Ein langer, reich geschmückter Pier, der den geneigten Besucher trockenen Fußes vom Schiff auf den steinernen Pfad führt. Dieser Pfad ist eigentlich ein Prachtweg. Breit genug, dass vier schwer gerüstete Männer unter Waffen bequem nebeneinander gehen können. Der Boden wirkt ganz natürlich, doch dies bezeugt nur die meisterhafte Arbeit der unbekannten Steinmetze, die diesen Pfad in liebevoller Kleinarbeit angelegt haben. Mauern fassen den Weg ein, sie sind mehr Zierde als Schutz, und ebenso liebenvoll gearbeitet wie der Weg selbst. Hier und da sieht man zufällig wirkende Öffnungen in der Mauer. Manche erlauben es, auf andere Pfade zu treten, die jedoch nicht so kunstvoll wie der Hauptweg sind. Die Mauer selbst ist geschmückt mit unterschiedlichen Reliefs, die Tiere des Meeres, des Landes und der Lüfte darstellen.
Reißt sich der Blick los von diesen Kunstwerken, die wirken, als ob sie gleich lebendig werden, und folgt dem sich windenden Pfad, erblickt man gepflegte Blumenbeete. Die Büsche sind sorgfältig gestutzt, selbst die Bäume scheinen beschnitten worden zu sein. Alles wirkt wie ein sorgfältig inszeniertes Bild, wunderschön und einschüchternd zu gleich.
Der Weg, der das Laufen so mühelos macht, zieht sich in sanften Windungen hinauf auf eine Klippe.
Dort steht, wie ein Juwel, ein kleines, aber feines Gebäude. Türmchen zieren die Ecken des Dachs, das von einer rundum laufenden Wehr eingeschlossen wird. Die Mauern des Hauses sind so hell verputzt, dass sie beinahe blenden, bis man näher herangekommen ist und kleine Details entdeckt, die den Blick so lange gefangen nehmen, bis man schließlich vor dem imposanten Gebäude steht. Eine Tür, vielmehr ein kleines Tor mit zwei Flügeln, erlaubt den Zugang zu dem Gebäude. Wie bei den Mauern auf dem Weg zieren feinste Holzschnitzereien das Tor. Sie zeigen ebenfalls die unterschiedlichsten Kreaturen und es macht den Eindruck, als ob die Künstler alle diese Wesen schon einmal selbst gesehen haben.
So Ehrfurcht gebietend wirkt das Tor, dass der Blick unwillkürlich an dem Gebäude hoch gleitet und nichts als feinstes Handwerkskunst sieht. Die Scheiben der Fenster sind zum teil gefärbt, sodass das einfallende Licht bunt gefärbt wird. Die Fenster selbst sind eingefasst von Holzrahmen, die fest in schwarzem Stein verankert sind. Um die Fenster zu schützen, wurde jedes mit hölzernen Blenden versehen, deren Holz in der Sonne zu einer Elfenbeinfarbe verblichen ist.
Dreht man sich vor dem Haus um, und schaut den Weg hinunter den man hinauf gewandert ist, verliert er sich genauso unter den gepflegten Bäumen, wie man von unten das Haus nicht sehen kann.
Alles wirkt wie ein Traum… Wunderschön, elegant, exklusiv, teuer. Man erwartet Wachen, die verhindern, dass Unbefugte über den wertvollen Weg laufen, einfach so in die Nähe des Hauses kommen. Doch erst, wenn man darüber nachdenkt, merkt man, dass jedes Leben fehlt.
Menschliches Leben zumindest.
Und das nicht, weil die Bewohner auf Reisen sind
Ein Kopfschütteln. Ein Blinzeln. Ein massieren der Nasenbrücke. Unbehagliches Schulterrollen. Erneut ein Kopfschütteln.
Und alles, was zuvor zu sehen war, ist verschwunden, zurück bleiben nur Ruinen, die den Eindruck tiefster Traurigkeit vermitteln. Sie berichten von Träumen, von Wünschen und von dem Versagen selbiger. Was passiert ist, weiß niemand. Doch niemand betritt diese Ruinen, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Selbst das reich geschmückte Eingangstor des Hauses wurde niemals aufgebrochen, sondern wurde ein Opfer der Zeit. Von viel Zeit. Irgendwo auf Eggertsland.