein Ring fehlen würde. Er hatte von meinem Bericht gehört und begann nun seinerseits meine Aufmerksamkeit zu fordern. Liebesdinge, wohin man sah. Hatte er etwa den Brief geschrieben und machte darüber nun seine Zoten? Ich war verwirrt.
 
Freya wurde ganz neugierig, ist es doch üblich, dass Frauen in unserem Alter beginnen, sich einen Mann an der Seite zu wünschen. Ich schaute sie an, während sie ihrerseits den Blick durch die Taverne schweifen ließ. Schließlich legte sie mir jedoch die Runen zu dem unbekannten Schriftverfasser, damit diese quälende Suche beendet werden konnte. Die erste Rune, die ich zog war ein „Z“… Ich kenne niemanden, dessen Name mit einem „Z“ beginnt, aber wohl hat Asazel eines in seinem Namen. Doch von ihm hatte ich schon seit vielen, vielen Monden nichts mehr gesehen oder gehört. Also versuchten wir es anders. Wir zogen für jeden Mann, den ich kannte eine Namensrune und ich sollte nun herausfinden, welche Rune unter meinen Händen sich besonders anfühlte. Ich war so aufgeregt, meine Hände schwitzten, dass ich mich nicht so recht konzentrieren konnte. Doch schien mir das „H“ etwas wärmer in meiner Hand. Ich schaute Henna an, der mir gegenüber saß und das Ganze mit einem belustigten Gesichtsausdruck beobachtete. Er grinste bloß und ich kratzte mich am Kopf. Hmm. Wieder keinen Schritt weiter.
 
Der Abend plätscherte so dahin und Freya begann auf ihrem neuen Instrument zu spielen. Einer Streichleier. Ich freute mich, waren doch noch keine Barden zugegen und etwas Musik würzt jeden Abend. Henna rückte zu mir und sagte, dass er von einem Bierhändler wüsste, der heute anwesend sei. Ich solle ihn doch mal ansprechen, für meine Idee mit der Feenstaubtaverne. Ich freue mich sehr, dass Henna mich ernstzunehmen scheint. Bisher erntete ich darauf zumeist Lachen oder Kopfschütteln. Aber ich weiß, dass das funktionieren kann!
 
Doch bevor ich zu dem Händler rücken konnte, drückte mir die Botin Hannah einen Brief in die Hand. „Ich weiß nicht, von wem er ist“, sagte sie noch und verschwand wieder. Mein Herz klopfte. Von wem mochte er also sein? Als ich wieder auf der Bank saß, betrachtete ich mir im Kerzenschein das Siegel. Eine kleine Eule war darauf abgebildet. Kam der Brief etwa aus Siebenhöfen? Wieder schaute ich Henna an, der in seiner gelben Mauerwachenkluft vor mir saß. Ich brach das Siegel und überflog den Brief. Er war wieder von dem Unbekannten…
Die Mädchen drängten sich neben mich, um mitlesen zu können, während ich den Brief ins Kerzenlicht hielt. Links saß Freya, rechts Pata und ich las den Brief langsam vor.
 
Mein Herz schlug mir bis zum Hals und gerührt starrte ich auf diese Zeilen. Auch Freya stimmte zu, dass das wirklich schön geschrieben war. Als Pata dann noch frech Henna fragte, ob er diesen Brief verfasst habe, schaute ich ihn aus den Augenwinkeln an. Machte er sich wohl weiterhin über uns lustig? Doch er sah nicht aus, als hielte er das Ganze für ein Mädchenspiel, dennoch verneinte er Patas Frage und schaute uns weiter zu. Wieder keinen Schritt weiter! Wer mag der unbekannte Bewunderer denn nun sein? Ich glaube, ich werde Elder schreiben. Sie hat bei so etwas sicher ein viel besseres Gespür und eine neutrale Weitsicht. Vielleicht hat sie eine Idee, wer mir hier in seinen Briefen sein Herz schenkt.
 
Als ich sah, dass der Händler in kein Gespräch mehr verwickelt war, sprach ich ihn an. Es handelte sich hier um den ehrenwerten Herrn Johannes Tannweiler, der mit Gewürzen und allerlei anderen Waren handelt, sowie dem Schreiber und Bierhändler Herrn Arnreich Derpel. Die beiden gestandenen Männer hörten mir aufmerksam zu, als ich ihnen von meiner Idee berichtete und Herr Tannweiler öffnete direkt seine hübsche Warenkiste und bot mir einige seiner Gewürze für Würzwein an, sowie eine erkleckliche Summe als Kredit für den Aufbau meiner eigenen Taverne. Als Sicherheit hätte ich ihm jedoch nur meine Prise Feenstaub geben können, die ich allerdings ja selbst brauchte und ich sah meine Felle schon wieder fortschwimmen, als Henna ihm plötzlich einen Beutel mit kleinen Diamantsteinen gab.
 
Ein Beutel Glitzersteine als Sicherheit für 250 Silberstücke. Ohne Zinsen habe ich sie Herrn Tannweiler zurückzuzahlen und bis dahin bekommt er einen kleinen Anteil an meinen Verkäufen. Ich habe keine Ahnung, ob das üblich ist, oder ob ich über den Tisch gezogen worden bin. Aber er wirkt sehr ehrlich und ich bin froh, dass die Männer mich in meinem Vorhaben unterstützen. Und wieso sollte er mir auch ein zinsfreies Darlehen geben, wenn er nicht auch an mich glaubt? Und überhaupt, wie kann man denn auch nicht an Feenstaub und seine magische Wirkung glauben?
 
Ich freue mich jedenfalls und bin sehr aufgeregt! Jetzt geht es auf die Suche nach einer passenden Taverne, in der ich mein eigenes kleines Reich aufbauen kann, in dem es allen gut geht und fröhlich das Leben gefeiert werden kann. Wo wird das wohl sein? Im kalten Hardemundt, wo ein jeder warme Getränke braucht? In Gergonsmund, wo die merkwürdigsten Gestalten, Künstler und Kaufmänner lebten? Oder in Siebenhöfen, wo ich meine Freunde des Öfteren sehen könnte?
 
Henna ist nun vorerst mein Geldgeber, ich hoffe, dass ich ihm das wieder zurückgeben kann! Und Freya habe ich angeboten, ihre neuen Fähigkeiten in meiner Taverne zu verkaufen. Wir machen Beratungstage, an denen sie den Gästen Runen legen und mit den Göttern sprechen kann. Das wird ein Spaß!
 
Ich war so aufgeregt, dass ich kaum etwas mitbekommen habe von dem plötzlichen Vorfall, als zwei von der Schleckmuschelcrew überfallen worden sind. Es gab eine Gerichtsverhandlung, in der abgestimmt worden ist, dass der Täter seine Hand verliert. Das hat mir Krähe zumindest später erzählt. Ein Glück jedoch, dass den beiden Seefahrern von Heilern, Alchemisten und Zauberern geholfen werden konnte, so dass an diesem Tage niemand sein Leben verlor.
 
Spät am Abend habe ich noch ein paar Gästen etwas Feenstaub zum Testen gegeben, die sich ihn allesamt durch die Nase gezogen haben. So wirkt er besonders stark und schnell. Lachend und ausgelassen saßen wir am Tisch und ließen die Würfel tanzen.
 
Mit Glitzer im Gesicht und großem Mut im Herzen legte ich mich schließlich spät zur Ruhe, gespannt auf den nächsten Tag und was er für neue Großartigkeiten für mich bringt.

 

2 Gedanken zu „Ankas Tagebuch: Zukunftspläne – Alle Zeichen auf Glück“

  1. Ein Brief trifft ein.

    Werte Frau Anka,

    Ihr erinnert Euch vielleicht an mich. Wir kamen in einer Taverne Westforas kurz ins Gespräch bezüglich eurer Planung einer Feenstaubtaverne.

    Ich habe Nachforschungen betrieben und mit Feenexperten gesprochen. Insbesondere erwarb ich in Cruor Audienz bei der hohen Dame, von der Ihr den Feenstaub erhalten habt. In dieser erhielt ich die ausdrückliche Warnung vor Gefahren, welche eurer Tavernenplan in Bezug auf Feenstaub birgt. Die Dame ging wohl ursprünglich von einer anderen Verwendung dieses Schatzes aus.

    Diese nicht beachtend, befindet Ihr euch derzeit auf dem Weg in den sicheren Ruin oder Schlimmeres. Doch zugleich ergaben meine Nachforschungen einen Ausweg, der die negative Last eures Planes zum Guten wenden kann.

    Sicher werdet Ihr verstehen, dass meine Reise und meine Forschungen kostspielig waren und ich euch die Problemlage und den Ausweg nicht einfach per Brief mitteilen kann. Gerne biete ich eine Mitteilhaberschaft gegen meine Informationen an, um euch in Gewissheit zu bringen, dass ich es ehrlich meine. Anbei findet Ihr eine Anschrift für Postalisches. Wir sollten die Teilhaberschaft bei einem guten Wein besprechen.

    Mit sorgen-, aber auch wohlmeinenden Grüßen
    Euer Fidelius Faust Magnus Wolkenstein der Viertel vor Zwölfte

    1. Mein lieber Herr Wolkenstein,

      gar wunderlich wurde mir zumute, als ich Eure Zeilen las. Was ist da geschehen?
      Ich muss zugeben, ich habe auch bereits von anderen Seiten Kenntnis erlangt, dass Feenstaub nicht gleich Feenstaub ist. Zu spät allerdings hörte ich davon, so dass ich bereits den Lyosan´schen Staub mit dem Escadon´schen vermengte. Mag sein, dass das die Wirkung noch einmal verändert hat, denn bisher konnte ich keine negativen Auswikungen an mir bemerken. – Nicht, dass mir das ganze noch um die Ohren fliegt? Doch mehr dazu gerne in einem weiteren Gespräch. … Schnell sollte ich auch meine beiden Feenstaubteilhaber davon in Kenntnis setzen, soweit sie ihren Feenstaub noch nicht verbraucht oder verschnupft haben.

      Ich weile derzeit in Gergonsmund auf Trum, um dort alles für die eigene Taverne vorzubereiten. Ihr seid herzlich eingeladen auf einen Krug Bier oder einen erlesenen Wein. Allzu gern würde ich von Euren Forschungen und Kontakten hören!

      Mit bestem Wissen und Gewissen
      und herzlichen Grüßen,
      Anka

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