Baronie – Die Geschichten über Champa

Geschichten aus der Baronie:

—————————————————————

Bau einer Sternenwarte zu Champa

Sekretär Dante sortierte noch einige Papiere, bevor er dem Mönch seine Aufmerksamkeit schenkte. Die kühlen Klostermauern seiner Schreibstube waren ungemütlich und Dante war es auch. “Eigentlich sollte das Dach hergerichtet werden, aber naja. Die Priore beschlossen in ihrer unermesslichen Weisheit, die Gelder anders zu verwenden. Das hast Du wohl nicht vorhergesehen, Bruder Lammfromm?”“Wie meinen?” Der Servant des Sonnenordens beugte sich höflich mit einem Ohr vor.“Deinen Reiseberichten ist zu entnehmen, dass Du der Wahrsagerei nachgehst. Entspricht das in etwa der Wahrheit?”“Nun, das liegt hinreichend nahe an der Wahrheit. Nicht im Sinne scharlatanischen Hexenwerks, versteht sich. Meine Deutungen basieren auf wissenschaftlicher Exaktheit und haben nichts zu tun mit der Raterei fahrenden Volkes.”

Im Gegensatz zum überteuerten Tarot der fahrenden Völker, sagt das Sonnentarot immer die richtige Wahrheit. Vorausgesetzt, eine Fachkraft legt die Karten. Und die ist teuer. Das sollte die richtige Wahrheit aber Wert sein.

“Du sollst sogar einem ausländischen Herzog die Zukunft gedeutet haben. Darf ich fragen, ob Du Deine eigene Heldenstatue auch vorausgesehen hast?” In der Stimme des Sekretärs versammelten sich eine gewisse Missgunst all jener, die ihre Skepsis ob der ersteinerten Ehrung ihres Bruders durch den Baron noch nicht zu überwinden bereit waren.“Oh nein. Nimmer würde ich mir erlauben, solcherlei vorherzusehen.”“Das wäre ja auch sehr unbescheiden, nicht? Wie dem auch sei, Du bist über die Zukunftsdeutungen des Ordens informiert? Der Sonnenorden hat im Moment einen Zeichendeutermangel.Dante stellte sich mit dem Rücken zu Lammfromm ans Klosterfenster und betrachtete den Sonnenuntergang. “Unsere bewährte Methode, die Sonne durch ein Okularoskop zu betrachten, um dort die Zukunft zu sehen, scheint sich nachteilig auf das irdische Sehvermögen auszuwirken. Bislang haben wir den Preis gerne gezahlt. Aber seit wir uns zu einem Wirtschaftskloster umgestalten, erweisen sich halbblinde Mönche als zunehmend unproduktiv. Wir brauchen neue Lösungen. Aber kein Handlesen und solcher Jahrmarktunfug. Die Deutung muss von oben kommen! Von ganz oben! Denn wo ganz oben ist, da sind wir.”“Nun, ich habe mich durchaus in der Deutungskunst belesen. Neben dem Sonnenstand lässt sich auch aus Wolken lesen und aus Sternen …”

Ein Okulatorium erfordert neben präzisen Messinstrumenten auch einen bequemen Sessel, in den die sich der Kunde fallen lassen kann, wenn die Zukunft nicht seinen Wünschen entspricht. Außerdem sollten immer auch ein Stapel Lebensversicherungen bereit liegen.

Dante schnellte herum. “Die Priore haben daher beschlossen, den Burgturm mit dem Okularoskop in eine Sternenwarte auszubauen. Für Wolkenlesen, Vogelschau, Sternendeutung, alles, was spendenfreudigen Gläubigen gegen klingende Münze einen Blick aus der Zukunft erhascht. Die Sternenwarte soll Suchende aus ganz Trum anlocken, egal welcher Konfession. Das ist eine sichere Bank, weil wir uns damit unsere Jahreseinnahmen immer selbst voraussagen können. Und außerdem wird es das Ansehen der Sonnenkirche mehren. Sieh dir nur die Ceriden an! Eine Religion, die nicht in die Zukunft schauen kann, hat keine! Und Du Lammfromm, wirst als Wahrsageberater dafür sorgen, unsere Sternenwarte zum präzisesten Zukunftsvorhersageapparat der ganzen Mittellande zu machen, oder …”“Oder?”, fragte Lammfromm gleichfalls geehrt und verängstigt.“… oder du wirst unserer neuen Abteilung wandernder Bettelmönche zugeordnet, welche dem einfachen Volk zeigen soll, wie Würde auch unter dem Los der Armut möglich ist.”Äußerst Motiviert und gedrückt verließ Lammfromm die Kammer und atmete tief durch. Es gab viel zu tun. Er musste die besten Brillenmacher, Feinschmiede und Mechanici des Landes für dieses Okulatorium ausfindig machen. Außerdem brauchte er völlig neue Rechenwerkzeuge. Die Besorgunen würde er nicht alleine organisieren können. Vielleicht sollte er mit dem Handelshaus Böttcher in Kontakt treten. Böttcher war bekannt dafür, gute Münze über konfessionelle Glaubensfragen zu stellen. Und dann war da doch noch … ja diese neue Sternensekte, die seit kurzem in der Baronie umherstreifte. Ketzer, ohne Frage, aber wer sollte sich mit Sternen besser auskennen? Und sah nicht der Heilige Fliegenpeter, der bezeugt aus jeder Taverne flog, nicht jedesmal Sterne, wenn er aufschlug? Ist das nicht eine heilige Verbindung, die eine Zusammenarbeit rechtfertigte? Unverzüglich ließ Lammfromm von einem Laienbruder zwei Esel satteln und ritt aus, die Sternenanbeter zu suchen.

—————————————————————
Frieden

Der Herr von Champa saß in einer Zelle des Sonnenordens und blickte aus dem Fenster. Dort auf dem Hof der Ordensburg war eine reich verzierte Kutsche zu sehen. Viel Reiterei und Tross war mitgereist. Er hatte zwar nicht gesehen wer da angekommen war, hoffte, der Farben der Kutsche wegen, jedoch inständig auf seinen alten Freund und derzeitigen Widersacher, den Baron Siebenhöfens.In den letzten Wochen hatte Alfried Waag die gesamte bekannte Gefühlspalette und mehr durchleben müssen. Angefangen hatte es mit Wut, Hass und Angst. Wut auf die Seinen die IHN, ihren eigenen Baron, niedergeschlagen und hier eingesperrt hatten und hielten wie einen tumben Verbrecher. Der Hass war glühend heiß entfacht auf einen möglichen Spion aus Siebenhöfen und den Rat von Trum mit dessen so loyalen wie brutalen Ratsfrieden. Der Sonne sei Dank, dass die Tür der Zelle mit Stahlriemen verstärkt war, sonst wäre mehr als Geschrei und Gezeter nach außen gedrungen. Die Angst vor dem Verlust der Macht hatte dafür gesorgt, dass die dicken Türbretter jetzt lose und die Fäuste des Barons blutverkrustet waren.Dann, nach wenigen Tagen war es, als würde eine schwarze Wolke von der Seele des Barons verschwinden und die Sonne schien mit aller Kraft durch das vergitterte Fenster. In ihm breitete sich die Erkenntnis aus, für eine sehr lange Zeit nicht genau zu wissen, was alles passiert war. Viele schwammige Erinnerungen waren da. Erinnerungen, die sich nach und nach aufklärten und den Baron teilweise tief erschütterten und auch schwer betroffen machten. Gleich nachdem Baron Waag dies erkannte, forderte er seine sofortige Freilassung bei den Wachen ein. Die allerdings brachten nur neue Kleider und Essen in die Zelle und verschlossen sie wieder.
So ging noch mehr Zeit ins Land und es klärte sich in den Gedanken und Erinnerungen alles auf. Das Essen und die Zeit stellen langsam auch die Gesundheit des Barons wieder her. Die Hände waren verheilt und er verbrachte viel Zeit mit Nachdenken und den täglichen wie nächtlichen Gebeten an die Sonne.Dann kam der Tag an dem die gelb-schwarze Kutsche in den Hof der Ordensburg einfuhr. Auf seinem Bett sitzend erwartete der Baron das Kommende. Sie ließen ihn lange warten. Nach einigen Stunden kamen viele Schritte den Gang entlang und hielten vor der Zellentür inne. Der Schüssel wurde gedreht und die Tür geöffnet. Es knarrte und da im hellen Licht der Sonne die durch das Zellenfenster schien stand er. Ortwin von Uhlenbruch, der Baron von und zu Siebenhöfen. Die Sonne zeichnete harte, ernste Schatten auf dessen Gesicht und ließ seine geradezu albern blonden Haare schier leuchten. Die Blicke der Männer fanden sich. Alfried Waag stand auf und kam langsam zur Tür. Ortwin drehte die Hände und zeigte seine Handflächen. Kein Dolch. Das Schwert trug der Knappe. Es mochten Stunden sein oder auch nur ein Augenblick. Vorwurf? Bedauern? Hass? Vergebung? Scham? Trauer? Keine Worte konnten beschreiben was diese beiden Männer mit ihren Augen sprachen. Stille. Irgendwann setzten beide zu einem Schritt an und mit einer langen Umarmung begruben die beiden, die sich seit so vielen Jahren schon kannten, alle Gedanken an Hass und mit diesem starb auch ein Teil von IHM.ER hatte sich gefunden. “Wir müssen reden.” Diese drei Worte Ortwins klangen nach Zukunft. Eine Zukunft. Alfried Waag, Baron von Champa verließ zusammen mit seinem alten Freund die karge Zelle in Richtung Saal. Seine Sonnenpriester hielten in ihrem aufgeregten Gespräch mit dem Pater Ortwins inne und verbeugten sich tief. Ein Lächeln stahl sich auf SEIN Gesicht. Ein Lächeln. Baron Alfried nickte freundlich und ging weiter.

—————————————————————Ein erstaunlicher Grund

Was genau sie dort taten ist noch nicht gänzlich geklärt, doch spricht man schon um ein Opfer und eine Festsetzung des Barons Alfried im dortigen Kloster des Sonnenordens durch seine eigenen Vertrauten. Auch verließen die Ratsfriede Champa weder allein noch mit leeren Händen. Sie brachten etwas mit aus Champa, was im vergangenen Jahr laut vorliegenden Informationen eine, wenn nicht gar die gewichtigste Rolle in Fehde der Baronien Champa und Siebenhöfen spielte.Erinnert Ihr Euch an einen in Soodemunt gefallenen Stern? Eben diesen haben die Ratsfriede an sich gebracht und aus Champa entfernt. Wohin?
Werte Leser, die Sieben reisten von Champa direkt nach Hardemunt in die Nähe von Thortmanne am Vielfurtenweg. Dort sollte sich auch auf Einladung des Rates der bescheidene Schreiber dieser Zeilen einfinden, um am Sechzehnten des Decemberes einem Ereignis beizuwohnen und mit diesem Texte hier zu berichten.Anstelle einer für Hardemunt üblichen verlassenen Wildnis jenseits der Städte, fand der bescheidene Schreiber eine große Baustelle vor. Es scheint, als würden dort große, alte und halb verfallene Gemäuer wieder aufgebaut und mit neuen Anbauten ergänzt. In alten Archiven finden sich sicher noch Hinweise, was dort einst stand. Was aber dort neu entsteht, wurde am besagten Tage enthüllt. Eine Akademie für – und das ist ein Sensation – Thaumaturgie! Um allen Lesern den Sinn dieses schwierigen Wortes zu erläutern sei es hier vereinfacht übersetzt mit “Wunderwirkung und Zauberei”. Wer hierbei jedoch an Scharlatanerey und Humbug denkt, der fehlt gewaltig!In einer großen Rede wurden diese Überraschungen von keinen Geringeren als den Durchlauchtigstkeiten Frau Tete Hengst von Wilgau und Herr Hatto Knob von Greb den Eingeladenen eröffnet. Unter diesen fanden sich allerlei ehrenwerte Bürger und Adel aus jedweden Provinzen Trums.
Mit diesem Tage hat Trum wieder eine Akadamie für Zauberei und Wunderwirkung seit Neonis verlassen wurde. Doch diese hier bei Thortmanne im Hardemuntschen ist gar gegründet im Auftrag des Rates. Spektakulär!Die Aufgaben und das Wirken wurden von den Exzellenzen des Rates in der Rede nur grob eröffnet, sind jedoch in Schriften verfasst, die als Duplum den städtischen Bibliotheken zukommen werden. Als Leiter der Akademie wurde Ludwig Barthelmus Schrage, seines Zeichens Meisteralchimist, bestimmt und umgehend mit seiner ersten Aufgabe betraut. Die Vernichtung des gefallenen Sterns aus Champa.Ohne langes Federlesen machten sich einige schon der eben vorgestellten Akademie verpflichteten Magister an die für mundane Menschen äußerst seltsame Arbeit. Sie umringten, im Einklang unverständliche Worte sprechend ein mit allerlei Symbolen verziertes Podest, auf das die oben erwähnten Ratsfriede eine grünlich schimmernde Kugel legten. Wachbüttel sorgten für ausreichend Abstand zur Sicherheit der Anwesenden. Vielen konnte man das Unbehagen direkt vom Antlitz lesen.Wellen von, aus Ermangelung anderer Worte für das Geschehene, flimmernder und erstarrter Luft wogten in immer kürzeren Abständen vom Kreis der Magister zum gefallenen Stern und umhüllten diesen in schwachem Glanze. Nach eingiger Zeit wurde aus dem Glanze ein Strahlen und dieses schrumpfte zu einem kleinen, gleißend hellen Punkt dort, wo vor Kurzem noch die grüne Kugel des gefallenen Sterns lag. Zuletzt stürzte eine großen Woge
der Magister auf den Punkt ein und hernach ward Stille. Den staunenden Eingeladenen wurde bedeutet, dass nun das erste gefährliche Artefakt durch die Akademie vernichtet wurde und damit die Gründung vollzogen ward.Nicht aus allen Gesichtern sprach Wohlwollen und einige Zeugen des Erlebten ließen sich ob dringender Unpässlichkeiten vom anschließenden prächtigen Gelage entschuldigen. Darunter auch kirchliche Würdenträger und der Baron aus dem Siegesund.Der Wiedener Herold wird die treuen Leser weiter über die Geschehnisse und Hintergründe zum Beschriebenen informieren.Ruprecht Langgrund
Schreiber des Wiedener Herolds zu Wilgau

—————————————————————

Die Tat des Rates

Sie waren groß gewachsen und zu siebt. Die Sonne schien auf Ihr polierten, silbernen Rüstungen, geschlossenen Helme und blauen Umhängen. Schilde trugen die linken Hände und die Rechten lag bereit auf dem Schwerknauf.  In Ihrer Mitte trug einer von Ihnen eine Bannerstange. Das blaue Banner Trum wehte hoch über Ihnen an einer Stange.
Mit schweren Schritten gingen sie auf der Hauptstraße Champas in Richtung der Waagschen Burg.Die Straße links und rechts säumte sich mit Schaulustigen jeden Standes. Es hatte sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen das SIE in der Stadt waren. Ängstliche Kinderblicke und wissende Blicke der Älteren huschten über die schwergepanzerten Männer die schweigend ihren Weg fortsetzten. Sie durften nicht aufgehalten werden. Sie durften nicht angesprochen werden. Es war lange her, dass Sie in der Baronie Champa gesehen wurden. Die Ratsfriede des Rates von Trum waren hier um ein Anliegen des Rates durch zu setzten.Die Soldaten am Tor der Waagschen Burg traten zögerlich aber ohne die Waffe zu berühren zur Seite als die Ratsfriede sich näherten. Auch die Dienerschaft an den Türen und auf den Fluren machts sofort Platz als das blaue Banner in Sicht kam. Die Türen zur Halle des Barons standen offen und der Rat Champas stritt über ein Versorgungsthema als die sieben schwer Gerüsteten die Halle betraten und in deren Mitte anhielten. Es wurde totenstill im Raum. Der Baron Alfried Waag hatte sich aus seinem Stuhl erhoben und beäugte die Ankömmlinge neugierig und ängstlich.Einer der Sieben zog eine Schriftrolle aus seinem Gürtel und verlas mit lauter Stimme:
“Im Namen des Rates, dem alle hier unterstehen und die Treue geschworen haben, fordern wir heute die sofortige Herausgabe des Steines der vom Himmel gefallen und im 35. Ratsjahre in Soodemunt geborgen wurde. Dieser Stein soll von uns in die neugegründete Akademie der Thaumathurgie zu Thortmanne verbracht und dort von den zauberkundigen Meistern vernichtet werden. Dies ist der Wille des Rates dem wir alle hier unterstehen und die Treue geschworen haben.”
Der Mann endete und schob die Rolle zurück in seinen Gürtel.Es geschahen nun mehrere Dinge gleichzeitig.
Der Baron Alfried Waag schrief wutentbrannt etwas von dreistem Diebstahl und schritt in Richtung der Ratsfriede aus. Die in der Halle anwesenden Soldaten der Sense von Champa zogen darauf hin Schwerter. Die Ratsfriede formierten einen Schildkreis. Vorhelius Krummenkranz , der Schreiber des Baron, war ebenso wutentbrannt auf die Ratfriede zugeschritten. Er erreichte einen und setzte gerade mit erhobener Faust zu einer weiteren Beschimpfung an als ein schnell gezogener Dolch, von unten durch seine Kiefer gestoßen, den Mund für immer schloß. Friederrand Lochholz, der beherzte Baumeister Champas, schlug den weiterhin schimpfenden Baron durch einen einzigen hieb seiner starken Arme zu Boden, wo dieser regungslos liegenblieb. Alle Bewegungen im Raum kamen zum Stillstand.
Ihr werdet mich mitnehmen? fragte Friederrand in Richtung der Ratsfriede die den Schildkreis noch nicht wieder geöffnet hatten.
Der Sprecher nickte leicht hinter seinem Schild. Friederrand lief in einen Nebenraum und alle hörten wie er an einem Schrank hantierte. Kurz darauf kam er mit einer kleinen Holzkiste zurück. Er hob die Kiste vor den Ratsfrieden an und öffnete Sie kurz. Der Schildkreis öffnete sich und nahm den Herrn Lochholz in die Mitte auf. Sofort setzten sich die Ratsfriede in Bewegung und verließen die Halle, die Flure, die Burg und die Stadt Champa.In der Halle des Barons herrschte noch einige Zeit Schweigen. Die Soldaten steckten die Schwerter Weg. Alle blickten sich finster an.
Der alte Ogir Perlengrund, der den Baron schon hatte aufwachsen sehen, sagte zu den Soldaten:
“Bringt Ihn zum Kloster des Sonnenordens. Sperrt Ihn in eine Zelle und lasst niemanden hinein. Wir werden später sehen, wie es Ihm ohne den Stein ergehen wird. Der Rat wird seine Arbeit vorrübergehend fortsetzten. Und bennent einen neuen Schreiber. Die Bücher müssen geschrieben werden.”
Die Halle leerte sich. Einzig der tote Vorhelius Krummenkranz blieb zurück und schaute mit leerem Blick durch eins der Hallenfenster zur Sonne.

—————————————————————

Brief an Siebenhöfen

Den Baron Ortwin zu SiebenhöfenMein lieber alter Freund. Ich vernahm die Erklärung der Fehde durch deinen hochnäsigen Herold den ich nur aufgrund der alten Bande ziehen ließ.Dennoch vernahm ich auch den Hinweis auf einen Spion hier in meinen Reihen. Ich schloß also die Tore und inzwischen bin ich sicher den Spion gefunden zu haben, auch wenn mein halber Hof darüber hinaus ein blutiges Ende gefunden hat.Der Sonnenorden und die Führung der Sense haben in der Zwischenzeit halbherzig in der Fehde sich bemüht Champa zu vertreten.Wie mir erst jetzt zu Ohren gekommen ist, wurden einige meiner Schutzbefohlenen auf der Suche nach ehrenhaften Zweikämpfen mit Streitern Siebenhöfens von einer Bande Freibeuterpack in Dale erbärmlich niedergemacht und ermordet.Es erschreckt mich in recht hohem Maße, das solche Leute in einer Fehde die deine Seite vertreten und hinterhältig meine Leute morden.Ich fordere dich daher auf alle deine Leute aus Werant zurückzuziehen. Da eine ungeordnete Vergeltung von meinen Soldaten unweigerlich zu offenem Krieg führen würde. Ich gewähre dir dafür zehn Tage Zeit.Es verbleibt in grimmigem ZornAlfried Waag
-Baron von Champa
-Vorsteher des Sonnenordens
-Erster Sonnengläubiger Champas

—————————————————————

Eine lächerliche Chance

Der Foliant, den er triumphierend vor sich hält trägt neben dem prächtigen Wappen Trums einen in schnörkeliger Schrift gehaltenen Namen “Lex Konvent” und die so energisch gesuchte Seite ist mit “Außerordentliche Intervention” betitelt. Der ihm vom Herzen fallende Stein wiegt gefühlte Wagenladungen, ist dies doch die Möglichkeit schlimme Ereignisse noch zu verhindern.Die Fehde zwischen Champa und Siebenhöfen eskaliert zusehends. Die Inspektoren berichteten gerade eben dem monatlich tagenden Rat von den Plänen des zornigen Ortwins, in den nächsten Tagen schon direkt und gar persönlich mitsamt Truppen in Champa einzufallen und Baron Waag die Missetaten zu vergelten. Bei der gegenwärtigen Stärke und Moral Siebenhöfens wäre solch ein Rachezug wohl mehr als blutig zu bezeichnen. Das Vorgehen der kleinen marodierenden Fehdetrupps derzeit lassen erahnen, dass Gnade und Erbarmen wohl von keinem der Kontrahenten erhofft werden kann. Ein übles Schlachten und Brennen scheint unvermeindlich und es steht zu befürchten, dass durch Bündnisse auch andere Landesherren mit in dieses Unheil hineingezogen würden. Nicht auszumalen, was die Folgen sein könnten.Schlimmer noch! Kein ordentliches Recht Trums vermag dieses Vorgehen zu verhindern. Kein Ordentliches! Doch hier in der Lex Konvent wurde glücklicher Weise derlei bedacht und die Möglichkeit einer außerordentlichen Intervention geschaffen. Einst schon genutzt durch den Rat, dem Vater Alfried Waags beizustehen beim damaligen Aufstand sektiererischen Landvolks. Daher erinnerte Göttel diese Möglichkeit. Bleibt noch, den Rat davon zu überzeugen, dass wie in der Lex für eine solche Intervention gefordert, die unverbrüchlich Einheit Trums gefährdet ist.Den Heiligen sei’s gedankt, war dieser eitle Thaumaturge aus Berentrup derart hartnäckig, dass er diesen letztendlich mit hierher nach Siebenhöfen gebracht hatte. “Schickt nach dem Magister!” Göttel ruft dem Büttel noch hinterher “Eiligst!”. In der letzten Woche noch bestand dieser Pfau auf eine Audienz bei ihm, dem Fürsten Werants, und wurde nicht müde, seine, wie es ihm anfangs noch schien, kruden Theorien zum Besten zu geben.Baron Alfried sei Opfer eines üblen Fluchs und gebärde sich daher wie toll. Dieses Artefakt, gefallener Stern genannt, verwirre
Waags Gedanken. Lächerlich will man meinen. Doch die daraufhin eingeholten Berichte aus Champa und den Vorgängen in Flardiga zerstreuten seine Zweifel an der Geschichte des Magisters.Ob erfunden oder nicht, Ihm ist’s gleich. Sollte diese Chance das Einfallen Siebenhöfens in Champa und damit weiteres Eskalieren verhindern, wird er, Fürst Tillmann Göttel als Mitglied des Rates eine außerordentliche Intervention fordern.
“Herr!” Göttel wird aus seinen Gedanken gerissen. ” Der Magister der Thaumturgie, Johannes Stattmeyer steht Euch zur Verf…” Der Fürst winkt ab, “Heben wir uns die Förmlichkeit für die Sitzung gleich auf. Nun gilt’s Magister Stattmeyer!” Mit forschem Schritt verlässt der Fürst den Raum mit der Lex Konvent in der Hand Richtung Ratssaal.

—————————————————————

Steckbrief aus Champa

In den größeren Städten Trums werden die folgenden Aushänge verteilt:Im Namen und auf Auftrag des Barons von Champa
Herrn Alfried Waagwird bekannt gegeben, das der Hardemunter
Brom Hudsonwegen heimtückischen Mordes an einem Soldaten der Sense von Champa möglichst lebendig gefangen werden soll.Der Schuldige soll in aller Öffentlichkeit genauestens befragt werden und anschließend, nachdem er die schändliche Tat gestanden hat, zur Belustigung des Volkes gevierteilt werden.
Seine Körperteile sollen als Zeichen der Abschreckung an allen Stadttoren in Champa ausgehängt werden.Der Gesuchte ist mittelgroß, trägt die Haare sehr kurz und hat keinen Bart. Weiterhin kleidet er sich in den für Hardemunter Krieger typischen Gewandungen. Es soll von dem Ort der Tat, Hammerfest, in Richtung Süden gesehen worden sein wie er eiligst floh.Als Dank für die lebendige Ergreifung gewährt der Baron von Champa ein Kopfgeld von5 Silberstücken und 5 KupferstückenSollte der Gesuchte bei Übergabe tot sein können nur noch 5 Kupfer als Dank gegeben werden. Der Leichnam wird dann in der Kaserne der Sense als Speerzielscheibe aufgestellt um den Soldaten ein wenig Genugtuung zu bereiten.Alfried Waag
-Baron von Champa
-Vorsteher des Sonnenordens
-Erster Sonnengläubiger Champas

—————————————————————

Pilgerfahrt und Warenhandel

Der Sonnenorden Champas gibt bekannt, dass er innerhalb von Trum und auch in fremden Landen Komturen zu gründen gedenkt.Diese sollen zum einen den Pilgern Unterkunft und Schutz an wichtigen Stätten des Glaubens bieten, zum anderen auch Handelszwecken dienen. Es heißt, der Orden habe Sorge, dass der Baron die fütternde Hand zurücknimmt, nachdem sich eine Glaubensdelegation kürzlich sehr unkooperativ einer Truppe der Sense gegenüber zeigte.Eine erste Komtur sei in Westflachgrund beim Schrein der Heiligen Alisea im Plane. Dazu wolle der Orden Unterhändler zur Jarlin Karinja Sturmfels entsenden.
Überdies sollen Gerüchte geprüft werden, derernach Pilger dort von Nordleuten finanziell arg ausgedrückt würden.Weiterhin mögen sich Händler und Kaufleute melden, so Interesse an einer Kooperative vorliegt. Der Sonnenorden wird die Kosten nicht alleine tragen können und vergibt daher Anteile, die später den Anteilseignern satte Gewinne einzubringen vermögen mögen. Auch gegenüber kaufmännisch kundiger Beratung würde er sich erkenntlich zeigen, war der Handel bislang doch so gar nicht sein Wirkungsfeld.

—————————————————————

Schreckliche Tragödie in Hammerfest

Hochverehrte Leserschaft.Heute müssen wir von einer Tragödie berichten, wie Sie nur in einer Familie entstehen kann in der die Kinder uneins sind.Gestern morgen in der Frühe wurde im Dorfe Hammerfest im nordwestlichen Hardemunt ein Meister unter den Schmieden kaltblütig ermordet.Huskerl Hudson, der bekannt war für sein filigranen Goldschmuck welcher die Hälse vieler Adliger in ganz Trum schmückt und Waffen die ihres Gleichen suchten, wurde von seinem eigenen Bruder Brom Hudson umgebracht. Leider konnten die Hintergründe dieser Tat noch nicht ans Licht gebracht werden.Brom Hudson zündete nach der Mordtat das Haus an und tötete dadurch die gesamte Familie seines Bruders die zu dieser frühen Stunde noch schlief. Anschließend floh der Mörder quer durch das Dorf und an dem neu errichteten Handelsposten des Barons von Champa vorbei.Auf der Flucht tötete er noch zwei weitere unschuldige Bewohner, darunter einen angesehenen Kaufmann und einen Wachsoldaten der Sense von Champa die seinen Weg kreuzten mit seiner Axt.Wie weiterhin in Erfahrung gebracht werden konnte, soll wegen Brandstiftung, mehrfachen Mordes und Entführung ein Kopfgeld auf Brom Hudson ausgesetzt werden. Die Belohnung wird für Tot oder Lebendig ausgegeben.Dagmar Hinkezorn
Freie Schreiberin für den Wiedener Herold

—————————————————————

Pyramidenbau zu Champa?

Nachdem Gerüchte bekannt werden, dass der Ignisorden aus Escadon das angestrebte Abkommen mit Champa aufkündigt, sieht Bruder Lammfromm in seiner Zelle einer düsteren Karriere entgegen. Dabei war er auf so gutem Wege. Wie würde der Baron, das Sonnenoberhaupt der Kirche reagieren? Würde er das Scheitern ihm, dem strebsamen Bruder zuordnen? Jeder weiß doch, dass ihn keine Schuld trifft, aber hat sich der Baron nicht abgeschottet und wird dieses Wissens vielleicht nicht kundig?Einiges Grübeln vergeht, bis Lammfromm zu Tinte und Papier greift und einen Brief an den Baron aufgibt. Es muss doch einen Weg existieren, sich für den Baron unersätzlich zu machen.

An seine hochlöbliche Heiligkeit, den Herren von Champa und Hirte aller Sonnengläubigen Trums,

es ist mir, Eurem untertänigen Diener am Lichte, Bruder Lammfromm, eine große Freude, Euch mitteilig zu sein, dass ich in erwartungsvoller Arbeit zur Papierbringung Eures Stammbaumes gewercke. Denn es scheint gewichtig in Zeiten der Krise, euch fremden Kräften legitim auszuweisen. Nicht alle Sonnengläubigen in Trum sind so glaubensstabil wie jene unserer unmittelbaren Heimat. Oft können sie nicht verschließen ihr Ohr vom Geflüster der Ceriden, die da sagen, ihr Oberhaupt sei eingesetzt von dem Eynen, doch wer setzte den Baron ein, die Sonne?So bin ich guter Dinge, Nachweis zu erbringen, dass Euer Stammbaum zugegen ist mit dem Stammbaum ein bis mehrerer Heiliger und zurückgeführt werden kann auf heilige Bestimmung im Gewebe der Sonnenfäden. nicht ab lasse ich vom Forschen in den Bibliotheken zum Beweise meiner Theorie. Sodann dies ist einmal gut getan, wird verkündbar schwarz auf gilb, dass Euer Geschlecht zurückreicht bis zum Anbeginn einer Zeit.Vermerke, bis dahin reichten unsere Schriften nimmermehr zurück entkräftige ich hiermit, dass ich und nur ich in der Lage bin, über mathematisches Formelspiel zu explorieren und über Schätzformeln den Nachweis erbringen kann dort, wo uns Literatur fehlt.Und wisset auch noch, was ich herausgefunden glaube zu haben – doch Forschung betreibe ich noch voran: Die Sonnenscheibe ist in Tatsächlichkeit eine Scheibe, ein großer Spiegel, welcher den Glanz Champas über die ganze Welt reflektiert. Beweise werde ich liefern.Und zu guter letzt sei mir noch ein Ausblick vergönnt eure Aufmerksamkeit zu strapazieren. In alten Schriften in fernen Ländern, die ich bepilgerte, fand ich eine Theorie, nach der ein göttlich legitimierter Herrscher nach seinem Tode zur Sonne aufsteigen könne, um von dort aus die Geschicke der Welt zu lenken. Dazu sei es lediglich notwendig, den Herrscher nach dessen letztem Atemzug in einen Sarkophag zu legen und drum herum eine 450 Schritt hohe Pyramide zu bauen. Natürlich unter passender Konstellation der Gestirne und Ausrichtung zu den Himmelsseiten. Vielleicht wäre dies für Euch wegen eurer heiligen Herkunft ebenfalls mehr als angemessen. Auch hierzu forsche ich und nur ich.Mit sonnigem Gruße möge die Fackel des Himmels über euch scheinen auf all euren Pfaden.

—————————————————————

Champa im Chaos

Höret ihr LeuteNachdem euer Ohr und Aug lange auf den Werantschen Südostzipfel gerichtet und gelauscht hat.
Ist es nun an der Zeit für den Wiedener Herold einen Artikel zum Stand der Dinge zu schreiben.Ein jeder hat vernommen, dass es in Siebenhöfen eine Auseinandersetzung um den Bau einer Ceridenkathedrale und dem Betrieb eines Sonnentempels gegeben hat. Aus diesem Streit resultierte wahrscheinlich der große Brand den wir kurz vor dem Jahreswechsel in Siebenhöfen miterlebt haben.Nun richtet sich unser Auge auf die Baronie Champa. Hier ist vor einiger Zeit ein Herold oder Bote aus Siebenhöfen gesichtet worden der die Burg des Herrn Alfried Waag betrat. Zur selben Zeit geschah an der Waldküste ein Überfall durch Gelb berockte Soldaten auf ein Sägewerk mit einhergehendem Diebstahl allen Bauholzes von dort.Der Bote oder Herold hat die Burg von Champa mit all seinen Gliedmaßen und vollzähliger Dienerschaft wieder verlassen und ging fort. Worauf hin, und der aufmerksame Leser wird nun stutzig, der Sternenstein oder Sonnenstein aus der Kirche in die Burg verlegt wurde und alle Tore der großen Festung geschlossen wurden.Dies war nun auf den Tag genau drei Wochen her und weder Essen noch Wasser wurde seitdem in die Burg geliefert. Aber an jedem Abend sind Schreie aus dem Großem Turm zu hören und keiner hier glaubt noch das dort etwas Gutes vor sich geht.Zu alle dem kam gestern Mittag noch eine Gesandschaft des Sonnenordens mit Leuten aus dem fernen Escadon hier in der Hauptstadt an. Sie hatten Waren für die Burg dabei auf denen das Siegel einer Mühle aus Knochen zu sehen war. Wohl ein neuer Verbündeter des Barons zu Champa. Jedoch wurden Sie aber am Tor der Burg abgewiesen, so dass die Waren in einem nahen Lagerhaus unterkamen.Eben dieses Lagerhaus war heute um Mitternacht Schauplatz einer Katastrophe. Scheinbar sind einige Fässer zur Sprengung vorgesehen gewesen und um die zwölfte Stund flogen Sie in die Luft.
Mit ohrenbetäubendem Knall zersprangen Dach, Gebälk und Mauer und alles flog gen Himmel und  stürzte auf die benachbarten Häuser und erschlug mindestens zwei Hand voll ordentlicher Bürger im Schaf. Das anschließende Feuer konnte dank der guten Aufstellung der Wachen sehr schnell gelöscht werden jedoch ist gut ein halbes Jahr an Lebensmittelvorräten vernichtet worden.Und aus der Waagschen Burg kam keine Reaktion. Was tut unser Herr Baron nur dort drinnen…Regald Grevaris
Schreiber im Dienst des Wiedener Herolds

—————————————————————
Die Jagd des Barons

Vor nun drei Wochen besuchte ein Bote aus Siebenhöfen die Stadt Champa und die Burg des Herrn Baron. Er ging hinein, kam wieder hinaus und durfte unbehelligt die Stadt wieder verlassen.
Sofort nach seiner Abreise wurde der Sonnenstein aus der Sonnenkirche in den Burgkeller gebracht und die Tore der Burg fest verschlossen. Niemand kam rein oder raus .
Kein Wasser oder Brot.
Kein Kuchen oder Wein.
Nichts….

Sie war jung.
Und sie war schön.
Sie trug das Kleid einer feinen Dame. Eine Hofdame war Sie. Sie lebte in Champa in der Hauptstadt der Baronie.
Jetzt gerade lag Sie in dem Turmzimmer des kleinen Rates von Champa auf zwei anderen Männern auf dem Fußboden. In Ihrem Hals steckte ein schöner, edel gearbeiteter Dolch und Ihr warmes Blut floss über die ebenfalls leblosen Körper eines Küchenjungen und eines Kammerdieners.

Der Baron von Champa war vor dem Fenster zusammengesunken und starrte auf seine Knie. Seine Hände zitterten.
Jemand im Raum räusperte sich. Ein Schatten fiel auf das Gesicht des Barons. Er stand auf und drehte sich um. Der Rat Champas und zwei Soldaten der Sense umstanden die drei Toten. Alle Gesichter waren eingefallen und die Augen kraftlos.

Langsam und leise sagte der Baron zu den Anwesenden:
„Ich werde heut abend erneut in den Stein schauen.“
„Räumt auf.“
„Wir machen dann morgen weiter.“
„Wir werden den Spion aus Siebenhöfen schon noch finden.“
Der Baron ging zu den Toten zog angewiedert seinen Dolch aus der Frau und verließ schnell den Raum in Richtung seiner Gemächer. Das Blut auf seinem einfachen Hemd ließ keinen Zweifel daran wer hier der Richter war.

Dem Vorratsmeister Nieselgurd Feilenfratz entfuhr ein Seuftzer nach dem die Tür hinter dem Baron zugeschlagen war. „Drei Mäuler weniger zu füttern.“ Die Anderen in der Runde schauten Ihn vorwurfsvoll an. Etulius Andersrum der Spion und Händler schlug eine Hand vor den Mund und wich zurück als der Lebenssaft der Frau über den Fußboden floss und fast schon seine Schuhe berührt hatte.  Er blickte in Richtung der beiden Soldaten die die sofort verstanden und mit starken Armen an die Leichen griffen.

Die übrigen Anwesenden verließen den Raum. Ein jeder ging schlafen. Im Schlaf bemerkte man den Hunger nicht.
—————————————————————
Brief aus Escadon an den Baron von Champa

An den Baron zu Champa,

wie Ihr wisst, gab es in den letzten Monaten das Bestreben, unseren Ignisorden mit dem Sonnenorden aus Champa vertraglich zu verbrüdern.

Im Zuge dieser Idee, schickte ich einen meiner Ordenskrieger los, um ihn mit einem der Brüder Eures Ordens reisen zulassen. Der von mir geschickte Ordenskrieger, Alistair Elpidius Kirschenhain, ließ mir nun seine Erfahrungen und Beobachtungen von der Reise mit Bruder Lammfromm zukommen und ich gebe zu, ich bin sehr erstaunt.

So berichtet Bruder Alistair von Schulden, welche Bruder Lammfromm sich bei Magiern eingehandelt hatte und dass er bewusst Magier zur Hilfe rief, wenn er sich mit seinen Fähigkeiten als nicht gut genug aufgestellt sah.

Des Weiteren missachtete Bruder Lammfromm mehrfach die Befehlskette während Kampfsituationen und zweifelte an der Beständigkeit und der Tiefe des Glaubens meines Ordenskriegers.

Die Verwicklungen des Bruders Lammfromm in die Streitigkeiten zwischen Champa und den Ceriden sind weit umstritten, allerdings gibt er zu, die Brandbriefe, welche als Auslöser gesehen werden, geschrieben zu haben. Durch diese Handlung löste er, bewusst oder unbewusst, den Tod mehrerer Hundert unschuldiger Menschen aus.

Und als sei all dies nicht genug, berichtete Alistair Elpidius Kirschenhain von freundlichem Umgang, sogar Umarmungen seitens Bruder Lammfromm mit Dämonen.

Ihr könnt sicherlich nachvollziehen, dass mich dieser Bericht schwer trifft. Wie kann ich nun guten Gewissens einer vertraglichen Vereinigung unserer Orden zustimmen?

Zum einen lehnen wir die Magie ab, akzeptieren zwar ihre Existenz, würden uns aber nie bewusst Rat oder Hilfe bei einem Magier einholen. Wir respektieren den Glauben unserer Brüder und Schwestern und hinterfragen ihn nicht. Wir streben keinen Streit mit den Ceriden an und wir sehen den Tod von hunderten Unschuldigen als etwas, das hätte verhindert werden müssen und nicht als einen Kollateralschaden. Und womit mein Orden unter keinen Umständen in Verbindung gebracht werden will, ist Paktiererei mit Dämonen!
Spätestens an diesem Punkt des Berichts meines Ordenskriegers musste ich eine Entscheidung treffen.

Ich werde dem vertraglichen Zusammenschluss unserer Orden nicht zustimmen. Unter diesen Umständen wäre das für mich nicht tragbar. Ich hoffe, dies sorgt nicht für böses Blut zwischen unseren Kirchen.

Gesegnete Grüße wünscht Euch
Erzbischof Benedictus aus dem Convento del Sol in Surabad

—————————————————————
Eine Heldenstatue

Endlich ward sie fertiggestellt, die vom Baron von Champa in Auftrag gegossene Lammfromm-Heltenstatue für die Halle der Helden. Gut ist es geworden, das Werk, so gut wie die Taten des Modells … je nach Standpunkt.

Mit ewigen Lettern in den Sockel eingeschlagen, findet sich denn auch die Botschaft, welche sich von nun an dem Menschengeschlecht zuhinrufet, auf dass sich auch in fernen Zeiten jemand fände, sich ein Beispiel nehmend annähernd solch viel Gutes zu vollbringen:

Dies ist eine Geschichte aus längst vergangener Zeit, einer Zeit der Mythen, Märchen und Sagen, als die alten Götter grausam und rachsüchtig waren und die Menschen mit Schrecken verfolgt und mit Leid heimgesucht haben. Aber da war ein Mann, der sich ihrer Macht widersetzte; Bruder Lammfromm, geboren für den glorreichen Sonnenorden zu Champa. Er war stärker als alle seine Feinde. Seine Glaube war übermenschlich und er nutzte ihn gegen die Mächte des Bösen. Er zog durch die Lande, verfolgt von der eifersüchtigen Rache des Bozephalus und dessen dunkler Dämonen. Und wo auch immer Unrecht geschah, wo auch immer ein Unschuldiger leiden musste oder es galt, eine Hexe fachgerecht zu verbrennen, Bruder Lammfromm, der Zorn der Sonne, war zur Stelle.


—————————————————————

Ein Brief, Ein Handschuh und Kunde

Es ist ein wunderschöner Frühlingstag als der Herold im prächtigen, golddurchwirkten Tappert vom Ross steigt. Die Vögel singen ihre Lieder der Balz und mit einem Blick zur strahlenden Sonne am blauen Himmel kann auch der so streng aussehende Herr aus Siebenhöfen ein Schmunzeln nicht verbergen.

Seine zwei Knappen eilen sich, die wertvolle Fracht aus den ledernen Taschen des Sattels zu holen und sich besonders bemüht stolz dreinblickend damit neben ihrem Herren aufzustellen. So steht das Dreigestirn ganz wichtig ausschauend im Frühlingslicht. Hier, wo die Sonne wohnt, werden sie unter wachsamen und verächtlichen Blicken eingelassen und müssen, natürlich, weit über das übliche Maß hinaus warten. Als schließlich der Gastgeber Zeit findet, den Herold zu empfangen werden die drei Gäste in die Halle geführt, wo erstaunlich viele Wachen, einige Höflinge, drei Mitglieder des Rates und der Baron selbst warten. Der Herold macht einige Schritte nach vorn, bis er abrupt von den Wachen gestoppt wird. Er schaut etwas erstaunt drein, verbeugt sich dann jedoch vollendet und stellt sich vor:

„Euer Gnaden, mit aufrichtigem Dank für Eure wertvolle Zeit überbringe ich, Volkmar aus dem Hause von Lüttich, als Herold seiner Gnaden Ortwin von Siebenhöfen aus dem Hause von Uhlenbruch, Brief, Kunde und Präsent. So Euer Gnaden geneigt ist diese zu empfangen, fahre ich fort.“

Stille breitet sich aus und die Blicke ruhen auf dem Baron. Dieser schaut sich den Herold bedächtig an und lässt seine Augen auch über die nervös dreinschauenden Knappen wandern. Mit einem auffordernden Winken aus dem Handgelenk antwortet er schließlich:

„Die Sonne verwöhnt Champa heute so sehr, dass auch siebenhöfener Gewäsch unser Gemüt nicht trüben wird. So fahre fort, Herold.“

Die Kränkung ob des recht verächtlich ausgesprochenen Wortes „Herold“ ignorierend, schnipst Herr Volkmar mit der linken Hand und hurtig springt der Knappe zu seiner Linken herbei und reicht ihm eine sehr offiziell und aufwendig aussehende Briefrolle in Goldgelb und Schwarz. Der Brief der daraus zum Vorschein kommt trägt am Bande die Eule auf dem Bogen der Fartstat, das Siegel Siebenhöfens. Mit geübter und theatralischer Geste erbricht der Herold Volkmar das Siegel und entrollt den großen Brief. Der Knappe zu seiner Linken geht ihm zur Hand und hält den Brief entrollt mit beiden Händen fest vor den Herold hin und dieser fängt nach kurzem Räuspern an zu lesen:

„Alfried, ungeachtet des langen Schweigens und der Vorfälle vor Dekaden wende ich mich nun direkt an Euch. Mein guter Herr Volkmar hier wird Ton und Nachricht so wiedergeben, wie ich es ihm vorgetragen. So seid gewiss, ausschließlich meine Worte zu hören und nicht die seinen!“

Herold Volkmar macht eine kurze Kunstpause mit Blick und gelupfter Augenbraue auf den Baron Champas. Als dieser mit kaum wahrnehmbarer Geste zum Fortfahren auffordert, liest er weiter.

„Bei Allem, was zwischen uns stand, stets achtete ich die guten Sitten und tradierten Werte unserer Väter und so tatet es auch Ihr. Was in Euch fuhr, dieses zu brechen im letzten Jahr, vermag ich nicht zu ergründen und will es auch nicht. Der hinterhältige Diebstahl des gefallenen Sterns, an Euch gerafft durch Niedertracht und übermäßig feiger Gewalt hinterrücks selbst gegen Unbewaffnete und Geistliche. Die Faust geballt, mag ich Euch dies Verzeihen und des guten Friedens willen auf Satisfaktion verzichten, die Kirche Ceridons jedoch war tief gekränkt und so nahm ich für Euch viel Schand und Bürde auf mich, Schlimmeres zu verhindern. Einzig die hernach eiligst getroffene Wahl des Ortes für die Kathedrale musste ich bestätigen. Jedoch – was sind eine Kellerkapelle der Sonne und ein Dutzend ausquartierte, lang von Champa vergessene Familien gegen die Leiden, die drohende Unruhen unter Kirchen verschiedener Glauben untereinander entfachen? Habt Ihr vergessen was geschah in Champa unter Eures Vaters Hand? Wie viele sollten wohl Leiden ohne diesen Kompromiss? Erspart Euch und mir die Antwort heut, habt Ihr sie doch schon gegeben zum Winterfest! Eure Gründe – sollen Eure Gründe bleiben, Euer Hass auf mich – nehme ich als Kompliment aber,“

und hier verfärbt sich die Stimme des Herolds sehr, sehr dunkel und dräuende Anklage schwingt mit als er das Wort langsam wiederholt:

„aaaaber, Euer Hass gegen mein anvertrautes Volk, meinen Glauben, meine Kirche und meine Stadt“

der Herold atmet schwer ein und ruft anklagend aus

“ DIESEN sollt Ihr selbst spüren! Vielhundertfacher Tod durch Euren Hass! Vieltausendfaches Leid durch Eure Hand! Seid gewiss!“

Herold Volkmar blickt den Baron Champas bei den folgenden Worten durchdringend an:

„Jede einzelne verbrannte Seele lastet auf Euch, Jede zerstörte Familie lastet auf Euch, Jede von Flammen zerfressene Zukunft lastet auf Euch – und Ihr werdet alle sühnen!“

Der Herold schnippst mit der rechten Hand und der Knappe zu seiner Rechten eilt herbei, öffnet ein kleines edles Kästchen und offeriert es dem Baron. Eine Wache nimmt das Kästchen und zeigt es dem Herrn Champas. Sobald dessen Blicke in das Kästchen fallen, fährt der Herold mit dem Lesen fort:

„Nach altem Brauch – und in Wieden halten wir uns daran – sende ich Euch einen Handschuh. Ihr wisst um das Symbol auch wenn Ihr es nicht achtet, wie Euer feiger Angriff zeigte – und dass es Euer Angriff war ist erwiesen durch Inspektoren und meine eigenen Schatten. Ab diesem Tage belege ich, Ortwin von Uhlenbruch, Baron von und zu Siebenhöfen, Euch Alfried Waag und Champa mit Fehde bis Eure abscheulich Taten samt und sonders gesühnt und beglichen sind! So Ihr um Gnade, Vergebung oder Frieden bitten wollt, bringt mir diesen Handschuh als Symbol der Anerkennung Eurer Schuld und Sühne.“

Stille. Sogar die Sonne scheint sich zu verstecken. Nach elend langen Augenblicken fragt der Herold in die Stille:

„Euer Gnaden? Ich habe noch eine weitere Nachricht und Kunde vorzutragen, wenn Euch beliebt?“

Der Baron von Champa sprach nur ein eiskaltes scharfes Wort:

„Sprich!“

Herold Volkmar entrollte einen weiteren Brief Ortwins:

“ Herr Alfried, im Rahmen der Fehde akzeptiere als Aufbauhilfe Eure Lieferung an feinstem Eichholz von der Waldküste Champas. Die Häuser und die Kathedrale, wo es vorbaut wird werden ein ganz hevorragendes Gebälk bekommen. Jedoch deckt diese kleine Menge nur einen minderen Teil der Schäden und ich erwarte deutlich mehr.“

Der Baron Champas steht langsam auf und fragt gefährlich ruhig:

„Was soll DAS bedeuten?“

Nun zeigt der Herold wieder dieses Schmunzeln:

„Euer Gnaden, die Kunde die ich bringe betrifft den Berger Holzhof an Eurer schönen Waldküste. In diesem Moment okupiert ein Trupp Siebenhöfener Kriegsknechte den Bergerhof und übernimmt das Rohholz sowie Fertigvorräte auf ein paar Schiffe. So wenig wie Ihr diesen Vorgang dort verhindern könnt, werdet Ihr in der kurzen Zeit auch nur ein einzelnen siebenhöfener Kraweel vor dem Dreistromsund entern können. Übrigens wird just auch die aktuelle Lieferung an Euer neuestes Protektorat als Reparation umgeleitet. Mein Herr lässt zudem seinem Schatten hier seinen Dank für die äußerst dienlichen Informationen aussprechen. Weiter so!“

Volkmar meint die Zornesader des Baron anschwellen zu sehen als dieser sich an ihn wendet :

„Ihr habt Eure Nachricht überbracht – BOTE – nun geht heim und setzt Euch wieder an die Stiefel Eures Herrn.“

Der gefährliche Ton seiner Worte drängt den Herold Volkmar zur Eile und so schreiten er und seine wichtig dreinschauenden Knappen zügig wieder an die sich mit Wolken zuziehende Sonne und machen sich eilig auf den Weg gen Heimat.

—————————————————————
Flardigas schwere Zeit

Schon seit einigen Stunden lief Alfried Waag auf dem Balkon den Champaschen Burg hin und her. Dabei schien die Sonne und erhätte auch gut still sitzen und den süßen Roten wein genießen können. Aber es gab ein Problem.

Der Burgmann von Flardiga, Ziehsohn eines inzwischen verstorbenen alten Freundes von Alfrieds Vater und angeblich ein Bastardsohn des letzten Soodener Fürsten, war tot. Nun kamen vom Weibel der Sense, den Alfried Waag kurzfristig eingesetzt hatte immer mehr Nachrichten über Probleme in der Stadt. Es musste ein neuer Burgmann eingesetzt werden. Dringend. Doch wer kam in Frage? Einer aus dem kleinen Rat? Nein. Etulius oder Friederand waren viel zu gute Ratgeber und alle anderen…. Nein es musste jemand anders werden.

Keiner der letzten Blicke in den Himmelstein gaben einen Hinweis auf die Zukunft Flardigas und auch kein Schicksal schien der Stadt bestimmt. Alfried endschied die Sonnenkirche abermals zu besuchen und einen Blick in das seltsame Artefakt zu werfen. Er fürchtete sich ein wenig da der Stein bereits einige schlimme Dinge für die Zukunft gezeigt hatte.

Wenn sich doch nur vorher ein Bewerber am Hofe zeigen würde. Ein Blick in den Eingangsbereich der Burg zeigte jedoch, dass der Hof leer war. Schweren Herzens öffnete der Baron von Champa  die Balkontür und trat den Weg zur Sonnenkirche an.

—————————————————————
—–Sieg für Champa

Es war ein sonniger Tag wie so viele andere in der schönen Hauptstadt Champa in der Baronie Champa. Doch heute war einiges anders als sonst. Eine weiße Taube hatte am Morgen die Nachricht vom Sieg der Champaschen Abordnung beim Wettlauf und Ringen um den abgestürzten Stern in den tiefen Wäldern Soodemunts gebracht und der Herr Baron ließ diese Nachricht sogleich in den Tavernen der Hauptstadt verbreiten. Als dann die zweite Taube aus Flardiga die Nachricht brachte das die Sieger auf dem Weg in die Hauptstadt waren liefen die Menschen bis vor die Stadt um als erste den Siegern zuzujubeln. Die Gassen und Fenster der Hauptstraße füllten sich mit Menschen und die Priester des Sonnenordens verteilten unter Ihnen Fackeln für einen würdigen Empfang. Als dann die Dämmerung hereinbrach und ein berittener Bote die Nachricht brachte das die Zwei Kutschen nur noch wenige Augenblicke entfernt waren entzündeten die Bewohner Champas die Fackeln.

Die beiden von Pferden gezogenen Kutschen näherten sich. Die beiden Soldaten der dritten Kohorte der Sense von Champa, Alrik und Bruna, standen auf der offenen Ladefläche auf um besser gesehen zu werden. Die Söldlinge vom Wesermärkischen Fähnlein, Heiler und Priester aus Solania taten es Ihnen gleich. Aus dem Stadttor kamen Soldaten der Sense und Krieger des Sonnenordens und nahmen schweigend links und rechts neben den Kutschen Aufstellung. In der dunkler werdenden Dämmerung viel das Licht der vielen Fackeln auf die Helden die stumm, wie auch die Zuschauer, auf den Kutschen durch die Hauptstraße auf den Großen Platz vor der Sonnenkirche gebracht wurden. Dort brannte ein großes Feuer das die Häuser und die Kirche mit seinem zuckenden Licht übergoss. Links und rechts neben der Eingangstür standen die Priester des Sonnenglaubens aufgereiht. Vor der großen Eingangstür aber stand der Baron Alfried Waag mit seiner Frau Gisa Waag und erwartete die Sieger und Ihr unschätzbares Artefakt. Sie stiegen von den Kutschen herab und kamen die Treppe hinauf. Die beiden Soldaten der Sense gingen vor dem Baron auf ein Knie nieder und einer von Ihnen hielt den Stein hoch den Sie mit der Hilfe des mutigen Einsatzes des Wesermärkischen Fähnleins nach vielen Strapazen im Wald Soodemunds errungen hatten. Noch immer sprach niemand auch nur ein Wort. Die Menge schaute gebannt zu wie sich einer der Sonnenpriester näherte, den Stein nahm und zum Baron nickend in die Kirche ging.

Dann sprach der Baron zu allen die Ihn hören konnten.  „Seht Sie euch an. Kinder Champas. Stark im Mut und im Glauben an die Kraft unserer Sonne. , Alrik und Bruna aus der dritten Kohorte der Sense von Champa haben uns gemeinsam mit den Söldnern Solanias den Sonnenstein gebracht, der vom Himmel gefallen ist. Heute und für alle Zeit soll Ihnen die Tür im Hause Waag offenstehen wie allen anderen Helden unserer Baronie. Ihnen allen sei eine Bitte gewährt so ich Sie zu erfüllen im Stand bin. Und jetzt feiert die Fackeln und Feuer der Sonne, feiert unsere Helden!“ Nachdem die Worte verklungen waren bracht die Menge in Jubel aus. Es wurde geschrienen, gejohlt und geklatscht. Aus zwei Seitenstraßen rollten Pritschenwagen auf den Platz, die mit vielen Fässern guten Weines beladen waren. Die Menschen bedienten sich und tranken den Wein, den es sonst nur im Adelshaus gab. Musik klang auf und am Feuer begann ein Tanz. Währenddessen betrat der Baron, seine Frau und die Sieger die Kirche.

Es wurde schlagartig wieder ruhig als sich die schweren Holztüren schlossen. Die große Kirche war durch viele Kerzen erleuchtet. An den Wänden mischte sich zwischen großflächige Gelb und Rottöne auch ein wenig blau hinein. Durch den Mittelgang kamen Sie alle bis vor den Altar, bogen nach links ab und standen vor einer Vitrine in der zwei Priester des Sonnenordens bemüht waren das neugewonnene Artefakt aufzustellen und von seiner bösen Hülle zu befreien. Als das geschafft war traten die Priester, von denen einer schwer atmete, zurück und machten das Podest mit der Vitrine frei. Der Baron sah in die Runde der versammelten. „Es ist ungefährlich sagt Ihr“ Alle umstehenden nickten gleichzeitig. Der Baron betrat das Podest mit der Vitrine und schaute in den Kristall um in die Zukunft zu schauen.
—————————————————————
Der Wettstreit der Haare
Oder eine Weihnachtsgeschichte von Trum

Lasst mich euch eine Geschichte erzählen, von zwei Männern, beide von hohem Stand, beide intelligent, beide reich, beide Ehrgeizig und Skrupellos, und doch so verschieden. Sie sind gleich alt, und wie das bei jungen Männern von Stand ist, kannten Sie sich von kleinauf, lernten gemeinsam und verübten gemeinsam auch so manche Streiche, so dass die Scholare nicht angetan waren von den beiden. Ja, man könnte sagten, sie waren Freunde, gute Freunde sogar.
Ihr größter Fehler war ihre Eitelkeit. Sie warfen das Geld der reichen adeligen Eltern mit vollen Händen hinaus, ohne sich darum zu kümmern, dass das arme Volk dieses Geld heranschaffen musste. Stets waren sie nach der neuesten Mode gekleidet, gaben viel Geld für Duftwässerchen und güldenes Geschmeide aus. Besonders stolz waren sie auf ihre langen Haare.
Obwohl es nicht der Mode entsprach, trugen beide Ihre Haare recht lang, und waren so eitel damit wie so manches Mädchen. Fast schon weibisch war ihr Verhalten, ging es um die Haare. Irgendwann entbrannte ein Streit zwischen den beiden Freunden, wer denn die schöneren Haare habe. Auslöser soll eine unbekannte Schönheit gewesen sein, die beiden mit Hinweis auf die Haare eine Abfuhr erteilte.
Der Streit zwischen den beiden jungen Männern wurde immer heftiger und wurde bald nicht mehr nur mit Worten geführt. Als ein Faustkampf zwischen den beiden ein Studierzimmer in Trümmern hinterließ, sprach der Dekan ein Machtwort. Er forderte die Männer auf, sich ihres Standes entsprechen zu benehmen und einen Zwist im ehrenhaften Turnier beizulegen. Nach kurzem Zögern stimmten die Streithähne zu und der Dekan legte die Regeln fest.
Da es nicht um eine heroische Streitfrage ging, sollte auch das Turnier andere Aufgaben beinhalten und nicht etwas den Kampf mit dem Schwert oder das Tjosten.
Auch den Siegespreis sprach der Dekan aus, der beide Männer erblassen ließ, doch davon später mehr.
Direkt am nächsten Tag begannen die Wettkämpfe. So mussten die beiden adeligen Sprösslinge als erstes ein Feld abernten. Die Bauern haben sich sehr über die Ungeschicklichkeit der fluchenden und schwitzenden Männer amüsiert, doch hätten sie das nie gezeigt. Die Scholare überwachten alles.
Es dauerte Tage, bis die Felder mehr schlecht als recht geerntet waren.
Zerzaust und lange nicht mehr so ansehnlich, wurden die beiden beim Dekan vorstellig, der ihnen eröffnete, dass sie noch zwei weitere Aufgaben zu erledigen hätten. Denn der weise Schulleiter wollte den beiden auch ein wenig Demut ein-, und den Hochmut austreiben.
Also mussten die beiden adeligen Sprösslinge eine Woche lang die Gänse von zwei verschiedenen Dörfern hüten.
Dass dabei einer der beiden von einer erbosten Gans an einer überaus empfindlichen Stelle gebissen wurde, konnte niemand beweisen.
Auch diese Aufgabe erfüllten sie, erneut mehr schlecht als recht.
Die letzte Aufgabe hob die Laune der beiden. Sie sollten eine versiegelte Nachricht durch alle großen Städte Trums tragen und dort jeweils eine Unterschrift der Bürgermeister auf die Rolle auftragen lassen. Der Gewinner dieses Rennens würde auch der Gewinner des Wettstreits sein.
Doch als Hindernis, und um es ihnen nicht so leicht zu machen, durften sie weder in Geschmeide und mit Gold und Gefolge reisen, noch sich auf ihre Namen berufen, um Hilfe unterwegs zu erhalten.
Zwei Tage später brachen sie auf, in verschiedenen Richtungen. Es dauerte Wochen, während der sich die beiden Männer durch das Land kämpften. Sie wurde gebeutelt von Wind und Wetter und so mancher erkannte die beiden Adeligen nicht und jagte sie mit Hunden von dem Hof.
Doch schließlich, am Abend des Julfestes erschien einer der beiden wieder vor dem Dekan, in überraschend guter Verfassung. Der Dekan notierte dies, doch sagte nichts. Der andere tauchte erst zwei Tage später auf, abgemagert, seine Kleidung zerrissen und zerschlissen. Er ging zu Fuß, denn sein Pferd war ihm gestohlen worden. Das er überhaupt überlebt hatte, hatte er mildtätigen Bauern zu verdanken.
So oder so, er war der Verlierer und akzeptierte die Worte des Dekans:
Der Gewinner durfte seine Haare weiterhin lang tragen, der andere musste sie fortan beinahe sündhaft kurz tragen. Der Gewinner des Wettstreits der Haare ordnete darauf hin an, dass niemand in seiner Baronie längere Haare als er haben dürfe. Nicht einmal Frauen durften eine größere Haarpracht haben, es wurde bei Strafe verboten.
Der andere schnitt sich die Haare demütig ab.

Warum dies eine Weihnachtsgeschichte ist fragt ihr?
Nun, als der Verlierer sich von dem Dekan verbeugte, sprach er mit leiser Stimme
„Ich habe verstanden, ehrwürdiger Meister“
Fortan widmete sich der Verlierer des Wettstreits wieder seiner Ausbildung, ernsthafter als jemals zuvor. Doch er studierte auch das Volk, lernte viel über ihre Bedürfnisse und Wünsche und wurde nach den Tod seines Vaters zu einem weit über die Landesgrenzen hinaus angesehenem Baron, dessen Bescheidenheit ihn auch beim Volk überaus beliebt machten.

Der Gewinner? Nun er darf seine Haare lang tragen, aber beliebt hat ihn das nicht gemacht. Und niemals erloschen die Gerüchte, wenn auch nur leise und hinter vorgehaltener Hand gesprochen, dass er während des Rennes betrogen habe und seine Diener ihm halfen.
—————————————————————
Böse Nachrichten

Der alte Wachmann steht mürrisch auf, hat er sich doch gerade erst wieder hingesetzt, und diese nichtsnutzigen Flardiganer Straßenbälger ärgern ihn schon den ganzen Vormittag. “Ich sags Euch nur noch einmal, dann hetze ich die Hunde auf Euch!” Gerade als er die Sichtluke öffnen will antwortet eine bekannte Stimme lachend von der anderen Seite des Tores “Hast Du die Bälger immer noch nicht im Griff. Schick die Köter ruhig raus, die freuen sich doch mich zu sehen.” Ogir, der Wachmann, lässt einen seiner geharnischten Fluche hören, die so manch Besucher schon der Ohmacht nahe brachten und öffnet grimmig schauend das Tor. Stolz auf einem dampfenden Wilgauer Galopper sitzend, schaut ihm freundlich ein Weranter Reiter im Dienst der Ratspostille entgegen. “Ogir! Du Griesgram, begrüßt man so einen Freund?” Ogir kann ein Grinsen kaum verhehlen und versucht mehr schlecht als Recht möglichst grummelig ein “Steig vom Gaul und gib mir die Hand” zu antworten, prustet aber schon beim “Gaul” los und die Freunde begrüßen sich herzlich. Nach einigen Augenblicken des Gespräches eilt der Reiter den Gänsemägden zuwinkernd zum Herrn der Burg, muss er doch eine Botschaft übergeben. Nach der üblichen Anmeldung beim Burgmeier wird er vorgelassen und überreicht dem Herrn Alfried, Baron von Champa eine mit dem Trumwappen gesiegelte Rolle und macht keine Anstalten zu gehen…

 

Falls jemand mit seinem/einem Charakter in der Baronie oder einem der Lehen ansässig werden möchte, meldetet euch bei Björn!