Schön ist es, hat er gesagt. Gut, das stimmte. Eine entspannte Reise wird es, hat er gesagt. Und das stimmte nur, bis wir uns aufmachten, unsere Freunde vom Helwart Orden zu treffen und diese uns schon gerüstet entgegenkamen. Aran hatte eine Nachricht geschickt, dass irgendetwas geschehen war. Natürlich stimmten wir ohne zögern und viele Worte zu, zu helfen. Wer wir ist? Ekarius, Henna, Anka, meine Wenigkeit und ein rot gewandeter Geck namens ….ach, was weiß ich, wie er hieß, er ließ sich kurz auch Maestro nennen.
Amateras leitete die Helwart Gruppe, Ekarius die Abordnung aus Trum. Zusammen machten wir uns alle auf, einen recht hohen Hügel zu besteigen. Recht stolz bin ich darauf, dass, obwohl ich die fülligste bin, ich nicht als erste darum bat, langsamer zu gehen oder eine Pause zu machen. Es war eigentlich ein schöner Ausflug, wenn wir nicht immer Arans Hilferuf im Kopf gehabt hätten. Eine große Lache Blut mitten auf der Straße, noch frisch und feucht ließ uns rätseln. War dies das Ende des Unglücklichen? Oder der Beginn einer Flucht? Wir eilten weiter den Berg hinauf und fanden weitere Blutspuren, die Anlass zu Spekulationen gaben. Langsam machte ich mir Sorgen ob des Blutverlusts. Aran gehört nicht zu den größten, wenn man nach irgendwelchen Maßen geht.
Sollte das sein Blut sein, dann würden wir eventuell zu spät kommen.
Wir liefen und liefen, und fanden schließlich Aran bewusstlos, schwer verletzt im Wald. Zum Glück hatte ich die kleine Reise Tasche dabei, so dass ich Arans Wunden behandeln konnte. Während ich damit beschäftigt war, begutachteten einige andere das Kästchen, das neben Aran offen stand. Plötzlich konnten Menschen sich nicht mehr an Namen erinnern. Anka und Ekarius wussten meinen Namen nicht mehr, Amateras konnte sich nicht an Pietru erinnern. Selbst wenn man die Namen nannte, verschwanden sie sofort wieder aus den Köpfen. Gerwin und Alastair schliefen ein und waren nicht mehr wach zu bekommen. Selbst ein lautes Anbrüllen half nicht. Ein rascheln im Gebüsch ließ Ekarius und Henna sofort losstürmen, auf einen Mann der sich dort versteckt hatte. Ich rief noch, sie sollten ihn lebend fassen, doch dazu gab es keine Möglichkeit. Er verletzte Ekarius nur leicht am Kopf, so dass wir nach einer Durchsuchung der Leiche, bei der keine Zeichen des Kultes von Licht und Schatten zu finden waren, weiter zogen. Denn die Schläfer waren mittlerweile wieder wach. Unterwegs ersonnen wir nicht nur eine Strategie, um die Vergesslichen wieder an die Namen zu erinnern, es gab auch die Möglichkeit, für Aran zu berichten, was geschehen war. Der kleine Narr hatte sich tapfer einem weißen Magier vom Kult entgegengestellt. Und der hatte ihn fast in Stücke geschlagen.
Doch es war Aran gelungen, dem Magier die Kiste abzunehmen, die Anka nun in ihrer Schürze trug. Wir machten uns weiter auf den Weg zum Wachhaus, wo sich noch andere Helwart Mitglieder aufhalten sollten.
Seufzend hörte ich zu, und selbst wenn Ekarius Probleme hatte, sich meinen Namen zu merken, sah ich seinem Gesicht doch an, dass er dass Gleiche dachte. Vor mehr als einem Jahr hatten wir bei einer belagerten Burg in Escadon der Kult-Schlange den Kopf abgeschlagen. Anscheinend gab es aber noch immer Kultisten, die sich berufen fühlten, für was auch immer zu kämpfen.
Während wir so durch den Wald stapften, in dem noch die Schaden der Winterstürme zu sehen waren, fiel mir auf, dass es schlechter um Escadon stand als gedacht. Denn in einem gut geführten Lehen wären im Sommer keine Winterschäden mehr, und Aran hätte die ihm zustehenden Wachen um seinen Bereich zu bewachen. Doch das behielt ich für mich.
Die Wege wurden immer sumpfiger und ein Durchkommen immer schwerer. Ekarius winkte mir zu, er hatte seltsame Blumen gefunden. Natürlich sammelte ich sie ein, weil Mutter Moll immer sagt „Findest du etwas Seltsames, nimm es mit, aber sei vorsichtig“ also wickelte ich die Blumen vorsichtig ein und nahm sie mit.
Kurz darauf gab Ekarius Zeichen an Amateras, das voraus etwas geschah.
Es war der weiße Magier!
Er versuchte wohl ein Ritual durchzuführen und die beiden Anführer einigten sich schnell darauf, wie sie vorgehen wollten und griffen von zwei Seiten an und das Ritual wurde unterbrochen. Dennoch hing eine komische Nebelwand mitten im Wald, um die man sogar herumgehen konnte. Die Helwarter fingen an zu beten, um mit ihrem Glauben das Böse auszutreiben und nach einiger Zeit gelang das auch.
Ich sah mir das ganze an, nachdem ich Gerwins Schnittwunde am Bein versorgt hatte.
Die betenden waren erfolgreich und ließen sich auch nicht durch den Maestro ablenken, der meinte, das sich mit mir anlegen zu können. Als er jedoch merkte, das seine zweideutigen Anspielungen darauf, was ich schon gesehen und getan hätte, weder bei mir noch bei den anderen gut ankam, entschuldigte er sich schnell.
Die Nebelwand löste sich langsam auf, was den Helwart Orden beruhigte. Denn sie wollten keine dunklen Hinterlassenschaften im Wald sehen.
Sobald auch das erledigt war, zogen wir weiter. Es dauerte nicht lange und wir stießen erneut auf den Magier. Diesmal war er schneller gewesen und hatte es geschafft, mitten im Wald zwischen den Bäumen ein unheilvolles Nebelgebilde zu errichten. Doch damit nicht genug, griff er uns an. Während Yaren und ich uns darum kümmerten, einen von Ranken gefesselten Mann zu befreien, brach hinter uns ein Tumult aus, in dem Pietru beinahe tödlich verletzt wurde. Der Magier war mit den Worten „du bist Escadons Held?“ auf ihn zugestürzt und hatte ihm einen Dolch ins Herz gerammt. Mir wurde eiskalt, als ich diese Verletzung sah, es war das Gleiche, was Ekarius vor zwei Sommern auf Escadon geschehen war. Mit Yarens Hilfe flösste ich Pietru so viel blutungsstillenden Trank ein, das sein Herz kaum mehr schlagen würde, weil es kein Blut mehr zu pumpen hatte. Erst dann wagten wir es, den Dolch aus der Wunde zu ziehen. Meine Befürchtungen bewahrheiteten sich. Der Dolch hatte das Herz verletzt. Yaren sah mich irritiert an als ich mein schärfste Messer zückte und anfing, in Pietrus Brust zu schneiden. Doch was sollte ich tun? Ich habe geschickte Hände, aber so klein sind sie nicht, dass sie in einer Dolchwunde das Herz nähen können. Es brauchte mehr Platz dafür. Es gelang mir auch, das Herz wieder zu zunähen, letztendlich ist es auch nur ein Muskel, aber eben ein besonderer. Wohl war mir trotzdem nicht bei der ganzen Sache, doch die einzige Alternative hieß Pietru sterben zu lassen. Und wenn es etwas gab, dass ich immer tun würde, dann war es um jedes Leben zu kämpfen.
Während ich mich um Pietru kümmerte, versorgte die gute Anka die anderen Verletzten, teils unter meiner Anweisung, teils durch das, was sie schon wusste. Das Henna sich dabei weit mehr als gut war von dem Knochenheiltrank nahm…nun die Nebenwirkungen dazu werden wir sehen. Ich hoffe, es gibt keine, außer das er vielleicht ein wenig knöchern wirkt.
Irgendwann waren alle Verletzten versorgt, selbst Pietru bekam langsam wieder Farbe ins Gesicht. Wir flössten ihm so viel zu trinken ein, dass ich fürchtete, er würde platzen, doch das Blut musste wieder fließen. Alles schien gut gegangen zu sein….hoffentlich bleibt das auch so.
Es gab noch einige verschiedene Pflanzen zu finden, die sorgsam eingewickelt wurden und auch in meine Tasche wanderten.
Die Nebelfläche zeigte sich undurchdringlich, selbst ein mächtiger Schlag von Henna mit einem Baumstamm ließ nur den Stamm zerschellen. So wurden erneut Gebete gesprochen und Glöckchen erschienen. Sie mussten zu Boden gebracht werden, doch ohne dass sie läuteten, denn in diesem Fall war es, als ob Donnerhall direkt den Ohren explodierte.
Irgendwann war auch das geschafft, der Nebel verschwand und ein Thron erschien, der direkt aus dem Boden gebrochen war. Auf dem Thron befanden sich Schriftzeichen, darunter waren irgendwelche Dokumente. Eine Truhe auf dem Thron enthielt Komponenten der Alchemie.
Pietru und der entfesselte Gelehrte kümmerten sich um das Geschreibsel und machen sich daran, es auf dem restlichen Weg zu entziffern. Nach einer kurzen Rast machten wir uns auf den restlichen Rückweg. Einige Gespräche später waren wir endlich im Wachposten angekommen, wo es sich herausstellte, dass einer der Helwarter zum Kult übergelaufen war. Nachdem wir uns von dem Geschehnissen im Wald erholt hatten, gingen die Gespräche darum, wie man verhindern konnte, das Gerwin, Aran und Alastair wieder einschliefen. Denn sie waren auch bei dem zweiten Nebel Gebilde wieder eingeschlafen. Kurzerhand wurde beschlossen, einer ominösen Beschreibung zum brauen eines Tranks zu folgen. Als Amateras fragte, ob ich das machen würde, verneinte ich vehement.
Das Risiko, etwas Tödliches zusammen zu brauen, war viel zu groß und das sagte ich mehrfach. Ich ärgere mich jetzt noch, da sich nicht einfach alle Pflanzen nahm und sie versteckte. Doch der Rest der Gruppe, Gelehrte, ein Künstler, Krieger, eine Schankmaid und ein Koch beschlossen, es zu riskieren, und Aran befeuerte sie auch noch darin. Alles Schimpfen und beschwören meinerseits half nichts, sie machten es. Aran nahm den Trank und überlebte….
Ich war zutiefst entsetzt. Die Gruppe hatte gespielt und Aran hatte Glück gehabt. Selbst meine Bitte an Amateras, das zu unterbinden, wurde ignoriert, was ich nicht verstehen kann. So zog ich mich zurück, Henna gefiel das genauso wenig, wie mir, er war sogar bereit gewesen, Aran niederzuschlagen, um zu verhindern das er den Trank nahm. Das Unverständnis und mein Zorn über dieses Spiel war recht offensichtlich und wollte sich auch nicht mehr legen.