Bisweilen mag in der immer noch gebeutelten Baronie Champa auffallen, dass eine gewisse Anzahl Wanderprediger unter dem Zeychen der Sonne das Wort erhebt gegen die Thaumaturgische Akademie zu Thortmanne im Lehen.
„Höret und sehet, was die Kirche der Sonne euch zu sagen hat!
Ihr alle werdet wissen um den Stern, den zu erhaschen eyn jedes Reich in Trum zu suchen Expeditionen ausschlickte, doch nur die heldenhafte Sense unseres hochwohligen Barons dies zu thun vermochte. Doch sehet, was hat es uns eyngebracht?
Seyt der Stern in unserem Besitze war, ist der Krieg dreingetobt zwischen Champa und Siebenhöfen und die Sonnenkirche hat Boden verloren in den Landen Trum. Hungern mussten wir wegen der Vernichtung großer Kornvorräte durch fremdländischer Mörderhand. Obgleich sonst eyn allen Ortes beneydeten Herrschers von der Sonne geküsst, griff eyne dunkle Hand nach unserem Baron und verdunkelte die Regentschaft bis zu dem Tag, an welchem die Kirche der Sonne ihr Oberhaupt aus den Fängen der Verderbnis befreien konnte. Doch pflegt unser Herrscher noch seyne Wunden.
All dies trat inne mit dem Niederkommen des Sternes. So keyn heyliger Glanz erleuchtet ihn, sondern finster macht er den Tage der Nacht gleych. Und nun, da sich unser Lehen erholt, fand der unheilige Stern eyn neues Heim.
Die Zauberer der Thaumaturgischen Akademie zu Thortmanne haben sich seyner bemächtigt. Zu Zwecken der Wissenschaft, sagen sie. Doch in Wahrheyt bewahren und mehren sie damit die Finsternis.
Drum sage ich euch, wo immer Ihr eynen Zauberer seht, verdrescht ihn nach Strich und Faden, bis sie zur Eynsicht kommen, dass sie den Stern aus Champa bringen, irgendwohin, wo er dort seyn Unglück thut.“
Erkundigt sich das beunruhigte Volk bei der Kirche, wird es getröstet, die Prediger seyen nicht die offizielle Stimme der Sonne, sondern selbsternannte Verirrte. Denn im Eynklang mit der Akademie hatte man den magischen Stern dorthin geordert zur Verwahrung und Vernichtung. Doch erhalten die Wanderprediger unerwartet Rückenwind von eyner Profession, die sonst gar nicht sonderlich mit ihnen einhergeht: den Dorfhexen.
Deren Bangen ist, dasz die neue Akademie ihnen die Kundschaft spenstig macht mit Wahrsagerey, Amuletten und Talismanen. Und so schimpfen auch sie gegen die gelehrten Zaubermeyster. Und diese seyen Schuld an schlechter Ernte, an Krankheit und an vergiftete Brunnen. Weyl sie am verfluchten Stern herumwerkeln. Davon erzählen sie, bis so manchem im Volke der Mund schäumt vor Wut und er nur zu gerne eynen der Zauberer mal in seyne Finger bekommen würde.
Doch nach und nach äußern auch die offiziellen Kirchenvertreter ihre Bedenken. Einige Schäfchen, die für Wunderheilungen, Exorzismen, Talismane und Amulette, für Erntesegen oder für die wahrsagende Sternendeuterei gerne spendenwillig zur Kirche kamen, schicken sich nun tatsächlich an, statt auf bewährte Heilige, auf käufliche Zauberey zu setzen.
So wächst allmählich ein gewisses religiöses Unbehagen im bis dato recht magietoleranten Champa und trotz allseytiger Wahrsagekunst, weysz eyn keyner, wohin dieses Ungemach das Lehen führen wird.