Tag 4
Schon früh am Morgen war es brütend heiß, was die Untoten jedoch nicht davon abhielt, uns im Lager zu überfallen. Florek wurde dank eines glücklichen Treffers schnell außer Gefecht gesetzt. Daher musste ich versuchen, das Lager zu verteidigen. Immerhin hielt ich das Tor 30 Sekunden lang gegen drei Untote, aber ich bin nun mal kein Kämpfer und ein Hieb auf den Arm, danach auf das Bein ließen mich zu Boden gehen. Zum Glück waren einige andere schon auf den Beinen, so dass wir schnell veratztet und die Untoten vertrieben wurden. Danach ging alles seinen gewohnten Gang, Kräuter wurden gesucht und gefunden, Untote vermöbelt und zerhackt, bis die Kunde kam, der Lich habe sich gemeldet. Er wollte das Herz der Gaia haben, die unter dem See lebte, und die gefangene Lich, die sich selbst als Buße für ihre Untaten opfern wollte, interessierte ihn nicht. Wir lachten über diese recht kindische Drohung, „gib mir ihr Herz bis um 12, meine Untergebenen interessieren mich nicht und angreifen werde ich euch trotzdem“? Vielleicht waren der Lich und der Baron-Baron nu zwei Seiten der gleichen Münze. Und vielleicht war das der Grund dafür, dass er es in 20 Jahren nicht geschafft hatte den Lich zu besiegen. Aber wahrscheinlich ist das auch alles nicht so einfach. Na ja, ich flicke zusammen, was da liegt, und freue mich, wenn ich die Menschen oder Elfen später geheilt durch das Lager gehen sehe.
Die Mittagsstunde kam und ging, die Lich setzte sich der Sonne aus und verging in ihr. Ein Spektakel, das jeder beobachten konnte. Derartige Dinge sind nicht mein Geschmack, ich schaue mir auch keine Hinrichtungen an. Im Laufe des Tages kam es wieder zu stärkeren Gefechten, und in den frühen Abendstunden erschien der Lich mit seiner Armee.
Doch diesmal konnte der Magier das Lazarett nicht schützen, er lag dampfend vor Hitze im Lazarett, wirkte mehr tot als lebendig. Ich erfuhr, dass er, während er in einem magischen Kreis stand, von einer klerikalen Magie Entladung getroffen worden war. Das hatte ihn fast getötet, hätte er nicht die Energie in Hitze umwandeln können. Mehr als Heiltränke und löschen konnten wir nicht für ihn tun. Auch die Söldnerin landete verletzt bei uns. Da ich nicht wirklich nachtragend bin, haben ich mich auch um sie gekümmert. Ja, Sanftmütigkeit kann man mir vorwerfen, ebenso wie das Vergessen jeglicher eigener Sicherheit oder Zurückhaltung, wenn es um die Versorgung von Verletzten geht.
Irgendwann war diese Schlacht beendet und alle waren nur noch völlig erschöpft. Das hielt den Baron jedoch nicht davon ab, eine Hexe aufzutreiben und diese unter den Augen des johlenden Mobs durch das Dorf zu treiben. Angeblich habe sie Unzucht mit einem Werwolf getrieben, würde den Bezephalus anbeten und dergleichen mehr. Ein Richter oder so etwas stellte sich dem Mob in den Weg, doch selbst er bekam die wütende Menge kaum unter Kontrolle.
Als diese grausige Episode zu Ende war, hörte ich rufen am Feuer und eilte hinzu. So erlebte ich gerade noch, wie Herr Ortwin Henna einen Orden verlieh! Der Erste Orden, der jemals in der Geschichte Trums verliehen wurde. Henna bekam ihn für seinen selbstlosen Einsatz im Kampf. Als er etliche Schläge für den Baron gefangen und dadurch fast sein Leben verloren hätte. Das hob die Grausigkeit der Hexen Verbrennung wieder auf.
Als schließlich alle und bis auf Herrn Ortwin wieder im Lager versammelt waren, kam der Baron-Baron heran, mit einem jungen Krieger, den ich mehrfach verarztet hatte. Der Baron-Baron sprach uns seinen Dank aus, das wir geholfen hatten den Lich zu besiegen, doch ich glaube, er wollte diesen Dank lieber an Herrn Ortwin richten. Aber da der nicht da war, machte der Baron-Baron das Beste daraus und wandte sich wieder zum gehen. Doch der junge Krieger hielt ihn auf, kam auf mich zu und kniete vor mir nieder!
Ich war total verwirrt und wusste nicht, was das sollte, dann sprach er mich auch noch mit „Mylady“ an. Der junge Mann wollte mir einfach seinen Dank aussprechen, dafür, dass ich ihn gleich mehrfach zusammengeflickt hatte, selbst als er die Pest hatte. Natürlich sagte ich ihm, er solle aufstehen, ich sei keine Lady und es freue mich dass es ihm gut gehe. Und das stimmte auch, dennoch war ich froh über die Dunkelheit, sonst hätte wohl jeder gesehen, wie rot ich geworden war.
Noch etwas, das ich noch nie erlebt hatte.
Der Abend klang aus bei dem Erzählen von Geschichten und Lobpreisungen über den heiligen Sausebrand, über den wohl jeder eine andere Begebenheit zu erzählen hat. Am nächsten Tag machten wir uns auf wieder zurück Richtung Trum zu reisen. Doch wir würden wohl in Solania halt machen. Denn eine Gräfin, deren Lager sich neben dem unseren befunden hatte, Erkannte in Florek denjenigen der ihr im Kampfe fast den Kopf von den Schultern getrennt hatte. Also schloss sich Florek der von Bruder Decius geführten Büßergruppe an.
Ich machte und mache mir derweil Gedanken darüber, das Herr Ortwin nun weiß, das ich noch eine andere Sprache beherrsche, etwas das ich bisher gut verborgen habe. Nicht einmal Mutter Moll weiß davon. Hoffentlich ist es ihm wieder entfallen, schließlich bin ich nicht von Wichtigkeit.