Ein Gedanke zu „Ein Abend im Oktober“

  1. Tagebuch Elder

    Die Taverne zu Amuria schafft es immer wieder zu überraschen. Das letzte Mal war ich vor der Reise nach Amaris dort, und so viel ist geschehen auf der Reise in die seltsame Stadt, die alle Flüche und Unwesen der Welten anzuziehen scheint.
    Ein Gespräch am letzten Abend dort hatte mich in einer schon lange herumschwebenden Idee bekräftigt, die Salbe die ich entwickeln wollte, dot zu testen. Daher war ich überrascht und auch verunsichert den Inspektor Ulfried Wieden dort zu sehen. Konnte er es wissen? Nein, ich hatte mit niemandem gesprochen und doch, Ulfried war bekannt dafür, seinen Finger in die Wunde zu legen.
    Ich ließ mir jedoch nichts anmerken und setzte mich stattdessen an den Tisch zu ihm, Lady Antonia und Henna. Gerade hatte ich einen Schluck wohltuendes Gebräu zu mir genommen, als die Botin Hanna aus Theotmalli, die ja erst vor einem Mond überfallen worden war, mir einen Brief übergab. Das ist erst der dritte Brief, den ich jemals bekommen habe, und ich habe mich sehr darüber gefreut. Auch wenn der Inhalt komisch war und ich über eine Antwort zunächst noch mit Ulfried sprechen wollte. Das dauerte zwar eine Weile, weil unterschiedliche Geschehnisse, darunter ein Ritual der Seefahrer, es nicht zuließen, das wir uns an einen Tisch setzten, doch am Ende gelang es und er war in der Tat genauso neugierig wie ich, wenn er auch meine Bedenken überhaupt nicht teilte.
    So sagte ich der Schreiberin, was sie antworten sollte.
    Ulfrieds Bitte, Mutter Moll in die Tuchene Stadt zu geleiten, um dort Lady Antonia zu treffen, musste ich jedoch widersprechen, die alte Dame ist klar im Kopf, aber nicht mehr fit genug, eine so lange Reise auf sich zu nehmen, es wären immerhin zwei oder mehr Tagesreisen für die greise Frau. Doch ich will ihr Ulfrieds Bitte vorbringen, sicherlich wird sie mir dann einen Brief mitgeben für Lady Antonia.
    Es schien eigentlich ein ruhiger Abend zu sein, eine Gruppe Halblinge lief immer wieder umher, fragte nach Männern mit gelben Hosen oder nach Damen mit Namen Kara, am Ende hatten sie wohl beides gefunden. Auf einmal hörte ich rufe nach einem Heiler bei einem Ritual. Böses ahnend lief ich hinaus und fand die versammelte Seefahrerschaft und einige wild bemalte Gestalten um einen Ritualkreis versammelt.
    Als ich hörte, dass dort eine Chaosgöttin beschworen worden war, dachte ich, dass ich nicht richtig hörte. Doch es wurde von verschiedenen Seiten bestätigt. Eigentlich hatte das Ritual dazu dienen sollen, einen Dämon aus Kapitän Kalmar heraus zu treiben und dann war etwa schief gegangen und eine Chaos Göttin tobte durch den Ritualkreis.
    Da waren die Chaoten aus Amaris mir doch allemal lieber.
    Ulfried war auch unter den Zuschauern des Rituals und legte mir mit Nachdruck nahe, den Ort zu verlassen, da ich zu Magie affin bin. Ich habe mir erklären lassen, was affin bedeutet. Und glaube nicht, das es stimmt, denn ich bin bekanntlich so magisch wie ein Stein. Dennoch ging ich, das Chaos weckte unangenehme Erinnerungen. Auch fing die Narbe an meinem rechten Arm zu jucken an, und das obwohl kein Vampir in der Nähe war…hoffe ich zumindest. Allerdings ist die Narbe seit Amaris auch verändert, sie hat sich schwarz verfärbt, und das nach über 12 Monden. Bestimmt lag es an dem aufeinander treffen mit dem Vampir in Amaris.
    Doch wie auch immer, ich ging in die Taverne zurück und setzte mich zu einem bekannten Gesicht, der Spielerin Pipa, an den Tisch, einer der Männer in ihrer Begleitung trug eine schimmernde Rüstung und seltsame Bemalungen im Gesicht, er war mir sofort ungeheuerlich. Doch Pipa meinte er wäre harmlos. Während wir dort saßen und ein wenig schwatzten, hörte ich, dass Kapitän Kalmar zu einem Halbgott gemacht worden war. Ich hätte vor Lachen fast mein Bier über den Tisch gespuckt, ernst nehmen kann man so etwas doch nicht.
    Hätte man mir das Gleiche über den tiefgläubigen Amateras, Gerin oder Artemis erzählt, dann, ja dann hätte ich es geglaubt. Aber bei Kalmar?
    Ich beschloss, dieses Gerücht als wilde Aufschneiderei zu ignorieren und bat statt dessen Meister Vino, mir bei meinem Experiment mit der Salbe zu helfen, denn leider wollte Jacqueline mir nicht helfen, sie stand dem ganzen zu kritisch gegenüber.
    Jedoch führte die Salbe nicht zu dem gewünschten Ziel. Sie war nicht völlig nutzlos, aber auch noch lange nicht da, wo ich sie gebrauchen konnte.
    Just als das Experiment zu Ende war, trug man mir an, die Börse für die Wetten zwischen Krähe und dem Landsknecht Hans zu verwalten, was ich auch tat. Kaum endete dieser Kampf unentschieden, kam es aus irgendeinem Grund zu Streit zwischen den wild bemalten Gestalten und anderen. Kalmar war auch dabei. Es war mir egal, um was es ging, auf dem Boden lag ein Mann namens Sieben, dem das Ohr abgeschnitten worden war.
    Er gebärdete sich derart wild, das ich einen Krieger bat, ihn kurzerhand niederzustrecken, damit ich die Wunden vernünftig reinigen und nähen konnte. Gar nicht so einfach, wenn überall wie verrückt geschrieen wird. Der nächste Verletzte lag vor dem Tor, ihn hatten vier Messerstiche in den Bauch getroffen. Mit mehr Glück als Verstand überlebte er diese Verletzungen auch wenn in den nächsten Wochen wohl nur Brei in kleinen Mengen zu sich nehmen wird. Es war einer der Gefährten Kalmars, ich konnte mir die spöttische Bemerkung „warum hilft er denn euch nicht, wenn er ein Halbgott ist“ nicht verkneifen, die antwort lautete simpel „das kann er nicht“.
    Na, wozu ist Halbgott sein dann gut?
    Und überhaupt…halbe Götter was soll das sein? Halbelfen, Halbzwerge ja, aber die werden in der Regel so geboren, Kalmar war bis zu dem Abend ein Mensch und dann ein Halbgott…err nein, darüber will ich gar nicht nachdenken. Eigentlich wollte ich aufgrund dieser Geschehnisse noch in der Nacht die Heimreise antreten, doch dichte Nebelschwaden machten die Straßen zu unsicher weshalb ich in Amuria übernachtete und erst am nächsten Tag zurück nach Trum reiste.

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