2 Gedanken zu „16.06.18 Joachimsstollen“

  1. Vermaledeiter Rum! Und wieder einmal wachte ich morgens mit Kopfschmerzen an Deck auf, weil der Käpt´n mich zum Saufen herausgefordert hat. Wankend runter vom Schiff zum Strand von einer Insel, wo ich wieder nicht weiß, welche das ist. Pah! Ziemlich grün hier, so wie mein Gesicht…. Da findet sich nicht viel Strandgut an der Wasserkante, nicht wahr, Snert?
    Aber etwas anderes lag dort. Glatt drüber gestolpert. Ein Mensch mit großem Hut. Pater Nahin heißt sie, hat sie gesagt. Und noch irgendwas gebrabbelt. Alles habe ich nicht verstanden, aber sie spricht in einer Sprache, die ich schonmal gehört habe und so konnten wir uns teilweise verständigen. Und das bei meinen Kopfschmerzen. Sowas…, nicht wahr Snert?
    Naja, auf den Landgang hab ich sie erstmal mitgenommen. Sie wusste ja nicht wohin. Landeinwärts sind wir auf andere Leute gestoßen und ein Bergwerk. Bah, das ist nichts für freie Seeleute, aber ich hatte Durst. Also rein da. Bier hilft gegen Bier! „Sehr süß!“ Würde Pater nun sagen… „Aber sauer für Aurelia!“ Jaja. Lecker Bier aber macht Kopfschmerzen, schon verstanden.
    In dem Zwergenloch war es dunkel und nass. Aber zumindest gab es dort was zu trinken. Und zu essen. So ein Mädchen hatte eine Vollverpflegung mitgebracht und wir setzten uns natürlich direkt zu ihr und einem Spielmann. Freya und Malaskus aus Trum waren das. Trum. Dorthin war ich unterwegs. Vielleicht sehe ich die beiden noch öfter. Waren jedenfalls ganz umgänglich. Freya hat draußen sogar ein Kaninchen mit einer Apfelkippe erlegt. Die kann was, das sage ich dir, Snert.
    Lange haben wir es unter Tage nicht ausgehalten. Draußen roch es wenigstens ein bisschen nach Freiheit. Dort habe ich bei einem Kahjiit für Pater ein Bügeleisen erhandelt. Habe ich einen meiner Seeigel für weggegeben und zwei Kupfer. Pater war so aufgeregt, sie hätte sonst niemals Ruhe gegeben. Ich weiß nicht, was sie daran findet ihre Kleidung so sauber und ordentlich zu halten… Jetzt schuldet sie mir jedenfalls was.
    So wie ich der Seehexe, die plötzlich auftauchte. Sie hatte so wunderschönes Strandgut an ihrer Kleidung und für Strandgut, da tu ich alles, nicht wahr Snert? Sie hat mir eine traumhafte Koralle als Tausch für einen Gefallen angeboten und ich schlug ein. Wir Wassermenschen/-wesen müssen doch ohnehin zusammenhalten. Was soll das also schon für ein schlimmer Gefallen werden, wenn ich dafür so etwas Hübsches an meinen Hut stecken kann?
    Dagegen kamen auch die tausend Glühwürmchen nicht an, die gegen Abend dort herum eierten. Alle waren ganz aufgeregt ob der vielen Lichter. Klar sind die schön, aber doch nichts gegen Muscheln. Vielleicht sollte ich mal versuchen ein Glühwürmchen zu fangen und in einer Muschel zu halten? Oh, oder wir könnten ein Glühwürmchen mit meinen Seeigeln kreuzen, ob sie dann noch besser fliegen? Leuchten tun die, wenn sie ärgerlich sind ja sowieso schon, nicht wahr Snert?
    Als es dunkel war wollten wir nochmal in den Stollen um die Würfel rollen zu lassen. Doch zuvor kam noch einmal die Seehexe um Pater Nahin etwas Gutes zu tun. Hat sie gesagt. Wir sind mit dem Seefahrer Hidden also mit in den Wald und dort hat sie magisch vor sich hingebrummelt. Es wurde eiskalt an unseren Beinen, das sich wie eine Flutwelle anfühlte, die mich umwerfen wollte. Ein Sturm mitten auf See. Salzig schmeckte die Luft. Die Hand der Seehexe fing an blau zu leuchten und zu strahlen. Blau, wie die Tiefe des Meeres… Und plötzlich konnte Pater Nahin sprechen. In der vernünftigen Sprache! So dass jeder sie verstehen konnte! Allerdings sehr Seemanngeprägt, muss ich sagen. Die Seehexe (verdammt, ich weiß ihren Namen nicht!) sagte, dass sie meinen Wortschatz auf Pater übertragen hätte. Die arme, nicht wahr Snert?
    Den Rest des Abends haben wir in dem Zwergenloch verbracht. Getrunken, gesungen und gespielt. War ganz nett. Und diesmal war ich nicht besoffen, als ich zurück zum Schiff kam. Erstmal den Käpt´n fragen, wo wir hier überhaupt sind und wann wir endlich auf Trum ankommen.
    by Aurelia Flinderbuiter

  2. Ein Tritt weckte mich auf und stöhnend drehte ich mich auf die Seite, wobei mir ein wirklich riesiger Hut irgendwie im Weg war. Ihn abnehmend versuchte ich blinzend herauszufinden, was passiert war, wo ich war und wer mich getreten hatte? Und wenn wir schon dabei waren…wer war ich? Irgendwie schwamm etwas durch einen Rausch aus Bildern, ein Wesen, nicht Fisch, nicht Mensch, gefährlich und freundlich, aber ich konnte es nicht greifen.
    Ein würgendes Geräusch ließ mich aufblicken, ich rappelte mich auf die Füße, setzte den Hut wieder auf und stellte fest, dass ich an einem Strand war und nicht weit entfernt von mir jemand ausgiebig in das Wasser spuckte. Das Wasser. Unwillkürlich machte ich einen Schritt zurück, und murmelte mir selbst zu, bloß weg zu bleiben von dem großen Nass. Geistesabwesend fing ich an meine Kleidung abzuklopfen, sie sah ganz anders aus, als die der Frau, die von ihrem Zwiegespräch und der Opferung an die Götter des Meeres zurückkam. Sie sprach mich an, doch ich verstand kein Wort. Das versuchte ich ihr klarzumachen und nach anfänglichem Unverständnis in ihrem Blick nickte sie, zeigte auf sich und sagte ihren Namen, Aurelia. Es brauchte einige Anläufe, bis den Namen aussprechen konnte, und es war an mir, meinen Namen zu sagen. Das Problem war, ich wusste ihn nicht mehr.
    So sagte ich „Pata Nahil“ was tatsächlich nur bedeutet „ich weiß nicht“ doch die Frau mit den schönen hellen Haar, die fürchterlich nach Schnapps stank, nickte und winkte mir, ihr zu folgen. Hier sitzen bleiben war nicht wirklich eine Option, also machte ich mich leicht schwankend auf, ihr zu folgen. Irgendwie verstand sie ein paar Brocken meiner Sprache und lehrte mich wiederum einige Wörter in der mir so fremden Zunge. Wir gelangten an einen Tunnel, der in einen Berg getrieben worden war, eine Miene.
    Woher ich das wusste, ist mir nicht ganz klar, doch ich wollte sie ebenso wenig betreten wie Aurelia. Dennoch gingen wir hinein, weil nur darin etwas zu trinken und zu essen zu bekommen war. So dachten wir jedenfalls. In der Mine war es kalt, dunkel und feucht, nichts nach meinem Geschmack. Draußen fühlte ich mich weit wohler. Wir trafen andere Menschen, und ein großes Tierding. Irgendwie geriet ich mit dem Tierding in einen kleinen Schlagabtausch, aber eigentlich schien es freundlich zu sein und Handel zu treiben.
    So vieles, was ich nicht kannte oder nicht mehr kannte. In der Mine trafen wir auf einen Bartträger und ein Mädchen. Das Mädchen hatte Sachen zum Essen dabei, unter anderem einen Stein, der widerlich stank und mir überhaupt nicht schmeckte. Sie hatte aber gutes Brot dabei. Ich verstand kein Wort von dem, was sie erzählte. Aurelia versuchte immer wieder zu übersetzen, doch bald wurde es kalt, und wir gingen wir in die Wärme des Waldes zurück.
    Langsam gewöhnte ich mich an die Menschen und das Tierding, das dort herumlief, ich beobachtete, da ich nichts verstand, aber irgendwann entdeckte ich bei dem Tier etwas, das ich unbedingt haben wollte. Ohne Geld und ohne passende Worte konnte ich es nicht bekommen. Aurelia herüber rufend und winkend, versuchte ich ihr begreiflich zu machen, dass ich dieses Ding haben wollte und sie handelte es für mich aus. Kurz darauf schlug ich es einem Mann ohne Haare fast ins Gesicht, als er beinahe meine Schutzgeister von meinen Schultern gestoßen hätte!
    Dann erschien plötzlich ein Wesen, wie aus einem Traum. Ich starrte sie an, sie war sehr klein und von Männern begleitet, die ähnlich wie Aurelia gekleidet waren. Alle wichen ihr aus, schienen Angst oder Ehrfurcht zu fühlen, ich war nur neugierig. Denn überall an ihr klebten Muscheln, Korallen und sogar ein Fischernetz. Ihre Zähne waren ganz schwarz und ihre Stirn blau mit weißen Punkten. Sie setzte sich neben mich mit einem riesigen Kelch in der Hand und ich konnte es nicht lassen, sie sanft anzustupsen. Lächelnd sah sie mich an und irgendwie wusste ich, dass sie mir nichts tun würde. Im Gegenteil, da schien es eine Verbundenheit zu geben. Aurelia gab ihr einen von ihren Leuchtstechern und bekam etwas zurück dafür. Die Worte verstand ich wieder einmal nicht, es betrübte mich, das ich nichts sagen oder fragen konnte, die Menschen mussten mich für sehr unhöflich oder sogar blöde halten.
    Die Frau, das Muschelding, sie bemerkte meinen Kummer und winkte Aurelia und mir ihr zu folgen. Auf ihre gestikulierten Anweisungen hin nahmen wir uns an den Händen. Ihre Hand begann zu leuchten und plötzlich hatte ich das Gefühl mitten im Meer zu stehen, es war beängstigend. Irgendwas kroch in meinen Kopf, es tat weh, war sehr unangenehm und ich wollte meine Hand wegziehen, doch ich konnte es nicht, während das Gefühl des Meeres immer höher stieg. Langsam drangen Worte zu mir durch, Aurelias Worte, ich begann zu verstehen, was sie sagte.
    Als das Meerwesen mich ansah, durchzuckte es mich wie ein Blitz. Ich hatte sie schon einmal gesehen. Unter Wasser, als ich von dem Schiff gestürzt war, in diesem Sturm. Dort war sie und sah mich an, schüttelte den Kopf und winkte mit einer schuppigen Hand und warf mich mit Wucht auf den Strand, so dass ich meine Sinne verlor.
    Doch dieser Moment war nur kurz, wie ein Blinzeln, sie nickte, lächelte und sagte “und jetzt verstehst du uns“ in der Tat ich verstand sie und sagte „Aye“ was Aurelia zum lachen brachte. Denn das Meerwesen hatte Aurelias Worte in mich gesteckt, doch wer ich bin oder wo ich herkam, wusste ich immer noch nicht.

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