Tag 3
Der Baron Ortwin stöhnte wie alle anderen unter der Hitze, also trug er Bruder Decius auf, für eine Erfrischung zu sorgen. Das geschah auch, indem Bruder Decius kurzerhand mit der Hilfe der Mauerwachen einen Zuber baute und ihn mit kaltem Wasser füllte, auf das der Baron seine Füße hineintauchen konnte. Schnell wurde unser Lager nicht nur um James’ Küche, sonder auch um den Zuber beneidet. Einige seltsame Pflanzen tauchten auf und im Wald fand ich zusammen mit Bruder Decius, Henna und Albert zahlreiche weitere Kräuter, die Decius verarbeiten konnte. Ich wusste gar nicht, dass der Priester auch der Alchemie mächtig war.
Irgendwann waren an auf der Rückseite des Schlosses Portale entdeckt worden, durch die immer wieder Untote ihren Weg in die Welt der Lebenden fanden. Zwei der Portale waren schon verschlossen, als es um das dritte ging, waren Decius, Florek und ich dabei, um zu helfen. Der Priester sollte mit Gebeten das Land segnen helfen, Florek kämpfen und ich flicken. Das taten wir auch, bis Florek regelrecht zu klump gehauen wurde. Schon wollte sich ein junger magischer Heiler auf ihn stürzen, doch ich hielt ab, erklärte das Florek eine magische Heilung ablehnen würde. Doch Decius war selbst verletzt, seine Schulter sah aus, als habe jemand versucht, sich durchzubeißen. Also bat ich jemanden großen und kräftigen Florek niederzuschlagen und gab dem jungen Magier ein Zeichen. Wenn Florek etwas mitbekommen hat, dann war es eine experimentelle alchemistische Heilung, die sehr schmerzhaft war, daher der Niederschlag. Dabei werde ich immer bleiben.
Denn bei den Angriffen, unter denen wir litten, konnte ich unmöglich Florek vernünftig verarzten, mich um Bruder Decius und all die anderen Verletzten kümmern.
Wir überlebten jedoch und schafften es zurück ins Lager, wo ich große Augen machte, da Henna einen Verband ums Gemächt trug. Die Untoten hatten wohl recht gute Bogenschützen, wie auch andere Herren und Damen am selben und den darauffolgenden Tagen noch erfuhren. Immer wieder musste ich Pfeile aus Gesäßen oder Füßen schneiden. Na ja, besser als sie aus einer Lunge herauszuholen, was auch einmal notwendig war.
In solchen Momenten freue ich mich über magische Unterstützung, denn gerade solche Verletzungen sind doch besser versorgt, wenn Heiler und Magier zusammenarbeiten.
Irgendwann im Laufe des Tages war auch eine Göttin oder so etwas, das unter dem See gefangen gehalten wurde, befreit worden. Sie schritt manchmal geistesabwesend durchs Lager. Aber sie war nett, wirkte nur verwirrt. Na ja, wer weiß, welche Gesellschaft sie hatte, wenn sie überhaupt welche hatte, außer Fischen.
Zwischendurch gab sich Herr ortwin die ehre und schnitt höchstselbst den edlen Schinken für uns einfaches Volk im Lager auf.
Wie zuvor blieb es tagsüber bei kleinen Scharmützeln, und meine böse Vorahnung in Bezug auf James sollte sich beim Essen leider noch bewahrheiten.
Alle hatten sich zum speisen niedergelassen, bis auf James, Bruder Decius und Baron Ortwin, der beim Baron-Baron war.
Während wir aßen, wurden die Gespräche immer kindischer, dümmer und landeten schließlich irgendwo im Alter von kleinen Kindern, die sich gegenseitig ärgern. Bruder Decius suchte dieweil einen seiner gebrauten Tränke. Eine der Kämpferinnen, die ich versorgt hatte, kam ins Lager, sah sich das ganze an und eilte fort, den Baron und Bruder Bartholomäus zu holen. Wir benamen uns wirklich beschämend, doch der hohe Priester des Baron-Barons heilte uns schließlich von was auch immer wir zu uns genommen hatten. Danach mussten sich alle im Kreis aufstellen, nur ich sollte außen vor bleiben, doch ich gesellte mich auch dazu.
Herr Ortwin ging mit dem Buch des Eynen umher und fand recht schnell heraus, das James und Decius durch das Erlebnis in der ersten Nacht mit den Schatten verseucht waren. Sie wurden gereinigt und Bruder Decius versprach Buße zu tun, indem er zu Fuß bis nach Solania gehen wolle, zusammen mit James.
In der frühen Abendstunde musste ich das erste Mal in meinem Leben einen Pfeil aus einem Gemächt schneiden musste. Nun es war nicht angenehm, doch es gelang und ich hoffe für den Krieger und seine stolze Freundin dass alles gut verheilt.
Leider war es genau diese Wunde, die später noch zu einem Mord im Lazarett führte.
Zwar konnte ich das Opfer retten und beruhigend auf sie einwirken, doch die Täterin zeigte sich absolut uneinsichtig. Selbst als ich versuchte, ihr klarzumachen, dass sie, bliebe sie bei ihren Worten, mit einer Mordanklage rechnen müsse. Als ich versuchte, den Grund für diese Aufregung von der Gefährtin der Täterin zu erfahren, ging diese mich an, wenn ich nicht auf meine Worte achten würde, so würde sie mich niederstrecken. Mein Verständnis für irgendwelche Befindlichkeiten befand sich zu diesem Zeitpunkt nicht nur aufgrund der Hitze bei Null.
So wandte mich an das Lager des Baron-Barons, der jedoch nicht zugegen war. Dennoch wurde ich freundlich willkommen geheißen, tatsächlich konnte ich sogar noch mit Herrn Ortwin sprechen, ihm alles erzählen und er wollte versuchen, es zu klären. Mir lag nichts an einer Mordanklage, doch die junge Täterin sollte eingestehen, dass sie einen Fehler gemacht hatte und diesen auch einsehen.
So gingen wir zu ihrem Lager, wo das ganze darauf hinauslief, das sie nicht einsah, etwas Falsches getan zu haben und ich solle es auf sich beruhen lassen. Nein, das wollte, konnte, und würde ich nicht tun, ich hatte nichts Falsches getan und mich entschuldigen bei einer Mörderin? Nein auf keinen Fall. Noch dazu wurde mir unterstellt, dass ich wohl ein zu sanftmütiger Mensch sei, der noch nicht viel gesehen habe. Sanftmütig mag wohl sein, aber gesehen habe ich genug, um einen Mord von einem Versehen zu unterscheiden.
Also blieb mir nichts als den Fall dem Baron zu melden, der daran jedoch nicht im Geringsten interessiert war und sich mir gegenüber verhielt als würde ich wegen einen verschütteten Krug Wein um Rechtsprechung bitten.
Dennoch bedankte ich mich höflich, und ging zurück zum Lager, in der Hoffnung auf eine Pause und etwas zu trinken.
Während wir dort saßen, kam der Baron-Baron, fuhr mich an, er habe mit der Söldnerin geredet, es täte ihr leid und ich solle sie auf ein Bier einladen und die Sache aus der Welt schaffen, er habe keine Zeit für derartigen „Kinderkram“ Hätte ich noch einen Beweis gebraucht dafür, das ihn außer den Kämpfern, Magiern und Priestern niemand interessierte, so hatte ich nun. Ein Mord ist KEIN Kinderkram.
Ich fühlte mich auch von Herrn Ortwin missverstanden und verraten, hatte ich doch gedacht, dass er in so einer Situation mich unterstützen würde. Nur einmal zuvor hatte ich seine Unterstützung erbeten, und da ging es um weit weniger, als um einen Mord. Doch ich habe meine Lektion gelernt.
Als die Dunkelheit vollständig war, nahte auch die Armee der Untoten wieder, die sich durch das schließen und segnen der Portale überhaupt nicht beeindrucken ließ.
Wie zuvor errichteten die Heiler das Lazarett zwischen den Lagern der Kämpfer und sorgten für Schutz, da die Untoten gnadenlos waren. Doch der Baron-Baron befahl dem Schutz, den wir erbettelt hatten, an seine Seite, so dass wir schutzlos gewesen wären. Doch der Magier tauchte auf, stellte sich wortlos zwischen die Kampfreihe und das Lazarett, breitete seine Arme aus und blieb wie ein Fels in der Brandung stehen, ließ Verletzte ein und Geheilte aus, doch kein Untoter kam an ihm vorbei. Nicht einmal ein Pfeil ging durch.
Als wir spät im Lager saßen, bei einem wohlverdienten Krug Met, stürmten noch einmal irgendwelche Schergen heran und griffen uns an. Mehrere Schwerthiebe in meinen Rücken wurden nur von der magischen Rüstung zurückgehalten, doch damit war dieser Schutz dahin. Diese Nacht endete erst im morgengrauen, als ich erschöpft ins Bett fiel, noch immer hörte ich die Stimmen von Dämonen und Untoten, die im Lager für Unruhe sorgten.