Tag der Demut oder Tag der Völlerei?
Einmal im Jahr begehen die Solanen in ihrem geliebten Durskalde, dass ja angeblich so sicher ist, einen Festtag, genannt „Tag der Demut“. Die Idee dahinter ist, dass der Adel mit dem Pöbel geleichgestellt ist. Sehr geschickt, so können die Solanen jeden aussortieren, der sich daneben benimmt, schließlich endet der Tag der Demut ja auch wieder, wie so einige Gäste erfahren mussten, die aus Trum angereist waren, darunter eine Heilerin und eine Wache. Während die Heilerin sich für ihre lose Zunge nur entschuldigen musste, war die Wache gezwungen, mit der eigenen Schopfbürste die Latrinen zu reinigen.
Doch was viel interessanter ist … Diese Wache, Tauron mit Namen, schien der lebenslustigen Lady Antonia nicht unbekannt. Die Lady wurde mehrfach dabei ertappt, wie sie grüblerisch zu der doch recht kräftigen Wache hinübersah und wenn sich unbeobachtet fühlte, ihm ein Lächeln zu schenken, was die Wache des Öfteren erwiderte. Glaubte dieser Tor tatsächlich, die Lady könnte ein Interesse haben? Aber vielleicht hatte sie ja schon von der Wache gekostet. Zu dem Tag passen würde es.
Während eines Spiels, in dem jeder jeden und jede mit einem Knüppel bearbeiten konnte, und die solanischen Adeligen und Edelen sogar auf Frauen und Kinder einschlugen, die Einrichtung der Festhalle zertrümmerten und zotige Reden führten, gab es vielfache Anspielungen auf das wechselseitige Scharadenspiel, von dem das gemeine Volk natürlich ausgeschlossen ist. Das ist wohl auch besser so.
Dennoch, auch die Adeligen aus Trum, die anscheinend nur angereist kamen, um ihre eigenen Töchter zu verschachern, ließen sich recht öffentlich zu äußerst interessanten Gesprächen über so genannte Näherinnen und Näher verführen. Es wurde sogar beobachtet, wie eine junge Adelige, mit Namen Amelia, ihre Dienerin zwang, ganz unverhohlen die Liebesdienste eines Kampfmagiers einzufordern. Zum Glück war der Kampfmagier wohl so überrascht von diesem Angebot, oder wie soll man es nennen, „Lustbefehl“? Dass er dankend ablehnte und davon absah, die Dienerin in ein Würmchen zu verwandeln.
Ob diese Offenheit, und auch die Ablehnung des Kampfmagiers an dem Alkohol oder an einem Mangel des solchen liegt, ist nur schwer auszumachen. Vielleicht besaß er auch nur die Weisheit, nicht von Früchten zu naschen, die für andere bestimmt sind. Denn aus sicherer Quelle haben wir erfahren, dass diese Dame wohl dem Baron von Solania zugeführt werden soll. Der Adel nennt dies politische Ehen, wir nennen so etwas Menschenhandel. Auch nicht wirklich etwas Neues, wenn es um Solania geht. Dennoch steht fest, dass dieser Tag der Demut alles andere als demütig begangen wurde. Es war wieder einmal ein Tag der Völlerei, wie man es aus Solania ja schon kennt. Einige Adelige haben so viel Bier und Met in sich hineingeschüttet, das man sie am Ende des Banketts hinaus tragen musste.
Doch wer glaubt, das die Diplomatin des Widerstandes, die berühmt berüchtigte Lady Antonia sich hervorragend benahm und sich nichts zu Schulden kommen ließ, der muss sich eines besseren belehren lassen. Uns ist aus glaubwürdiger Quelle zu Ohren gekommen, dass einige Priester und Magier bei der Dame einen Exorzismus für nötig hielten und diesen auch durchführten. Angeblich war die Dame davon gar nicht begeistert und musste mit Gewalt zu ihrem Glück oder Unglück gezwungen werden. Die Szenen, die sich während des Exorzismus abgespielt haben, sollen grausam gewesen sein.
Die Rede ist von explodierenden Gläsern, fliegenden Stühlen und einer unflätig fluchenden Lady Antonia. Sogar von grünem Schleim wurde berichtet, doch das halte selbst ich für übertrieben. Denn wer spuckt schon grünen Schleim? Doch bei diesen Solanen wie man ja nie.
Vielleicht war Lady Antonia ja auch einfach nur sturzbetrunken, wie man hört, auch nicht das erste Mal. Es scheint so, als ob sie tatsächlich Ihren Kummer über einen gewissen Ritter ertränkt.
Aber wenn sie glauben, dass sie hinter ihrem putzigen Schild in Durskalde sicher sind, vor der Freiheits- und Wahrheitsliebenden Berichterstattung aus Trum, dann sind sie mit dem falschen Fuß aufgestanden.
Wir kämpfen weiter dafür, den Solaniern ihre Maske des armen unterdrückten Volkes abzureißen und ihre wahren Gesichter zu enthüllen.
Tadona Katis – Schreiberin in Diensten des Wiedener Herold