Ob sie wissen, was sie tun?
Es gibt wieder einmal wilde Geschichten zu vermelden, diesmal aus Trum und aus Solania. Die Gerüchte um Lady Antonia und ihren ersten Ritter, den Sir Derius, sind ja hinlänglich bekannt. Dass aber Lady Antonia in Bentheim ein Kind zur Welt gebracht haben soll, ist neu. Ebenso wie die Tatsache, dass die Lady höchst erzürnt über den Verlust von Sir Derius Zuneigung ist. Denn wie bekannt, hat sich Sir Derius einer neuen Adeligen zugewandt, interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es sich um eine Verwandte der Freifrau handelt. Estelle soll ihr Name sein. Da braucht sich die Lady doch nicht aufregen, es bleibt doch schließlich alles in der Familie. Und wenn Sir Derius ein Paar Unterrichtsstunden in der Scharaden-Beratung von Michelle LaBoum nimmt, dann wird er wohl so schnell auch keine Rapiere mehr anstelle von Geschmeide verschenken. Oder ging es bei dem beobachteten Streit zwischen Lady Antonia und Sir Derius, der, obacht! des Nächtens in Sir Derius Quartier stattfand, darum, dass die Lady außer einem Kind keine Geschenke bekam?
Auf dem letzten Zusammentreffen der Solanen in der Öffentlichkeit, in einer verwilderten Schenke genannt „zum verfluchten Krug“, war die oft unterkühlt wirkende Dame auf jeden Fall noch nicht einmal anwesend. Dafür erschien Michelle LaBoum auf der Fläche, eine unvergessliche Persönlichkeit. Aus Kreisen der Magier Akademie, vertreten durch Meisterin Tamea und Meister Thoron, wurde verlautbart, dass Michelle, die ja bekanntlich eine Schwäche für das Scharadenspiel hat, nun eine Schule für das richtige Spielen der Scharade und eine Beratung bei Problemen derselbigen eröffnet hat. Sie versuchte ihre Künste auch gleich bei einem Schreiber namens Aaron einzusetzen, dem schien das jedoch eher peinlich zu sein. Das lag aber vielleicht daran, dass der gute Schreiber ein wenig überfordert war von der guten Michelle.
In feucht fröhlicher Runde konnte selbst ein störender Gottkaiserlicher nicht lange unterbrechen, auch wenn er eine Hand für Estelle dabei hatte, die er in einer Truhe überbrachte. Was sich diese widerlichen Gottkaiserlichen auch immer alles einfallen lassen. Nicht einmal weit weg von Solania ist man vor diesen Gestalten sicher.
Apropos Sicher. Hütet euch vor den Nordmännern, die unterscheiden nämlich nicht so genau zwischen Mein und Dein und einige Nordmänner wurden dabei beobachtet, den einen oder anderen Gegenstand „wiederzufinden“ natürlich gegen Bezahlung. Einer von denen, der dem eifrig fließenden Alkohol noch eifriger zusprach, wurde auch beobachtet, als er versuchte ein ominöses Drachenei zu verkaufen. Eine Nord(mann)frau hingegen besiegte die eine oder andere Anwesende im Armdrücken und fing dann ein abgebrühtes Würfelspiel mit den Söldnern der Grünen Feste an, die sich auch dort aufhielten.
Übrigens mehren sich die Gerüchte, dass die Lady Antonia auf dem Weg nach Trum ist. Was auch immer sie dort zu finden erwartet, wissen wir nicht, auf jeden Fall verspricht der Wechsel der Jahre auch interessante Neuigkeiten zu bringen.
Für euch werte Leserschaft bleiben wir natürlich dran an der Sache. Schließlich war der Ratsinspektor Ulfried lange Zeit in ein angeregtes Gespräch mit den Gefolgsleuten der Lady vertieft, die ohne ihre Anführerin wesentlich lockerer schienen und auch dem einen oder anderen Becher kräftig zugesprochen haben.
Tadona Katis – Schreiberin in Diensten des Widener Herold